Dreiecksbeziehung mal anders
In Maditas Brust pochten zwei Herzen. Eins für ihre Samtpfote, Perla. Ihr Baby. Ein Herz schlug für mich. Das Katzentier tapste lange vor mir in Maditas Alltag und freute sich nur zögerlich über den Kuschelkater ihres Frauchens. Perla sah sich wohl nicht nur in der Rolle der Katze ihrer Kümmertante, sondern auch als Anstandsdame. Oder als Verhütungsmittel, wie mir oft schien. Denn immer wenn Madita und ich in ein Leidenschaftliches Lippenbekenntnis vertieft waren, jubelte sich Perla unter. Was zur Folge hatte, dass ich eine Katzennase und ein Bündel Schnurrbarthaare mit küsste. Der Dachhase wollte nichts verpassen. Erst als ich Madita während eines Spaziergangs küsste, stellte ich fest dass sich ihre Lippen Samtweich, warm und sehr anschmiegsam anfühlten, mit der Nuance aus Fruchtdrops und Sahnebonbon. Nicht nach dem Odeur nach Katzenfutter, mit der Note nach zerrupfter Maus mit dem Touch vergorenen Sauerkrauts im Abgang. Das Team aus Mieze und Freundin stellte mich oft vor eine zwiespältige Herausforderung. Wenn beide an mich geschmiegt sich auf dem Divan ausbreiteten. Dieser immergleiche Scheideweg. Denn kraulte ich Perla zwischen den Ohren bis sie schnurrte, verweigerte mir Madita ihre Zuneigung. Liebkoste ich Madita bis sie klänge des Wohlergehens intonierte, fuhr mir die Katze dazwischen. Nicht nur das. Die mit Schwarzem Fell und weißen Pfoten ausgestattete Stubentigerin hegte einen Fetisch für Laktosefreie Milchprodukte, die ihr Madita in ihrer Fürsorge selbstlos servierte. Was mir des Öfteren Flugzeuge in meinem Verdauungstrakt bescherte. Aber nicht wegen stark anhaltender Verliebtheit. Im Gegensatz zu Perla bin ich auf eine Milchzuckerfreie Ernährung angewiesen. Aber Hauptsache der Katze ging es gut.
Manchmal fragte ich mich, wie Madita mit der Katze umging, wenn ich nicht anwesend war und sich Mieze und ihre Bedienstete in Zweisamkeit wähnten. Gab sie in solchen Momenten der Stubentigerin die Brust, wenn sie ein Bedürfnis anmeldete? Schaukelten sich beide gegenseitig in den Schlummer oder teilten sie sich gar einen Napf Milch? Führten sie Mädelsgespräche? Die Eine konnte nicht ohne die Andere. Ich badete mich in Erleichterung, kreuzte das Katzentier nicht meine Wege.
Wenn Königin Perla zur Audienz bat, wandelte sich Maditas Wesen in einen sehr sonderbaren Habitus. Denn Frauchen und Perla kommunizierten in einer Art „Katzisch“ miteinander. Einer mir recht Rätselhaften Form der Unterhaltung. Irgendwie fühlte sich Madita in einer anderen Existenzebene wenn sie in Katzisch verfiel, sie vergaß alles um sich herum auch meine Anwesenheit. Das kleine Gottesgeschöpf zog Maditas gesamte Aufmerksamkeit und Fürsorge auf sich. Manchmal beschäftigte mich der Gedanke, wie ich die Fellnase in ihre Schranken weisen könnte. Oder was ich anstellen könnte das Katzentier los zu werden. Die nächste stark frequentierte Hauptverkehrsstraße befand sich zu weit weg. Also fiel das Vorhaben, Perla mit einem Schälchen Thunfisch und Laktosefreier Milch während des Feierabendverkehrs auf den Mittelstreifen der Straße zu locken schon mal aus. Ich behielt mir Idee, die Beziehung zu beenden im Hinterkopf und agierte erstmal weiter wie bisher. Nicht wissend, dass mir das Schicksal hold werden würde.
Morgens stand Madita in meiner Türe. Sie fiel mir um den Hals und begann bitterlich zu Weinen. Sie hatte ein paar Stunden zuvor eine Hiobsbotschaft erhalten. Perla war Todkrank. Krebs im Endstadium. Mit der Zeit wucherten Immer mehr Tumore aus dem Körper der Katze. Ein paar Wenige konnte man entfernen. Doch alles was noch unternommen wurde um der Katze zu helfen, am Ende des Tages handelte es sich nur um eine Stundung des Abritts in die ewigen Katzenjagdgründe.
Morgens segnete Perla das Zeitliche. Madita lag weinend in meinen Armen. Ich gab mir Mühe, ihren Schmerz zu lindern, sie erstmal zu trösten. Doch irgendetwas gab mir zu verstehen, dass nicht nur das Leben der Katze ein Ende gefunden hatte. Es wand sich eine wildfremde Frau in meinen Armen, Ihre Aura strömte Kälte aus, merkte ich jetzt endgültig. Madita erreichten meine Gefühle nicht mehr, sofern überhaupt noch welche im Raum standen.
Nach dem Ableben der Katze schied auch unsere Liebe dahin. Wenige Tage nach dem Verlust ihres Haustieres, legte mich Madita in ihr persönliches Archiv, zur Nährung ihres Lebenslaufes. Als ich sie das letzte Mal sah, gab sie mir zu verstehen, dass sie durch den Tod ihrer Katze einen Pflegefall weniger zu betreuen hätte, mit dem anderen mache sie grade Schluss. Wünschte mir Alles Gute für mein in diesem Moment in Kraft tretenden Single Leben und verschwand Eilenden Schrittes aus meinem Alltag. Weg war sie, als ob es sie nie gegeben hätte.
Mein Liebeskummer allerdings breitete sich erst ein Jahr später aus. Denn kurz nach Beginn der Beziehung begann ich eine ganz besondere Affäre. Mit einem Geschwader aus Hexen die in meiner Seele ihr perfides Spiel trieben. Ihre Flugmanöver meist dann ausübten, nachdem sie mein Innerstes in einen dichten Nebelteppich einhüllten. Tappte ich im Dunst, steigerte sich Maditas Zuneigung zu mir zu einer Herausforderung. Hierbei dienste ihr Perla als Stütze. Das Bodenpersonal zur Bekämpfung der Hexen in meiner Seele rieb sich auf, um mir den Zustand zu erleichtern. Schossen gezielt aus allen Rohren um die Besen mitsamt der Reiterinnen zum Absturz zu bringen.
Irgendwann lag das Geschwader am Boden, für alle Zeiten Fluguntauglich. Von diesem zähen und Kraftraubenden Endspiel zwischen den Hexen und mir bekam Madita nichts mehr mit , denn die Partie dauerte ein geschlagenes Jahr. Während sich die ersten Grashalme und Wiesenblumen auf dem Schlachtfeld, der einstigen Spielfläche aus der Zeit mit Madita ihren Weg bahnten, erlebte ich sonderbares. So langsam klarte mein Geist auf vieles erschien mir wieder real. Hierbei tauchte ein Teil von mir in Liebeskummer ab. Ohne dass ich Madita vermisste. Am Ende der neu erblühenden Wiese ging die Sonne auf. So ganz ohne das Schnurren einer Katze und den Tonus von Maditas Stimme.
Das war auch gut so.