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Ich trete aus meinem Leben heraus

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****fan
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Themenersteller 
Ich trete aus meinem Leben heraus
Ich trete aus meinem Leben heraus


Kurz nach 18.00.
Drei Stunden Arbeit als Peerberater sind geschafft.
Normalerweise würde ich jetzt nach Hause laufen.
Doch was ist schon normal in diesen verrückten Zeiten.
Und so lenke ich meine Schritte aus dem Gelände des Krankenhauses in Richtung Bushaltestelle.
Diesen heutigen Abend läute ich anders ein.
Der Bus bringt mich an den Rand dieses Moloches Stadt.
Dunkelheit empfängt mich, als ich dem Bus hinterher sehe.
Tief atme ich die klare Luft ein.
Bleibe stehen.
Lasse diesen Moment auf mich wirken.
Gehe los.
Auf diesen einen Baum zu.
Stelle mich neben ihn.
Und sage den ersten magischen Satz.
„Ich trete aus meinem Leben heraus.“
Von jetzt an bin ich nur noch ich.
Ja, ich müsste die Themen aus der Arbeit im Krankenhaus noch dokumentieren.
Es hat Zeit.
Es ist meine Zeit.
Wieder bleibe ich stehen.
Lausche, wie der Wind mit den Wipfeln der Bäume spielt.
Wie er sanft die weit ausladenden Äste streichelt.
Nehme die klare Luft des Waldes wahr.
Natur.
In der Natur entstehen wir, in der Natur vergehen wir.
In der Zeit dazwischen hetzen wir von einem Termin zum anderen.
Und dokumentieren, was wir getan haben.
So wie ich jetzt und hier.
Wirklich?
Oder lasse ich nicht einfach nur in Worte fließen, was meine Seele empfindet?
Egal.
Ich bin ich.
Und der Tod, mit dem ich wieder konfrontiert wurde, ist weit weg.
Ich bin im Hier und Jetzt.
Lasse meine Seele, meine Gedanken, mein Inneres frei.
Ohne Tabus.
Nehme meine Muskeln wahr, wie sie sich bewegen während des Gehens.
Folge meinem Atem.
Begleite die Luft auf dem Weg in die Luftröhre und die weiten Verästelungen der Lunge.
Fühle mich frei von Alltag.
Ich bin nur ich.
Der Tod.
Ich schwebe zurück in der Zeit.
In das Krankenhausbett in jener Nacht.
Als ich den Regenbogen sah.
Warmes, weiches Licht umschwebte ihn.
Eine tiefe, warme Stimme rief mich zu sich.
Und ich – wollte nicht.
Es war mir zu früh.
In jener Nacht.
Als ich fast 41 Grad Fieber hatte.
Und heute.
Der Tod darf noch lange warten.
Mich leben und lieben lassen.
Bevor er mich holt, lässt er mir noch den letzten Fick mit der Liebsten.
Habe ich ihm schon gesagt.
Als er lange nach dieser Nacht wieder in meiner Nähe war.
Wo bin ich jetzt?
Vor mir liegen die Lichter der Stadt.
Doch ich bin noch nicht fertig heute.
Ein dicker, massiver Baumstamm.
Ich umfasse ihn.
Lasse mich halten von ihm.
Spüre seine Stärke.
Fühle seine weit verzweigten Wurzeln, die ihm Halt geben.
Wurzeln, die ich für mein Leben auch gern hätte.
So tief, so weit in die Erde reichend.
Ich schließe die Augen.
Und lasse mich fallen.
Gehalten von diesem Baum.
In der Natur entstehen wir, in der Natur vergehen wir.
Und in der Zeit dazwischen leben wir in der Natur.
Nach einer ganzen Weile öffne ich die Augen wieder.
Lasse den Stamm los.
Komme langsam wieder im Hier und Jetzt an.
Laufe weiter.
In die Richtung der Lichter der Stadt.
An einem Baum halte ich.
Und sage den zweiten magischen Satz.
„Ich trete wieder in mein Leben zurück.“
Einen Moment noch bleibe ich stehen.
Fühle in mich hinein.
Spüre eine innere Ruhe.
Nicht komplett.
Immer noch wühlt es in mir.
Doch ich bin ruhiger geworden.
Das Leben hält mich wieder mehr.
Ich laufe nach Hause.
Denn ich muss noch dokumentieren.
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