After-Adventsspiel Tag 2
Vielen Danke für deine magische Geschichte, liebe Damaris23. Es scheint als hättest auch du es geschafft unterm Rateradar zu bleibe dieses Mal.
Die heutige Geschichte gibt uns eine etwas andere Interpretation von Lametta und das an Weihnachten. Nicht ganz so leichte Kost auf die Schlemmereien der Festtage.
Lametta und Artverwandtes
Ein Bild wie in Dantes Inferno. Feuer, dichter, schwarzer Rauch, lohende Flammen, die sich auf geheimnisvolle Weise in Aufregung befinden. Zwei brennende Pratt&Whitney-Turbinen. Brennende Laufschaufeln, die lustig um die sich noch drehenden Turbinenwellen tanzen. Rotorblätter, die zerbrochen und zersplittert in weitem Umkreis brennend lagen oder teils drohend aus der Erde ragten. Lachen brennenden Kerosines, Abgerissene Arme, Beine und andere Körperteile, Helme, verbogene Waffen, heraushängende Fallschirme, Schreie verwundeter Soldaten. Es stank bestialisch.
Kerosin, Rauch, Kot, Urin und Blut. Eine furchtbare Mischung. Eine, die, sofern man das Überleben sollte, niemals vergisst. Eine, die in unzähligen Therapie-Sitzungen zur Sprache kommen wird. Die Bilder, die Gerüche, die Haptik des Todes wird auf immer und ewig Begleiter des Lebens sein.
Eine dichte Wolkendecke schien die Nachsuche der russischen SU-27 Jets zu verhindern; der leichte, eiskalte Nieselregen tat ein Übriges. Ein Albtraum. Chief Warrant Officer Dave Fester öffnete widerwillig seine Augen. Sofort war sein Puls jenseits von Gut und Böse, als er das brennende Wrack und das Einsatzkommando sah. Gute Jungs aus Camp McKall vom 1. Special Forces Command. Fester fluchte, als er sich mühsam aufrichtete. Neben ihm lag ein Soldat, sein Oberschenkel brannte. Schnell war das gelöscht und der Soldat drehte sich stöhnend um. „Bellinger“ stand auf seinem Namensschild.
„Hey, Bell, alles okay?“
„Command Chief Master Sergeant Robert F. Bellinger meldet sich an Deck! Was war los, Festus?“ Dave Fester hatte den Spitznamen „Festus“ aus der alten amerikanischen Rervolverserienschmonzette ‚Gunsmoke‘, weil er wie der Schauspieler Ken Curtis dazu neigte, ein Auge zuzukneifen wenn ihm etwas nicht passte. Und auch, weil er ein wenig wie er aussah mit seinem jetzt angesengten Dreitagebart.
„Zwei Flanker. Kamen aus dem Nichts. Keine Vorwarnung, keine Anzeichen. Bäm und Ende.“
„Scheiße“
„Komm, wir kümmern uns drum!“ Die beiden kannten sich schon lange. Kandahar, Jordanien, Mali, Mexiko, Guatemala, die richtigen Männer trafen sich immer wieder. Ein tiefes Band schweißte Spezialtruppen immer auf geheimnisvolle Weise zusammen. Begegnen sich zwei inmitten einer voll besetzten Mall, immer, immer würden sie sich erkennen. CTS nannten sie das. Command Troops stacking. Der Jammer der heutigen Zeit ist, dass immer weniger Menschen durch die Scheiße müssen. Sie erkennen sich nicht mehr. Nicht sich selbst, nicht Andere, nicht das Leben. Unsere ach so behütete Zivilisation bekommt tiefe Risse. Soldaten werden in der Zivilbevölkerung immer als minderwertige Lebensformen angesehen. Und auch so behandelt. Bis… ja bis ein Putin am Tor steht und anklopft. Dann ist das Geschrei groß. Deshalb werden auch in Friedenszeiten immer die Mittel gekürzt. Soldaten müssen sich eigene Turnschuhe kaufen, eigene Socken, eigene Unterwäsche. Ihre Waffen sind nicht auf dem neuesten Stand, Piloten verlieren ihre Fähigkeiten, weil die Mittel für die Ausbildungsflüge gestrichen werden. Die CH 53 Sea Stallion hatte Standardmäßig nur noch 60 % der normalen Bewaffnung an Bord und die Täuschkörper-Anlage war nur noch halb gefüllt. Sowas kommt immer von Sowas.
Die Bestandsaufnahme dauerte. Es waren 32 Personen an Bord. 14 Verwundete, der Rest tot. Erschlagen von der eigenen Ausrüstung, vom Kameraden erdrückt oder aus dem Chopper geschleudert. Eine miserable Bilanz.
„Bell?“
„Was?“
„Du weißt schon, dass heue Weinachten ist?“
„Echt?“
„Ja, echt.“
„Drauf geschissen…“
„Na, dann schau dir den an“, raunte Bellinger und deutete auf einen Soldaten. Beide kannten ihn nur zu gut. Es war General David H. Berger, der Chef der Marines. Spitzname Eisenbirne.
„Alter, das ist…“
„Du sagst es.“
„Wieso wussten wir nicht, dass ein verfickter 4-Sterne-General an Bord ist?“
„Hätte das was geändert?“
„Nee. Oh warte: Doch! Vielleicht sind wir nur wegen dem angegriffen worden!“
„Mag sein, werden wir nie rausfinden. Nur für den Fall, dass es so war, müssen wir hier schleunigst verschwinden, die werden ihn suchen und seine Eisenbirne auf einen verdammten Stab stecken!“
„Dagegen kannst du gar nichts machen.“
„Aber sicher doch, Festus. Such einen Corporal oder Private first Class mit seinen Körpermaßen, bei dem das Gesicht noch intakt ist. Ausziehen, herbringen!“
„Jack, Bob, Jimmy ihr Pussies, herkommen, eure Wunden könnt ihr später lecken.“
Die drei kamen angetrabt.
„Auftrag: In Windeseile eine Trage bauen, dem General die Uniform anziehen, die Festus gleich anschleppt. Der Tote bekommt die Uniform des Generals. Und beeilt euch Leute, bald wimmelt es hier von Russen. Klar soweit?“
Und so kam es, dass die russische Einheit, die mit dem Bergen des Generals beauftragt war, stirnerunzelnd vor der hochdekorierten Leiche standen und nicht glauben konnten, was sie sahen. Ihren Informationen zufolge war der General 63 Jahre alt. Das, was in der Uniform steckte, war kaum älter als 28. Mission fehlgeschlagen. Zur gleichen Zeit warteten 14 mehr oder weniger Verletzte und ein sehr alter, toter Privat First Class auf einem Hügel, knapp 8 Meilen entfernt auf ein Seal-Team der US Marines.
„Hat sich gut gehalten, der alte Soldat, was Festus?“
„Ja“ antwortete der lakonisch. „Nur früher war mehr Lametta…“