Drei verschiedene Tage
Palaver rhabarbert es in den Gedanken der schrankenlosen Windungen meines Kopfes - in einem fort und immer so weiter- bis ich getrieben von der Hatz eben jener welcher dem Bette entfliehe und zu meinem Beagle in den Rucksack seiner selbst klettere.Damit er mich in Windeseile – auf der Lore meiner weit verzweigten Gedankenschienen sitzend – durch die Prärie meiner Großstadt kutschieren kann. Denn er will unbedingt in die Milchbar der Pinguine, um sich mit mir zusammen das Pfeifkonzert der Teekesselhorden anzuhören, die sich jenes Zuviel an Emotionen ihrer Besitzer annehmen, um diese auf ihre Art zu eben den Gefühlen werden zu lassen.
Während der langen, langen Reise inmitten durch das Pfeifkonzert hätschelt und tätschelt mein Beagle mich mit seinen Pfoten - meinen Kopf und um die Nase herum – bis ich endlich wegdusele und vom vielen Wollen-wollen sowie von Teekesseln und Pfeifen träume.
„Er pfeift auf dem letzten Loch und seine Emotionen kochen so hoch“, sagen die einen, als ich wieder erwache. Und die anderen meinen dazu: „Er ist voller feurigen Eifers.“
In einer anderen Nacht beziehungsweise an einem anderen, irgendwann folgenden, Tag. An irgendeiner Haltestelle inmitten der Prärie meiner Großstadt:
Herr K. wartet auf den 53-er Bus, und es ist erst Viertel vor Sechs. Er weiß das, denn er hat gerade auf seine Swatch geschaut. Die ihm übrigens auch genau darüber Auskunft gibt, wie seine momentanen Vitalwerte sind, wie er geschlafen hat, wieviel er sich bewegt und was er gestern gegessen und mit welchen Menschen er sich unterhalten hat und dass er tunlichst seinem Lebensstil optimieren sollte.
Bevor er sich auf den langen, langen Weg zur Arbeit gemacht hat, hat er seinen Beagle in den Rucksack gesetzt und sich diesen vor den Bauch geschnallt. So steht er nun an der Haltestelle inmitten meiner Großstadt und erspart seinem Hund den Maulkorb.
Es ist ein nebeliger Morgen. Der Reißverschluss des Rucksackes ist halb geöffnet, während der Beagle in die dunstige Welt hinaus lugt und Herr K. mit dem einen Mundwinkel auf meinen inneren Schweinehund einredet und mit dem anderen atmet und dabei die Lungenzüge zählt.
Der Bus verspätet sich um drei Minuten, und Herr K. sieht, hört, fühlt und atmet mindestens drei Mal an diesem Tag, in dieser Stunde, in dieser Minute und vielleicht auch in diesen Sekunden.
Wiederum an einem noch ganz anderen Tag chillt Herr K. mit seinem Beagle und der heimischen Igelfamilie in meinem Park, unter meinem Kraftbaum.
Mama Igel kredenzt ihren Kindern Birne Helene, während Herr K den Teekessel mit Wasser in die Glut des kleinen Lagerfeuers stellt und seinem Beagle eine Knackwurst reicht.
Sie sehen den Teekessel Dampfwölkchen atmen, bevor sie ihn leise pfiffeln hören und freuen sich mit mir zusammen auf eine Tasse warmen Kräutertee, während meine Emotionen das sind, was sie sind, mich dabei aber nicht leben und besitzen.
© CRK, LE, 8/2021