Eine liebe Freundin aus dem Joyclub hat diesen Thread gelesen und sich ihre Gedanken darüber gemacht, vor allem auch über meine Schilderung wegen des Wörtchens "egal".
Ich möchte (natürlich mit ihrem Einverständnis) ihre Anmerkungen dazu hier einstellen - mögen sie viele zum Nachdenken anregen, zumal sie einfühlsam auch die andere Seite zu beleuchten versuchen:
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Zwei kleine Anregungen
Zum einen: Vielleicht hat sie unter anderem gedacht:
"Ok, wenn er sagt, dass es ihm egal ist was ich am Wochenende mache, dann hat er ja auf keinen Fall ein Interesse daran, am Wochenende irgend etwas gemeinsam mit mir zu machen."
Das steht zwar so nicht da, aber es ist ein möglicher nachfolgender Gedankengang.
Wenn mein Partner zu mir sagt, dass ihm egal ist, was ich am kommenden Wochenende mache, dann weiß ich somit auch, dass er nicht mit mir wandern möchte oder sonst irgendwie Zeit mit mir verbringen will, sondern sich lieber seinen eigenen Dingen widmen möchte. Oder was meint ihr? - Denken wir da zu viel hinein?
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Zum anderen:
ist oft zu finden, dass in Beziehungen, auch und gerade wenn sie »harte« Zeiten hinter sich haben, wenig oder gar nicht darüber gesprochen wird, was man sich jetzt gegenseitig bedeutet. Da wird oft aus lauter Angst, bei einem selbst oder beim anderen könnte sich etwas geändert haben und diese Änderung könnte den anderen z.B. traurig machen, nicht eindeutig kommuniziert. Oder dass man sich mit seinem eigenen Liebeseingeständnis zu weit aus dem Fenster lehnt und fürchtet, es wird nicht erwidert oder als zu weitgehend missverstanden. Also lässt man es vorerst lieber weg. Das betrifft beide Seiten.
Wir kennen z. B. den Fall, dass dann von Liebe lange Zeit überhaupt nicht mehr »die Rede« ist, also das Wort in der gegenseitigen Kommunikation nicht mehr verwendet wird. Dann aber, wenn eine Seite ausdrückt, vielleicht so, lieber Antaghar, wie du es von deiner Freundin beschrieben hast, dass sie ins Zweifeln gerät darüber, welche Gefühle beim anderen überhaupt noch da sind, plötzlich der Kleingläubigkeit und des mangelnden Vertrauens bezichtigt wird. So ungefähr: "Du hättest doch wissen/fühlen/merken müssen, dass ..."
Du magst Recht haben, dass das Problem in den ungeklärten und unausgesprochenen Befürchtungen und Ängsten der Empfängerin liegt. Und natürlich hast du Recht, wenn nicht ausgedrückte und nicht geklärte Emotionen zwischen den Partnern - so wie eben beschrieben - hinzukommen, wird die Kommunikation nicht gerade leichter. Aber dazu gehören immer beide Seiten.
Kann es sein, dass sie sehr wohl nachgefragt und kommuniziert hat, wie es ihr geht, aber (siehe oben) oft nicht ausreichend über Gefühle gesprochen wird? Merkwürdigerweise wird in vielen Beziehungen der Satz: »Na, du musst doch wissen, dass ich dich mag / liebe / sehr schätze...« häufiger über die Lippen gebracht, als ein eindeutiges: »Ich mag dich. Ich liebe dich. Du liegst mir am Herzen.«
Also: reden, reden, reden oder schreiben, schreiben, schreiben... und zwar mit allen »gefährlichen« Wörtern.
Umgangssprachlich ist es doch so, dass uns alle der Satz: »Es ist mir egal, was du tust!« erst einmal ein klein wenig irritiert. Wunderbar, wenn wir uns sofort sagen können: Toll, da lässt mir einer 100% die Freiheit, zu tun und zu lassen, was ich will. Manchmal jedoch, und da haben wir uns auch schon bei ertappt, sind wir plötzlich irritiert und werten diesen Satz als Desinteresse an unserer Person. So ungefähr: den anderen interessiert also auch nicht, wenn ich irgendeinen Mist mache. Hm, da muss ich ihm wohl herzlich EGAL sein.
Da gibt es noch so ein Wort: Gleichgültig. Wenn wir es hören, was fällt uns da zu allererst ein? Richtig: Es wird oft im Zusammenhang mit Desinteresse, Langeweile, unwichtig und öde gebraucht. Dass es auch bedeuten kann, dass zwei oder mehrere Dinge gleich gültig sind, das ist dann ein feiner aber bedeutender Unterschied...
Nun, was meint ihr? Ging es euch auch schon so?