Schlechte Zeiten im Marienhof oder die Last der Liebe
„Duhu… Schahatz!“„Ja, mein Mäusespeck?“
„Schahatz, guckst du schon wieder diese Bilder an?“
„Ja, mein Mäusespeck.“
„Machen die dich so geil?“
„Ja, mein Mäusespeck.“
„Ich geh dann mal GuteZeitenSchlechteZeiten gucken…“
„Ja, mein Mäusespeck.“
„Herr F., wie kam es dann zu dem Ereignis? Schildern sie doch mal den Tathergang mit ihren eigenen Worten.“
„Herr Richter, wie soll ich sagen…“
„Nun, schildern sie es uns doch einfach so, wie sie es in Erinnerung haben!“
„Ja, das war so, Herr Richter, also ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Also ich schau mir gerne diese Bilder an, die erregen mich, die machen mich geil.“
„Welche Bilder denn, Herr F. Sie müssen da schon etwas konkreter werden, in ihren Aussagen.“
„Na ja, so Bilder aus dem Internet. Sie wissen schon…“
„Nein, ich weiß eben nicht, Herr F., das müssen sie uns schon erzählen!“
„Na ja, so Bilder eben, von solchen Frauen, mit abgeschnürten Brüsten und so. Oh, das macht mich so an, wenn die Titten blau angelaufen sind und so prall sind, dass sie aussehen, wie Ballons, die gleich platzen. Und wenn die Schnüre dann auch noch über die Muschi gespannt sind und ich stelle mir vor, wie die da dran reiben, Herr Richter, das müssen sie sich unbedingt mal anschauen, da Platzt ihnen die Hose!“
„Herr F., bitte mäßigen sie sich! Wir sind hier bei Gericht und nicht in einer Peepshow!“
„Entschuldigung, Herr Richter, aber ich sollte doch konkreter werden…“
„Herr F., so konkret nun auch wieder nicht und ich kann hier noch nicht den Zusammenhang erkennten, zwischen ihren sexuellen Neigungen und der Körperverletzung, die ihre Gattin an ihnen begangen haben soll.“
Er hatte sich Seile gekauft. 50 Meter sollten wohl reichen. Nach dem Motto „alles bei Obi“ erstand er auch noch zwei richtig fette Haken und zwei Flaschenzüge.
Am Abend verschwand er dann im Schlafzimmer und fing an zu Bohren und zu Schrauben.
„Schahatz, was ist das denn für ein Lärm, den du da machst? Ich kann gar nicht in Ruhe fernsehen!“
„Bin gleich fertig, Mäusespeck!“
„Musst du dir dann wieder stundenlang Bilder angucken?“
„Nein, Mäusespeck, heute Abend machen wir mal was zusammen.“
„Aber erst will ich noch meine Serie gucken, Schatz!“
„Ist gut, Mäusespeck!“
„Nun, Herr Richter, irgendwann wollte ich nicht mehr immer nur Bilder gucken, sondern ich wollte selbst eine solche Frau haben. Also fesselte ich meine Frau. Herr Richter, das war so was von geil, als ich ihre Brüste so richtig abschnürte. Endlich hingen die Titten nicht mehr einfach so rum, sondern waren prall und fest. Das war ein Anblick! Da stieg mir gleich der Saft in den Schaft. Und sie können mir glauben, das ist ein Schwengel, der Bengel!“
„Herr F., mäßigen sie sich in ihrer Ausdrucksweise, bitte!“
„Ja, Herr Richter, aber sie wollten ja wissen, wie es konkret dazu kam.“
„So, Herr F., dann erzählen sie mal, hat sich ihre Frau denn das einfach gefallen lassen?“
„Ach, Herr Richter, wenn die so richtig satt ist von Kuchen und Fernsehen, dann lässt die alles mit sich machen. Hauptsache, sie muss sich nicht bewegen. Sie hält nicht so viel von Frauenbewegung, wenn sie wissen, was ich meine.“
„Ich kann es mir vorstellen, Herr F.“
„Na ja und als mir mein kleiner Freund dann so richtig stand, da wurde ich so gierig. Ich wollte sie endlich mal wieder so richtig ran nehmen. Aber bei den Fettmassen geht das ja schon lange nicht mehr. Und das kann man doch mit einem richtigen Mann nicht machen, nicht wahr Herr Richter? Also hing ich sie an der Decke auf, an die Haken, die ich dort angebracht hatte. Ich hatte schon extra Flaschenzüge besorgt, damit ich meinen Mäusespeck da auch hochkriege. Zweihundert Kilo sind ja auch für mich kein Pappenstiel.“
„Herr F., jetzt kommen sie mal zum Punkt. So, wie sich die Sache anhört, könnte eher ihre Frau sie verklagen.“
„Herr Richter, ich bin ja gerade dabei! Auf jeden Fall wollte ich es ihr endlich mal wieder so richtig besorgen. Sie kriegt ja die Beine schon seit Jahren nicht mehr hoch. Also hing ich ihre Füße an die Flaschenzüge und hievte den Fettberg nach oben, damit ich endlich mal wieder an ihre Fotze komme. Und da fängt die fette blöde Kuh an zu zappeln, wie ein Fisch, die Haken lösen sich aus der Decke und sie kracht auf mich runter. Und da lachte die dumme Sau auch noch! Und ich lag dann da, mit einem Schleudertrauma.“
„Frau F., was sagen sie denn zu dieser Geschichte?“
„Herr Richter, ich weiß jetzt nicht genau, was ich sagen soll, aber dauert das noch lange? Ich hab Hunger und Marienhof fängt gleich an.“
Rhabia 02-2010