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sprechen entflohene Wörter
in einer Sprache von traurigen Wilden
in noch blutrohen Worten
in einer Sprache von vielen
in verrückenden Bildern
und entrückenden Stilen
die Erdrückendes schildern
mit entzückenden Spielen
levitierende Tiere,
die vom Himmel abfielen
Wir sind Menschenaffen. Das ist die ganze Wahrheit.
Menschenaffen von Menschenaffen Abstammung. Väter- und mütterlicherseits. Menschenaffen. In Wäldern geboren und in Savannen aufgewachsen. Das scheint vergessen worden zu sein.
Wir sind Tiere. Im allerbesten Sinn. Im Geiste levitierende T_i_e r_E! Organische lebende Wesen, aus anorganischen unlebenden Bausteinen, auf einem Planeten, der so allein durchs Universum schlingert, wie es in der menschlichen Sprache kein Wort gibt, um diese Art Einsamkeit zu beschreiben.
Ein mutterseelenallein, und gänzlich unbeobachtet, getanzter Walzer auf einem Parkett, das weder Wände, noch Ende kennt, und das so unsagbar groß ist, dass jemand abermillionen Jahre bräuchte, um uns die Hand zum Tanz zu reichen, falls er berechnet hätte und wüsste, wo auf dem Parkett wir wann sein würden. Wir sind die Eins, gerechnet aus der Null, irgendwie, und wir sind einsam.
Wir sind Wesen wie winzige Bakterien auf der Oberfläche einer Orange, die auf beispiellos unendlichen Meeren dahintreibt, ohne auch nur das Geringste ausrichten zu können. Also was kann es Besseres geben als uns alle? Gott?
Wenn es einen Gott gibt, sind auch wir göttlich. Sind wir göttlich, sind es alle Tiere. Sind wir's nicht, ist es keiner von uns. KEINER. Das ist die Sache. Das ist die Schönheit, die allem Lebendigen innewohnt und die in Vergessenheit geriet in unserer Apotheose.
Wir sind Menschenaffen. Schöne Gestalten mit traurigen Seelen. Ewig traurig über den erlittenen Verlust. Wir ziehen wie Hälften unsere Bahnen, nicht gewahr unsrer Hälftigkeit. Wir merken, dass was nicht stimmt, aber wissen nicht was. Und dann wundern wir uns, dass es nur eine Handvoll Tage gibt, an die wir uns erinnern können, lebendig gewesen zu sein.
So viele Tage aber vergehen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Wie wenn wir gar nicht hier gewesen waren. So viele Tage, die unerinnert vergangen sind und es für immer bleiben. Wie wenn das Leben am Ende etwas anderes wäre als ein Speicher voll mit Erinnerungen.
Erst werden Tage zu Wochen und die später zu Jahren und alle lösen sich auf in dem großen Nebel, den wir Leben nennen. Dem simplen Palindrom.
Wir sind Menschenaffen. Schöne Gestalten mit traurigen Seelen. Ewig traurig über den erlittenen Verlust. Das, was wir verloren haben, seit wir uns erhoben haben. Wir joggen durch Wälder, hocken an Stränden, picknicken auf Wiesen, pflücken Blumen, gehen Blumen gießen, säen Blumen und sehen sie dann sprießen, pflegen Tiere, geben Liebe, nehmen mehr Liebe zurück, tauchen in Ozeanen, planschen in Seen, baden in Meeren, und schauen Schwärmen von Vögeln hinterher, deren Reise so weit von uns entfernt ist, wie es die Sterne zueinander sind.
Und dann hängen wir uns Steine oder Muscheln um den Hals und beschlagen zum Schutz unsere Seelen mit dem Gold, an das wir gerade glauben. Als ob das das Verlorene zurückbrächte!
Wir sind Menschenaffen. Wir haben das Wort dividiert und nur den Teil uns zugeschrieben, der uns zugesagt hat. Geschmeichelte und gebauchpinselte Idioten. Dabei ignorieren wir die simple Tatsache, dass nach der Division nur ein Bruch übrigblieb. Das Tier bleibt ausdividiert und wir keine Ganzen. Nicht vollständig. Nicht rund. Nachkommastellen bis in die Unendlichkeit. Wir sind von der Reise der Vögel so weit entfernt, wie es das Elektron von seinem Proton ist.
Wir haben das Tier weggesperrt, um den Blick in den Spiegel zu vermeiden. Wir haben es eingesperrt, ihm eine eiserne Maske über das uns gleichende Gesicht gezogen und ausgesperrt. Aus dem Haus in die Höhle geworfen und das Haus zugesperrt. Danach leugneten wir unsre eigene Höhle und erhoben uns selbst zu Tempeln. Das ist unsre Methode des Selbstbetrugs. Wir manipulieren den Spiegel, in den wir blicken, anhand lahmer Leugnungen und bloßer Behauptungen, die dadurch geheilt werden, dass man sie Heilig heißt und Religion ruft.
Wir leugnen die Höhle in eines jeden Seele, in dem eines jeden Tier sitzt und wartet, dass es vielleicht fünf Minuten Ausgang bekommt und irgendwo zum Ficken eingeladen ist. Oder Grillen. Oder Kämpfen. Oder Stadion. Wir sind inzwischen so weit von der Reise der Vögel entfernt, wie es die Sterne zu uns sind. Das ist die Sache. Das ist die Traurigkeit, die eines jeden Zellen innewohnt. Mitochondrial. Eukaryotisch. Das ist die ganze Anthropogonie auf den Punkt gebracht.
Wir sind Menschenaffen. Depressive Hominiden ohne Selbstbewusstsein. Wir wollen Götter sein, um uns besser zu fühlen. Erfinden interstellare Lichtwesen und allmächtige Gottheiten, nach deren Bild wir erschaffen sein wollen, als ob es nicht offenbar wäre, wessen Bild wir gleichen. Ein Blick in den Spiegel genügte. Zwei Blicke auch. Einer auf eine Geburt eines Menschenkindes und einer auf die eines Säugetiers freier Wahl. Wir sind Tiere, die paradoxal auf einem Planeten entstanden sind und nun über Planeten nachdenken und sie aus weiter Entfernung analysieren. Aber wer wir wirklich sind, ertragen wir nicht. Es reicht uns nicht. Weder für die Seele, noch für den Bauch. Wir brauchen Zauberei und Magie, um die Welt zu illuminieren und uns zu illusionieren, wir seien göttlich. Glauben lieber an inexistente Energien und Mächte, für die die Naturgesetze nicht gelten, als ob es irgendwas im Universum gebe, das sich diesen entziehen könnte. Nichts kann sich den Naturgesetzen entziehen. Sie sind die Grundlage von Allem. Das Universum besteht aus ein paar wenigen Bausteinen, die nach den Regeln der Naturgesetze spielen und Leben hervorbringen, wo es keines vorher gab. Wenn jemand Gott sehen will. Da ist er. Das ist Gott.
Wir sind Menschenaffen, die sich aber lieber Götter nach ihrem Bild und ihrer Welt geformt und das Tier eingekerkert haben, damit sie es nicht sehen müssen. Um daran glauben zu können, göttlich zu sein und über den übrigen Tieren zu stehen. Damit alles funktioniert. Damit alles gerechtfertigt ist und begründet. Damit alles seine Ordnung hat. Unser Essen, unser Besitz, unsere Raubzüge, unsere Ausbeutungen, die vollen Kühlschränke. Der ganze Kram. Der Triumph der Gewalttätigkeit.
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Den Tieren gegenüber Sklavenhalter und Schlächter, legitimiert dadurch, dass die Tiere offenbar weder über eine Seele noch einen Geist verfügen. Das ist die Logik der Hierarchie. Funktioniert auch mit Menschen, ist aber heute nicht mehr vermittelbar. Die Hierarchie des Herrschaft. Alles Stärke. Alles Macht. Alles natürliche Ordnung der Dinge. Deshalb versklavten wir Menschen. Deshalb behandeln wir die anderen Planetenbewohner wie Dinge. Damit sie funktioniert, die ganze scheiß Welt. Die ganze Welt Untertan. Unsere Erbsünde.
Wir haben es verleugnet das Tier, milliardenfach, seit wir den Wald verließen. Verleugnet, bevor der Hahn in der Nacht dreimal krähte und den Kopf verlor. Dreißig Silberlinge für dein Schweigen.
Aber das Tier ist immer noch dort unten in unsrem Keller. Das ist die Sache.
depressive Hominiden singen Lieder
in obskuren archaischen Wörtern
wiederholen die Lieder immer wieder
und malen sich Wörter auf die Körper
depressive Hominiden tragen Trauer
tragen Tropfen von Tränen im Gesicht
und jeder von ihnen trägt 'ne Mauer
und baut sich sein' Schatten ohne Licht
depressive Hominiden träumen Träume
in Räumen, die jemandes Eigentum sind
sie suchen die Geborgenheit der Bäume
auf der Suche nach dem verborgenen Kind
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