Am Grab
Warum nur stehe ich hier an Deinem Grab?Weil die Zeit es fordert, weil wir alle lernen müssen Abschied zu nehmen, weil wir nur durch einen Verlust den wahren Wert erkennen?
Und steh ich noch, oder bin ich schon zusammengebrochen unter der Last meiner Tränen, meiner Trauer und meinem Verlustes? Ich kann es nicht mehr beurteilen, nicht mehr wahrnehmen, kann es nicht mehr spüren.
Und warum ich? Warum ich und meine Gefühle, meine Trauer und mein Leid? Sind wir doch hier für Dich. Für Dein Leid, Deinen Abschied, und Dein Leben.
Sollten wir nicht feiern statt zu weinen? Feiern, weil wir Dich in unsere Mitte hatten, diese Zeit besingen, die uns alle zu dem gemacht was wir heute sind. Feiern, weil Du uns gelehrt hast die Herzen zu öffnen, die Augen über jeden Tellerrand zu werfen, jeden Menschen und jeden Augenblick willkommen zu heißen. Feiern weil Du immer für uns da warst, wie ein Fels in der Brandung – Unumschüttehrlich.
Und trotz dieses Wissens, trotz all der Liebe die Du gelehrt und gelebt hast, zerreist mich der Schmerz. Macht mich taub und bewegungslos.
Aber wenn die Tränen nicht mehr fließen, wenn die Umwelt wieder da ist und ich sie neu entdecken kann, dann nehme ich Dich mit. Jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde in meinem Herzen und in meinen Gedanken. Du wirst durch mich und in mir weiter leben, in dem ich, dass weiter gebe was Dich ausgemacht hat. Für Dich gibt es keinen kalten Tod – dafür hast Du zu Lebzeiten gesorgt.