Meine Hände sind zu klein!
Du warst so ein viel zu kleines zartes Geschöpf, als du diese Welt betreten hast. Ein winziges Wunder warst du.
So klitzekleine Finger, die so fest zupacken konnten. Und – sei mir nicht böse – Du hattest keine Haare, sondern einen Entenflaum auf dem Kopf.
Ritzerot warst du als du noch ganz neu auf unserer Erde warst.
Ein kleines Bündel menschlichen Fleisches warst du, das nur dazu da war, wie eine Pflanze zu wachsen und zu gedeihen. Und ich hielt meine Hände um Dich.
Dein Geruch wird mich nie verlassen.
Dieser Geruch, den niemand, niemand auf der ganzen Welt beschreiben könnte. Nicht mit der größten Fantasie. Dieser Geruch, den nur eine Mutter riechen kann. Nicht der Geruch nach vollen Windeln, nach Erbrochenem oder den ersten Möhrchen.
Es ist der Geruch nach Liebe, nach Vertrauen, nach absoluter Unschuld. Der Geruch nach etwas völlig Unfassbarem, das ich nicht in Worte zu fassen vermag. Es ist einfach unbeschreiblich, wie du rochst. Und immer noch riechst.
Ich konnte dich in meinen Händen halten und tat es gerne.
Meine Hände sind zu klein!
Ich wollte dich beschützen und liebhalten und dir alles an Liebe geben, was so ein kleines Geschöpf braucht.
Meine Hände sind zu klein!
Was er mit Dir tat, erfuhr ich lange Jahre nicht. Fast 20 Jahre. Ich hatte Vertrauen. Ich war blind und dumm.
Und meine Hände waren zu klein!