Sex als Entspannung für den Mann?
...Denn um das Ganze auch noch geradezu ins Absurde und Sadistische zu steigern, würde den meisten Männern von ihren Frauen auch noch eine der wenigen ihnen gemäßen Formen von Entspannung massenhaft verwehrt. Ob sie wisse, was er meine?
Sie hatte verständnislos den Kopf geschüttelt.
Häufiger, aber vor allem guter, zutiefst befriedigender und wirklich entspannender Sex, hatte er gesagt. Der könnte Männern helfen, alle notwendigen Aufgaben irgendwie zu bewältigen. Aber dazu seien sich die Frauen zu schade, ihnen könnte ja ein Zacken aus ihren Prinzessinnenkrönchen fallen...
Die gleiche Betrachtung könnte ich auch aus anderer Sicht schreiben - aber dazu ist wohl besser eine Frau eingeladen. Wer möchte?
Es ist Montagmorgen, sechs Uhr. Der Wecker klingelt. Ich schwinge die Füße aus dem Bett und wanke ins Bad. Es ist mal wieder kein Toilettenpapier mehr auf der Rolle. Wie üblich bemerke ich den Schlamassel erst, als ich schon tropfend auf der Brille hocke.
Flugs tripple ich zur Ablage und nach zwei Sprüngen in Schwindelerregende Höhen bekomme ich endlich eine neue Rolle zu fassen. Ich wische erst mich selbst und danach den Fußboden sauber, bevor ich mich wasche. Schnell anziehen und den Mann sowie die Kinder wecken, danach in die Küche, Kaffe kochen und Brote schmieren, Lunchboxen packen. Erneute Runde durch die Schlafzimmer. „Nur noch fünf Minuten, Mama!“ Ich füttere derweil Sophias Meerschweinchen und gehe mit Patricks Cockerspaniel Gassi. Zweite Weckrunde, diesmal energischer. Turnbeutel für Sophia packen, Thermokanne für den Mann mit Kaffee füllen. Gemeinsames Frühstück, Kinder zum Zähneputzen überreden, beim Schuhe zubinden helfen. Immer noch schlafenden Mann daran erinnern, dass es nun höchste Zeit wird aufzustehen. Kinder über die Hauptverkehrsstraße zur Bushaltestelle bringen. Puh, die Ranzen sind ganz schön schwer! Zurück zum Haus, eigenes Lunchpaket holen und auf geht’s zur Arbeit.
Kurz vor Acht. Kaffee kochen, Telefon, Angebote schreiben, dem Lehrling Prozentrechnen beibringen, Telefon, Aufträge schreiben. Der Lehrling hat noch eine Frage zur Berechnung.
„Konrad, in fünf Minuten kommen die Herren von der Sparkasse. Ich muss bis dahin noch die Auswertungen fertig machen. Bitte sei so gut und koch noch schnell eine Kanne Kaffee, dann haben wir gleich Zeit um das in Ruhe durchzugehen.“
„Ich lass mir doch von einer Frau nicht sagen, dass ich Weiberkram machen soll!“.
Also Kaffe aufsetzen, Auswertungen schreiben, Telefon, Besprechungsraum vorbereiten. Sparkassenlackaffen begrüßen, Telefon. Konrad helfen, Besprechungsraum aufräumen, Rechnungen schreiben. Frühstückspause. Ein Bissen, zwei Bissen, Telefon. „Konrad, nimmst du bitte mal ab?“
„Geht nicht, telefoniere grad mit meiner Freundin.“ Also Telefon, Notiz an den Chef weiterleiten. Dritter Bissen, Telefon. Meine Pause ist zu Ende. Gespräch mit dem Chef: „Unser Lehrling verweigert meine Arbeitsanweisungen, spielt täglich während der Arbeitszeit Online Poker, überzieht regelmäßig die Pausenzeiten um bis zu 20 Minuten und erwartet dann von mir, dass ich die Arbeit die er deshalb nicht schafft, nach Feierabend für ihn nachzuholen soll (…) Ja, ich weiß dass er Moslem ist und es ihm deshalb schwer fällt, Anweisungen einer Frau nachzukommen, deshalb bitte ich Sie ja darum, einmal ein Machtwort zu sprechen (…).
Na klar, Chef hat keine Zeit für Nachhilfe in Disziplin und ich bin unfähig und deshalb selbst schuld, wenn ich Überstunden machen muss. Gut. Ablage, Konrad beim Ausfüllen des Berichtsheftes helfen, Mahnungen schreiben, Telefon, Lieferscheine schreiben, Pakete packen.
Zwei Uhr, Feierabend. Fahre einen Umweg um die Briefe zur Post zu bringen, die Konrad vergessen hat. Hole die Kinder von der Bushaltestelle ab. Habe ein schlechtes Gewissen, da ich schon wieder spät dran bin. Zuhause angekommen, leere ich den Briefkasten, bezahle die Rechnungen per Online-Banking, schmeiße eine Ladung Wäsche an, schäle die Kartoffeln, schnipple das Gemüse und lege das Steak in die Pfanne. Essen. Ich erledige den Abwasch, sauge Staub, helfe der Oma beim Papierkram fürs Amt. Die Kinder spielen derweil. Schnell einen Streit geschlichtet, Telefon. Ob Tanja heute die Sophia besuchen dürfte? Na klar. So in einer Stunde? Hausaufgabenhilfe, Mathearbeit unterschreiben, nebenbei Geschirr spülen. Sporttasche für Patrick packen, Wäsche aufhängen, Oma bitten, kurz auf die Mädchen aufzupassen. Drei Freunde von Patrick abholen und alle zum Fußballplatz fahren, auf dem Rückweg einkaufen.
Halb vier. Ich verstaue die Einkäufe, hänge die Wäsche auf und gehe eine kurze Runde mit dem Hund. Tanjas Mückenstich verarzten, die Mädchen wollen Kakao und wissen, welcher Blödmann die Mathematik erfunden hat. Telefon. Der Mann hat vergessen, der Versicherung die Änderungen durchzugeben. Seufzend wähle ich die Versicherungshotline, hänge 20 Minuten ergebnislos in der Warteschleife (räume derweil ein wenig auf), entscheide mich, doch einen Brief zu schreiben, bevor ich den zerbrochenen Spielzeugbagger zusammenklebe.
Sechs Uhr. Schnell die Oma bemühen noch einmal kurz auf die Mädchen aufzupassen, Patrick und seine Freunde vom Sport abholen, kurzer Umweg zum Briefkasten. Zeugen Jehovas abwimmeln. Der Mann kommt heim, wir essen gemeinsam. Er schnappt sich einen Becher Kakao und pflanzt sich vor den Fernseher, während ich einen Streit zwischen Patrick und den Mädchen schlichte, der Oma beim Bett beziehen zur Hand gehe und die Blumen gieße. Frage den Mann, ob er mir gütigerweise den Müll raus tragen könne, während ich Tanja heimfahre. „Na hör mal! Ich habe Acht Stunden gearbeitet und möchte auch mal Feierabend machen und die Beine hochlegen.“ Bringe also den Müll raus, stelle die Tonne an die Straße und fahre Tanja heim. Versuche Patrick zu überreden, seinen Cockerspaniel selbst auszuführen, mache es dann doch selbst. Kinder zum Zähneputzen überreden, erklären warum der Himmel blau und das Gras grün ist, Gutenachtgeschichte vorlesen, „Noch fünf Minuten, Mami. Biiitteeee!“ Sophias Meerschweinchen füttern, Oma an ihre Tabletten erinnern, Benutztes Geschirr aus Wohnzimmer, Spielzimmer und Arbeitszimmer zusammensuchen, Fleisch für Morgen einlegen. „Schatz? Wo ist eigentlich mein Skatkoffer? Die Jungs kommen am Samstag.“
„Da wo er immer steht. Samstag ist schlecht, da feiert Patrick seinen Kindergeburtstag.“
„Ach, das macht nichts. Sorg nur dafür dass sie leise sind und Kauf noch ne Kiste Bier. Nee lieber zwei.“
„Ruhe? Auf einem Kindergeburtstag mit sieben Achtjährigen kleinen Jungs?“
„Ach Schatz, du kriegst das schon hin. Kochst du uns dann wieder deinen Schweinebraten? Hab ich dem Jürgen versprochen!“
Ich koche. Nein, gerade kein Essen.
„Würdest du dann jetzt den Abwasch für mich erledigen?“
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nach der Arbeit erstmal meine Ruhe brauche?!“
Mache also den Abwasch, schicke Sophia wieder ins Bett, Zehnminutenerklärung, warum unter dem Bett kein Monster hausen kann, Zwanzigmuntenhändchenbiszumeinschlafenhalten.
Telefon. Ob Tanja ihre Puppe hier vergessen hätte? Tanjas Puppe suchen, Toilette reinigen, Omas Brille suchend über einen Spielzeuglaster stolpern.
Zwanzig Uhr, Tagesschau. Anschließend Hemden bügeln, Socken zusammenrollen, Schmutzwäsche für morgen vorsortieren, leere Bierflaschen aus dem Wohnzimmer räumen,
Elternsprechtagseinladung ausfüllen, Schulranzen packen. Die Nachbarn anrufen um die Vorbereitungen für Meiers Silberhochzeit besprechen. Der Mann liegt im Bett, der Fernseher läuft noch.
Zweiundzwanziguhr. Zähneputzen, ab ins Bett. Der Mann rollt sich schnaufend über mich.
„Oh nein, nicht jetzt bitte. Ich bin hundemüde.“
„Aber wovon denn? Du hast doch nur einen Halbtagsjob. ICH arbeite doch den ganzen Tag!“