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Präsenz

*********ested Mann
435 Beiträge
Themenersteller 
Präsenz
Realität, der harte Kranz des Lenkrads war Realität. Er saß vorn über gebeugt in seinem Auto, den Kopf auf dem Lenkrad. Die unvergleichliche Vielfalt der Realität hatte ihn eingeholt.
Noch zur Mittagszeit war diese Frau ein Phantom, ein Wunschbild seiner Phantasie gewesen. Geprägt von einer sinnverwirrenden, anregenden nicht zuletzt aufregenden Mail Konversation. Wundervolle Wörter und Sätze, verwandelt in Bilder. Jetzt, sechs Stunden später, war er erfüllt vom Rausch der letzten Stunden.
Sie hatten sich an einem öffentlichen Ort getroffen. Ein Restaurant, mehr Kantine als lauschiger Treffpunkt. Öffentlich, sehr öffentlich. Der reservierte Tisch in der Mitte des Raumes. Nüchtern, karg, unpersönlich. Doch, nur so lange bis sie eintraf. Oh, nicht eintraf, erschien! Kein plakatives Auftreten. Ein anreichern des Raumes mit ihrer Persönlichkeit. Suchende Blicke die sich finden. Ein Erstrahlen. Das Licht im Raum wird heller. Sie ist da!
Die ersten Minuten ihres Gesprächs sind zögernd, vorsichtig, tastend. Ihre Augen finden ihre Gedanken. Auf einmal sind sie ganz bei ihm, lassen ihn nicht mehr los. Taxieren, tanzen hin und her, lachen, leuchten. Der Raum um sie herum wird dichter, persönlicher. Die Welt verschwindet im Hintergrund. Ihre Seinssphäre reduziert sich auf den Tisch,eine Frau,einen Mann.
Wortgespinste werden gesponnen. Verweben sich in strahlenden Fäden von Geschichten. Werden geschmückt mit Sinn und Emotionen. Zerstückelt vom Intellekt. Sanft von ihren, sich bewegenden Händen aufgefangen und in wundervolle neue Mäntel gekleidet. Staunend betreten sie ihre Wortgebäude, schmücken sie mit immer weiteren Details und tanzen lachend durch die Hallen ihrer Wünsche. Ihre Worte tollen wie junge Hunde, necken, beißen, springen.
Dabei verliert sich sein Blick in ihren Augen. Glitzernde Bernsteinaugen. Doch hier ist so viel mehr. Ihr zarter Duft der ihn betört. Ihre Stimme, so fein modulierend die Wörter in die Leere des Raums malend. Ihre Lippen, aah, ihre Lippen. Sinnlich, bewegt von Sprache und Mahl. Wie gerne würde er sie küssen. Sie schmecken, den Duft ihrer Haut und Haare in sich aufsaugen. Sie ist so präsent! Wenn es das Wort Präsenz nicht gebe, müsste man es für sie erfinden.
Die warme Fülle ihrer Worte, ihr schneidender Intellekt. Ihre weichen Bewegungen. So viel Frau, Weiblichkeit, Sinnlichkeit. Nicht marktschreierische, unverhüllte, präsentierte, weibliche Attribute. Nein, verhüllte Sinnlichkeit.
Seine Gedanken verlaufen sich in Nervosität bereitende, erregende Frage nach Enthüllung. Denken an Körper und Bewegung. Lieben ihre Worte und verschlingen ihre Formulierungen. Es ist ein Tanz. Ein sinnliches Verschmelzen. Genuss mit dem dem Versprechen von mehr. Wie paaren sich Wollust und Intellekt ? So!
Stunden und Minuten verlaufen sich im Raum. In die Blase aus Raum, Zeit und ihrer Präsenz dringt erst nach Stunden die erste Spur einer anderen Welt. Gemächlichen Schrittes begeben sie sich dorthin. Aufgewühlt, erregt, angespannte, entspannte, glücklich lächelnde Rückkehr ins Jetzt.
Nach dem verlassen des Lokals, ein Versprechen nach mehr, ein gehauchter Kuß, eine leichte Umarmung. Sie verschwindet im Dunkel des Wintertages.
Jetzt sitzt er hier. Spürt den Lenkradkranz an seiner Stirn. Realität. So wunderbar. So fern.
Ein Versprechen von mehr. Der nächste große Streich der Phantasie. Realität , wann?
*********Roll Frau
178 Beiträge
äh...
...ich verbeuge mich. danke für diese geschichte. mehr bleibt nicht zu sagen.
gibt es eine Frau, die nicht sehr viel dafür geben würde, so etwas Wunderbares über sich zu lesen? ... man könnte neidisch werden... *g*

einfach zum Niederknien!
Wollust und Intellekt mögen sich in der Begegnung gepaart haben; in der Beschreibung scheint der Intellekt die Oberhand behalten zu wollen. Aber vielleicht ist genau das ein bewusster Widerspruch, der dann an dem Satz „ Zerstückelt vom Intellekt.“ sichtbar würde.

Die (Woll)lust an Sprache ist sehr deutlich zu spüren und macht Spaß beim Lesen. Die große Nähe zum Geschehen, die ich mit den kurzen Sätzen, der spannenden Wortwahl oder auch durch die lyrisch wirkenden Verlaufsformen („fein modulierend die Wörter in die Leere des Raums malend“) empfinde, hat somit auch den Beigeschmack einer Fingerübung in Form.
*********Roll Frau
178 Beiträge
der widerspruch zwischen wolllust und intellekt besteht ja an sich schon in dem bemühen, in worte zu fassen, was nur gefühlt werden kann - dieser versuch hier ist ein wunderbar geglückter!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Respekt! Ich bin ziemlich angetan ...

*top*

(Der Antaghar)
Oh ja!
So würde ich auch liebend gerne der Realität die Stirne bieten!

dankolaf
*********ested Mann
435 Beiträge
Themenersteller 
Ja, kann ich nur empfehlen!

Ach ja, ich empfinde auch Intellekt als wollüstig *zwinker*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Moreinterested
Ach ja, ich empfinde auch Intellekt als wollüstig

Wie geht das denn?
Der Intellekt kann wolllüstig sein?

Nun ja, ich finde Geist geil - ist vielleicht gar nicht so weit weg davon ...

(Der Antaghar)
*********ested Mann
435 Beiträge
Themenersteller 
@Antaghar
Oh, die Antwort schon fast selbst gefunden.

Es ist die geistige Wollust die sich selbst erfindet und bei der Körper machmal einfach zu spät erkennt, das die Befriedigung schon stattgefunden, oder ihn dorthin getrieben hat.
Der Intellekt erschafft so wunderbare Worte wie Wollust. Schöpft neue Lustkreationen, die ein anderer Intellekt als solcher erkennt.
Sozusagen sogar ansteckende Wollust *zwinker*
hola Jungs! - zitiert ihr gerade mein Profil?
wenn etwas wirklich Wollust erzeugt, was ist es anderes als der Geist?
ohne den ist es doch nur animalisches Bedürfnis - erst wenn der Geist dazu kommt, wird es Lust!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Nun ja ...
... die alte Erkenntnis, dass unser wichtigstes Sexualorgan zwischen den Ohren sitzt?

Warum wohl nenne ich mich hin und wieder BrainFucker?

*g*

Trotzdem will ich noch einen Einwand wagen: Ist Wolllust (ja, man schreibt man das heute mit 3 "l" - auch wenn ich die neue Rechtschreibung zum Kotzen finde ...) nicht etwas anderes als Geilheit oder Lust?

(Der Antaghar)
"Man" kann sich ja an die Sprache halten und muss sich nicht nach Banausen richten.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ interzone
Wäre demnach Wolllust die Lust, etwas zu wollen?

Oder der Willen, Lust zu haben? Oder das Wollen der Lust (kann Lust überhaupt wollen)?

Oder was? *g*

(Der Antaghar)
echt eine gute Frage:
die Lust als treibender Faktor - sie bestimmt also mich?
mein Wille, Lust zu erleben, zuzulassen?

mehr Wollen als Lust???

oder ist Lust gepaart mit Wollen eine größere, ungebremstere, also:
Lust +Wollen= Lust hoch 2
„Wollust“ ist ein sehr schönes Wort, wie fast alle alten Wörter. („Wolllust“ aber ist häßlich.) Was die Bedeutung von Wollust angeht, hält man sich also besser an die seit Jahrhunderten bestehende. Und da steht der Text in schöner Tradition; er sieht angemessenerweise die Kraft der Verlockung und des sexuellen Triebes als Energie, die ein Erwachsener durch seinen Willen formen und in gewünschte Bahnen lenken kann. Damit schwingt er sich gewissermaßen hinauf zum selbstbestimmten Genießer, der seine eigene kunstvolle, also menschliche Art des Umgangs mit seinem Urtrieb findet.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ interzone
Und das nennt man dann auch Sublimierung, nicht wahr?

So kann erotische Energie vom Wesentlichen abgelenkt und z. B. auf das Sammeln von Kunst oder von Briefmarken gerichtet werden - oder auf andere unsinnige Nebensächlichkeiten bzw. Ersatzbefriedigungen.

(Übrigens: danke für den feinsinnigen und geistvollen Austausch hier - was die Geschichten hier immer wieder so anregen ...)

(Der Antaghar)
selbstbestimmten Genießer, der seine eigene kunstvolle, also menschliche Art des Umgangs mit seinem Urtrieb findet.

ganz fein!
*********ested Mann
435 Beiträge
Themenersteller 
Da stimme ich auch zu. Den Trieb bewußt genießen und bis zur Neige auskosten.
*********sions Paar
2.764 Beiträge
Diese Geschichte wirkt bei mir lange nach. Das liegt wohl daran, dass sie mir so vertraut ist. Ich hab mich selbst gesehen, beim ersten Date mit meinem Schatz.
Und ja, ich hab lange Zeit im Wagen gesessen und versucht zu begreifen, was geschehen ist.

Wundervoll geschrieben!

LG Ivy
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