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Reisebericht Sizilien

Reisebericht Sizilien
( eine einzige Katastrophe )


Zögernd versinkt der Nordstern – vor uns wird die Zeit sommerlich hell.
Nach langen, mühevollen Vorbereitungen sind wir am Ziel. Die Waffen haben wir vorläufig gestrichen, aber sie sind geschärft. Und die Zwiebeln sind auch schon damit geschält. Doch jetzt ist es Süden.
Die Tage sind unhörbar blau und die Nächte so tief wie ein Burgbrunnen nach jahrzehntelanger Belagerung!
Ich friere!
Herzlos streicht der Wind über die Hügel. Er hat keinen Mittelpunkt!
Weit draußen, vor den Hügeln, verbindet sich das Meer mit dem Himmel an einer undefinierbaren Stelle im Dunst. Und tausend Meilen davon entfernt holt das Glück zum entscheidenden Gegenschlag aus. Schwer wie ein Panzer rasselt eine Ameisenkriegerin über die Fliesen auf der Terrasse. Sie weiß was sie will: Ihre Pflichten erfüllen!
Das wollten wir nicht – wir sind hergekommen um uns zu lieben(?). Na, jedenfalls um uns zu verwöhnen. Doch davon ist nichts zu spüren!
Die Luft, die Erde und das Feuer am Himmel sind schicksalsschwanger. Niemand darf ihnen dreinreden! Aversionen breiten sich wie Brände aus! Hinter meinem Rücken, in meiner unvorsichtigen Visage und beim Essen, auf dem Tisch, das vor den anwesenden, streitsüchtigen Seelen den Weg alles Irdischen geht. Eigentlich wollten wir diese Reise zu dritt unternehmen. Doch dann hat die Freundin meiner Freundin Angst bekommen und noch einen Freund eingeladen. Einen schnell organisierten Aushilfskumpel – gut genug um sie zu umgarnen, aber nicht gut genug um sich in sie verlieben zu dürfen. Die beiden Freundinnen umkreisen sich lauernd wie Wildkatzen. Vor 14 Tagen haben sie sich (und mich) noch geküßt…
Nun träume ich! Ich träume mich als einen Menschen, der einfach keine Ahnung von all den Schwierigkeiten hat, die uns die Realität als Erlebnisspielplatz bietet, als einen, der wieder einmal nicht mit beiden Beinen im Leben, über sich selbst und über den Absichten der anderen steht. Und ich versuche nichtmal aufzuwachen. Denn im Wachzustand kenne ich die Grade meiner, mich beherrschenden, allgemeinen Schwächezustände gut genug um zu wissen, daß ich die Welt nicht lebendig verändern kann.
Weit in der Ferne zieht eine Schwadron Lachmöwen vorbei. Hoffentlich wecken sie mich nicht – aber wie ich höre, beziehungsweise nicht höre, sind sie anscheinend in einen Schweigeorden eingetreten. Sie lachen sich eins im Stillen. Sie lachen über den herzlosen Wind auf den Hügeln und über seinen unerfahrbaren Mittelpunkt, in dem sich das Meer mit den Hügeln verbindet, dort wo das Glück – tausend Meilen von uns entfernt – zum entscheidenden Schicksalsschlag ausholt.
Aber der Wind hat sich inzwischen gedreht. Er sitzt jetzt im Pflaumenbaum über dem Haus. Dort rüttelt er an den Früchtchen und erzählt ihnen flüsternd von einer Welt ohne Zorn, die an einer genau definierbaren Stelle liegt, dort wo sich der Himmel ganz offen über die sieben Meere ergießt und sich freundschaftlich mit ihnen verbündet.
Jetzt bin ich wach! Alle meine Augen, die sichtbaren und die unsichtbaren, drehen sich in einem wilden, verzweifelten Rückwärtstaumel. Neblige Alptraumpässe steigen vor meinen Horizont – und darüber hinaus. Die Schreie hinter meinem Rücken stammen direkt aus dem Zentrum der Disharmonie, die jetzt über mich kommt wie das FBI, im Erfolgsfall, über einen Serienkiller. Aber ich habe mich von der Welt abgekehrt!
Die Sonne geht unter. Den Süden nimmt sie mit in eine unveränderte, nicht wirklich lebendige Welt aus klammfeuchten Klimazonen, in der es keine Träumer mehr gibt, sondern ausschließlich Panzerameisen.
Warum gibt es keine Lachmöwen, die fähig sind, jede, nur denkbare Art Schweigeorden lustig zu übertönen? Und warum kann der Wind keinen Mittelpunkt haben? Weil er herzlos über die Hügel streicht?
Wir sind am Ziel – weit hinter dem Start zurück! Die Zwiebeln haben ihre Schuldigkeit getan, sie könnten gehen, aber sie stehen Gewehr bei Fuß zum Appell, direkt neben meinem persönlichen Stern, weit im Norden. Die Tage sind wieder grau und so flach wie ein vergeudeter Sommer nach jahrzehntelangen, mühevollen Vorbereitungen.
Ich friere!


*
Also
ich würde dann auch frieren,
nicht äußerlich,
sondern innerlich,

und bedauern, dass es eine vertane Zeit ist,
die man/frau besser mit > Liebe < hätte ausfüllen können.

Ich meine Liebe, nicht Sex !

ev
ursprünglich war an beides gedacht - wir waren ein tolles Team - aber nicht so lange wie ich dachte, hoffte
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