Sehen
Der Nebel um mich herum lässt mich sehen. Innen wie außen. Und mir ist klar:
Ich mag mich jetzt im Augenblick gerade wegen meiner Unvollkommenheit.
Ich mag mich im Moment, so wie ich bin und verurteile mich nicht für das, was gewesen ist, auch wenn nur allzu oft die Wut in mir mein Gast ist und mich hochfahren lässt, wenn etwas, was nicht meine ist, in meinen Äther dringen will, um mich zu verwirren.
Nur manchmal möchte ich mich immer noch für das gewesene erklären, auch wenn das vielleicht gar nicht gewollt ist.
Aber es ist immer noch die Unsicherheit in mir und der Wunsch nach einem Neuanfang, die mich geleiten und das Gefühl, dass es dabei eben nicht nur um mich geht.
Auch wenn ich ganz genau weiß, dass das ein Ablenkungsmanöver von meiner Selbst und meinen Weg ist. Denn ich spüre immer noch ein Mögen in mir, was sie angeht und den Wunsch, zu wissen, was mit ihr ist.
Nur brauche ich mich ihr desderwegen nicht mehr beweisen. Oder etwa doch?
Manchmal wünschte ich mir insgeheim, sie würde es wissen.
Sie würde wissen, dass ich hart an mir arbeite und es für Gut befinden.
Manchmal träumte ich, sie würde mich ein klein wenig dabei geleiten - über unsere beider Äther hinweg - und dabei auch ihren Platz an meinem Lagerfeuer einnehmen.
Eine Einladung dazu habe ich jedenfalls in Gedanken ausgesprochen.
Denn meine Tage, so wie der heutige im Nebel, sind voller Metaphern, die ich zu deuten habe.
Und manchmal stoße ich dabei auch auf halb gegarte Herzkartoffeln in meinem Essen und traue mir dann selbst nicht wirklich über den Weg …
Aber uneigentlich kenne ich bereits die Antwort auf meinen Wunsch.
Mein Held des Alltags in mir jedenfalls weiß es und nimmt mich liebevoll bei der Hand.
© CRK, Le, 09/2021