Das fünfundzwanzigste (und erstes Extra-)Türchen
So - die Gans ist schon fast fertig und auch der Kloßteig hat dieses Mal eine Beschaffenheit, die vermuten lässt, dass ich nicht zu Plan B (Kloßmehl) greifen muss.
Hier als die erste von 4 verbleibenden Geschichten (6, wenn ich eine kürze und eine selbst verfasse):
Kein Märchen
Es war eine nasenklirrende Frostnacht, als der hagere Meister Knorke sich aufmachte, um die Schneefrau zu suchen. Denn endlich hatte er sich dazu durchgerungen, sich dem prallen Kohlesack auf seinem Rücken zu widmen, um die Frierenden in seinen Straßen zu beglücken. Und somit unteranderem eben auch die Schneefrau, die in ihrem Sinne überall und nirgends verweilte. Denn ihr war immer kalt, obwohl sie so drall daherkam und einen üppigen Vorbau zu bieten hatte.
Meister Knorke hatte schon lange etwas für sie übrig, doch immer, wenn er hatte zur Tat schreiten wollen, war sie mit ihrem Herzen aus Eis in ihrer Welt voller Ahnen und Geister unabkömmlich gewesen. Das hatte Meister Knorke über die Jahre schon ganz mürbe gemacht, sodass er inzwischen fast gar nicht mehr auf seinem Speeder durch die Nächte rauschte, weil er Angst davor hatte, bei allzu argem Gegenwind zu Staub zu zerfallen und so zu Abermillionen von Regentropfen und Schneeflocken zu werden und die spröde Dörrnis der Menschheit damit zu beglücken.
Jedoch in dieser Nacht der Aber-Nächte sollte es anders kommen als von ihm ursprünglich gedacht. Der König aller Wale hatte nämlich Meister Knorke in seiner guten Stube, in der Zaubergasse Nummer Siebzehn, heimgesucht und war dem Knorke in einem schwebenden Quader aus Meereseis erschienen.
Als der Wal zu singen begann, wurde dem Meister Knorke ganz mulmig zumute. Er begann seinen tasmanischen Teufelshasen mit den langen Löffelohren vor seinen Speeder zu spannen und machte sich schließlich mit dem Wal-Lied im Ohr auf den gefahrvollen Weg zu seiner Schneefrau.
Dabei musste er die heimtückischen Nebelspiralen von Narrheim queren und die Leuchtkugeln der Besser-Wähner und Laut-Schwätzer überwinden, bevor er den für ihn verloren geglaubten Stern der Zweierjahner wiederfand und auf ihm unsanft landete, als er die in sich gefangene Schneefrau auf ihrem Berg aus Eisbrocken und Erzgeröll und Schotter hocken sah.
Es zerbrach ihm fast sein Herz entzwei, als er sie so erblickte. Da öffnete Knorke seinen Mund sperrangelweit, und es erklang abermals das Lied des Königs der Wale und alles um ihn herum begann in seinen Grundfesten zu erbeben.
Die Schneefrau blickte verzagt auf, und sie spürte einen Anhauch von Wärme in ihrem Körper, so dass ihr ganzer Berg aus Eis und Hindernissen zu schmelzen begann und sie allmählich frei gab.
Als der Meister Knorke mit dem Lied der Wale geendet hatte, fiel die Schneefrau, die nun vielmehr eine Wasserfrau mit lauter Krebsgetier im Haar war, dankbar vor seine Füße und weinte lauter ungezählte Rosenquarzkristalle, die sich nun langsam vor ihm aufhäuften.
Da lachte der Knorke laut auf, beugte sich zur Wasserfrau herunter und hob sie sich in seine Arme. Er fragte sie belustigt, ob sie wohl wieder einen Berg aus Hindernissen um sie herum und in sich selbst auftürmen wolle. Bei diesen Worten verschmolz er mit ihr zu einer nun prallen Person und ward für immer da König Krabbe von Knorke zur Schrumpel-See.