Der ungebetene Gast
Der ungebetene GastCarolin lag in dem alten Himmelbett, das an Fenster eines der Schlafzimmer der Villa Daldini stand. Sie genoss das Gefühl der kühlen Seidenlaken, auf denen sie lag. Eine leichte Brise bewegte die langen, weißen Gardinen der offenen Balkontüren gegenüber des Bettes und trug den Geruch der Bougainville-Blüten, die an den Steinwänden der Villa gediehen, in das geräumige Schlafgemach.
Sie blickte hinüber und sah die Silhouette von Patrick, der draußen in einem der Liegestühle ruhte.
Wie lange würde er sich hier noch so warten lassen?
Ihre Augen wanderten gewohnheitsmäßig zu ihrem linken Handgelenk, doch statt der Patek Philippe Calatrava, befand sich dort nun eine rote Ledermanschette. Ebenso wie an ihrem rechten und den beiden Fußgelenken.
An den Manschetten waren schwarze Baumwollseile befestigt, die zu den Pfosten des Bettes führten. Aufgrund der enormen Dimensionen des antiken Schlafmöbels waren ihre Arme ausgebreitet und die Beine weit gespreizt.
Carolin spürte den kühlen Hauch des abendlichen Fallwindes, der aus den Tessiner Bergen zu ihnen herabströmte, zwischen ihren Schenkeln.
Tagsüber hielt ihn die aufsteigende Thermik des Lago Maggiore in Schach, doch jetzt sorgte er dafür, dass sich eine leichte Gänsehaut auf ihrem fast nackten Körper breit machte.
Sie fühlte, wie sich ihre rosigen Knospen, die von der roséfarbenen Büstenhebe nicht bedeckt wurden, zusammenzogen und aufrichteten.
Mit der Zungenspitze fuhr sie über ihre trockenen Lippen.
Wie gerne würde sie noch ein weiteres Glas von dem wunderbaren Ruinart Rosé trinken, der in einem silbernen Eiskübel auf der Anrichte stand.
Patrick hatte ihr bereits nach dem Begrüßungs-Champagner befohlen, sich zu entkleiden. Gehorsam hatte sie seinem Befehl Folge geleistet.
Knopf um Knopf die leichte Sommerbluse geöffnet und von ihren Schultern gleiten lassen. War aus dem knielangen Rock geschlüpft. Als sie hinter sich gegriffen hatte, um die mit Spitzen besetzte Büstenhebe zu öffnen, war eine minimale Bewegung seines Kopfes genug gewesen, um sie innehalten zu lassen.
Mit fragendem Blick hatte sie die Daumen in den Bund ihres seidenen Höschens gehakt.
Sich, auf sein angedeutetes Nicken hin, umgedreht, nach vorn gebeugt und es bis auf die schwarzen Pradas hinuntergezogen.
In den Pumps, champagnerfarbenen Seidenstrümpfen, die von einem Strapsgürtel gehalten wurden, und der farblich passenden Hebe, hatte sie aufgeregt vor ihm gestanden.
Patricks kobaltblauen Augen waren über ihren Körper geglitten, bis er sie mit einer knappen Geste auf das Bett geschickt hatte.
Dann hatte er ihr Uhr und Armreifen abgenommen. Während sie mit den Manschetten und Seilen an den Pfosten fixiert wurde, hatte er sie keines Blickes gewürdigt.
So hatte er sie hier wartend zurückgelassen.
Eine kleine Fliege landete auf ihrem nackten Bauch und lief mit kitzelnden Füßchen umher.
Vergebens versuchte Carolin sich durch Pusten des Plagegeistes zu entledigen.
Das lästige Insekt lief ziellos umher, bis es anscheinend etwas in Carolins Bauchnabel sein Interesse gefunden hatte.
Carolin bog ihren Rücken durch und ließ ihn wieder aufs Bett fallen. Der kleine Quälgeist flog empor, nur um gleich darauf wieder zu landen. Diesmal auf dem frisch rasierten Venushügel.
Angeekelt sah Carolin, wie der kleine Rüssel immer wieder ihre zarte Haut berührte.
Das impertinente Geschöpf krabbelte weiter und thronte nun auf dem Häutchen, das ihre Perle verbarg.
„Patrick!“, rief sie laut.
Erschreckt hob der Sechsfüßler ab, kreiste ein wenig und verschwand zu Carolins Entsetzen, zwischen ihren gespreizten Schenkeln. Sie spürte seine tänzelnden Schritte auf ihren kleinen Labien und Übelkeit stieg in ihr auf. Ihr war klar, dass der geflügelte Eindringling auf seiner Suche nach Feuchtigkeit jetzt fündig geworden war. Schon konnte sie ihn am Eingang ihrer Yoni fühlen.
'Oh Gott, die wird jawohl nicht hineinkriechen.'
Blanker Horror machte sich in ihr breit.
Carolins Denken war so sehr auf die widerwärtige Kreatur zwischen ihren Beinen fixiert, dass sie nicht bemerkte, wie sich ihr Gastgeber langsam von der Seite her nährte.
Ein feuriger Schmerz fuhr ihr zwischen die Lenden.
Die Mischung aus Schmerz und Überraschung ließ Carolin laut aufschreien.
Jetzt erst wurde sie gewahr, dass Patrick neben ihr stand.
Er ließ die vielschwänzige Lederpeitsche über ihrem bebenden Bauch fallen und beugte sich zwischen ihre zitternden Schenkel.
Mit einem triumphalen Lächeln auf dem Gesicht hielt er das tote Insekt zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Treffer!“
Carolin atmete hörbar aus.
„Na, Gott sei Dank.“
„Nur diese eine?“, fragte Patrick mit gespieltem Interesse.
„Ich denke schon“, gab Carolin vage zurück.
Patrick griff nach der Lederpeitsche.
„Wir sollten auf Nummer sicher gehen, meinst du nicht?“
„Doch, du hast recht, das sollten wir unbedingt.“
Carolin lehnte den Kopf zurück in die seidigen Kissen und schloss erwartungsvoll ihre Augen.