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MS Luxuria // Die Geschichten

MS Luxuria // Die Geschichten
In diesem Threat sammeln wir die Geschichten zu unserer Kreuzfahrt.

Logbucheinträge werden in Orange hervorgehoben.

Bitte die Plaudereien in den parallel hierzu laufenden Threats lassen.

Neben den Logbucheinträgen sind hier nur die Geschichten und maximal Kommentare zu den Geschichten erwünscht.

Danke,

Edward J. Smith II.
Captain
Hamburg, 31. Dezember 2009
53° 33′ N, 10° 0′ O:

Das Boarding ist eröffnet.

Personal wie auch Gäste können bereits das Schiff betreten und sich vorstellen.

Wir werden in der Nacht zum 2. Januar ablegen. Bis dahin kann man das Schiff betreten. Die nächste Möglichkeit des Zusteigens wird es dann wieder in Southampton geben.

Edward J. Smith II,
Captain

Johann "das Gespenst"; Maschinist und Alkoholiker
Da ich mich ja bereits seit der Schiffstaufe an Bord befinde (unter Anderem mit der Beseitigung der Folgen dieser Taufe beschäftigt), leg ich mal als Erster los.

Johann wurde am frühen Morgen des 30. Februars 1961, irgendwo auf Höhe der Wasserlinie zwischen Lisboa und Rio geboren. Seine Mutter (eine der letzte Schiffsschraubenmuttern im Dienste seiner Admiralität) versteckte ihn für den Rest der Überfahrt in der Werkzeugkiste des damaligen Obermaschinisten. In diesen drei Wochen muss es zu der unsäglichen Assimilation mit dem Schraubenschlüssel gekommen sein. Dort wo sein Vater (im übrigen ein waschechter „Engländer“) von der Natur mit einem durchaus beachtenswerten Reep (dickes Tau) ausgestattet war, prangte von nun an bei Johann der Schraubenschlüssel.
Seit dem hatte Johann nur bei den seltenen Landgängen festen Boden unter den Füßen.
Seine unglaubliche Fähigkeit jeden Hafen der Welt am Geruch der Hafenspelunke zu erkennen und diese dann erst im Morgengrauen wieder zu verlassen, brachten ihm den Beinamen „das Gespenst“ ein.
Unter den diversen Fähigkeiten, welche er sich in den 48 Jahren an Bord aneignete, sticht wohl am deutlichsten die unglaubliche Fähigkeit sich an Bord unsichtbar zu machen hervor. Niemand kennt das Schiff besser als er! An jeder Mutter des Schiffes, hat er mindest einmal seinen Schraubenschlüssel angesetzt... vor ihm kann sich niemand verstecken und er ist immer und überall zu finden.
Im übrigen ist er zwar untätowiert, aber die Ölflecken auf seiner seegegerbten Haut sind mittlerweile eingebrannt und wasser-/seiferesistent.
Edward J. Smith, II., Captain
Nun stehe ich hier an der Reling und schaue auf die Gangway der Luxuria hinunter, in angespannter Erwartung der Gäste.

„Wieso ich“, frage ich mich immer wieder. „Wieso ausgerechnet sollte ich diesen Kahn um die halbe Welt schippern. Gab es kein angemesseneres Kommando für meine Fähigkeiten?“

Ich kratze mir meinen frisch rasierten Bart. Frisch rasiert bedeutet – in Dimensionen meiner Zeitrechnung – vor etwa drei Tagen.

Vielleicht hätte ich beim Einstellungsgespräch nicht von der großen seefahrerischen Tradition meiner Familie prahlen sollen. Mein Urgroßvater großmütterlicherseits, Edward John Smith I., fuhr schon für die White Star Line auf der Linie Southampton – New York. Na ja. New York hatten sie damals, 1912, fast erreicht. Aber das habe ich natürlich verschwiegen.

Auch verschwieg ich, dass meine Mutter, einer wunderbaren Tradition folgend, im Chor gefallener Mädchen der Heilsarmee Sankt Pauli den Sopran gejodelt hat, bis dass sich ein ansehnlicher Seemann ihrer annahm.

Aber nun bin ich bestens vorbereitet. Ich habe neue, weiße Hemden (aus dem Ein-Euro-Laden), dazu weiße Hosen, Schuhe die passen und all den Kram, den einen Kapitän erst zum Kapitän machen (Pfeife, Tabak aus Afghanistan, Whiskey aus Schottland, Kodome aus Deutschland, und Autorität von woherauchimmer…).

Und auch technisch bin ich auf der Höhe der Zeit. Zum Glück habe ich nicht vergessen, das DACH-Navi aus dem alten VW Käfer auszubauen, der da an der Pier parkte. DACH: Deutschland – Austria – sCHwitzerland.

Und unsere Reiseziele werden wir dann auch finden. Irgendwo westlich der A7.

Ich werde die Navigette gleich mal für den ersten Schlag der Reise programmieren:

Land: England.

„Dieses Land befindet sich auf einer kostenpflichtigen Sonderkarte.“
Ich wiederhole:

LAND: England …

„Dieses befindet sich …“

„Egal,“ denke ich: „Dann eben Deutschland.“

„Dannebendeutschland ist nicht Mitglied der Vereinten Nationen.“
Ich fluchte: „Klugscheißernavi! Meine Frau hatte auch immer das letzte Wort, bis dass die Makrelen sie fraßen.“

LAND: Deutschland

Gut, gefunden. Die Navigette spricht also Deutsch.

ORT: Southampton

„Dieser Ort ist unbekannt. Bitte wählen sie einen bekannten Ort aus der Liste.“

Ah, also auf Deutsch: Südhampton

Die Navigette ist Frau. Ganz Frau. Ich vergaß. Sie kennt kein Hampton. Also neu:

ORT: Süd-Tampon

„Dieser Ort ist unbekannt. Bitte wählen sie einen bekannten Ort.“
„Na gut, grrr.“ Langsam wurde ich ungeduldig. „Ich weiß, ich weiß: Tampons werden nicht südlich eingeführt. Ich bin zwar Mann, aber anatomisch bewandert. Also…“

ORT: Nord-Tampon

„Dieser Ort ist …“

Meine Geduld neigt sich langsam dem Ende zu. Dann eben …
ORT: Bremen.

Auch gut. Zumindest stimmt die Richtung ansatzweise. Bremen liegt – vorausgesetzt ich halte die Karte richtigrum – links von Hamburg.

STRASSE: Von Gibraltarstraße

„Meinten sie: „Altarstraße?“

(…)

„Ja, verdammt. Dann eben dort.“

Ich öffne den Kragen meines Hemdes. Oh, ist schon offen! Dann öffne ich eben den Reißverschluss…

„Nein,“ zwang ich mich zur Räson. Es würde so aussehen, als würde ich über die Reling urinieren. Also öffne ich nichts.

Weiter im Dialog mit der Navigette:

HAUSNUMMER: … Schreikrampf, Wutausbruch, …


Um es kurz zu machen. Ich habe die Navigette soeben über Bord geworfen und werde Johanns Rat befolgen und nach dem runden Ding mit dem Zeiger, der nicht weiß wo er hinzeigen soll, navigieren.
Foto meines letzten Kommandos vor der MS Luxuria...
Jessi Böttcher, Physiotherapeutin
In Vertretung für Tangocleo:


JESSIS Kreuzfahrt, Teil 1

Sie war noch einmal bei Susi, ihrer Lieblingsfriseuse, gewesen. Die frische Dauerwelle stand ihr gut und sie lächelte ihrem Spiegelbild zu, bevor sie sich nacheinander auf die zwei Koffer setzte, um die ächzenden Schnallen zuschnappen zu lassen. Gerd war bestimmt wie immer überpünktlich, um sie an den Hafen zu bringen.

`Wahrscheinlich hat er sogar ein Taschentuch zum Winken dabei´, dachte sie mit einem verächtlichen Schnauben, `dem Weichei bricht bestimmt schon wieder das Herz bei meiner Abreise.´

Als es klingelte, schmiss sie die Tür ins Schloss - `auf Nimmerwiedersehen, olle Bude´ - und stöckelte nach unten. In dieses Loch wollte sie nie wieder – sie war ja auch drei Monate im Mietrückstand - ebenso wenig wie in das Leben, das sie zurückließ.
Nicht in eine öde Massagepraxis, wo sie zuletzt nur ein paar uralten Kassenpatienten auf vierhundert Euro Basis das müde Rückenfleisch massiert hatte.

Nicht in die Kneipe an der Ecke, wo sie sich von den letzten Typen hatte aufgabeln lassen, jedes Mal enttäuscht, dass sie nach ihren Küssen nicht zu Prinzen wurden.

Und nicht zu Gerds Hundeblick, der ihr seit Jahren folgte, ohne ihr stolzes Herz zu erweichen.

`Auf zu neuen Ufern´ hatte sie sich geschworen, als sie auf dem Kreuzfahrtschiff MS Luxuria als Physiotherapeutin angeheuert hatte. Sie hatte bei der Bewerbung ihren Lebenslauf ein wenig aufgemotzt, aus einem missglückten Vorstellungsgespräch in einer Kurklinik in Baden Baden eine dreijährige Anstellung gemacht und aus Jessica Böttcher, 43 und Harz4-Empfängerin, eine siebenunddreißigjährige, mehrsprachige Promi-Physiotherapeutin gemacht. Man hatte sie sofort angeheuert und ihr einen akzeptablen, wenn auch nicht üppigen, Lohn zugestanden.

Das war ihre Chance, sie spürte das: sie würde eleganten Damen die verspannte Nackenmuskulatur weichkneten oder ihnen die wohlpedikürten Füße massieren und dabei mit reichlich Trinkgeld und schlüpfrigem Klatsch überschüttet werden, reichen älteren Herren würde sie die Lenden weichklopfen und bestimmt von dem einen oder anderen zum Dank auf ein Glas Champagner in die Bar am Oberdeck eingeladen werden – und wenn es dabei nicht gleich lukrative Heiratsanträge hagelte, lernte sie bestimmt einen der gut gebauten Stewarts kennen, die ihr die Nächte auf´s Angenehmste versüßen würden.

Genüßlich räkelte sie sich auf den Beifahrersitz, während Gerd ihre schweren Koffer hinten verstaute. Sie ließ ihn seine gut gemeinten Ratschläge und die wiederholten Beteuerungen brabbeln, er sei immer übers Handy erreichbar, und betrachtete die schönen Bilder in ihrem Kopf: Jessi in ihrem luxuriösen Behandslungsraum mit weichen, weißen Frotteetüchern, Jessi in ihrem schicken pinkfarbenen Overall als Freundin und Vertraute der Schönen und Reichen, Jessi in ihrem neuen Silberlameékleid beim Captainsdinner, Jessi, der alle Augen folgten, wenn sie ihre üppigen Hüften über das Oberdeck jonglierte, Jessi, endlich huldvoll einen Heiratsantrag eines Passagiers annehmend und mit strahlendem Bedauern dem Captain ihre Kündigung überreichend...


Sie erwachte aus ihren Tagträumen, als Gerd anhielt und fragte: „Und du bist sicher, dass es DER Pott ist?“

Jessi schaute aus dem Fenster und den Schiffsrumpfs entlang. Sie hatte es sich nicht nur größer vorgestellt, sondern vor allem großartiger.

Das sah doch alles ein wenig mitgenommen aus. `Hat wohl schon eine Menge Salzwasser abgekriegt´ dachte sie beim Betrachten der abblätternden Farben, denn es waren diverse Töne von mattschwarz bis schmierig braun. Und der Name MS Luxuria war kürzlich frisch aufgemalt, die Farbe glänzte noch - `ob sie den Namen nach der letzten Havarie schnell geändert haben´?, dachte sie misstrauisch. Das Traumschiff im Fernsehen, das immer als Kulisse ihrer Phantasien gedient hatte, versank vor diesem Kahn im trüben Brackwasser.
`Egal, die eine oder andere Havarie habe ja auch ich hinter mir und mein Lack ist auch an manchen Stellen ab´.

Mit einem Seufzer und einem wissenden Lächeln schwang sie sich aus dem Auto, nahm gnädig Gepäck und Abschiedsküßchen von Gerd entgehen und zog, so elegant wie möglich mit dem Hintern wackelnd, ihre tonnenschweren Koffer in Richtung Landungssteg.

`Innen ist bestimmt alles viel schicker und wenn erst mal die feinen Leute da sind...´

Die Koffer waren auf der unebenen Schräge mit Stöckelschuhen unmöglich nach oben zu ziehen. Hilfesuchend sah sie hoch zum Deck und entdeckte einen schmuddeligen Blonden im Blaumann, der mit dem Hammer auf etwas herumklopfte. Durch Winken, Rufen und Hüpfen erreichte sie seine Aufmerksamkeit, und er polterte den Aufgang herunter.

„Könnten Sie mir bitte mit den Koffern helfen?“ blinzelte sie ihn an. Er taxierte sie kurz von oben bis unten und lächelte dann. „Klar doch, komm mit, Süße“ warf er ihr über seine kräftige Schulter zu, nahm einen Koffer hoch und zog den anderen hinter sich nach oben, als wären es Einkaufstüten. Jessi folgte ihm, ohne ihre Augen von seinen gespannten Armmuskeln zu nehmen, um die sich ein breites SchlangenTatoo ringelte. So begann ihre Reise mit einem ordentlichen Schuß Adrenalin im Blut...
Einen kurzen Moment hoffte ich, dass sie den Kapitän meinte, aber ihr Blick haftete auf meinem Hintern. Dem Hammer in meiner Hand zuflüsternd „Das muss die Physiotherapeutin sein... nie und nimmer ist die 37!“ erhob ich mich, brüllte „Klar doch Süße“ in ihre Richtung und schlurfte zur Gangway.

Koffer, nannte sie diesen Containerstapel, der ihre imposante Erscheinung um ein vielfaches überragte. Gut, dass wir genug Stauraum in den Ballasttanks haben... ging es mir durch den Kopf als ich Ihre Container auf die Luxuria hiefte.
Eine Mischung aus Schweiß und schwarzem Öl rann mir aus den Achseln und wand sich um meinen Arm wie eine Schlange.

Mit ihrem kompletten Leben als erstem Ballast an Bord erreichten wir das Kabinendeck.
„In Ermangelung eines 1. Offiziers an Bord werde ich Sie am besten dem Kapitän vorstellen. Er wird Sie dann zu Ihrer Kabine begleiten.“
Der Fliegenfranz von Taxifahrer winkte immer noch unentwegt hinter ihr her, was sie jedoch nicht einmal ignorierte. Der hätte ihr ja auch mal anfassen können...
*******day Frau
14.275 Beiträge
Gestatten? Lucia DelGardo, Schriftstellerin
Sie haben sicher schon von mir gehört oder gelesen. Bekannt geworden bin ich seinerzeit mit „Husarenlust“, dann kamen „Die Abenteuer der Prinzessin von Poppenhofen“, „Die neuen Abenteuer der Prinzessin von Poppenhofen“ und „Die unglaublichen Abenteuer der Prinzessin von Poppenhofen“. Die Trilogie ist damals verfilmt worden und währenddessen lernte ich meinen zweiten Mann, Pablo kennen. Leider gab es bei der Trennung von Michael, meinem ersten Mann einige unschöne Szenen, die mir sehr aufs Gemüt schlugen. Ich geriet wahrhaftig in eine Schaffenskrise.

Zum Glück traf ich auf Doktor Sigmund Pelldichaus, der mir seit damals stets als Therapeut und - ja ich kann sagen - Freund in allen Lebenslagen zur Seite gestanden hat. Er half mir herauszufinden, dass diese Ausflüge in den Historienroman nichts anderes waren als der klägliche Versuch, meiner Mutter zu beweisen, dass ich auch etwas wert bin. Sie müssen wissen, meine Mutter war Professorin für mittelhochdeutsche Literatur. Nachdem ich das begriffen hatte, konnte ich mich neu orientieren und seitdem produziere ich sehr erfolgreich drei verschiedene Reihen. Da ist zum einen „Dr. Dr. Schneeweiß – Der Arzt, der weiß, was Frauen fehlt“. Dann hätten wir da noch „Adel verpflichtet“ und zu guter Letzt „Hank Blank – ein Colt in jeder Lebenslage“. Außerdem habe ich eine monatliche Rubrik in „Die herzliche Frau“, wo ich mit meinen Liebestipps orientierungslosen Menschen bei der Sinnfindung helfe. Das alles ermöglicht mir einen angemessenen Lebenswandel.

Mit Peter Scribelius habe ich einen zuverlässigen Privatsekretär gefunden, der alle anfallenden Aufgaben diskret erledigt. Vor allem kümmert sich PS, wie ich ihn nenne, um meine Fanpost und hält diese Leute von mir fern, damit ich mich in Ruhe auf meine Arbeit konzentrieren kann. Das alles läuft jetzt seit über zehn Jahren reibungslos. Gut, das eine oder andere Mal geriet ich kurzfristig in eine Krise, wenn Pablo mal wieder... Er hat einen unschönen Hang zu jungen Männern. Es ging nicht mehr, er warf mein Geld zum Fenster heraus. Aber dank PS' Abschirmtechnik und Doktor Pelldichaus' Betreuung habe ich die Scheidung folgenlos hinter mich gebracht. Ich musste allerdings wohl oder übel noch einen weiteren Job annehmen, denn das Ganze war, unter uns gesagt, doch sehr kostenintensiv. Aber seitdem erscheint monatlich ein Heft von „Clarissa – die Hure des Königs“. Ja, ich habe mich auf die Historienwurzeln besonnen. Ich gebe es zu. Aber von nichts kommt nichts und ich weiß ja, das nichts was ich schreibe, meine Mutter (sie starb 1990) dazu bringen wird, mich zu lieben.

Ich habe mich wirklich sehr gut unter Kontrolle. Vor allem seit Angus in mein Leben getreten ist. Er ist der fürsorglichste Liebhaber, den man sich wünschen kann. Nur leider schrecklich fordernd. Nein, nicht was sie jetzt denken. In dem Bereich ist alles normal. Aber er meint, in mir stecke ein größeres Talent. Ich solle das alles sein lassen und endlich mal was „richtiges“ schreiben. Und wissen sie was? Er hat Recht! Ich schreibe und schreibe und verdiene einen Haufen Geld, aber kaum jemand gibt zu, dass er mich liest. Also wenigstens nicht öffentlich. Wenn ich ehrlich bin: Literaturpreise werde ich nicht gewinnen.

So und nun haben wir den Salat: In mir gären die Zweifel, Angus musste zurück nach Schottland, aus Clan-Rücksichten, wie er sagt, und ich sitze da und bin unfähig auch nur eine einzige Silbe zu Papier zu bringen. Zum Glück liegt noch etwas Vorrat, die nächsten beiden Hefte sind nicht in Gefahr. Aber es muss dringend etwas geschehen. Schließlich werde ich pro Heft bezahlt. Ist ja nicht so, dass mein Verlag mich angestellt hätte.

Der gute, alte Pelldichaus hatte dann die Idee mit der Ortsveränderung. Ich bin deswegen noch etwas beklommen. Ich mag Wasser nicht so besonders und die Vorstellung mit wildfremden Menschen auf einem Schiff eingesperrt zu sein. Grausig Und mitkommen kann er auch nicht. Obwohl, er kann ja nicht wochenlang die anderen Patienten allein lassen. Das verstehe ich schon irgendwie. Und er hat gesagt, an Bord sei sein alter Studienfreund und Kollege Doktor Lickie McLovelin. Der wird sich um mich kümmern und er ruft ihn an und informiert ihn über alles Wichtige. Und da ich mich in der Vergangenheit immer auf ihn verlassen konnte, gehe ich jetzt eben auf diese Reise.

„PS! Die roten, ich habe gesagt die roten Pumps. Das sind die burgunderfarbenen Stiefeletten...“

Entschuldigen Sie, ich muss das Packen beaufsichtigen. Der Mann ist sonst noch in der Lage, die Hälfte zu vergessen. Und zum Coiffeur muss ich auch noch. Hach! Diese Aufregung...
... Begrüßung
„Johann, du die Koffer, ich die Dame!“

Die Rollenverteilung klappt vorzüglich. Während Johann sich mit der Last von Dannen trollte, umfasste ich die gertenschlanke Hüfte der Dame ganz se(h)männisch.

„Darf ich mich vorstellen? Edward John Smith.“ Ich verbeugte mich und verzichtete auf den Handkuss, da ich es für angemessener hielt, sie direkt auf den Hals zu küssen. Dann fügte ich hinzu: „der Zweite.“

„Siebenunddreißig?“, dachte ich: „sie sieht aus wie Dreiundvierzig. Sie hat wohl schon das Leben hinter sich. Aber egal, die Kante meiner Koje ist tiefergelegt. Da sollte auch sie reinhüpfen können.

„Darf ich sie zu ihrer Kabine begleiten? Im Bug ist eine Personalkabine für sie von unseren Frau Zahlmeister, Eugenie Topfmeister, reserviert worden.“

Irgendwie habe ich das Gefühl, als ob sie sich vom Whiskeygeruch abgestoßen fühlt. Vielleicht sollte ich doch ein anderes Deo benutzen. Noch ist Zeit für einen kurzen Landgang.
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal in einem Kreuzworträtsel gewinnen würde. Eigentlich hab ich die Lösung gar nicht eingeschickt. Das war meine Freundin Simone. Denn ich nehme grundsätzlich nicht an irgendwelchen Preisausschreiben teil. Meine Oma sagte immer: „Kind, wenn Leute wie wir mal irgendwas gewinnen, dann ist der erste Preis mit Sicherheit ein Jahr Zuchthaus!“
Egal, ich habe nun diese Schiffsreise gewonnen. Ich, die kleine Brigitte Nimmer. Mein Chef pflegt zu sagen: „Frau Nimmer kümmert sich immer!“ Eigentlich kann ich diesen Spruch nicht mehr hören. Aber irgendwie ist wohl was dran. Vor sechs Uhr abends komme ich selten mal aus dem Büro. Meine Kollegen haben ja in ihrem Privatleben so wahnsinnig viel zu tun. Dann bleib ich eben länger. Auf mich warten zuhause schließlich nur eine etwas angeschlagene Zimmerlinde und billiger Prosecco.
Meine Freundin Simone meinte, auf so einer Kreuzfahrt müsse ich entsprechende Garderobe tragen. Es gäbe da auch Käptn.’s Dinner und so… Also hat sie mir einige schicke Kleider geliehen. Ich hab mir auch noch einen neuen Bikini gekauft. Allerdings kommt mir das Ding recht klein vor. Ich weiß noch nicht, ob ich den wirklich tragen werde.
Aber ich gerate mal wieder ins plaudern…
Ja, jetzt stehe ich hier am Anleger vor diesem Schiff und ein bisschen hab ich Angst davor, was denn wohl auf mich zu kommt. So viele fremde Menschen… Ob Simone meine Zimmerlinde wohl gut versorgen wird?
Simone hat gestern Abend noch mit mir gescherzt und meinte, ich fände vielleicht endlich einen netten Mann. Aber Frauen wie ich werden von Männern nicht wirklich beachtet. Es sei denn, sie brauchen jemanden, der ihre Berichte schreibt, oder Blumen für die Freundin besorgt.
Sei’s drum! Ich habe mir vorgenommen, diese Reise zu genießen!

Vor mir geht eine attraktive Frau die Gangway hoch. Sie kriegt ihre Koffer getragen. Und drüben steht sogar einer, der mit dem Taschentuch winkt. Na ja. Scheint niemand da zu sein, der mir hilft. Bin halt ein Niemand. Nehme ich meinen Koffer eben selbst in die Hand. Aber nen netten Hintern hat der Kofferträger schon… Ups! Brigitte! Schäm dich! Fremden Männern auf den Hintern zu schauen!
War da noch jemand?
Ich schaute mich um. Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass noch jemand die Gangway enterte, als ich Jessie Böttcher zu ihrer Kabine begleitete.

War da noch jemand? Nun, dann muss Jessie eben warten. Und ich wendete mich nochmals der Gangway zu. Da schleppt doch wirklich so eine graue Maus ihre Koffer die Gangway hoch.

„Johann, wo bleibst du? Helf‘ gefälligst der Dame an Bord.“

‚Dame‘ ist wohl sicher zu viel gesagt. Aber vielleicht hat sie ja die Reise bei einem dieser vielen Kreuzworträtsel gewonnen, die in der ‚Herzlichen Frau‘ nach den Liebestipps heute so zu finden sind.

„Johann, nun beeil dich. Sonst ist die Dame an Bord, bevor du deinen Schraubenschlüssel wieder weggepackt hast!“

Ich könnte sie mir gut in einem dieser kleinen Bikinis, Marke ‚Whicked Weasel‘ vorstellen, dachte ich noch, während sie dann meine Zimmerlinde in der Kajüte gießt…
********k_ni Frau
737 Beiträge
Jaqueline Eden, genannt Jackie
38 Jahre – Witwe
12 Jahre verheiratet gewesen mit Steve – 42 Jahre – Testfahrer für Mercedes
keine gemeinsamen Kinder
Tochter eines Konfektfabrikanten – einzige Erbin
führt gemeinsam mit Ihrem Vater die Firma
Mutter – Künstlerin mit eigener Galerie

Nun stand sie an diesem trüben Tag im Januar am Hamburger Hafen. Vor ihr lag die MS Luxuria vor Anker. Der eisige Wind vermischt mit ein paar Schneeflocken pfiff ihr um den Kopf. Fröstelnd zog sie die Schultern ein wenig höher und umfasste sich mit ihren Armen.
Eine kleine zierliche Person ganz in Schwarz gekleidet, und trotz der Aussicht auf eine Reise mit diesem Kreuzfahrtschiff zeigte sich auf Ihrem Gesicht keine Freude.

Das ist doch alles Wahnsinn. Was tue ich hier?
Aber immer noch besser diese Reise zu machen, als Zuhause zu sitzen, wo mich alles an dich erinnert.
Ach Steve – du fehlst mir so unbeschreiblich.
Sie können es nicht verstehen das ich diese Reise antrete– unsere Reise. Wie lange haben wir uns darauf gefreut? Du hättest mal ihre fassungslosen Gesichter daheim und das Kopfschütteln darüber sehen müssen als ich ihnen sagte das ich trotzdem fahre.
Aber ich muss – ich kann nicht mehr diese vielen trauernden und mitleidigen Blicke sehen. Diese Sprachlosigkeit und immer die gleichen gestammelten Beileidsbekundungen.
Und wenn es eine Flucht ist – na und? Wer will mich dafür verurteilen?
Und erst diese Blicke als ich mir meine Haare abschnitt. Ich konnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen ohne daran zu denken wie du mir mit deinen Fingern immer durch sie gestrichen hast. Steve – warum nur? Warum nicht jemand anders?
Das Leben ist einfach nicht fair......


Sie griff in ihre Jackentasche und zog ein Tempo hervor. Schnäuzte sich einmal die Nase und wischte sich die Tränen aus den Augen. War der Grund für ihre Tränen nun der eisige Wind oder etwas anderes?
Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck griff sie zu ihrem Koffer und machte sich auf den Weg die Reling empor.
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Als ich meinen Koffer gerade über die Hälfte der Gangway gehievt habe, kommt der Mann mit dem netten Hintern, um mir behilflich zu sein.
Oh, der hat sehnige, muskulöse Arme! Ganz so, wie ich es gerne mag.
Aber er brummt nur etwas unverständliches in seinen nichtvorhandenen Bart, schnappt sich meinen Koffer, als wäre der gar nichts und geht mir recht schnell voran.
Ich folge ihm beflissen und bin schon mal gespannt auf meine Kajüte.
"Ay Ay Sir, Käpt´n Sir..."

Das "alter Drecksack" dachte ich mir nur. Fummel Du nur an den Frauen rum, während sich bei mir sicher schon ein "Schlangentattoo" um den Schraubenschlüssel schlängelte.

Auf der anderen Seite... von hinten betrachtet konnte die Maus einen echten Seemann schon recht rattig stimmen. Wenigstens trägt sie nicht ihr halbes Leben in den Koffern mit sich.

Ruck zuck war ihr Gepäck in Kabine 12 verstaut und ich ebenso fix unter Deck verschwunden. Wie gut, dass ein Schiffsbauch so viele Winkel hat...
erotische Vorliebe
******_bl Frau
396 Beiträge
Eugenie Topfmeister – Zahlmiesterin Monolog
Es ist schon ein Kreuz mit dem heutigen Personal. Seit wann kommen Gäste an Bord, wenn noch nicht einmal alle Angestellten da sind. Alles muss man selber machen. Zum Glück stellt sich unser Maschinist besser an, als ich gedacht habe. Das Tragen der Koffern hätte eigentlich unser Steward machen müssen, aber gesehen habe ich den Kerl noch nirgends.

Mit geradem Rücken geht sie schnellen Schrittes durch den Salon und registriert die Kaffeeflecken auf dem Teppich neben der Bar und setzt dies gedanklich auf die Arbeitsliste.

Ich verstehe immer noch nicht, warum mein Arbeitgeber, die Starlight-Reederei mich an die Besitzer dieses Schiffes ausgeliehen haben? Ich müsse hier zum Rechten sehen, ihre anderen Schiffe seien alle gut versorgt und dort wäre ich eh nur unterfordert. Was die wohl damit gemeint haben?

Ein tiefer Schnaufer, ihr Rücken sackt zusammen. Sie greift sich ins Kreuz.

Ich hätte doch besser ein Korsett eingepackt. Haltung zu bewahren ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Verstohlen blickt sie um sich, streckt ihren Rücken wieder durch und geht erhabenen Hauptes in Richtung Küche, um zu sehen, ob der Koch die Begrüssungshäppchen schon vorbereitet hat.
*******day Frau
14.275 Beiträge
PS
„So, da wären wir also, ich, drei Schrank-, zwei Kosmetik- und ein Juwelenkoffer. Und natürlich meine eigene Reisetasche. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Natürlich habe ich was vergessen, irgendwas vergesse ich immer. Aber ich hab es der Frau Professor versprochen, damals im Krankenhaus, als L. mit dem Arzt sprach. Und wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch. Ich werde L. nicht im Stich lassen, unter keinen Umständen. Ich passe auf sie auf. Und wenn es sein muss, beschütze ich sie mit meinem Leben. Mein Gott! Was hat sich der Doc nur dabei gedacht, sie auf diesen uralten Kahn zu schicken. Das kann ja heiter werden. Ich bringe wohl am besten zuerst das Gepäck an Bord und sehe, wo sie sie unterbringen wollen. Bestimmt fehlen die simpelsten Sachen. Ich habe gesehen, da hinten ist ein Supermarkt, der damit wirbt, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geöffnet zu sein. Ich muss auf jeden Fall Desinfektionsmittel besorgen. Und hoffentlich reichen die Placebos, die der Doc mir mitgegeben hat. Hab ich? Ja, habe ich, hier in der Innentasche vom Mantel. Dann also auf ins Gefecht. Oder genauer gesagt, die Gangway hoch.“

Ein ältlicher Herr mit schütterem Haar, anthrazitfarbenem Zweireiher, Mantel und Bowler entsteigt dem Großraumtaxi, schiebt dem Fahrer einen Schein zu und greift sich drei Koffer und eine Reisetasche. Der steigt murrend aus und macht sich an den drei Ungetümen auf Rollen zu schaffen. Gemeinsam schaffen sie das Gepäck die Gangway hoch. In der Lobby wechselt ein zweiter Schein seinen Besitzer. Der Fahrer geht ab.

Der Herr lüftet seinen Hut und begrüßt eine Dame mit strengem Haarknoten und Brille.

„Verzeihen Sie. Können Sie mir weiterhelfen? Ich bin der Privatsekretär von Lucia DelGardo. Ich möchte bitte einchecken.“
erotische Vorliebe
******_bl Frau
396 Beiträge
Sie schaut in steng an. Schiebt ihre Brille kurz hoch und mustert den Herrn. Wie war ihr Name bitte?

Ach ja. Sie sind der Sekretär von Frau Lucia Del Gardo. Sie haben die Kabine 15, gleich daneben ist Kabine 16, die Unterkunft ihrer werten Cheffin.

Folgen Sie mir bitte, ich zeige Ihnen den Weg.
Unterdessen trifft die ziellos durch das Schiff streifende Rätselkönigin in einem verlassenen Winkel auf den vor sich hin träumenden Maschinisten.
Fast wäre sie ihm auf den Schraubenschlüssel getreten. Schwankend sucht sie Halt und fällt dem verblüfften Maschinisten in die muskulösen Arme.

„Frau Nimmer, Frau Nimmer... ist das Ihre Art um eine Führung durch das Unterschiff zu bitten?“

„oh, ich lass mich gerne führen! Welch eine Betreuung an Bord, so was bin ich ja gar nicht gewöhnt.“

Ihre Augen strahlen und Ihre Nasenflügel bebend sanft während sie seinen herb männlichen Duft inhaliert.
Mit starkem Griff um Ihre Hüften bringt er sich selbst und Frau Nimmer wieder in die Lotrechte.

„Gestatten, dass ich mich vorstelle, nennen Sie mich Johann, ich bin der Maschinist dieses Seelenverkäufers. Bitte folgen Sie mir...“

Mühsam meine Hände vom Maschinenfett befreit, reiche ich ihr die Rechte. Sie errötet leicht, greift aber beherzt zu und lässt sich widerstandslos in die Katakomben des Schiffes führen. „Sollte ich diesmal landen bevor wir überhaupt abgelegt haben?“ schießt es mir durch den Kopf...
*******day Frau
14.275 Beiträge
PS
PS“, sagt der Mann, „alle nennen mich PS.“ Aber da hatte sich die Zahlmeisterin bereits abgewendet. PS lässt die Schrankkoffer zunächst stehen und folgt der Dame mit dem leichteren Gepäck. „Endlich einmal eine Dame, die sich gerade hält“, denkt er. „Und die weiß, wie man die Haare ordnungsgemäß hoch steckt.“

Schweigend folgt er ihr und lässt sich die beiden Kabinen zeigen. „Ich danke Ihnen“, sagt er und nickt ihr mit einem, wie er hofft, gewinnenden Lächeln zu. „Ich werde mich bemühen, die Lobby so schnell wie möglich frei zu machen und alles für die Ankunft von Frau DelGardo vorzubereiten. Ich hoffe, es führt zu keiner Verwirrung, wenn ich das Schiff noch einmal verlasse, um einige Kleinigkeiten zu besorgen.“
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Meine Koffer habe ich ausgepackt.
Lange hat das nicht gedauert.
Auf dem Kopfkissen der blütenweissen Bezüge meines Bettes lagen kleine Schokoladentafeln in blauem Staniolpapier. Ich konnte einfach nicht widerstehen und musste sie aufessen.
Jetzt sehe ich mich in Ruhe in der Kabine um. Sie ist nicht wirklich groß, aber es ist alles da, was ich brauche. Ein bequemes Bett, ein Schrank, ein Sessel und ein kleiner Schreibtisch. Auf dem Tischchen stehen sogar ein paar frische Blumen mit einer Karte, in der mir, als Preisgewinnerin, eine Schiffsführung angeboten wird. Hm... wär ja schön, wenn der Mann mit dem netten Hintern mich ein wenig führen würde...
Die Nasszelle ist geräumiger, als ich dachte. Sogar mit Badewanne! Oh, und die hat ja sogar Whirlpoolfunktion! Ui, diesen Luxus habe ich zuhause nicht.
Aus dem Bullauge kann ich das Wasser sehen. Leider ist das Wetter nicht wirklich gut und der Himmel bedeckt. Der Horizont verschwimmt grau in grau mit dem Himmel. Alles wirkt so unendlich.
Ich bin schon sehr gespannt, was für Menschen ich auf dieser Reise wohl kennenlernen werde.
Irgendwie fühle ich mich ein wenig fehl am Platz. Die Frauen, die ich bisher beim an Bord gehen sah, wirkten so selbstsicher und mondän. Das macht mir ein bisschen Angst.
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Als ich später einen Streifzug durchs Schiff unternahm, stiess ich unversehens auf den Mann, der meine Koffer an Bord brachte.
Er war recht aufmerksam. Aber ich weiß nicht so recht... irgendwie fühlte ich mich betatscht und von seinen Blicken regelrecht ausgezogen.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
********k_ni Frau
737 Beiträge
Jackie
Sie kletterte die Stiegen der Gangway empor, betrat das Schiff durch die offene Luke und stand alleine da.
Kein Mensch am Empfang - als sie sich suchend umschaute sah sie gerade noch eine Dame mit Brille und Haarknoten und einen Herrn mit Mantel und Bowler am Ende des Ganges verschwinden.

Nun gut dann warte ich eben. Mhmmm – das Schiff hatte auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Aber du hattest ja schon immer eine Vorliebe für Nostalgie... Steve. Dieser Teppich ist einfach nur scheußlich. Wem wohl diese riesigen Koffer gehören?

Es wird Zeit
mich an Board zu begeben, die unverschämte Vorgangsweise des Captains spricht sich bereits bis in mein Chalet, eigentlich gehört es ja Johanna von Balddruch, durch. Von wegen, ich werde ihn beim ersten Captainsdinner gleich mal die Suppe versalzen, immer das Personal!

Meine grossen Koffer sind ja bereits an Board, vom idiotischen devoten Diener weit und breit noch nichts gesehen.

Egal, mein erster Weg führt mich mal an die Deckbar, sehr guter Überblick, soweit mal alles im Griff!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Frau Doppelmeier
(Anita Doppelmeier hat sich entschlossen, in schönem allgemein verständlichem Deutsch zu schreiben. Ich hoffe, ihr seid damit einverstanden.)

Am liebsten würde ich den alten Trottel ja erwürgen. Da stehe ich nun vor so einem abgehalfterten Schiff oder Boot oder wie immer man dazu wohl sagen kann, bin hundemüde von der langen Anfahrt und weiß genau, dass der Saukerl zuhause mit meiner Freundin vögelt. Der kann was erleben, wenn ich wieder daheim bin.

Kurze Vorstellung: Ich bin die Anita Doppelmeier, aber nicht mehr lang, dann heiß ich wieder Auerbach, der Kurti, der kann mich mal. Zehn Jahre meines Lebens an diesen Hallodri verschwendet, einfach so und der bumst sich durch halb Favoriten und bleibt dann bei Ingrid, meiner damaligen besten Freundin hängen. Und was meint der Depp jetzt? Er glaubt, so kann er sich freikaufen. Na, der wird noch bluten, den lass ich blechen, dass ihm noch ganz anders wird. Schiebt mich einfach auf so einen Seelendingsbums ab, damit er und Ingrid, diese blöde Kuh, des Flitscherl, freie Bahn haben. Nicht mit mir! Ich werd mich amüsieren. Jawohl, genau so ist das. Ich bin ja noch jung, dreißig bin ich, seh aber leider älter aus. Hoffentlich kann dieser Watsu-Heini ein Wunder wirken. Außerdem müssen die Verspannungen aus dem Nacken raus, ich hab da was von Physiotherapie gelesen. Ob die auch Massagen anbieten?
Ich bin schon auf die anderen Gäste neugierig, was das wohl für Menschen sind.

Einmal tief durchatmen und los geht’s, hinauf aufs Boot, Schiff oder so – Augen zu und durch.

Guten Abend, ich bin Anita Doppelmeier. Ich bin hundsmüd, hab hier schwer zu schleppen, bin verärgert über den deppaten Taxler und nu mehr über meinen Alten. Kann mir jemand zu meiner Kabine helfen?
Boah, ich brauch dringend eine Dusche und dann ein Bett. Die Zugfahrt nach Hamburg war die Hölle!
********k_ni Frau
737 Beiträge
"Guten Abend Frau Doppelmeier. Ich warte auch schon darauf das sich jemand meiner erbarmt. Warten wir eben zusammen. Darf ich mich Vorstellen? Jaqueline Eden"
*******day Frau
14.275 Beiträge
PS
Ohne ein weiteres Wort hat die Dame ihn in der Kabine stehen gelassen. PS stellt die Koffer ab und sieht sich um. Überraschender Weise ist alles blitzblank geputzt. Frische weiße Handtücher hängen im Bad, das Doppelbett ist in ebenso frischem Weiß bezogen, und auf beiden Kopfkissen liegen kleine Schokoladenstückchen, eingehüllt in blaues Staniolpapier. Vorsichtig streicht er über das Bettzeug. Es ist weich und verströmt einen sanften Duft nach Lavendel. Eigentlich müsste L. Damit zufrieden sein.

PS geht durch eine offensichtlich erst kürzlich geschaffene Türöffnung und steht in dem spiegelverkehrt angeordneten Raum. Anders als drüben sind hier die Betten nicht hergerichtet und stellen sich als Sofas dar. Er nimmt seine Reisetasche auf und geht hinüber in die 15. Es ist eine Einzelkabine, etwas kleiner als jede Hälfte seiner Chefin, aber genau so ausgestattet. Er stellt seine Tasche hin und legt Hut und Mantel ab. Dann begibt er sich zurück zur Lobby, um einen nach dem anderen die drei Schrankkoffer zu holen. Zwei Damen sitzen etwas verloren dort. Er grüßt stumm mit einer knappen Verbeugung und macht sich dann an seine Arbeit. Je länger die Kleider eingesperrt sind, desto länger wird er sie bügeln müssen. L. erträgt keine Knicke, deswegen müssen ihre Kleidungsstücke in den Koffern hängen. Nur leider war es im Taxi nicht möglich, die Koffer stehend zu transportieren.

Er stellt die Koffer in den Schlafraum und öffnet sie zur Hälfte, damit die Kleider atmen können. Während er eines nach dem anderen begutachtet und zunächst die Strickwaren ausschlägt, um sie dann in den Kabinenschrank zu hängen, fällt es ihm siedend heiß ein. Er hat die Sprühstärke und das Wollwaschmittel vergessen. Er lässt alles stehen und liegen, geht zurück in die 15 und nimmt Hut und Mantel wieder an sich. Ein unscheinbares Wesen huscht, das leere Sektglas in der Hand, an ihm vorbei. Er zuckt zurück, um ein Anrempeln zu vermeiden. Die beiden Frauen sitzen immer noch allein in der Lobby. Er nickt ihnen zu und geht die Gangway hinunter.

Nieselregen begrüßt ihn. Er rückt den Bowler zurecht und geht schnellen Schrittes durch das Dunkel in Richtung auf die Leuchtreklamen. Nein, ihn drängt nichts zu den Stätten der käuflichen Lust. Fast unwirsch weist er die stöckelnden Bordsteinschwalben von sich. Er betritt den Supermarkt, nimmt sich einen Korb und geht systematisch alle Gänge ab. Ein Suchender nach vergessenen Dingen, seltsam deplatziert zwischen Zuhältern, Huren, Zivilstreifen und angetrunkenen Seemännern. Sorgfältig packt er die Waren auf das Band, packt eine Plastikschiene zwischen die Sprühstärke und die Dinge seines persönlichen Bedarfs. Rasierschaum, zwei Flaschen Chivas, manchmal braucht ein Mann eine Stärkung.

Er zahlt zwei Mal, und bepackt mit zwei stramm gefüllten Plastiktüten macht er sich auf den Rückweg zum Schiff. Der Regen geht langsam in Schnee über und peitscht nicht mehr so stark. Er steht am Kai und betrachtet die abblätternden Farbschichten. „Es kann ja nicht jeder so perfekt geschminkt sein wie L.“, denkt er und geht zurück an Bord. Warum wundert es ihn nicht, dass die beiden Frauen noch immer verloren in der Lobby sitzen? Er geht zurück in die Kabine, hoffend, jetzt alles zu haben.
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