F. U. 2020!
Gedanken zum Jahreswechsel 20/21Mir kam heute ein Gedanke. Nein, eigentlich war es ein memento mori, ein Punkt der Erkenntnis. Wir machen uns alle Gedanken um Covid und ob die Zeiten wieder normal werden. Aber was, wenn es bereits zu spät ist? Wenn die Menschheit sich in einem Strudel befindet, aus dem sie nicht mehr entkommen kann? Mir wurde heute bewusst, dass es zu spät ist.
Damals, in seligeren Zeiten, ging der Vater arbeiten. Als Dreher, Maurer, Soldat, Metzger oder irgendwie im Büro. Er konnte mit seiner Hände Arbeit dafür sorgen, dass ein kleines Häuschen abbezahlt werden konnte, man einmal im Jahr in Urlaub fahren konnte und man immer genug zu essen auf dem Teller hatte, während die Mutter den Haushalt in Schuss hielt und wir Kinder dabei ohne zu murren und unkapriziös zu helfen hatten. Samstags badete die ganze Familie, man hockte sich zusammen, schaute „Wetten Dass“ oder spielte Gesellschaftsspiele. Brandt, Kohl und Wehner lieferten sich geharnischte Rededuelle bis aufs Messer, tranken aber abends wieder zusammen. Man mochte seine Nachbarn zumeist, und die, die man nicht mochte, wurden weder verteufelt, noch bis aufs Messer bekämpft, sondern geduldet. Wir Kinder spielten auch mit den komischen Kindern, sogar mit Mädchen. Ohne dass man bei der geringsten Bild-und-Tonstörung zu den Eltern lief und ein Krieg angezettelt wurde. Wir kamen aus der Schule, machten unsere Hausaufgaben und verschwanden dann zu den Kumpels. Wir gingen ohne elterliche Absprache ins Nachbarhaus, weil in der Siedlung niemals abgeschlossen wurde, außer Nachts. Wir schnappten uns Sägen, Hammer, Äxte und gingen in den Wald, eine Hütte bauen. Wir klauten Kartoffeln von Bauer Scheuers Acker, machten ein Feuer und rösteten sie. Wir wurden erwischt, bezogen mit seiner Reitgerte den Arsch voll und aus die Maus. Wir spielten den Lehrern Streiche mit Pupskissen oder ließen die Luft aus dem Fahrrad. Nichts davon geschah aus Bosheit, Kalkül oder Rachsucht, sondern weil es lustig war. Was war daran eigentlich auszusetzen und wann hat es begonnen, sich zu verändern? Was ist passiert? Darüber mache ich mit viele Gedanken.
Heute stehen die Kinder unter dermaßen Leistungsdruck, dass die Suizidrate astronomisch hoch ist. Nachbarschaft ergiebt sich darin, neidisch zu beäugen, womit der Nachbar sich den neuen BMW finanziert hat und ob er vielleicht in krumme Geschäfte verwickelt ist. Die Mutter betrachtet die neuen sündhaft teuren Manolo Blähnix und fragt sich, warum der eigene Kerl so ein Loser ist, dass sie mitarbeiten muss. Sonntags gehen sie Zeitungen austragen, um das Kindermädchen und die Putzhilfe zu bezahlen, weil sie keine Zeit mehr haben. Unsere Gemeinschaft von damals, die aus Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bestand, ist eine Leistungs-und Neidgesellschaft geworden. Wie ist das nur passiert?
Ich glaube, es begann, als das Privatfernsehen zugelassen wurde. Man muss Altkanzler Kohl jetzt nicht dafür schelten, es wäre wohl ohnehin passiert. Aber das Blickfeld erweiterte sich wohl. Die so genannte Kleinbürgerlichkeit, rundum zufrieden und in sich ruhend, wurde langsam auf zermürbende Weise aufgezehrt. Natürlich mussten private Sender konkurrieren. Es ging um Zuschauerzahlen und somit Werbeeinnahmen. Der dümmste Quatsch aller Zeiten, wer hat den Sendern diesen Floh nur ins Ohr gesetzt? Ich kenne niemanden, der bei Verstand ist und als Weintrinker sofort Krombacher kauft, nur weil ein Werbeträger kurz vorm Fußballspiel oder der Formel 1-Übertragung sagt: Diese Sendung wird präsentiert durch Krummbichel Lollohirnfrei.
Mithin haben sie den Werbefuzzies den Stacheldraht soweit durchs Gehirn getrieben, dass die auf allen Kanälen den gleichen Schwachsinn bringen. Ein Veltins-Kunde wird nicht Krummbichel-Kunde, da könnt ihr den Anstalten noch so viel zahlen, seht das doch endlich ein. Nun wurde die Werbung im Laufe der Zeit nicht besser und ich muss sagen: Den Vogel schießt regelmäßig irgendein Stink-Gewässer, meist von Boss, Coco Pervers, Dior, oder Johnny Sassagarecchimecchi unter dem Signet „Fragrance“ ab. Also „Duft“ auf Französisch. Omma Krawuttke kann das nicht googeln und hält das für den Firmennamen, is klar. Ich muss ehrlich gestehen, dass, sobald die Nachrichtensendungen (das Einzige, was noch geht, außer Satire) mich auch schon annerven. Nicht nur, dass NTV minutenlang das Warten auf die Nachrichten mit irgendeinem vollkommen verblödeten Scheiß-Song vermurkst von Menschen, die nicht einmal singen können, nein, das wird einem mehrere Wochen lang direkt ins Hirn gehämmert, woraufhin Myriaden Synapsen platzen wie Seifenblasen. Alleine, wenn ich diesen unsäglichen Pfosten von Ben Zucker, das ist der mit dem kehlig-prä-ejakulativen Gesangsstil, weiter hören MUSS (weil ich ja auf die Nachrichten warte), vergeht mir die Lust auf Fernsehen nachhaltig. Wie konnte das alles passieren?
Die Privaten Anstalten befanden sich dermaßen im Wettstreit, dass sie als natürliche Konkurrenz von „Wetten, was?“ Formate erfinden mussten, die besser waren. Also griffiger, frecher, freiherziger und lustiger. Ich sage nur: Länderpunkte. Alles klar? Oder Rudis Tagesshow. Das war gut. Das war neu, frech, innovativ. Sat 1 und ProNULLNULL7 mussten kontern und RTL2 verlegte die Schamgrenze endgültig unter die Zimmertemperatur, weil sie ab 22 Uhr nur noch quasi Live-Übertragungen aus dem Bordell brachten. Sport 1 konterte mit Sexy Sportclips, wo ich mich seit Jahren frage, was daran der Sport ist? Ich habe sogar das Gefühl, dass die Anstalten von RTL bis Sky sich absprechen, was den exakten Zeitpunkt der Werbeeinblendungen angeht, denn egal, wann ich irgendwo die Flucht ergreife, es läuft gefühlt auf allen Sendern gleichzeitig Werbung. Okay das Ding mit Werbung ist durch. Aber nach den Gesetzen der Börse: „Höher, weiter, schneller, mehr“ muss Einkommen generiert werden. Und wie, geneigter Leser macht man das? Man muss die Schamgrenze so weit unterhalb von „Tutti Frutti“ ansiedeln, dass der TV-Konsument wie bei einem Verkehrsunfall nicht mehr wegsehen KANN! Das hat zum einen mit der hemmungslosen Gier der Produzenten zu tun und andererseits mit der Börse. Es gibt ja nicht nur Kurse, die stehen, steigen oder fallen, wenn eine Firma erfolgreich ist oder nicht, es gibt noch das Ungeziefer, das darauf wettet, ob der Kurs steigt, fällt oder: Man halte sich fest: Seitwärts geht oder ob der verdammte Scheiß-DAX heute keinen Bock hat. Das IFO-Institut ist ein prima Beispiel dafür. IFA ruft einmal im Monat ca. 7000 ausgewählte Indutrie-Vorstände, Manager oder Verstandsvorsitzende an, um zu erfahren, was mit der Firma ist. Um den Geschäftsklimaindex zu erforschen. Allein das Wort ist ein schaler Witz. Um den "Index" zu erfahren, fragt das dämliche Pack nicht, wie die Geschäfte des letzten Monats liefen, oder wie sie aktuell stehen. Diese humorlosen Hirnzwerge erfragen allen Ernstes, wie die Manager glauben, dass es werden wird. Da treffen also die Kaffeesatzleser auf die Glaskugel-Betrachter. Aus dem, was IFO dann hört, berechnen die einen Index mit zwei Stellen hinterm Komma! Ist das zu glauben? Dann gibt es noch den Konsumklimaindex, für den das delphische Orakel wohl wegen Scharlatanerie geköpft werden würde.
Insgesamt hanebüchener Schwachsinn, mit der das kapitalistische System an der Nase herumgeführt wird. Das allein wäre ja nicht so schlimm, wenn es nicht Auswirkungen auf unser aller Leben hätte. Denn dieses Pack, man denke nur daran, dass der schlechteste Kanzler aller Zeiten Gerhard Schröder (gib mir mal ne Flasche Bier), seines Standes persönlicher Gasableser Vladimir Putins, nicht unsere festverzinsliche Rente den Börsenschakalen geliefert hätte. Alles, was der gute, sparsame Deutsche immer auf der Haben-Seite hatte, wurde zu Nichts. Bausparverträge, Kapitalsparpläne, festverzinste Dividenden, Lebensversicherungen, all das ist heute nichts mehr wert. Selbstverständlich wächst dann der Sozialneid, weil wir einfach keine Wohlstandsgesellschaft mehr sind! Der Blick richtet sich zwar immer noch auf den Nachbarn, aber aus einem anderen Grunde. Neid und Missgunst erfüllen unsere Herzen anstatt Wohlwollen und Freundschaft. Unsere Götter von heute sind Wachstum und Konsum. Aber Wachstum ist endlich, fragt Kalli Calmund!
Unter dieser Prämisse müssen die Fernsehanstalten handeln. Neue Formate müssen her. Fußball, der dritte Gott der Deutschen, muss erobert werden, auf Teufel komm raus! Horrende Summer werden aufgebracht, rückfinanziert durch die Idioten, die denken, Krummbichel verkauft sich besser, wenn Rummenicker vorher dumm rumfaselt oder ein verurteilter Verbrecher dümmlich grinsend sein Publikum vorführt. Fußballer von heute (gilt für fast alle Sportarten von Formel 1 über Golf bis Baseball) kicken nicht mehr aus Leidenschaft sondern sind allesamt egomanische Primadonnen mit Fallsucht und Millionenkonto. Das war der erste Ölzweig des Niederganges. Dann kamen Sendungen wie Frauentausch. Damit begann der Striptease des Versandes. Auf Streife, Anwälte mit Herz und ohne Hirn, Posch, Zwegat, und Konsorten vernebeln denen, die keinen Job haben, das verkümmerte Resthirn. Und dich Idiot dachte: Schlimmer kanns nicht kommen. Dann kam DSDS. Vollkommen verblödete Dauerkrächzer mit dem Verstand einer Stubenfliege a la Menderez halten ihre Hackfresse und ihre Hupen (Ich hab die Haare schön) in jede Kamera, buhlten um die Gunst eines Menschen, dem sein dämliches Dauergrinsen in die Hackfresse getackert wurde und der Watergate für die Wildwassserbahn auf Disneyland hält.
Schlimmer geht nicht? Nimm das, Verstand: Das Supertalent. Bohlen bekommt ein abartiges Abbild: Einen Menschen, der morgens garantiert 2 Stunden vor dem Spiegel steht, um ich einzutucken, der mit gefühlt 1,90 noch Highheels trägt und der, hätte er keine Ohren, im Kreis grinsen könnte, damit er gut rüberkommt. Und es gibt immer jemanden, der oder die das gut findet! Shopping-Queen, Elite-Partner, Parship, all das aus dem Bodensatz des Fernsehens, ist auf allen Kanälen zu finden. „Im Einsatz“, wo angebliche Polizisten Dinge regeln. Jeder der aufrechten Polizisten, die das sehen (was ja nicht geht, weil DIE haben keine Zeit für den Humbug, weil komplett überarbeitet), würden aus dem Kotzen nicht mehr herauskommen.
Schlimmer geht nicht? Oh doch. Naked Survival. Wäre ja keine schlechte Idee, aber naked heißt: Alles Interessante wird gepixelt. SCHWACHSINN! Dann kam noch einer obendrauf: Der Bachelor. Und weils nicht reicht, die Bachelorette! Kuppelshows sind groß in Mode, weil die Menschen vor lauter Dauergeglotze nicht mehr wissen, wie man anbandelt. Schlimmer geht nicht? Oh doch. Big Brother. Und weils nicht reicht: Promi-Big Brother. Es ist kaum zu glauben, aber das Niveau, von dem man dachte, es könne nicht tiefer sinken, wird ein ums andere mal unterhöhlt. Wenn irgendwann einmal Putin oder Erdogan hier einmarschieren und das sehen (Invasion wird kinderleicht, hängen ja alle vor der Glotze und Flinten-Uschi hat schon vorher dafür gesorgt, dass beim Kommiss nichts funktioniert), haben wir als Verteidiger des kulturellen Westens echt schlechte Karten.
Na komm, geht’s noch tiefer? Aber klar! Das Dschungelcamp. Der Begriff B-Promis wäre hier eine Art Glorifizierung. Altstars aus der Puppenkiste des bewegten Bildes werden hier publikumswirksam aber dennoch unter fleißiger Mithilfe des Zwergenhirnes trefflich und würdelos zur Schau gestellt. Ob man nun Känguru-Eier frisst oder sich von 2000 Spinnen besteigen lässt, der Phantasie und der Perversität sind keine Grenzen mehr zu würdelos. Und über all dem wacht Doktor Bob, der vor jeder Sendung eine Familienpackung Betablocker nimmt, um nicht direkt in die Kameras zu kotzen.
Na, geht noch was? Aber klar. Das Sommerhaus der Stars. Menschen, die zu dämlich sind, ein Loch in den Schnee zu pissen, werden gezielt und gescripted auf einander losgelassen. Okay, bei Desiree Nick ist das kein Problem, die hasst alle und hält sich für die lebendige Nachfahrin einer abgehalfterten Straßenhündin mit Gottkomplex, begleitet vom Aussehen einer gestrafften, güllefarbenen Gesichtsbaracke mit dem Gebaren einer tollwütigen Bergziege. Diese mir vollkommen Unbekannten haben den lieben langen Tag nichts weiter zu tun, als sich selbst zu dissen und das Niveau weiter in den Keller zu treiben.
Natürlich fragt sich der geneigte Leser, woher ich das alles weiß. Nein, ich schaue mir das nicht an. Okay, ich gebe zu, zwei Folgen von Frauentausch habe ich meiner Frau zuliebe geschaut. Der anschließende IQ-Test wies aus, dass es tatsächlich eine Verbindung von IQ zu scripted Reality gibt. Also lieber meiden den Quatsch. Lest ein Buch. Schreibt ein Buch. Schaut dem Teutoburger Wald beim sterben zu, zählt acht Mal am Tag die Fliesen im Bad, alles ist gesünder, als Fernsehen!
Ach ja, meint ihr, da geht noch was? Aber klar. Der absolute Tiefpunkt aller Fernsehformate ist „Balls“. An dieser Stelle vielen Dank an Oliver Kalkofe, ohne seine Sendung „Fresse 2020“ wäre ich nicht drauf gekommen, denn ich habe mich aus dem aktuellen Programm schon lange verabschiedet. Ich weiß den Sinn von Balls nicht, aber für Geld Popel fressen, Pisse saufen und sich von „Mister Methane“ ins Gesicht furzen lassen ist der absolute Tiefpunkt des Geschehens. Ich bin mir aber sicher, da kommt noch mehr. Sonderformate wie Astro-TV, wo durchgeknallte Eierdiebe Orbs mit göttlich aufgeladenen Kristallen verhökern oder für sage und schreibe 269 Euro Einhornenergie verticken, sind da eher belächelnswert.
Nein, in Zeiten von Kenneth Copeland (I condamn you, COVID, I call you gone!), Paula White (and strike, and strike, and strike and strike and strike), Trump, Kim, Erdo, Orban, Szitlo, Johnson, Naidoo, Wendler und Hildmann, die allesamt das Resultat dieses Irrweges sind, brauchen wir uns keine Sorgen um das blöde Virus zu machen. Hände waschen, Abstand halten und immer schön Maske auf reicht, um das Meiste von sich fern zu halten. Bei allem anderen geht nur: FERNSEHER AUS!
In diesem Sinne: BLEIBT GESUND. Auch geistig! Ein frohes, neues Jahr.
Tom