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Runa

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Runa
Teil 1

Heute hatten sie sie wieder sehr gequält. Es machte ihnen inzwischen Spaß, sie täglich mit kleinen Gemeinheiten zu verfolgen. Runa war das inzwischen gewohnt. Sie hatte sich mehr oder weniger damit abgefunden. Aber heute hatten Runa’s Schwestern den Bogen weit überspannt. Sie hatten ihr die Blätter des Bösekrauts ins Bett gelegt. Oh, wie peinigte sie jetzt der Schmerz! Ihre Haut schien in Flammen zu stehen und fing schon an, Blasen zu werfen. Ihr Körper brannte wie kaltes Feuer.
Was gäbe sie nur für einen Spiegel, um ihr gepeinigtes Gesicht mit lindernden Salben versorgen zu können. Aber Spiegel gab es hier in der Burg nicht. Die hatte ihr Herr Vater, der König verboten, denn alle Spiegel, die Runa's Anblick gewahr wurden, zwersprangen in tausend Stücke.
Wieder und wieder wusch sich Runa den von schwärenden Blasen übersäten Leib und das Gesicht mit klarem Wasser ab. Und das hässliche Lachen ihrer drei Schwestern hallte dabei in ihren Ohren. Sie konnte das giftige Zischeln noch immer hören: „Du bist schuld, dass wir alte Jungfern werden!“
„Du bist schuld! Du bist schuld! Du bist schuld…!“
Als das Wasser in ihrer Waschschüssel sich beruhigt hatte, konnte sie im trüben Kerzenschein ihr Spiegelbild erahnen.
Ja, die Schwestern hatten schon Recht. Wie sollte sie auch nur im Traum daran denken, einen Ehemann zu finden? Sie sah fast teilnahmslos auf ihr Abbild im Wasser. Froschige Glubschaugen starrten ihr entgegen. Die Farbe war wohl ein wässriges Blau. Aber so genau konnte sie das im flackernden Schein des Kerzenlichts nicht erkennen. Um ihr fliehendes Kinn wuchs ein Flaum, der einer Frau nicht wirklich gut zu Gesicht stand und der konturlose Mund mit den viel zu fleischigen Lippen umschloss kleine, spitze, unregelmäßige Zähne. Das Haar ließ sich nie in Form bringen. Glanzlos und wie Stroh hing es ihr störrisch und mausbraun um die Schultern und fast erfreulicherweise auch ins Gesicht. Ihr Körper wirkte deformiert. Die Beine, die ein leichtes O formten, endeten in großen Füßen, die ihr immer einen recht watscheligen Gang verliehen. Die Hände wirkten zu klein für ihren massigen Körper und die Finger waren kurz und speckig. Ihre kleinen Brüste hingen schlaff über dem gewölbten Bauch, der sich auch mit viel Luftanhalten nicht in ein Korsett zwängen lassen wollte.
Nein, die Schwestern hatten ja Recht!
So lange sie am Leben wäre, würde keine von ihnen einen Ehemann bekommen. Denn so wollte es das Gesetz des Reiches seit aller Vorväter Zeiten: Dass kein Kind heiraten dürfe, solange nicht die älteste Tochter des Königs einen Gemahl gefunden habe.

Seufzend wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab, kleidete sich vorsichtig an, um nicht zu sehr an ihrer wunden Haut zu scheuern, und verhüllte sich so gut es ging mit einem schwarzen Tuch, damit keiner der Burgbewohner durch ihren Anblick gestört würde.
So schlich sie sich über viele Hintertreppen von ihrer abgelegenen Kemenate hinunter in Richtung Küche, in der Hoffnung, noch etwas Essbares zu ergattern. Sie wurde schon lange nicht mehr an die königliche Tafel gebeten, um gemeinsam mit ihrer Familie zu speisen.
Als sie um eine dunkle Ecke biegen wollte, hörte sie tuschelnde Stimmen und sie hätte einen anderen Weg gewählt und wäre nicht stehen geblieben um zu lauschen, wenn sie aus dem Geraune nicht ihren Namen herausgehört hätte.
„Runa muss weg! Ich bin es leid, hier zu sitzen und zu warten, bis ich Warzen am Hintern habe! Ich will keine alte Jungfer werden!“ hörte Runa die Stimme ihrer jüngsten Schwester Hedera. Sie war so schön wie der Mond, mit Haar, so samtschwarz wie die Nacht und Augen wie funkelnden Sternen. Die mittlere Schwester Aurica war strahlend wie die Sonne, mit dem biegsamen schlanken Körper einer Weide und Haar wie flüssigem Gold. Doch ihre Stimme klang so gehässig und kalt, dass es Runa jetzt durch Mark und Bein fuhr, als sie sagte: „Du hast recht, Hedera. Wir müssen dem bösen Spiel ein Ende bereiten! So lange diese hässliche Kröte uns im Weg steht, wird kein Freier je in unser Ehebett finden und das Königreich wird zerfallen.“ Und so schmiedeten die beiden schönen Schwestern den Plan, Runa bald zu vergiften.
Runa, die das alles mit angehört hatte, fühlte sich völlig hilflos. Ihre Mutter, die Königin, hatte immer ihre schützende Hand über sie gehalten, aber seit sie vor fünf Wintern gestorben war, war der König von einer großen Schmermut erfasst und sprach nicht mehr mit Runa, denn diese war für ihn zu einem unlösbaren Problem geworden. Schließlich war sie so hässlich, dass sämtliche Freier mit angeekeltem Gesicht das Weite suchten, sobald sie ihrer ansichtig wurden und nicht einmal die Aussicht, selbst König zu werden, konnte noch einen Werber an den Hof locken.
Blind in ihrer Verzweiflung stahl sich Runa in die Küche, klaubte sich einen Brotlaib, eine Speckseite und ein wenig Käse zusammen, verpackte alles in einem Leinentuch und floh in die stürmische Nacht hinaus.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Oh Rhabia, so schön ... traurig schön. *bravo*

Ich freue mich auf die Fortsetzung und warte gespannt.
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Au ja!
Schreib bald weiter!

Und nun wissen wir auch, wie Cher vor ihren unzähligen Schönheits-OP´s aussah! *haumichwech*

LG
Katzerl
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Runa Teil 2
II
Viele Nächte war Runa unterwegs, am Tage immer versteckt vor den Reitern des Königs, auf dessen Geheiß sie gesucht wurde. Wohin sie sich wenden sollte, das wusste sie nicht, war sie doch aus dem Pallas der Burg nie hinausgekommen. Und so ging sie, wohin ihre Füße sie trugen, durch die kalten Nächte, den Mond, die Sterne, die Eulen und die Fledermäuse als stille Begleiter auf ihrer Wanderschaft. Das Einzige worauf sie achtete war, sich weit entfernt von menschlichen Ansiedlungen zu halten.
Immer steiler wurde ihr Weg. Immer mühsamer wurde der Aufstieg in das bergige Gelände, das ihr völlig unbekannt war. Sie ging und ging, bis ihre Nahrung aufgebraucht und ihre Kraft am Ende war. Irgendwann brach sie völlig ausgezehrt zusammen.

Als Runa erwachte, blickte sie in die gütigen braunen Augen einer alten Frau mit runzeligen Apfelbäckchen. Die Alte strahlte sie mit einem herzlichen Lächeln an und reichte ihr eine Tasse mit dampfender Brühe, die Runa mit gierigen Schlucken verschlang. Weißes Haar lag um den Kopf der Alten, wie eine wattige Wolke und als sie sich von Runa’s Lagerstätte erhob, war ihr Gang gebeugt, aber trotzdem beschwingt.
„Kindchen, du musst dich jetzt erst mal erholen. Und dann wollen wir mal sehen, was sich mit dir anstellen lässt.“ So sprach die Alte mit einer merkwürdig melodischen, warmen, summenden Stimme.
Runa wollte noch gar nicht so recht zu sich kommen. Zu schön waren die Träume gewesen, in diesem heimeligen Bett, auf dem sie lag. Die Alte ließ ihr Zeit. Sie ging ihrem Tagewerk nach, das wohl aus Summen, Spinnen, Singen und Rumoren bestand. Als Runa sich umschaute, stellte sie fest, dass das Häuschen, in dem sie sich befanden, nur aus einem einzigen Raum bestand. Es war schlicht, aber mit allerlei nützlichen Gerätschaften eingerichtet. Auf der Herstelle brannte stets ein munteres Feuer, über dem ein rußgeschwärzer Kessel hing, und unter der dunklen Holzdecke waren verschiedene Bündel mit Kräutern zum Trocknen aufgehängt.
Immer wieder fiel Runa in einen dämmerigen Schlaf und jedes Mal, wenn sie erwachte gab ihr die Alte mit freundlichem Lächeln eine Tasse Tee oder Suppe oder auch ein dünnes Scheibchen Brot. Es war Runa unangenehm, angesehen zu werden, aber im Blick dieser Frau mit den gütigen Augen lag kein Erschrecken vor ihrer Hässlichkeit. So kam Runa nach und nach wieder zu Kräften, bis sie sich eines Tages von ihrem Lager erheben konnte.
Irgendwann beschloss die Alte, Iwa war ihr Name, dass Runa stark genug wäre, aufzustehen und nach draußen zu gehen. Doch Runa wehrte sich. Sie brach in Panik aus, wollte nicht hinaus, wollte nicht vor die Tür, nicht dem Geschwätz der Menschen ausgesetzt sein.
Iwa beruhigte Runa und erklärte ihr, dass sie ganz weit weg von allen Menschen wären.

Nach und nach fasste Runa Vertrauen zu der alten Frau. Sie lernte, dass ein Lächeln ein Lächeln ist, lernte den Duft der Hollunderhecke zu lieben, die das Anwesen Umgab und die jetzt in voller Blüte stand, sie spürte zum ersten Mal, wie schön es ist, wenn der Wind ihr das Haar zerzaust, denn endlich konnte sie sich unverhüllt bewegen, da niemals andere Menschen hierher kamen.
Runa blieb bei Iwa und diese brachte ihr alles bei, was sie über die Bäume und Kräuter wusste, wie man mit deren Kraft Verletzungen und Krankheiten heilt, wie man sich bei Mutter Hollunder bedankt, wenn man ihre Früchte geerntet hat und vieles mehr.
Da Iwa ihr Tun stets mit Gesang begleitete, lernte Runa auch deren Lieder und es stellte sich heraus, dass sie eine ganz wundersame Stimme hatte. Sie lernte, den Gesang zu lieben, der ihr Kraft gab, sie tröstete und mit dem sie sogar Amseln und Nachtigallen anlocken konnte. Oftmals saß sie in langen lauen Sommernächten auf der kleinen Anhöhe in der Nähe des Häuschens im Schutz einer Buche und sang für den Mond und für die Sterne und es schien, als ob diese daraufhin heller leuchteten.
auch ich liebe Märchen - und deines beginnt viel versprechend... also weiter bitte! *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Rhabia
*top*

(Der Antaghar)
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Runa Teil 3
Eines Abends, Runa lebte jetzt schon seit sieben Sommern bei Iwa, die ihr Lehrmeisterin, Vertraute und mütterliche Freundin geworden war, saß sie wieder einmal auf ihrem Lieblingsplatz unter der Buche und sang mit dem lauen Abendwind, der sanft durch die Zweige des mächtigen Baumes strich, ein Duett. So versunken in den Gesang war sie, dass sie nicht bemerkte, wie sich ein Fremder ihr näherte. Als sie ihr Lied beendet hatte und aufsah, erschrak sie fast zu Tode, als ein Mann vor ihr stand. Sie wollte weglaufen, doch war sie vor Angst wie erstarrt. Der Mann musterte sie ernsthaft. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen so schönen Menschen gesehen. Er war schlank und hoch gewachsen, sein ebenmäßiges Gesicht hatte edle Züge und seine intensiven Augen waren tiefblau, wie der Himmel an einem Sommertag. Seine Kleider schimmerten silbrig und sein nachtblauer Mantel schien von Sternen übersät. Runa erwartete, dass das Gesicht des Mannes sich vor Abscheu verziehen würde, aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, ein strahlendes Lächeln breitete sich darauf aus das sich über sein ganzes Gesicht zog und es war, als würde die Sonne zum Abschied des Tages noch einmal ihre ganze Pracht entfalten. Endlich sprach er sie mit seiner sanften, klangvollen Stimme an: „Hab keine Angst vor mir. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber dein Gesang hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich nicht widerstehen konnte und mich dir nähern musste. Ich bin Laurin, König der Alfar. Endlich habe ich eine Frau gefunden, deren innere Schönheit so groß ist, dass sie würdig ist, als meine Königin mit mir über mein Reich zu herrschen!“ Und er nahm Runa, die nicht wusste, wie ihr geschah, sanft an der Hand. Gemeinsam gingen sie zu Iwa’s Haus, die sie mit einem wissenden Lächeln in den Augen bereits erwartet hatte. Verwundert nahm Runa wahr, wie Laurin die Alte herzlich in die Arme schloss und sagte: „Hab Dank, meine liebe Großmutter, dass du meine Braut für mich gefunden hast!“

Laurin nahm Runa mit in sein Reich und machte sie zu seiner Königin. Sie regierten noch viele Jahre mit Güte und Weisheit und waren sich von Herzen zugetan.

Was mit Aurica und Hedera geschah ist eine andere Geschichte und mag zu einer anderen Zeit erzählt werden.
sehr schön, liebe Rhabia...
dieses Märchen sollte bei Dermatologen und Diätberatern im Wartezimmer liegen - anstatt der dämlichen Hochglanzmagazine!
*******day Frau
14.271 Beiträge
Wunderschön... aber ich klau Dir ein "l"

Sie schleicht aus dem Palas *zwinker*

Sylvie *g*
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Danke, Sylvie!

Hab leider inzwischen noch mehr Fehler gefunden... *heul*
Arabis Märchen aus 1000&einem Tag
Schöööön!
Übrigens: Dauernde Fehlersuche kann zu einem Riesenfehler werden. *top2*laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Sehr schön, liebe Rhabia *bravo* *top2*
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Herzlichen Dank für all das Lob!
Das gibt mir Ansporn, was Neues, was Anderes in Angriff zu nehmen!
LG
Rhabia
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