Sie ist meine Insel
Mit ihrem klaren Blick und ihrer direkten Art hat sie mein Herz gewonnen. Nein, nicht so, wie der geneigte Leser jetzt vielleicht meinen möchte. Es geht hier nicht um Liebe. Oder doch. Ja, es geht um Liebe. Aber um Liebe zu einem Menschen. Nicht um Begehren und Begehrlichkeit, sondern um tiefe Zuneigung. Um wahre Freundschaft, um Herzensbildung, Güte und aufrichtige Wärme. Sie, das ist meine beste Freundin.
Wir kennen uns mittlerweile seit vielen Jahren. Sehen uns fast nie und sind uns doch immer nah, sind immer füreinander da, wenn auch meist nur am Telefon.
Eigentlich passen wir kein bisschen zusammen. Sie ist konsequent, durch und durch strukturiert, immer sehr straight. So bin ich gar nicht. Ich glaube, manchmal mache ich sie wahnsinnig, mit meiner Flatterhaftigkeit und meinem Chaos im Kopf. Dann verpasst sie mir einen mentalen Tritt in den Hintern, der mir den Blick in eine andere Richtung ermöglicht. Sicher bin ich ihr dafür dankbar, aber angenehm ist das nicht immer.
Sie ist schrill und schräg und fällt mir permanent ins Wort. Was an sich schon eine Meisterleistung ist, da ich in meinem Redefluss oft nur schwer zu bremsen bin, wenn ich mich über ein Thema ereifere.
Sie haut mir meine Unzulänglichkeiten oft gnadenlos um die Ohren. Staucht mich zusammen, wenn ich mich selbst bemitleide. Manchmal wirkt sie dabei gnadenlos und hart wie ein Diamant. Aber sie lässt mich dabei immer spüren, dass sie mich achtet. Dass sie mich als Mensch auf Augenhöhe schätzt. So, wie ich sie.
Das Schönste aber ist, dass wir am Ende immer von Herzen miteinander lachen können, über uns, und Gott und die Welt.
So ist sie meine Insel in der stürmischen See, die sich Leben nennt.
Danke, Annette!
(c) Rhabia 02-2010