Spätschicht
Sanfte Gemüter - Vorsicht!!!Das ist nicht wirklich eine Fetisch-Story, eher ein Krimi - aber heftig... und aktuell!
LG, Ana
Spätschicht
Anna stopfte ihre Slips wieder in die Tüte, holte sich einen Kaffee, setzte sich an ihren Laptop, begann, die Tragefotos zu bearbeiten, die sie unter zahlreichen Verrenkungen soeben geknipst hatte, und versuchte, die neuen Artikel hochzuladen.
Dann wartete sie.
>Bilder zu unscharf, milchig oder pixelig< (2x abgelehnt)
Mann, was soll der Scheiß? Die Bilder sind völlig ok! Sie pustete auf den Stick, steckte ihn ins Lesegerät und probierte es erneut.
Nach einer Stunde hatte sie endlich den weißen Spitzenslip (geil versaut, bis zu drei Tage getragen) für 25,00 € online. Der rote Lackstring für 30,00 € und ihr Lieblingsstück, ein schwarzer Traum mit Schleifchen und Strasssteinen für 33,00 €, folgten kurz darauf. Geschafft!
Fünf Fotos von heißen Höschen samt Beschreibung standen noch aus, aber Anna hatte keine Lust mehr. Sie holte sich einen zweiten Kaffee, morgen musste sie erst mittags in der Uni sein, und öffnete ihr internes Postfach.
Vier Nachrichten von >geilersliplecker<.
Schon wieder! Anna stöhnte auf. Glaubte der Typ wirklich, bloß weil er für ein paar Kröten einen Schlüpfer von ihr gekauft hatte, zieht sie sich jetzt jeden Scheiß von ihm rein? Es war ihr ohnehin suspekt, dass er in derselben Stadt wohnte.
Die Neugier siegte. Lesen kostete nix. Sie klickte die erste Nachricht an, zwei Tage alt.
>Wieso antwortest Du nicht mehr? Klar, Du hast Deine Kohle bekommen und jetzt bin ich abgeschrieben. Aber ich weiß ja nun, wo Du herkommst!<
Puh, so ein Spinner! Anna lief es kalt den Rücken runter. Wusste der wirklich, wo sie wohnte? Maximal am Poststempel konnte er den Stadtteil erraten. Bei der letzten Verbalattacke hatte sie zurück geschrieben, er solle doch nachts im Müll wühlen, das wäre ihr Arbeitsplatz. Anna grinste böse, zündete sich eine Zigarette an und öffnete die zweite Mail. Die war eher weinerlich.
>Anna, meine süße Slipmaus. Dein Duft vernebelt mir die Sinne, ich habe schon alles weggeschnuppert und ausgeleckt. Es war so geil. Jetzt wird es immer weniger schluchz - warum meldest Du Dich nicht? Ich will Dich sehen, ich will Dich spüren. Ich brauche Dich doch so. <
Anna drückte die Zigarette aus, überlegte, ob sie auf diese Mail antworten sollte und starrte aus dem Fenster. Draußen schneite es zarte Flocken. Die stilisierte Bahnhofsuhr auf ihrem Monitor zeigte 1.27 Uhr an. Sie öffnete die dritte Nachricht. Bereits bei den ersten Sätzen hatte sie das Gefühl, als würde eine eiskalte Hand ihr Herz umklammern.
>Du wolltest es nicht anders! Ich komme jetzt zu Dir. Ich weiß, dass Du Spätschicht hast, mein verdorbenes Luder. Du selbst hast es mir gesagt. Ich bin ganz vorsichtig und werde mich unerkannt in die Umkleide schleichen. Wie beim letzten Mal. Auf Deinem Spind ist doch bestimmt ein Herzchensticker, oder? Ganz sicher werde ich ein Zeichen von Dir finden, und wenn nicht, warte ich einfach, bis Du kommst, meine kleine geile Nutte. Ich werde Dir die Kleider vom Leib reißen und mir holen, was mir zusteht. Zieh den blauen Slip an, Süße. Bis gleich!<
Das Radio in der Küche plärrte den letzten Song vor den Nachrichten. Annas Finger zitterten, als sie auf die vierte Mail klickte.
>Wieso hast Du Dich gewehrt, Du blöde Kuh! Jetzt wirst Du nie erfahren, wie sehr ich Dich geliebt habe. *fu.ck*<
Anna war wie gelähmt. Sie wollte ans Fenster gehen, um frische Luft zu schnappen, aber sie konnte sich nicht rühren. Die Stimme des Nachrichtensprechers drang wie durch Watte zu ihr.
>1.30 Uhr. Eine schockierende Meldung der Polizei erreichte soeben unser Studio. Die Leiche einer seit gestern vermissten Angestellten der städtischen Abfallentsorgungsanlage wurde heute Nacht in der betriebseigenen Schrott-Presse entdeckt. Der Körper war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, doch anhand von Kleidungsstücken und des Dienstplans konnte sie identifiziert werden. Nach ersten Erkenntnissen wurde die Frau vergewaltigt, anschließend erwürgt und dann wie Müll weggeworfen. Ihre Unterwäsche war unauffindbar. Nach Aussagen der Kollegen soll es in den letzen Tagen gehäuft zu Diebstählen gekommen sein, indem ein Unbekannter die Spinde der weiblichen Mitarbeiter aufgebrochen und Kleidung gestohlen haben soll. Hinweise zum mutmaßlichen Täter gibt es bisher nicht. So wie es aussieht, wird dieser bestialische Mord unaufgeklärt bleiben.<
Anna sank in Zeitlupe vom Stuhl und blieb vor dem Schreibtisch liegen. Sie zitterte. Nach einer Weile kroch sie auf allen Vieren in die Küche. Dort steckte ihr Handy an der Ladestation.
Sie benötigte drei Versuche, um die Nummer der Notrufzentrale zu wählen …
©Anastasia
13.01.2010