Der Himmel und ich und die Zeit im Januar
Der Himmel ist seit Wochen grau in grau. Manchmal dunkler, manchmal ein wenig heller. Aber er bleibt grau. Kein Sonnenstrahl, der ein Loch hineinkitzelt. Kein wirklicher Lichtblick. Alles grau und trübe, wie auch meine Gedanken.Ich denke an den Frühling, sehne ihn herbei, mit seinem Farbenrausch, der uns überflutet in vogelzwitschergrasgrün, kinderlachenlöwenzahngelb und traumwolkenschiffhimmelblau.
Noch aber ist es nicht so weit. Noch bleibt der Himmel grau.
Aber gibt uns das Grau nicht auch Raum für eigene Gedanken?
Die Welt hat sich zurückgezogen in sich. So wie ich auch.
Der Dezember war lebkuchenduftverträumt, tannenbaumgeschmückthektisch und weihnachtstraumsehnsuchtsvoll.
Aber das war im alten Jahr. Das ist längst vorbei. Das Neue hat uns eingeholt, im Eiltempo.
Manchmal macht es mich fast atemlos, wie schnell die Zeit verrinnt. Verrinnen ist eigentlich das falsche Wort. Rinnen ist ja eher ein langsamer Vorgang. Die Zeit, sie scheint an mir vorbei zu strömen. Angeblich ist sie ja immer gleich. Unterteilt in Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden. Und trotzdem, sie ist nicht immer gleich. Und während ich den grauen Himmel betrachte und meinen trüben Gedanken nachhänge vergeht sie honigklebrigzählangsam. Und doch fürchte ich mich manchmal vor ihr, denn im Nachhinein betrachtet ist sie überschallschnellverpuffend an mir vorbei gerauscht und hinterließ oft nur Fotoschnipselbilderfetzen vom Leben.
Darum ich gerade dankbar für das Grau des Januars. Es lässt mir Raum für Gedanken. Es bremst mich aus. Es macht mich nachschauend und vordenklich.
Und so schaue ich in den grauen Himmel, lasse meine Gedanken fliegen und freue mich auf all die Farben, die mir in diesem höllischschnellanmirvorbeischwappenden Jahr wohl begegnen werden.