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Fogertys Ways

Fogertys Ways
Eine Geschichte, Woche für Woche im 8-Wort.Geschichtenspiel entstanden. Hier nun an einem Stück. Der, der sich Gott nannte, ist tot, alle Macht den Engeln.

• * *

Aufgeheizt von der glühenden Sonne drückte die warme Luft auf die zugefrorenen Spitzen der Wolkenkratzer. Doch das Eis schmolz nicht, die erbarmungslose Kälte schluckte jede Wärme. Zwischen den Hochhäusern fegten kalte Gletscherwinde, Orte, in den ein Überleben undenkbar war. Der ganze Kontinent glich der Arktis, aber hier in Manhattan war die Eisschicht besonders dick. Sechzig Meter über dem Central Park blickte ein Mann Richtung Downtown.

Fogerty atmete tief durch, die dünne kalte Luft brannte in seinen Lungen. Er schleppte sich weiter, nach etwa zwei Kilometern, nahe über der 42. Straße, legte er erneut eine Rast ein. Im war klar, dass er einen anderen Weg einschlagen musste, vorbei an den Resten der Skyline. Ich muss mich rechts halten, dachte er, immer rechts halten, irgendwo da musste der Hudson sein. Nach einer Stunde Marsch, vorbei an Hell’s Kitchen und den Lincolntunnel unter sich wissend, hatte er den zugefrorenen Fluss erreicht. Vor Jahren, damals, vor dem Kälteeinbruch, war er schon einmal hier und hatte gestaunt, wie breit dieser Strom war. Doch nun, zugedeckt von dieser gewaltigen Eismasse, kam ihm diese Breite unendlich vor. Der Blick nach Westen schien unbegrenzt frei, nur ab und zu ragte eine Kirchturmspitze oder das Dach eines hohen Gebäudes heraus. Er drehte sich um, schaute auf Manhattan, das nun noch bedrohlicher wirkte als früher. Wie gerne würde er schlafen, sich ausruhen, doch er wusste, das wäre sein sicherer Tod. Hier konnte er kein Lager aufschlagen. Mittlerweile wurde es Abend, die Sonne schien schwächer und die Winde beruhigten sich. Die Kälte nahm zu. Zehn, zwölf Kilometer, dachte der Mann, vielleicht fünf Stunden bis zum Ziel.

Nach der Hälfte der Zeit erreichte er Greenwich Village. Mit Beginn der Dunkelheit steuerte er auf das ehemalige Ufer zu. Dort, über dem Westside Highway, entdeckte er die Spitze eines Hochhauses, dessen obere Etage zur Westseite hin nicht ganz so zugeeist war. Fogerty nahm seinen Rucksack ab und fand, was er suchte, gesichert in einer Styroporhülle. Er befestigte eines der kleinen Röhrchen an der Eiswand und ging in Deckung. Nach der Explosion war der Weg frei ins Innere des Gebäudes. Vorsichtig stieg er über Eissplitter und Glasscherben. Er durchquerte einige Räume, bis er einen geeigneten Platz in Augenschein nahm. Ein Zimmer wie aus dem Bilderbuch. Überall Bücher, in Regalen, auf dem Schreibtisch, sogar auf dem Kaminsims. Wärme, dachte er, aber gleichzeitig wusste er, dass ein Feuer unmöglich war, der Rauch hätte keine Möglichkeit abzuziehen. Hier hat ein Professor seine Studenten empfangen, lächelte er in sich hinein, also war ein in einem Universitätsgebäude. Kurze Zeit später fand er die kleine versteckte Hausbar mit einer Auswahl an Getränken und Kristallgläsern. Er öffnete eine Flasche Scotch, der Geruch war fantastisch. Und keine Leichen, weder in den Ledersesseln noch auf dem Boden. Fogerty machte es sich in einem der Sessel gemütlich und überlegte, immer noch lächelnd, ob er den Scotch mit oder ohne Eis genießen sollte. Eis gab es ja genug. Er entschied sich dagegen.

Das Zimmer machte einen behaglichen Eindruck, hier hatte jemand Geschmack bewiesen. Old english, perfekt bis ins Detail. Nach einigen Gläsern fiel sein Blick auf ein Bild. Mittlerweile konnte er nicht mehr entscheiden, ob es ein gemaltes Bild war oder eine Fotografie. Doch diese Allee aus Königslinden erinnerte ihn an früher. Langsam driftete er ab. Mit dem Glas in der Hand schlief er ein und träumte.

Er dachte nicht mehr an seinen Auftrag, er sah nur noch ihr Gesicht, ein Traumgesicht. Sie. Sie, die er jagte, jagen sollte, jagen und töten. Er sah nur ihr schönes Gesicht, umrahmt von strohblonden Haaren. Er träumte lange.

Der beginnende Tag ließ ihn wach werden. Ausgeruht füllte er seinen Rucksack mit einigen Flaschen Scotch aus der Bar auf. Zu essen gab es nichts zu finden. Aber an Hunger war er seit langem gewöhnt, egal, er musste weiter. Im gleißenden Sonnenlicht und schneidender Kälte betrat er wieder den Hudson in Richtung Süden.

Nach einigen Kilometern erreichte er die Hudsonmündung in den Atlantik, trotz Eis schmeckte er den Salzgehalt, er war nahe am Ziel. Linksseits ließ er den Broadway hinter sich und näherte sich Liberty Island. Noch drei Kilometer über das Meer. Aus der Ferne lächelte ihm Lady Liberty mit ungewohnt offenem Mund entgegen. Sie kam immer näher. Ihr Körper versunken, das Eis reichte ihr bis zum Hals. Ihr offener Mund irritierte Fogerty. Sie war hier, dachte er. Er verdrängte seinen Traum und zog seine Waffe. Noch hundert Meter, noch fünfzig, noch zwanzig, dann starrte er in das neue offene Maul der Freiheitsstatue. Er ging hinein. Mitten hinein in die Teufelsfratze von Miss Liberty.

Überall gefrorenes Blut. Ausgeweidete Leichen, Menschenopfer, Männer, Frauen, Kinder, letzte Überlebende, alle tot, abgeschlachtet. Dann sah Fogerty den Opferstein, welcher ihn an eine Feuerstelle im Garten eines Freundes erinnerte. Wenn nur nicht diese Rinne wäre, diese Blutrinne, voll von getrocknetem Blut. Sie war hier gewesen und er kam zu spät. Wieder einmal. Und wieder einmal lag inmitten des Opfersteins eine Hibiskusblüte, rot, gefroren und mit einem Zettel unter ihr.

„Komm, Geliebter, jage mich, verfolgte mich bis ans Ende der Welt. Hasse mich, liebe mich.“

Der alte Jäger roch an dem Stück Papier. Es roch frisch. Dann machte er sich auf in den Süden, folgte ihrer Spur.

• * *

Je tiefer Fogerty nach Süden vordrang, desto dünner wurde die Eisschicht, allein die Kälte blieb für ihn die Gleiche. Sie musste nach Süden, dieses kleine Miststück, in wärmere Gegenden, wo es noch Menschen gab, denn in New York, Maine und im ganzen Norden hatte sie die Reste aufgespürt und verzehrt. Nach Süden, dachte der alte Mann, Florida, Kuba, irgendwo da unten. Er maschierte Tage, Wochen, ganze 240 Kilometer an der vereisten Küste entlang. Jeden Tag etwa zwanzig, dreißig Kilometer Fußmarsch. Hunger plagte ihn und Einsamkeit. Nach fast zwei Wochen nahm er seine Karte und verglich sie mit seinem Kompass. Atlantic City. Er ging stadteinwärts.

Überall Eis, nur die Spitzen der großen Hotels zeigten die ehemalige Zivilisation. Alles wie ausgestorben. Und verdammt nochmal keine Spur von ihr. Sie war schnell unterwegs, schneller als er.

„Hey, Mister.“
Fogerty, nicht mehr an menschliche Stimmen gewohnt, zuckte zusammen und seinen Revolver.
„Mister, hier entlang.“
Die Stimme klang friedlich und er folgte ihr.
„Darf ich vorstellen: Buddha two, mein Schätzchen, meine kleine fette Flugmaschine.“
Fogerty schwieg und staunte, staunte nicht schlecht. Vor ihm standen ein völlig durch geknallter, unglaublich massiger Hawaiianer und ein verschissener Senkrechtstarter im Sonnenblumendesign.

Er zeigte dem Piloten ein Foto.
„Die habe ich gestern nach Key West gebracht, Mann. Sexy Frau.“
„Bring mich hin!“

„Key West, Havanna, alles überflutet, Mister.“
„Es gibt ein Nest in den Bergen, Santa Clara. Nimm Kurs, Mann.“

Die Insel war klein geworden, sehr klein. Fucked! Statt 60 Meter Eis sechzig
Meter hohes verficktes Golfstrommeerwasser. Rocked!

„Lande, Du Arsch!“

Da, wo früher das Treibholz und Havarie Piraten angelockt hatte, lag eine geschmeidige Piste. Sogar beleuchtet. Er nahm meine Knarre runter. „Kuba ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Aussteigen!“

Stunden später im Club „La Habanna“.
„Trinkst Du Deinen Rum wie immer pur oder mit Eiswürfel?“

Er erkannte ihre Stimme genau in dem Moment, als sie verschwand.

• * *

Fogerty schaute sich in der Bar um und nippte an seinem Rum mit viel Eis. Frühere Gewohnheiten scherten ihn mittlerweile einen Dreck. Er musste lachen, als er hinter dem Tresen den antiken Kassettenrecorder entdeckte. Im ersten Augenblick dachte er tatsächlich, SIE wäre hier irgendwo, doch leider war es nur ihre Stimme. SIE hatte in wieder einmal hereingelegt, sicher war sie schon eine Weile unterwegs. Er bestellte weitere Drinks, einen für sich und einen für den Piloten. Der dicke Hawaiianer prostete ihm zu. „Warum jagen Sie diese Frau?“, fragte dieser.

„Sorry, dass ich so grob zu Ihnen war“, antwortete Fogerty und überlegte, ob er den Piloten in sein Vertrauen ziehen sollte. Er konnte ihm schlecht sagen, dass SIE und er Engel waren, Engel mit unterschiedlichen Zielen. SIE war geil auf Menschenblut und er sollte dafür sorgen, dass sich ihr Erfolg in Grenzen hielt, angesichts des mittlerweile knappen Bestands an Menschen. Zu viele waren den letzten Naturkatastrophen zum Opfer gefallen. Wehmütig dachte Fogerty an die alten Zeiten, als ihre kleinen Eskapaden niemanden störten und sie beide ein Paar waren. Bis zu dem Tage, als sie Luzifer kennen lernte. Nun gut, der ging charmanter auf sie ein, förderte ihre Neigungen. Beide träumten vom totalen Chaos, von Blut und Asche, und sie hatten Erfolg bei den Mächtigen unter den Menschen. Auf dem Gipfel ihrer Macht flüsterten sie ihnen ein, dass es Zeit für einen Atomkrieg sei. Seitdem wurde die einst schöne Erde von Pein aller Art heimgesucht. Deswegen dieses beschissene Eis, das drei Viertel des Planeten bedeckte, deswegen war er auf der Jagd. Luzifer hatte er bereits gekillt und nun war SIE dran. So oder so. Alles nur eine Frage der Zeit.

Fogerty reichte dem Hawaiianer die Hand. „Ich heiße Gabriel, mein Freund, und ich brauche noch einmal Deine Hilfe. Du kannst mich Gab nennen.“
Dann erzählte er ihm den ganzen Wahnsinn. Als er ihm von dem Zustand der Leichen in Miss Liberty berichtete, kotzte sein neuer Freund. Fogerty bestellte weitere Drinks.

Zwei Tage später mussten sie notlanden. In einem Teich mitten im brasilianischen Urwald.
„Das wir genau hier gelandet sind, ist kein Zufall, mein Freund“, lächelte Fogerty, „nennen wir es Karma.“
Er wusste, dass SIE ganz in der Nähe war. Dem Hawaiianer trug er auf, die Maschine wieder flott zu machen; er verabschiedete sich von ihm und machte sich auf den Weg. Nach einem kurzen Marsch durch den dichten Regenwald sah er die Umrisse einer uralten, fast überwucherten Pyramide. Er hörte Schreie aus dem Inneren, gequälte Schreie. Es roch nach Tod und Verderben. „Babe, nun hab ich Dich am Arsch.“

• * *

Wie Fogerty schon sagte, er hatte sie am Arsch. Wie früher schon, als Anael noch einer der sieben Erzengel war, noch bevor dieser sich entschied, nach zu vielen Aufenthalten auf dem Planeten Venus sein Äußeres und Inneres neu zu entdecken. Seinen süßen birnenförmigen Arsch, den Gab so oft und so gerne eroberte, hatte er behalten. Nun, bis zu dem Moment, als Anael seine Seele Luzifer schenkte und sein Geschlecht endgültig wechselte. Gab, der sich in den neuen Zeiten Fogerty nannte, begehrte sie/ihn noch immer. Mehr als je zuvor. Sie mit ihren langen dunklen Haaren, den langen Beinen und ihrer mörderischen Fantasie. Und er schätzte sie damals wegen ihrer Toleranz, alles so sein zu lassen, wie es ursprünglich gedacht war. Aber das war lange her, er musste sie ausschalten.

Fogerty musste an die Gespräche denken, vor kurzem, in der Bar auf Restkuba. Als er sich von zwei Latinamädchen auf dem Sofa verwöhnen ließ. Als der dicke Hawaiianer mit den Leuten an der Theke diese Unterhaltung begann. Woher kam das Eis? Warum passiert dies, warum passiert jenes? Ein ganz Schlauer erörterte sogar Grundlagen der Chaostheorie. Damit lag er gar nicht mal so verkehrt. Ein anderer Typ holte einen Karton hervor und zückte eine Bibel. Und sprach von der Götterdämmerung, wie recht er doch hatte.

Der Urwald vor ihm war dicht. Doch Fogerty wusste, bis Anon, der kleinen Stadt am Amazonas, war es nicht mehr weit. Anon! Vor fast viertausend Jahren hatte sich Anael dort eine Pyramide bauen lassen, einen Tempel für die Ewigkeit. Fogerty stoppte, die Schreie wurden lauter. Wo war der Eingang zum Inneren? Er schob Gestrüpp zur Seite, fand das Tor und ging hinein. Er ging weiter, immer weiter, durch den dunklen Tunnel. Dann wurde es heller, vor ihm offenbarte sich eine riesige unterirdische Halle. Er sah, wie hypnotisierte kleinwüchsige Menschen andere quälten. Er sah sie andere Menschen kochen, sah, wie gekochtes Blut in eine Auffangschüssel lief, sah sie Opfer an Kreuze schrauben, sah SIE.

• * *

Sie hob ihren Kopf, frisches Blut tropfte ihr von den Lippen und ihre Augen blinzelten belustigt zu Fogerty herüber. Herrisch schmiss sie die Schale mit dem Blut der Geopferten zu Boden, der sich augenblicklich lilarot färbte. Aufrecht stand sie inmitten dieser Menschen, die wie im Delirium anfingen, um sie herumzutanzen. Mehr als eine Haupteslänge überragte sie diese armen Menschen, allesamt Kohl- und Süßkartoffelbauern aus dem Umland. Hilflos standen alle unter ihrem Bann, jeden Einzelnen hatte sie zu ihrem Sklaven gemacht. Voller Übermut tanzten sie und sangen Lobpreisungen auf Anael, ihre Körper waren verschwitzt und blutbeschmiert. Die Schreie der Gekochten wandelten sich in ein Gurgeln, bevor sie für immer verstarben und die Gepeinigten an den Kreuzen blickten stumm leidend auf Fogerty, der angewidert sein Kaugummi auf den Lehm spuckte.

Dann plötzlich wabberte die Luft, grüne Blitze zischten von der Decke herab und verzerrten das Licht. Anael verwandelte sich, ihre vorherige Schönheit kehrte sich um in eine unglaubliche, fast schmerzhafte Hässlichkeit. Ihr Körper schwoll auf das Vierfache an, riesengroß, irrsinnig fett und mit einem massigen Ziegenbockkopf auf ihren Schultern stapfte sie auf die Gekreuzigten zu. Ihr Leib, lächerlich bedeckt mit einer Art Kleid, das Fogerty eher an ein Zweimannzelt erinnerte, begann wie wild zu zucken. Als sie anfing zu brüllen, ein grausiges Gemisch aus Meckern, Stottern und lautem Donnern, warfen sich ihre Sklaven zu Boden, mit den Köpfen nach unten und keiner wagte, sich zu rühren. Böse Ziegenaugen fixierten die Opfer an den Kreuzen, bevor sie abgerissen wurden. Einem nach dem Anderen biss Anael den Kopf ab und verschlang ihn. Die liegende Menschenmenge summte dazu unverständliche Worte, einige von ihnen, die im Weg lagen, wurden von schweren Hufen zermalmt.

Finsteren Gemütes und angeekelt trat Fogerty ins Innere der Halle, bereit zu töten. Er zog sein Schwert und ging auf das Monster zu. Bevor er zu einem vernichtenden Hieb ausholen konnte, wurde er durch einen heftigen Lichtstrahl geblendet. Schützend hob er eine Hand vor seinen Augen, sah undeutlich, wie sich die Bestie zurückverwandelte. Nackt stand Anael vor ihm, mit lüsternem Blick und verführerisch wie nie zuvor. „Willkommen, Liebster.“

Verwirrt schaute Fogerty sich um. Nur sie Beide befanden sich statt in einer unterirdischen Halle nun in einem prunkvollen Schlafgemach. Nur SIE und er. Sie lächelte ihn an, ein kleiner Blutfaden lief aus ihrem Mund, an ihren vollen Lippen und ihrem Kinn entlang, langsam ihren schlanken Hals herunter. „Komm, mein Geliebter.“
Sie drehte sich lasziv um und zeigte ihm ihren prachtvollen Arsch. Mit einem schwindelerregenden Hüftschwung schritt sie auf das große Bett zu.
Fogerty zögerte.

• * *

Fogerty zögerte. Im fiel die Stelle aus dem Buch der Bücher ein, die mit dem Baum der Erkenntnis. Alles Blödsinn, dachte er, was haben sich die Schreiber dabei nur gedacht. Unwissende Menschen, einer wie der andere. Was wissen sie schon von den wirklichen Sünden? Nichts! Er blickte auf Anaels Hintern und gab sein Zögern auf.

Ihr Körper glänzte und duftete verlockend nach Rosenöl. Nackt stand sie vor ihm, mit ausgebreiteten Flügeln, die natürlich nicht echt waren. Das war auch so eine fixe Idee der Menschen: Engel haben Flügel und sind geschlechtslos. Sie hatten wirklich keine Ahnung. Trotzdem, die Flügel standen ihr gut, sie sah wirklich so aus wie man sich einen Engel vorstellt, nur viel schöner. Er rupfte eine Feder heraus und streichelte sie damit zwischen ihren kleinen wohlgeformten Titten. Sie blickte stumm auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett. Er verstand, nahm die Flasche Champagner und füllte zwei Gläser. Lächelnd prosteten sie sich zu.
Sie senkte den Blick, flüsterte ihm zu, dass er sie fesseln solle. Wieder griff er zum Nachttisch, nahm den Strick und band ihn um ihre Handgelenke. Dann schmiss er sie aufs Bett und brachte sie in Position. Sie kniete vor ihm auf allen Vieren, ihren Arsch emporgereckt. Fogerty stellte sich vor das Bett, fasste ihre Hüften und zog sie zum Rand, bis ihre glühend heißen Pobacken seinen Stab berührten.

Ab dann nahm er alles wie in einem Rausch wahr. Ihm war nicht klar, dass er längst unter ihrem verführerischen Bann stand und dass sie dem Champagner Mescalin beigemengt hatte. Fogerty nahm sie nicht nur eine Spur zu heftig. Ihm wurde heißer und heißer, er hatte das Gefühl zu verbrennen. Er packte sie hart, an den Schultern, um die Taille, riss ihr die Flügel ab und versank immer tiefer in ihre Hitze. Er war wie von Sinnen, sah sie wie wild zucken und er selbst schwitzte wie nie zuvor. Der ganze Raum schien zu brennen, Schweiß strömte aus ihm heraus, bald dachte er, sie wären in einer Sauna, dann meinte er, sie wälzten sich auf einer Wiese, nur dass die Wiese in Rot getränkt war. Anael stöhnte, schrie und seufzte, gab sich seinem Rhythmus hin. Benommen spürte Fogerty, das sein Glied Feuer fing und brannte, dann glaubte er, sein ganzer Körper stehe in Flammen. Als er sich aus ihr entfernte, drehte sie sich um und umarmte ihn mit ihren Armen und dem Strick, den sie um seinen Hals schlang. Fogerty drohte zu ersticken und zu verbrennen. Sie war das Feuer, sie war der Tod. Dann brach er zusammen.

Doch Fogerty war Gabriel, der heilige Geist, der Engel des Lichts und der Engel des Mondes. Kaum berührte er den Boden, erstickte seine Kälte die Flammen und er konnte wieder atmen. Er zog Anael auf sich und hielt sie fest. Sie wurde zu Eis. Gabriels Licht schmolz das Eis solange, bis es sich mit Luft vermischte, solange, bis Anael sich auflöste. Dann war sie Geschichte.
Die Zeit der Blutopfer auch.

Gab Fogerty ging fort, er hatte noch viel zu erledigen. Endlich, im Angesicht der letzten Tage, wollte er den verbliebenen Menschen Hoffnung bringen, sie erleuchten und Kraft geben für die neue, vielleicht allerletzte Zeit. Für die Menschen hier war jede Hilfe zu spät, so machte er sich wieder auf den Weg durch den Regenwald. Der dicke Hawaiianer erwartete ihn bereits mit seinem Flugzeug.
„Freund, wir müssen irgendwo voll tanken und über den großen Teich fliegen. Afrika braucht unsere Hilfe.“


Copyright Maurice de Winter 09/2009
Ein richtiger Maurice!
Durch und durch! Tiefsinnig. Hintergründig.
Respektlos und - voll zugleich. Unverwechselbar und fesselnd.

Einfach Klasse, du genialer Haudegen mit Fingerspitzengefühl!

fan *bravo* laf
selbaaa haudegeninskiolov

so sans die engels ...

lg
gab
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Ja, das is es ... lasst die engel singen ... wer braucht schon gott *gruebel*

Jedes Mal, wenn ich die Geschichte lese, gefällt sie mir besser *bravo*

Es leben die Engel (hicksch) *prost*!!!!!!!!!!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Puuh ...
Wahnsinn, wenn man das so an einem Stück liest!

Mehr fällt mir da nicht mehr ein ...

(Der Antaghar)
Afrika ist nicht zufällig gewählt. Afrika ist unsere Vergangenheit und unsere Zukunft.

Stichwort: Wanderung ...

Politikas zieht sich jeder selbst daraus.
Eine äußerst lustvolle Art, das Böse zu vernichten *g*
lustvoll geschrieben!
Afrika
Der dicke Hawaiianer flog seine Maschine ruhig und sicher über den zugefrorenen Atlantik. Hin und wieder schüttelte ein heftiger Sturmwind den Flieger durch. Während der Pilot Kurs hielt, schaute Fogerty verträumt durch eine kleine Lücke im Fenster, das mit Eisblumen übersät war. Draußen begann es dunkel zu werden. Hoffentlich gibt es keinen Ärger mit dem zu erwartenden Nachtfrost, dachte der alte Mann, hoffentlich halten die Propeller durch.

Am frühen Morgen kam der Golf von Guinea in Sicht. Das Nigerdelta war teilweise eisfrei, Fogertys Sorgenfalten wurden kleiner. „In 10 Minuten landen wir in Burutu“, hörte er den Hawaiianer gutgelaunt von vorne zu ihm herüber schreien. Von dort aus wollten sie weiter nach Benin City, also quer durch den zugeschneiten Busch. Sie brauchten einen Geländewagen oder Maultiere, falls es noch welche gab. Fogerty sah nach unten auf die Eislandschaft. „Von wegen schwarzer Kontinent.“, lachte er zynisch.

Noch ein letzter Gedanke an Anael, ihre blutigen Schlachtfeste und ihren letzten Versuch, ihn zu verführen. „Du egozentrisches Biest, damit hast Du Dir ein Eigentor geschossen, mein Engel.“ Fogerty verdrängte die Vergangenheit, neue Aufgaben erwarteten ihn.
Das Flugzeug setzte zur Landung an. Auf der provisorischen Landebahn wurden sie bereits erwartet. Er sah mehrere Jeeps und eine Handvoll dunkelhäutige, gesund aussehende Menschen. Die meisten schienen Krieger zu sein. Fogertys Blick fiel auf die einzige Frau in ihren Reihen, sie sah stolz und schön aus, wie eine geborene Anführerin und er täuschte sich selten. Der Hawaiianer und er stiegen aus.

---

Die schöne Schwarze war die Königin. Wir fuhren in den Busch. Links und rechts des staubigen Dschungelhighways tote Kinder mit aufgeschwollenen Bäuchen. Auf Kilometer Zehn sagte ich Stop und stieg aus. Er lebte noch, ein kleiner Mann mit Schlitzaugen und weißlichgelber Haut, zum Sterben bereit saß er am Wegesrand, den Blick stumm ins Universum gerichtet.

„Diene mir und Du wirst leben.“

Zwischen all den hochgewachsenen Schwarzen nahm sich der kleine Samurai sehr niedlich aus. Stolz schritt er mit neu eingehauchter Lebenskraft neben und vor mir her. Nach hinten sicherte mit strengem Blick alles ab.

Der Himmel beschenkte uns mit tiefrotem Licht, es ging auf Abend zu. Keine Affen, kein Löwengebrüll, kein Lachen. Das kleine Feuer schien verschwiegen, es gab Suppe.

„Wir fahren morgen in eine tote Stadt, nichts ist so, wie es einmal war.“

„Meine Königin! Alles hat sich umgekehrt. Wir sind hier, um zu helfen.“

Gelbernstes Nicken. Hawaiianischen Nicken. Mein Pilot entfachte ein hübsches Feuer, Vorräte wurden ausgepackt. Sollte ich auch? Vor dem Essen oder danach? Ich schaute engelig in die Runde, verstand und entfernte mich. Mit einem Buschmesser kämpfte ich mich durch das Unterholz. Endlich, das Flussgestade, mit wohl geformten Sitzfelsen am Ufer, ich nahm Platz. Geräusche, jemand folgte mir, leise, elegant, fraulich. Königlich.

Im Hintergrund lauerte mein Samurai. Unsichtbar für alle außer mir. Gott ist tot, Luzifer eh schon, Anael auch, ich war und bin das letzte göttliche Wesen. Und wahrscheinlich das netteste geflügelte Wesen überhaupt. Sollte ich Gott spielen? Ich könnte es, will aber nicht. Lieber warte ich. Warten ist meine Lieblingsdisziplin. All diese Gedanken, während sie sich nähert. Erstaunlicherweise dachte ich in yarubisch, der örtlichen Sprache.

„Kikelomo, Du, meine entwurzelte Königin.“

---

Copyright Maurice de Winter 11/2009
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Moritz is back - at ist best! Endlich!

*g*

(Der Antaghar)
Antaloge,
Du nimmst mir das Worrt aus der Tastatur!
Jubileeolaf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Bin ich
froh, dass es endlich weitergeht.

Ich mag deinen Engel *liebguck*
Benin City kam näher, so wie die offenen Münder, die beidseitig den Weg säumten. Kahle Leiber, kahle Schädel, offene Münder ohne Zähne, Schmeißfliegen aus den Augen fliegend. Aus den Ohren, aus offenen Wunden, aus jeder Körperöffnung. Frauen, schwanger, tot, mit toten Kindern in ihrem Bauch, Männer, die ihre kleine Familie beschützen wollten. Wieso sind sie alle tot? Nicht erfroren im Eis, wie im Norden, aber so, als wären sie in einem Augenblick gestorben, alle gleichzeitig.

Wir fuhren an Leichen vorbei, über Leichen, über Knochen, Kinder, über Säuglinge, über totes Fleisch, am Straßenrand.

Ich, der hartgesottene Engel, ich, der ich soviel Elend gesehen hatte, weinte. Ich weinte, meine Tränen flossen, ich schaute in die Gesichter meiner Mitreisenden. Mir verschlug es die Sprache.

Abends am Feuer. Keiner sprach. Es roch nach Shit. Ich atmete Salz. Taub in der Brust. Kikelomo nahm mich in den Arm, wiegte mich. Sie wiegte mich in einen Schlaf. Ich träumte. Lachende Kinder ohne Zähne, lachende Kinder, die mit Messern auf mich einstachen. Lachende Kinder, afrikanische Kinder, Kinder aus Nigeria, schwarze Kinder, mörderische Kinder, todbringend, einsam, traurig. Kinder. Tote Kinder.

Der Nachthimmel glühte rot, schwarz zeichneten sich hohe Türme ab, Türme, die pumpende Geräusche von sich gaben. Es war laut in dieser Nacht, diese Summe der Geräusche, es ratterte unter der Erde, gegen Morgen wurde der Himmel gelblich.

Es gibt keinen Gott mehr. Nur noch einen Engel, Mich, Gabriel.

Hoffnungsvolle Augen, von allen Seiten. Selbst im Schlaf. Blicke, hoffnungsvolle Blicke brannten in meine Haut. Hilf uns. Hilfe.

Dunkelgelber Himmel, bedrohlich, und …
Und jemand streichelte meine Wangen, eine schwarze Hand. Der Morgenhimmel wurde purpurn. Ich schlug die Hände an meinen Kopf, stützte ihn. Ich fror. Es schneite.
Es schneite Tränen.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
du lässt mich das Grauen spüren ...

wann geht es weiter? Bitte lass mich nicht zulange warten, denn auch ich muss weinen. Ich sitze hier und weine mit Gabriel.

Deine Wortwahl und die Sätze sind einfach unbeschreiblich ... gut.

Danke für diese Geschichte und die grauenhafte Auseinandersetzung mit den Gräueln der Menschheit.

Herta
Ich schreibe weiter, es berührt mich so. Ich versuche meine Tränen zu unterdrücken.

Afrika, die Wiege der Menschheit, hier begann alles, wieder beginnt es bald von neuem. Afrika, der Kontinent der Widersprüche, Hort der Grausamkeit und Ausbeutung. Afrika, das dunkles Geheimnis.

Während des kargen Frühstücks dachte ich nach über all die Afrikaner, die in vergangenen Zeiten kennen lernte.

Diese immer vordergründig zur Schau gestellte Arroganz, die immerwährende Lässigkeit. Ich hab damals drauf geschissen und tue es heute noch. Hey, schwarzer Mann, mach das Licht aus. Bruder. Siehst Du, wie gleich wir sind ohne Licht.

Bruder, kein Volk war grausamer als die Euren zu Euch selbst. Damals, heute.
Ihr beklagt Euch nicht, aber Euer Stolz bricht kleine, zarte Kindernacken, die Nacken Eurer Kinder. In keinem Volk haben sich die Reichen so bereichert als bei Euch.
Klar, nach aussen hin waren die Weissen schuld. Gestern, heute.

Bruder, schwarzer Bruder, höre auf zu klagen. Bruder, schau mich an. Ich bin weiß. So weiß, dass ich kotzen könnte. Bruder, ich könnte mir die Haare färben, rot, blond, deutsch. Mein Herz jedoch schlägt …
Bruder, lass uns gemeinsam gehen.

Es wurde spät und niemand hörte meine Verzweifelung, alle dachten, er, also ich, würde es schon richten.

Nein, SIE werden es richten, ich bin nur ein unwichtigter Pilot.

Bruder, denk an das Morgen.
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