Guten Morgen, liebe Rater:innen und Rater:außen, die liebe
@***a2 war es, die uns unsere gestrige Geschichte geschenkt hat. Heute wird es anders mystisch, ich habe es so verstanden, dass der Weihnachtsmann von einer Frau mit Halsband ...
Aber lest selbst!
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Das pralle Leben … hab ich schon … erlebt
Es ist wieder diese Vorweihnachtszeit hereingebrochen und wirklich keiner weiß so richtig wann diese eigentlich beginnt. Manchmal vermute ich zum Herbstanfang, egal ob kalendarisch oder astronomisch, denn zu dieser Zeit liegen bereits die ersten Spekulatius und Lebkuchen in den prall gefüllten Supermarktregalen.
Aber egal wir sind im „JETZT“ und „HEUTE“ und nicht mehr in der Vergangenheit, die allerdings auch ihre Reize hatte.
Ich schlendere so durch eine uns allen bekannte Großstadt, überquere Straßen an Fußgängerampeln und werde immer wieder von laut heulenden Motoren aus meinen Gedanken gerissen, meist dann wenn mich jemand zu übersehen scheint und eine Vollbremsung hinlegt. Ich denke sogleich – geht’s noch – aber schon bin ich wieder in Gedanken und setze erneut einen Schritt vor den anderen.
Immer wieder schweift mein Blick nach oben und dann blicke ich meist in prall dekorierte Schaufenster im vorweihnachtlichen Glanz. Geschmückt in den Farben die diese Zeit assoziieren. Rot und weiß immer mal wieder mit grünen Akzenten. Das zieht sich schon so lange durch mein Leben und wird sich bestimmt auch in der Zukunft nicht ändern, oder?
Meine Augen erfassen „Reizvolles“ – für andere – nicht mehr für mich, denn es ist die Auslage eines Bekleidungsgeschäftes und was sehe ich dort – ganz unüblich zur kalten Jahreszeit? Unterwäsche und Miederwaren in prallem Rot und für viele diesem scheinbar so verführerischen Grautönen. Reizvoll für einen großen Teil meines Geschlechtes, doch mein Weg der Reize war inzwischen ein anderer, wobei mich die Farbe schwarz auf diesem schon lange begleitet.
Ich gehe ums Eck in eine etwas kleinere Seitenstraße auf der es auch belebt zugeht. Die Menschenmassen drängen sich auf dem Asphalt als gebe es kein „morgen“ mehr. Wieder wandert mein Blick nach oben, denn aus den Augenwinkeln habe ich wieder diese Farbe der Lust erblickt. Schwarz und dazu ohne Kontrastfarben. Lediglich ganz leichte Akzente aus roten Einfassungen oder Rändern kann ich wahrnehmen. Dieses Mal ist es ein Bekleidungsgeschäft der besonderen Reize. Ich verweile ein wenig vor dem Schaufenster, um mir nicht nur das Präsentierte anzuschauen, nein auch um Möglichkeiten und Optionen in Bildern vor meinen Augen zu generieren. Ein schönes Szenario.
Plötzlich werde ich etwas unsanft aus meinen Gedanken gerissen, denn ein vorbeigehender Mann streift, egal ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, meinen Unterarm. Dies vergesse ich aber sehr schnell, denn eine, nennen wir es einmal, interessant aussehende Dame, mittleren bis gehobenen Alters, hat meine Aufmerksamkeit erlangt, nachdem sie vom Inneren des Ladens in das Schaufenster gestiegen ist.
Scheinbar beabsichtigt sie etwas umzudekorieren oder auch nur ein Teil aus dem Schaufenster zu holen, um es einem vakanten Kunden im Laden zu zeigen. Ich konnte es nicht wissen, nur erahnen. Interessiert verfolge ich ihren Weg im Schaufenster und bin sichtlich erfreut, als ich wahrnehme, dass sie einer der Schaufensterpuppen das Halsband abnimmt, welches diese sehr ansprechend gekleidet hat. Es handelt sich um ein massives Halsband aus einem gummiartigen Material, mit genieteten Ösen in den Löchern und einigen großen Ringen die daran angebracht waren, welches dazu noch vielfach verstellbar ist.
Beim Verlassen des Schaufensters passiert genau das, worauf ich insgeheim gehofft, allerdings nicht damit gerechnet habe. Ihr Blick schweift zur Scheibe und ihre Augen blicken mir tief in mein Gesicht. Wie versteinert nehme ich ihren durchdringenden Blick wahr, der mir zu sagen scheint, dass wir uns nicht das letzte Mal so tief in die Augen geblickt haben.
Sie verschwindet genauso schnell durch die hölzerne Tür der Schaufensterdekoration, wie sie herein gekommen war. Mein Blick verändert sich und ich sehe im sich spiegelnden Schaufenster, wie hinter mir ein Weihnachtsmann die Straße passiert und scheinbar fröhlich mit anderen Menschen in Kontakt tritt. Das war wohl mein allererstes Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr. Ein sehr schönes, wenn ich die Situation nun Revue passieren lasse.
Ich schaue kurz auf die Uhr und stelle fest, dass die Zeit fast stehen geblieben ist. Warum habe ich das überhaupt getan, frage ich mich, denn ich habe am heutigen Tag überhaupt nichts vor und auch keine Pläne. Ich vermag nicht einmal zu sagen, warum ich eigentlich vor die Tür gegangen bin und durch die Straßen schlendere. Ganz egal, denn bis hierher hat es sich schon einmal gelohnt.
Ich beginne mich wieder in Bewegung zu setzen und schaue im Augenwinkel noch in die Straße, welche ich nun überquere und erfasse im letzten Moment die Augen oder auch das Gesicht der Dame die gerade noch im Schaufenster zugange war. Sie schaut mir aus einem Nebeneingang des Ladens erneut tief in meine Augen und ich bleibe wie angewurzelt mitten auf der Straße stehen.
Gerade nehme ich noch wahr, dass sie genau das Halsband trägt, welches sie vorhin der Schaufensterpuppe vom Hals genommen hat und schon wird es um mich herum dunkel. Als ich wieder die Augen öffne liege ich auf einem mir unbekannten Möbel. Mir ist es noch etwas schummerig und meine Beine schmerzen. Was war geschehen dachte ich mir und wie komme ich hier her?
Über mir ist an der Decke ein Spiegel angebracht, somit sehe ich die Situation in welcher ich mich befinde nun sehr genau. Leise vernehme ich ein Knarren und sehe wie sich die Tür zu diesem Raum öffnet. Herein kommt genau diese Frau, die noch immer dieses wundervoll massive Halsband um ihren Hals trägt. Ihre Schritte verursachen ein angenehmes und intensives Geräusch auf diesem Steinboden, was vermuten lässt, dass sie so gekleidet ist wie es mich anspricht.
Sie kommt auf mich zu und schaut mir erneut tief in die Augen. Ihr Blick durchdringt mich auf eine mir bisher unbekannte Art und Weise. Doch ich empfinde es als sehr angenehm. Mein Blick schweift nun von ihrem Kopf bis zu ihren Füßen. Was ich wahrnehme ist so unglaublich und somit kann es nur ein Traum sein. Ist es ein Traum oder ist es erneut das pralle Leben, welches mir hier einen Streich spielt und mich in eine ganz unscheinbare, aber wundervolle Vorweihnachtszeit versetzt?
Sie kommt näher und hält mir ein Glas an meine Lippen. Ich öffne meinen Mund und schon wird mein enormer Durst gestillt. Sie stellt sich nun an das Fußende und betrachtet mich von Kopf bis Fuß. Mit einem Nicken quittiert sie was sie wahrnimmt. Kurz darauf, ich höre noch etwas außergewöhnliche Musik, muss ich die Augen wieder geschlossen haben.
Meine nächste Erinnerung ist völlig losgelöst von der bisherigen Situation und meinen Erinnerungen, denn inzwischen schlendere ich über den angrenzenden Weihnachtsmarkt und ich erinnere mich nicht wie ich hierhergekommen bin. Wer oder was hat mir denn nun einen Streich gespielt?
Ich frage mich, war das denn alles real was nun in meinen Erinnerungen ist. Wie in Trance schaue ich zu den Buden und Ständen, die links und die rechts die Straße säumen. Erneut verspüre ich etwas Durst und beschließe zum nächsten Getränkestand zu gehen. Warum habe ich eigentlich einen solchen Durst frage ich mich, aber ich finde keine Antwort.
Als ich an den Stand trete, der nebenan einen kleinen Raum hat, um sich vor der Witterung zu schützen, gehe ich in diesen … ich weiß auch nicht warum. Ich will mir gerade einen Glühwein bestellen, als ich aufschaue und dort als Verkäuferin genau die mir bereits bekannte Lady aus meiner Erinnerung sehe, die noch immer das massive Halsband trägt.
Sie schaut mir tief in die Augen und lächelt mich an und stellt mir kurz darauf ein Wasser auf den Tresen, welches ich nicht bestellt habe. Das Leben ist schön sagt sie und verschwindet wieder. Als ich signalisiere bezahlen zu wollen, kommt sie erneut auf mich zu. Das Getränk geht aufs Haus sagt sie und gibt mir einen zusammen gefalteten Zettel. Sie sagt zu mir, dass ich diesen erst morgen öffnen und lesen solle.
Allerdings lese ich auf der Außenseite … das pralle Leben … ist es nicht schön