DUNKELHEIT
DunkelheitGeräusche in der Nacht. Das tiefe Brummen der Fahrzeugmotoren in der Tiefe, der aufgeregte Heulton eines Streifenwagens ein paar Blocks weiter. Fetzen von Musik und Gelächter, Worte in verschiedensten Oktaven und Klangfarben dringen aus geöffneten Fenstern und von den belebten Strassen zu ihm herauf, treffen auf sein Trommelfell und wecken Bruchstücke albtraumhafter Assoziationen. Der Schall pflanzt sich fort und verschwindet im Nichts. Ruhe kehrt ein.
Gerüche umwehen seine Gestalt. Aromen der Großstadt. Verbrauchte Atemluft aus Millionen von Lungen, multikulturelle Duftnoten aus den Küchenfenstern der Arbeiterklasse, der Qualm aus den brennenden Mülltonnen der Obdachlosen und die feinen Nuancen aus den Häusern und Penthauswohnungen der Reichen hüllen ihn ein und drohen ihn zu ersticken. Der Wind frischt auf, zerrt an seinen Kleidern, trägt eine Ahnung von Meer mit sich und wäscht ihn rein.
Lichter überschwemmen die Sinne. Umherhuschende Scheinwerfer, im Herzschlag der Ampelfarben, zuckende Blaulichter, flackernde Reklametafeln nehmen ihn unter Beschuss. Kaltes Neonlicht aus den Geschäftshäusern vermischt sich in Hinterhöfen mit dem fahlen Schein einzelner Glühbirnen und dem aufdringlichen Strahlen leistungsstarker Halogenspots. Ein Lichtermeer, das sogar die Sterne verblassen lässt und in seinen Augen schmerzt. Als er die Lieder schließt hüllt gnädige Dunkelheit ihn ein.
Er vernimmt ein letztes kurzes Geräusch, der Wind legt sich und das Licht geht aus. Frieden.
Verzeihen sie „Ja Officer ? „ Haben sie gesehen wie er gesprungen ist ? „ Ja. Grauenvolle Sache, nicht ? Ich habe mir gerade da drüben einen Kaffee geholt und als ich rauskam, hab ich gesehen wie er gesprungen ist“. Kannten sie ihn ? „Ne, nie zuvor gesehen. Eigentlich schade „ Warum sagen Sie das? „Weil er so glücklich aussieht, sehen sie sein Gesicht ? Entspannt und zufrieden. Was treibt einen Menschen nur zu solch einer Tat ? „
© 10.2009 by Biker_696