Das Leben kann so einfach sein...
Manchmal kann das Leben einfach sein.......aber nicht, wenn frau eine neue Starterbox von vodafone im Keller ihres Hauses installieren soll.
Nicht, dass ich darum gebeten hätte – nein, dieser kleine weiße Kasten kam unerwünscht ins Haus, der neue Anbieter knickte einfach meine alten Verbindungen (na, nicht alle - die Scheidung hat er nicht eingereicht - aber keinen internet Zugang zu haben beschränkt massiv mein Sozialleben) und verkündetete nach einem wütenden Anruf meinerseits, dass ich bereits freigeschaltet sei und bloß noch die Starterbox installieren müsste.
Also gut, es soll ja einfach sein, alles gut beschrieben auf dem Ranken verzierten Beipackzetttel – und ganz doof bin ich ja nicht!
Ich stehe also im Keller, vier blinkende Geräte vor mir: eins ist der alte Router (sagte nicht letzt einer, den könnte man wegschmeißen?), von dem gehen 4 Kabel weg (eines nach einer langen, staubigen Schleife auch wieder in ihn hinein – Selbstgespräche?)
Ich mach erst mal die Spinnweben weg. Dann versuche ich mir zu merken, wo die Kabel aus der alten Starterbox raus und wohin rein gehen. Dann hänge ich sie ab und stöpsle nach Anleitung um.
(Ich könnt auch einen Fachfreund anrufen, aber noch habe ich Ehrgeiz: Frau will verbunden sein und auch selbst für die Verbindung sorgen!)
Fingernagel abgebrochen beim Entstöpseln, Brille auf, Anleitung lesen und Brille ab, Leitungen ohne Brille legen.
Ich teste: mein Telefon tut nicht mehr und Netz habe ich auch noch nicht. Aber die neue Startebox hat schon Strom, alles blinkt. Immerhin!
Umstöpseln also – irgendwie habe ich das Gefühl, es sind zu viele Kabel und zuwenig passende Buchsen.
Kann ja aber nicht sein!
Neuer Versuch.
Es ist kalt im Keller und ich hole die Felljacke. Die Anleitung geht davon aus, dass alles in einem Zimmer ist: Telefon, Rechner und Box. Dann klingt das Verkabeln sehr einfach. Dann wäre es auch warm.
Bei mir sind die Wege aber weiter, direkt ans Telefon oder in den Rechner kann ich nicht – wo sind also die passenden Zugänge in den 3 Kästen an der Wand vor mir?
Transfer denken, spreche ich mir ermutigend zu, dann klappt das auch mit dem Datentransfer.
Auch die nächste Stöpselungsvariante bringt keinen Erfolg – das Rein-Raus-Spiel kenne ich in einer netteren Version.
Ich mache mir einen Kaffee und ein Butterbrot – mit leerem Magen ist nicht gut Stöpseln.
Ich erinnere mich an Ikea Möbel Bau. Obwohl da ja auch viele User maulten, habe ich damals das Bily Regal immer 1a zusammengeschraubt.
Aber jetzt fühlt es sich an, als ob das Regal zwar steht, aber nicht in die dafür gedachte Schräge passt. Bei Billy würde ich zur Säge greifen, denke ich beim Runterspülen des letzten Brotbrockens mit Kaffee, aber Kabelsägen scheint jetzt auch nicht zu helfen.
Ich nehme noch einmal alle Kabel aus den Steckern, denke nach, wer sich wohl mit wem an welcher Stelle am liebsten verbinden würde und versuche es allen, und überhaupt, recht zu machen.
Ohne Erfolg. Nein, weinen werde ich nicht. Denken soll ich doch. Nochmal zurück zur Ursprungsvariante – inzwischen Ranken sich die lose hängenden Kabel wie die Anleitungsverzierung im Keller, unnötige Stücke habe ich schon über die Wasserleitungen drapiert – nichts hilft. Das Telefon ist tot un der Rechner lädt sich erfolglos rund.
Nach drei Stunden gebe ich auf – es gibt einfach Sachen, die können andere besser. Ich schicke eine SMS an meinen Kabelfachmann und mache einen Termin für den Nachmittag aus.
Da ich schon im Keller bin, hänge ich die Wäsche auf und nehme mir ein Walnuss-Krokant-Eis aus der Gefriertruhe. Schreiben kann ich ja noch auf dem Rechner – wenn ich vielleicht auch nie mehr eine Geschichte online stellen kann.
Das Eis schmilzt auf der Zunge und die Finger fliegen über die Tasten.
Eis ist Genuss, Schreiben auch – das Leben kann so einfach sein – man muss nur im richtigen Moment loslassen können.
©tangocleo 2010