Das erste AußerderReihe-Türchen
Es geschah zu jener Zeit...
Es war ein heißer Tag, im sechsten Monat des Jahres, in der kleinen Stadt Nazareth, in Galiläa.
Das Mädchen Maria, sollte für ihre Eltern einige Besorgungen auf dem Markt erledigen. Sie hatte ein gutes Stück zu gehen und auf dem Rückweg, war sie müde von der Hitze stehen geblieben.
Ein altes, verlassenes Gemäuer am Wegrand, spendete Schatten. Erschöpft setzte sie sich auf einen größeren Stein und schloss für einen Augenblick die Augen.
Mit den Gedanken war sie ganz woanders.
Erst vor wenigen Tagen, hatte der Vater ihr eröffnet, dass sie Josef, aus dem Hause David, versprochen worden sei. Die Hochzeit sollte nach einer angemessenen Zeit der Verlobung stattfinden.
Es stand ihr nicht zu etwas dagegen einzuwenden, aber in dem Moment verwehten ihre Träume, wie der Sand in der Wüste. Josef, ein Witwer, der schon Kinder hatte und ihrem Alter weit voraus, das war keine sehr romantische Vorstellung. Noch weniger, dass Bett mit ihm teilen zu müssen. Ihre Mutter hatte es nicht versäumt, ihr sogleich umfassend, die ehelichen Verpflichtungen zu erklären.
Maria öffnete die Augen, als sie das trappeln von Hufen vernahm. Die Sonne blendete so sehr, dass sie eine Hand über die Augen hielt, um etwas erkennen zu können.
Ein Reiter, auf einem weißen Ross, kam auf sie zu. War es ein Römer? Sie hatte noch nie einen gesehen. Er trug einen silbernen Brustharnisch, mit der Gravur von Lilien.
Sein Helm, ebenso glänzend, verdeckte den Großteil seines Gesichts und am Gürtel hing ein stattliches Schwert.
Maria schluckte kurz, denn weit und breit war niemand sonst zu sehen.
Der Reiter sprach zu ihr, während er abstieg.
Seine warme, melodische Stimme und die strahlende Aura, die ihn umgab, zogen Maria so in seinem Bann, dass sie kaum mitbekam, was er eigentlich sagte. Wenn es wirklich ein Römer war, so beherrschte er ihre Sprache problemlos, soviel war sicher.
Sie ergriff seine dargebotene Hand und folgte dem Mann, ohne zu zögern, oder darüber nachzudenken. Es war ihr, als habe der Himmel selber ihn gesandt, um sie zu trösten.
Als Maria später wieder zu sich kam, fand sie sich auf dem Boden, im Inneren der Ruine wieder. War sie eingeschlafen und hatte alles nur geträumt?
Die zerknitterte Kleidung sagte etwas anderes. Ihr Kopftuch lag neben ihr und das Kleid war voller Sand. Auch schien ihr, es habe sich etwas Wesentliches verändert.
Noch immer hörte sie den Klang seiner Stimme in ihrem Kopf und ihr Herz war voller Freude.