Ein neuer Mitspieler ... ich präsentiere ... bitte lesen ;-)
Das Besitzerbewusstsein war zu langsam gewesen und verharrte vor dem fremden Geist. Er sah Imeldaschätzchen, die panisch aus der Jackentasche geschossen kam, lautstark fiepte und Schutz hinter Imelda, der Hexe, suchte.
„Geh weg, du blöde Ratte, dein Herr ist wieder aufgewacht“, versuchte sie das Tier zu verscheuchen. Aber die Ratte kletterte beinahe an Imeldas Röcken hoch.
Imelda rieb sich das Kinn dann die Nase und meinte schließlich: „Da stimmt was nicht. Serafina, tu auch einmal was! Der schaut zwar aus wie mein junger Kauz, aber der ist es nicht, nicht, wenn ich dem Vieh da glauben soll.“ Dann wandte sie den Blick nach oben und rief zum Schornstein hinauf: „Kesser Feger! Her da!“
Aber es antwortete ihr nur ein ängstliches Rascheln. „Mist, die will nicht reinkommen, weil hier irgendetwas ist. Aber was es ist, das weiß sie nicht. Hm.“
Serafina ging zu Juvelius, der gar nicht Juvelius war und schaute ihm in die Augen.
„Potzblitz“, entfuhr es ihr.
Ein sonderbares Lachen antwortete ihnen.
„Na so was, und wer bist du, wenn ich fragen darf“, sagte schließlich Imelda, die sich als erste von dem Schock des Geräuschs erholt hatte. Ein Räuspern war die Folge der Frage, dann ein weiteres und ein verlegenes Hüsteln.
„Ähm“, begann das Wesen und stand auf. Der Körper von Juvelius reckte und streckte sich, dann kratzte er sich ungeniert am Schritt und anschließend den Kopf.
„Also, jetzt weiß ich bestimmt, dass das nicht Juvelius ist. Also, WER BIST DU?“, beharrte sie lautstark auf einer Antwort.
„Ah ja, ich bin ein Zauber, oder besser gesagt ich bin DER Zauber“, antwortete er, aber das machte die Hexen auch nicht schlauer. Der Geist von Juvelius schwirrte unterdessen um seinen Körper herum und konnte nicht hinein, weil der Zauber alles blockierte.
„Und was ist das für ein Zauber?“
„Naja, ein besonderer eben. Ich wurde von einem irren Zauberer gesprochen, der alles und jedes immer verkehrt herum macht und so bin ich lebendig geworden. Euer komischer Hexer da, der hat verhindert, dass ich die Schwarzen rauslassen konnte, wie es eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Nun, einige konnte ich ja befreien“, endete er befriedigt.
„Ach du bist der Mistkerl, der uns das ganze Theater hier eingebrockt hat. Da wirst du aber einiges zu tun haben, um das wieder gutzumachen. DU VOLLIDIOT!“ Imelda hatte sich in Rage geredet, was bei ihr immer relativ rasch ging. Das Furunkel auf ihrer Nase zuckte verdächtig, aber sie musste sich beherrschen, um nicht den Körper des Hexers zu verhexen.
„Wie bekommen wir dich da wieder heraus? Kannst du nicht den Körper des irren Zauberers besetzen und uns den Hexer wiedergeben?“
„Bist du verrückt? Ich bin ja nicht bekloppt!“, rief er entrüstet und kratzte sich wieder im Schritt, dann rülpste er ordentlich und machte einige schmatzende Geräusche. Der Geist von Juvelius verdrehte die Augen (wenn er welche gehabt hätte) und griff sich entrüstet an den Kopf (wenn er einen gehabt hätte).
„Borstenvieh“, murmelte Serafina und drehte sich verlegen um.
Imelda raschelte durch den Raum, dabei rieb sie immer wieder das Kinn und machte „Hm?“ verschiedentlich war auch ein „Mh!“ darunter. Als mehrere Minuten verstrichen waren, machte sie „Jup“ und ging hinaus. Von draußen schrie sie: „He Zauber! Komm her und bring Juvelius mit!“ Dann ging sie zu den drei Findlingen, die hinter ihrem Haus standen, umrundete sie und sagte einschmeichelnd: „Petzi, Petzilein, komm mal und schau, was Mamilein für dich schönes hat.“
Lange Zeit tat sich nichts, dann trottete ein zotteliger, großer Braunbär mit sehr traurigen Augen hervor. Leise brummelte er vor sich hin und setzte die Tatzen ganz langsam und bedächtig auf den Boden, dabei wackelte sein Hinterteil, was einen sonderbaren watschelnden Gang zur Folge hatte und er immer wieder in Gefahr geriet, über die Vorderbeine zu stolpern.
„Petzi, magst du menschlich werden?“, fragte die Hexe. Da trat der Zauber zu ihr und schaute sie fragend an.
„Ja, da staunst du? Magst du in einem großen mächtigen Bären wohnen? Dann wärst du nicht mehr nur ein Zauber, sondern DER ZAUBÄR! Na, das hat doch was!“, meinte sie triumphierend und reckte die Arme theatralisch nach oben.
Der Zauber überlegte hin und her. Er wusste ja nicht was menschlich ist und was nicht. Es war ihm gleichgültig, wie der Körper war, Hauptsache, er war aus dem Nichts heraus. Währenddessen überlegte der Bär noch immer, was es für ihn bedeuten mochte, mit dem Zauber verbunden zu sein. Da er aber sehr depressiv war und obendrein von Geburt an äußerst phlegmatisch, übersah er, wie der Zauber in seinem Gehirn (es war mehr Platz vorhanden, weil der Gedankenteil vom Bären nicht so groß ist, wie man vielleicht bei so einem großen Tier annehmen sollte) ein Heim errichtete.
Der Körper von Juvelius fiel stracks nach hinten. Imelda sah gelassen zu, wie er sich den Kopf anschlug. Dann öffnete er die Augen und sagte: „Hättest mich auch fangen können!“
„Ha!“