Ich nenne es mal: "gelungene Kommunikation"...
@
tangocleo: Danke für die Anregung dieses so wichtigen, vielfältigen und uns alle sicherlich immer wieder betreffenden Themas.
Und an dieser Stelle auch von mir ein
herzliches Danke für deine (inhaltlich und geschriebene) wunderbare Geschichte, die auch mich sehr berührt ...
Und die – nach meiner Wahrnehmung – auch sogar schon mögliche „Lösungen“ enthält.
Zunächst aufgewachsen in einem Umfeld von eher
nicht gelungener Kommunikation und meinem tiefen Wunsch, dieses auch anders –
besser zu erleben, hat mich dieses Phänomen schon mein Leben lang fasziniert, so dass ich mich mit wachsendem Bewusstsein mehr und mehr damit beschäftigt und es später auch professionalisiert habe.
Für mich gelernt habe ich bisher, dass Kommunikation immer ein Experiment bleiben wird, mit meist unsicherem Ausgang und leider eben auch dem nie vollständig kalkulierbaren Risiko, dass sie – wie auch immer - "schief" läuft.
Aber eben auch mit der Chance, dass sie bei einiger Übung immer besser gelingen kann und wird!
Wann immer ich mich in einem ausgeglichenen Gemütszustand befinde und Phänomene mit etwas Abstand gelassen(er) zu betrachten in der Lage bin (...was ich natürlich nicht immer sein kann...) , bevorzuge ich als lösungsorientierter Mensch genauer darauf zu schauen,
warum etwas gut gelungen ist. Um im besten Fall daraus abzuleiten, was – für mich – gut funktioniert, welche Strategie, welches Verhalten, welche Gedanken möglicherweise dann auch in schwierigeren Situationen anwendbar sein könnten.
Sprache ist eine Form von Kommunikation, aber nicht die einzige und hier in der virtuellen Welt sogar noch minimiert auf nur geschriebenes/gelesenes Wort – vielleicht noch „verziert“ durch „Stimmungs-Ausdruck-Versuche“=Smilies - und damit per se schon mit noch viel mehr Interpretations- Spielraum auf beiden Seiten behaftet, als Worte (oder Nicht-Worte= Schweigen) es sogar im persönlichen Kontakt der realen Welt sind.
Besteht damit also ein noch größeres „Fehl- Interpretations-Potential“ ?
Darauf sage ich ein klares JEIN !
Erstmal hat man ja bei schriftlicher Kommunikation auch die Möglichkeit, in Ruhe zu schreiben, zu revidieren und an Formulierungen zu feilen (wie ihr und ich es ja hier auch gerade getan haben
).
Also- erstmal - auch ein Vorteil gegenüber dem "sich-was-von-Angesicht-zu-Angesicht-um-den-Kopf-hauen".
Und dann: hier kennt doch (hoffentlich) jede(r) von uns eben
auch den gelungenen Austausch, der bereichernd, wertschätzend für beide Seiten ablaufen kann, der einem Freude macht, auch und sogar dann, wenn man nicht immer einer Meinung ist. Ich im besten Fall etwas dazu lernen kann. Aber bei manchem (realen und virtuellen) Gegenüber scheint es leichter, auch Kritik annehmen zu können, wo es bei anderen im „Krieg“ endet ...
Hat das jetzt nur was mit mir zu tun – oder mit dem anderen... oder mit beiden ?
Nach meiner Meinung sicherlich eher Letzteres.
Jedoch, was ich – wie immer –
nicht ändern kann, ist der/die Andere.
Was ich
immer ändern kann, ist
meine Betrachtung der Dinge, meine ganz persönliche Sichtweise. Das kann ich jedoch erst, wenn ich derart reflexionsfähig bin, dass ich meine bisherige Meinung in Frage zu stellen in der Lage bin, ohne dabei mich als
Person an sich klein zu machen.
Das "Zauberwort"
Selbstwertgefühl wurde bereits in die Diskussion eingebracht. Ich persönlich halte es für das Wichtigste überhaupt für so ziemlich alle Dinge unseres Lebens, die uns Freud oder auch Leid bringen können. Und eine fortwährende Arbeit an der Betrachtung des eigenen Wertes für das Sinn- Vollste, was Menschen sich selbst schenken können.
Worte – geschrieben, gesprochen, auch unausgesprochen oder/und mit Blicken gesandt – können Waffen sein oder Medizin, verletzen oder heilen und die Seele tief berühren.
Und manchmal können sie auch einfach nur so smalltalkmäßig dahinplätschern und sogar dabei eine Funktion haben – für den einen wichtiger, für andere weniger. Jedoch in welcher Intensität auch immer, allzu menschlich.
Ich habe für mich gemerkt, dass Kommunikation dauerhaft immer dann am besten gelingt, wenn beidseits ein möglichst stabiles Selbstwertgefühl vorhanden ist und die Augenhöhe stimmt – und dann ist es auch relativ egal, ob virtuell, am Telefon oder face to face.
Zur Augenhöhe: Im therapeutischen Kontext wird oft davon gesprochen, den Klienten dort „abzuholen, wo er/sie steht“. Eine Betrachtung, die man als einfühlend und wohlwollend verstehen und m.E. in
jeder Kommunikation und damit auch im Alltag angewendet werden und einiges erleichtern könnte...
Wenn mir etwas daran gelegen ist, eine fruchtbare Verbindung zum Gegenüber herzustellen, ist es hilfreich, kein allzu großes diesbezügliches Gefälle herzustellen. Das kann ich in (fast) allen Fällen auch selber beeinflussen. Nämlich indem ich
dem anderen wertschätzend begegne – zunächst sogar mal (möglichst) unabhängig vom konkreten Inhalt des Austausches, wobei das ja (fast) nicht machbar ist.
Jede(r) von uns hat eben auch seine eigenen, ganz persönlichen Vorerfahrungen, Werte-Vorstellungen, mehr oder weniger fest zementierte Meinungen, Vorlieben, Abneigungen, Ängste, Befürchtungen und kann sich selten so ganz davon frei machen. Ich kenne jedenfalls niemanden (mich definitiv eingeschlossen!), der sich so ganz von all dem frei machen könnte.
(Bei Buddha laß ich mit mir diskutieren, aber denn kannte ich nicht persönlich ...)
Es fällt mir zumeist leicht(er), wenn ich
wohlwollend davon ausgehe, dass meinem Gegenüber auch etwas an einem gelungenen Austausch gelegen ist, ich ihn also in dieser Hinsicht und mit diesem Ziel als gleichwertig betrachte. Und das ist erst mal völlig unabhängig von Bildungsstand, Intellekt etc. .
Es fällt mir schwerer und der Austausch wird anstrengender, wenn ich mich entweder als über- oder unterlegen einstufe. Das kann blitzschnell und meist unbewusst passieren.
Wenn ich meine Meinung als die ultimativ richtige, meine bisherigen Erfahrungen als die größeren, meine Sammlung an vermeintlich schlauen Fremdwörtern als die wesentlichere etc. ... sehe und damit im Grunde
mein mangelndes Selbst –Wert- Gefühl lebe ... – dann habe ich eine schlechte Ausgangsbasis, um eine gelungene Verbindung zum Gegenüber einzugehen.
Und genauso umgekehrt: wenn er/sie mir wie o.g. begegnet (bzw. ich es so empfinde ! ...), dann kann ich mich sogleich ganz klein fühlen und verstummen – wie das in meinen Augen absolut treffende Beispiel von den Eltern- Erfahrungen widerspiegelt und/oder z.B. eben auch die Protagonistin in
tangoleo`s Geschichte erlebt.
Was tun ?? (sprach Zeus
... )
Ich habe sowohl im rein Virtuellen, wie auch in der Realität schon sehr viele bereichernde und gelungene „Kommunikationen“ (...gibt’s davon überhaupt nen Plural??) kennen gelernt und genossen. Und natürlich auch in beiden Bereichen schon misslungene.
Mein Gegenüber fühlte sich von mir angegriffen, missachtet, missverstanden... oder ich von ihm/ihr. Wenn ich mir die Mühe machte, auch darüber mal nachzudenken (...möglichst mit etwas mehr emotionalem Abstand...), dann merkte ich schnell, dass es sowohl etwas mit mir, als auch mit ihm/ihr, als auch wieder nichts davon zu tun hatte. An ersterem kann ich arbeiten, an zweiterem nicht, das Dritte macht mir das „Verdauen“ leichter.
Und wieder dieses wirklich geniale Eltern- Beispiel (was ja auf so viele andere frühere Erfahrungen anwendbar ist...) vom
Der Antaghar: Wenn ich meinem Gegenüber was an den Kopf (oder auf den Monitor) schleudere, was ihn dann an eine nicht_mit-guten_Gefühlen_behaftete Person/Situation seiner Vergangenheit erinnert, er sich im schlimmsten Fall dessen noch gar nicht bewusst ist und deshalb ein unbewusster (normaler) Abwehrmechanismus anspringt, dann ist eben Holland in Not.
Umgekehrt: wenn mir mein Gegenüber mit etwas begegnet, was mich z.B. schon an meiner Mutter geärgert oder bei meinem Ex verletzt hat und mir das in dem Moment nicht bewusst wird, dann hat er erst mal schlechte Karten und kann vielleicht noch nicht mal was dafür.
Und wenn wir uns insgesamt überhaupt noch nicht genug kennen, dann wird’s ganz arg.
Bei meiner besten Freundin, die mich (und ich sie) in und auswendig kennt, kann der gleiche Satz, die gleiche Formulierung eine ganz andere Reaktion hervorrufen und wird allgemein sofort diskutiert und dabei entschärft.
Aber dort ist die wohltuende und sichere Basis von
gegenseitiger Wertschätzung auch jederzeit vorhanden und langjährig erprobt und damit glaubhaft.
Und das dann ganz unabhängig von
meinem allgemeinen und tages- und situationsabhängigem
Selbstwertgefühl.
Und eigentlich wollte/könnte... ich noch viel mehr schreiben wollen. Hatte auch anfänglich vor, was von (schon erwähntem) Rosenberg und auch Watzlawick und Schulz von Thun in den Raum zu werfen, die ich allesamt nicht unbedingt für Urväter, aber für doch für interessante Wegbereiter auf dem Feld der Kommunikationsforschung halte und mich mit Interesse mit ihren Werken beschäftigt habe. Gute Puzzleteilchen für einen bewussteren Umgang mit dem Phänomen, was uns tagtäglich und in so vielfältigen Formen begegnet – und von dem sich doch im Grunde seines/ihres Herzens jede(r) wohl wünscht, dass wir es immer besser erreichen mögen – gelungen miteinander zu kommunizieren.
Auf weitere erfolgreiche Versuche!
Die Freesie
PS: Ach ja- meiner Meinung nach ist die Würze einer guten Prise Humor und auch einfach mal befreit Lachen über etwas Misslungenes (auch Kommunikation...) durchaus sehr förderlich dem erfreulichen, bereichernden, lust- vollen Miteinander...
- auf jedweder Ebene!