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Die Kinder von Eumeria

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
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@ Olove und Rhabia
vielen Dank für euer Lob. *freu*

Mal sehen, wie lange es noch dauert und sich alle treffen und es ein Ende gibt. Ja, das wirds schon geben, aber was für eins, das weiß ich selbst noch nicht so genau *nixweiss*


*blumenschenk* Herta
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Wer ist Pippa und was macht Ivo? So geht's weiter ...
Immer wieder schlief er ein oder fiel in Bewusstlosigkeit, er wusste es nicht, es war auch nicht wichtig. Mittlerweile fühlte er einen heftigen Schmerz im Magen und der Nierengegend ausgelöst durch den Mangel an Nahrung und Flüssigkeit. Auch in der Brust war wieder das bekannte Brennen zu spüren, es fraß sich durch die Adern in den Kopf hinauf und hinab in den linken Arm. Durch den Nebel aus Schmerz dachte er an Brigitt und hoffte wie so oft, dass es ihr gut ging und sie noch frei war. Jetzt war sie wirklich die letzte Hoffnung für die Brüder.
Abermals fiel sein Bewusstsein in Dunkelheit. Eine eiskalte Stimme weckte ihn daraus. Er öffnete die Augen, konnte aber nicht erkennen, ob sich jemand im Raum befand. Die Stimme schien aus seinem Körper zu kommen, sich vom Kopf her auszubreiten und schließlich in seinen Eingeweiden einen Eisklumpen zu bilden.
„Du wirst mir jetzt die Baupläne für das Zeitreisemodul geben und mir sagen, wie du die Vergangenheit verändert hast.“
„Mach mich los und gib mir zu trinken“, forderte er statt einer Antwort.
Er fühlte, wie die frostige Faust aus Fragen tiefer in seinen Kopf eindrang und in Ebenen zu forschen anfing, die er noch geschützt glaubte.
Abermals musste er einen Kampf ausfechten, den er so nicht gewollt hatte und der ihn zunehmend erschöpfte und ausbrannte. Noch sah er Sinn in seiner Gegenwehr und legte alle Kraft, die er noch hatte, in die Mauer, die seine Vergangenheit schützte. Er musste verhindern, dass diese Pläne aus seinen Erinnerungen geholt wurden, mit allen Mitteln. Doch die Fragen bohrten unablässig weiter, schoben sich mit Gewalt vor und brachten sein Denken und Fühlen zum Frieren. Er versuchte es mit einer Gegenfrage: „Wer bist du?“
Erwartungsgemäß bekam er keine Antwort, aber die Faust hielt kurz inne, dann drang sie weiter in die Gedanken ein. Schon war sie dort angelangt, wo er vor zwanzig Jahren gelebt hatte. Er sah Mae vor sich, wie sie mit wehendem Haar und hoch erhobenem Speer mit den Jägern mitgelaufen war und ein Gnu erlegte. Es war nicht oft vorgekommen, dass sie mit auf die Jagd gegangen war, aber wenn, dann war sie eine gute Jägerin gewesen. Selten nur ging ein Schuss von ihr fehl. Dann sah er sich, wie er mit Mae schlief und seine Augen brannten von ungeweinten Tränen. „Ich hätte dort bleiben sollen“, sagte er sich, wie er es alle paar Jahre tat, wenn er an sie dachte. Auf seine Art hatte er sie geliebt und er vermisste die Sippe, von denen mit Sicherheit schon lange keiner mehr lebte. Alle waren schon längst zu Staub zerfallen, allenfalls als versteinerte Knochen im Erdreich zu finden.

Er verdoppelte die Anstrengung, seine Erinnerungen zu schützen. Ganz allmählich merkte er, wie sich dieser andere Geist aus ihm zurückzog. Was blieb war ein Gefühl der Eiseskälte, der inneren Gefrorenheit. Dann machte sich abermals die Erschöpfung bemerkbar und er wusste lange Zeit nichts mehr.

Die Dozentin und fünf Studenten standen im Beobachtungsraum und starrten sich nur verblüfft an. Doktor Landon stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Sie hatte von ihrer Kollegin Rozier schon erfahren, wie willensstark er war, aber nach der langen Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz hatte sie nicht mit so viel Gegenwehr gerechnet.
„Wir sollten ihn jetzt aber nicht mehr länger ohne Wasser lassen, Frau Doktor“, sagte einer der Studenten. „Nicht, dass er uns noch an Nieren- und Herzversagen stirbt, dann haben wir gar keine Ergebnisse.“
Die Dozentin dachte einige Zeit darüber nach, dann nickte sie anerkennend und sagte: „Gut Pippa, Sie werden das übernehmen. Suchen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin und beginnen Sie mit der Grundversorgung unseres Gefangenen. Wir dürfen das hier nicht nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus angehen. Durch seine Taten in der Vergangenheit wurde unsere Zukunft weitreichend beeinflusst und wir müssen herausfinden, inwieweit das geschehen ist. Also, kein falsches Mitgefühl mit ihm. Er ist und bleibt ein Terrorist, ganz gleich, was er auch sagen oder denken mag.“
Die Angesprochene nickte zufrieden, gab einem der Studenten ein Zeichen und fragte: „Miles, machst du das mit mir?“ Der brummte zustimmend und zusammen gingen sie in die Zelle wo Alex noch immer im tiefen Erschöpfungsschlaf lag.

Pippa Winters wusste, dass die Dozentin noch im Beobachtungsraum stand und ihnen bei der Arbeit zusah. Es würde einige Zeit dauern, bis sie sich hier frei bewegen konnte, bis dahin würde sie tun, was getan werden musste.
Sie öffneten die Gurte und Miles sagte ziemlich schroff: „He du, aufgewacht!“ Er schlug ihm ein paar Mal ins Gesicht, da öffnete Alex die Augen. Es war anstrengend, weil sie noch immer verschwollen waren.
„Aufsetzen“, war das nächste Kommando. Als er versuchte, dem nachzukommen, rutschte er von der schmalen Liege und landete auf dem Boden. Er schrie auf, als er mit dem Kopf anschlug. Benommen rollte er nun auf die Seite und versuchte noch einmal in die Höhe zu kommen. Die beiden jungen Leute schauten ihm zu, wie er sich abmühte. Alex fühlte sich hilflos und dieses Gefühl steigerte seinen Zorn. Mit lautem Ächzen und Stöhnen schaffte er es schließlich, sich aufzusetzen und erschöpft lehnte er sich an das Bettgestell. Erst jetzt regten sie die beiden. Die junge Frau drückte ihm einen Becher in die Hand und sagte: „Trink.“
Sein erster Impuls war, das Wasser zu verweigern, aber ihr Blick war durchbringenden und hatte beinahe etwas Flehendes an sich, so als wüsste sie etwas, das sonst keiner wusste oder wissen durfte. Ihr Blick schien zu sagen: „Spiel mit, vielleicht gibt es noch einen Weg.“
„Trink!“, wiederholte sie etwas lauter, behielt aber den Blick nach wie vor auf ihn gerichtet. Neugierig geworden, gab er nach und trank. Fast sofort fühlte er sich erfrischt und besser. Er verlangte mehr und bekam es. Nach dem zweiten Becher gingen die beiden wieder, der junge Mann gab ihm noch einen abschließenden Tritt in die Seite, sodass er umkippte und liegenblieb. Er hörte noch, wie die Frau sagte: „Das war nun wirklich nicht nötig, Miles.“ Dann war die Tür zu und er wieder alleine.


„So, Ivo, mein Junge. Heute versuchen wir etwas anderes. Du musst nur noch einmal den Helm aushalten, dann verspreche ich dir, dass wir mit dieser Behandlung fertig sind“, versuchte Svetlana zu erklären. Ivo wehrte sich wie jeden Abend mit dem Gerät verbunden zu werden. Panisch stieß er die Hände der Frau von sich, die tagsüber immer sanft war und abends tat sie ihm weh. Er verstand das Verhalten der Erwachsenen nicht. Dann hörte er wieder diese Stimme in sich, die ihm immerzu sagte, dass er nichts glauben sollte, was ihm Svetlana sagte. ‚Sie lügt dich nur an’, sagte er jetzt. ‚Wir sind eins, wir gehören zusammen.’
Der Blick der Wissenschafterin wurde hart und kalt als sie sagte: „Ach so, du bist noch immer da drin? Na schön, das lässt sich ändern.“
Der junge Ivo wurde noch ängstlicher und wand sich, als ihn zwei Laboranten packten und auf die Liege schnallten.
„Nein, tu mir bitte nicht mehr weh! Da ist niemand sonst. Es ist nur ein Traum!“ Er zappelte und trat nach den Leuten. ‚Ja, Ivo, mein Kleiner, wehr dich. Ich werde versuchen, dir zu helfen. Sie wird uns töten, wenn sie hat was sie will.’
Ivo begann zu weinen und zu schluchzen. „Warum sollte ich dir glauben?“, fragte er.
„Weil ich dir die helfen kann“, sagte sie, dann erkannte sie, dass nicht sie gemeint war und begann zu lachen. „Ihm brauchst du nicht zu glauben. Er ist ein elender Lügner. Ivo, nur ich kann dir helfen.“
Immer heftiger begann er sich nun zu wehren und zu schreien. „Lasst mich doch in Ruhe! Ihr tut mir weh!“
Dann meldete sich noch eine Stimme in ihm, eine machtvolle, dunkle: ‚Ivo, wir sind es alle drei. Nur wenn wir zusammen sind, können wir leben. Sie will uns trennen, das darf sie nicht.’
Svetlana Hess hatte ihren Geist jetzt mit Ivos verbunden und konnte die Stimmen nun ebenfalls hören. Zorn zeichnete sich in ihrem Gesicht ab und der kleine Ivo begann noch heftiger zu weinen. Seine Angst war mittlerweile so groß geworden, dass er sich nicht mehr zu bewegen traute. Das nutzten die Laboranten sofort aus und sie fixierten ihn auf der Liege.
„Ihr habt gegen mich keine Chance“, sagte sie und aktivierte den Helm. Sie stellte ihn auf die höchste Stufe ein und der Schrei den Ivo jetzt ausstieß war so durchdringend, dass er allen Anwesenden eine Gänsehaut bescherte. Die Laboranten verließen schnell den Raum, sie waren nicht mehr von Nöten und sie wollten die Tortur des Probanden auch nicht weiter miterleben.
„Die Administration verlangt Ergebnisse. Ich muss es tun, Ivo“, versuchte sie zu erklären und sich selbst zu beruhigen. „Besser du als ich“, murmelte sie noch. Sie ließ ihn eine geschlagene Stunde unter dem Helm, solange bis seine Schreie einem leisen Wimmern gewichen waren. Dann drosselte sie die Intensität und ließ die Energiestöße langsam ausklingen. Wenn sie es zu rasch machte, dann konnte ein irreparabler Gehirnschaden entstehen. Das wollte sie ihm nicht auch noch antun. „Tut mir leid, Ivo. Es war nötig“, sagte sie und nahm den Helm von seinem Kopf. Er sah sie aus müden und wissenden Augen an, der Blick hatte nichts Kindliches mehr an sich. Sie schauderte.
„Schlaf jetzt, über das andere reden wir morgen“, sagte sie nun wieder kalt. Dann ging sie hinaus und löste nicht einmal die Gurte, die noch immer seinen schmalen Körper am Krankenbett festhielten.

Nun brauchte sich Ivo nicht mehr zu beherrschen. Er stöhnte, jammerte und glaubte, die Schmerzen nicht mehr lange aushalten zu können. In seinem Kopf hämmerte und pochte es als würde mit schweren Hämmern darauf herumgeschlagen. Er fühlte das Blut durch die Adern fließen und der Rhythmus des Herzens, der regelmäßige Schlag, brachte ihn zum Würgen. Der ganze Körper schien im Takt des Herzschlags zu vibrieren, wie eine Trommel, die von der Innenseite her angeschlagen wird. Dann wurde der Brechreiz immer schlimmer und er versuchte sich zu übergeben, was die Kopfschmerzen und das Pochen im Körper nur noch verschlimmerte. Tränen kullerten über seine Wangen, als er es abermals versuchte, endlich hatte er Erfolg und sofort machte sich unendliche Erleichterung in ihm breit. Der Magen war leer, aber der Geruch brachte ihn neuerlich zum Würgen. Dieser süßliche Gestank nach erbrochener Magenflüssigkeit und Halbverdautem. Aber der Kopfschmerz hatte etwas nachgelassen, auch das Pochen des Herzens war nun weniger intensiv. Durch Drehen des Kopfes versuchte er sein Gesicht sauber zu wischen, es gelang ihm nur zum Teil. Danach fiel er in einen erschöpften, traumlosen Schlaf, der keine Erholung brachte.

Mit dem Gefühl, etwas Pelziges auf der Zunge zu haben, erwachte er. Es stank fürchterlich nach Erbrochenem und Urin. Er musste nachts ins Bett genässt haben, anders konnte er es sich nicht vorstellen. Der kleine Ivo in ihm weinte und schämte sich. „Mach dir nichts draus“, sagte der erwachsene Teil. „Wir hätten nichts daran ändern können. Sieh doch, Kleiner, wir sind an Bett geschnallt. Wer hätte da auf die Toilette gehen können?“ Langsam ließ das Schluchzen in seinem Kopf nach und alle Anteile beruhigten sich wieder. Nur der Über-Ivo war noch wütend und aufgebracht und schwer im Zaum zu halten. „Wie können wir die dort draußen täuschen und fertig machen?“, fragte er brummend.
„Das geht nur indem wir uns vereinigen und nicht mehr getrennt voneinander in diesem Bewusstsein sind. Wir müssen eine Einheit sein.“
„Was ist mit Mama und mit Sven?“, fragte der junge Ivo.
„Mama ist tot. Aber sie hat dich nicht hier abgegeben, sie hat dich geliebt und hätte dich nie gegen jemand anderen ausgetauscht. Ich weiß, was die über Sven gesagt haben, das war alles gelogen.“
Nun meldete sich der dunkel Teil wieder zu Wort: „Wir werden Eins sein aber jeder muss gleichberechtigt bleiben. Wie schaffen wir das?“
Darauf wusste keiner eine Antwort. So verstummten sie und warteten, dass etwas passierte oder jemand kam, der den Körper aus seiner Lage befreite.

Es dauerte nicht lange und ein Laborant kam herein. Er sah die Bescherung und fing lauthals zu schimpfen an. „Verdammter Mistkerl, du hast ins Bett gemacht und dann noch alles vollgekotzt! Jetzt kann ich hier alles sauber machen!“
Ivo fand das ungerecht. Er war festgeschnallt gewesen und die Schmerzen hatten ihn beinahe um den Verstand gebracht. „Mach mich los, dann helfe ich dir“, bot er dem zornigen Mann an. Aber seine Hilfe wurde ausgeschlagen. „Du musst so bleiben, bis die Chefin hier war“, brummte er. Dann knallte er ihm einen kalten, nassen Waschlappen ins Gesicht und wusch das Erbrochene ab. Das Laken und die Hose wechselte er nicht, weil er sonst die Gurte lösen musste und das durfte er nicht.

Ivo wand sich innerlich vor dem verächtlichen Blick des groben Mannes. Wenn er genug Kraft gehabt hätte, dann hätte er sich gewehrt. So aber ließ er alles über sich ergehen und wartete auf Svetlana Hess.

Pünktlich um acht Uhr betrat sie das Labor und fand Ivo in erwartungsgemäßem Zustand vor. Sie verlor nicht viele Worte, denn sie hatte am Vorabend noch eine Unterredung mit Administrator MacDowell gehabt, der sie angewiesen hatte, die Untersuchungen umgehend zu einem Ergebnis zu bringen. Die Führungsebene verlangte Tatsachen, greifbare Muster, mit denen sie arbeiten und den Senatoren vorlegen konnten, die beinahe ängstlich an den gegebenen Strukturen festhalten wollten. Sie arbeiteten auf zwei Ebenen, einerseits wollten sie die Erinnerungen von Smirnov, um ein weiteres Zeitreisemodul zu bauen, das ihnen in den letzten Jahren nie gelungen war. Andererseits brauchten sie die Fähigkeiten und die Gene des jungen Lindstrom. Noch immer war sie zornig über das Ultimatum, das ihr gestellt worden war. Diese Wut bekam jetzt Ivo zu spüren.
„Ich weiß, dass hier alle drei beisammen sind“, sagte sie und tippte ihm hart mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Aber das wird sich sofort ändern.“ Sie gab dem Laboranten ein Zeichen, der den Kopfteil des Bettes wieder aufrichtete, sodass Ivo sitzen musste. Wieder begann das Hämmern in seinen Schläfen und er fühlte Übelkeit aufsteigen.
„Du hast versprochen, dass es vorbei ist“, jammerte er mit kindlicher Stimme, doch mit seinem Blick hätte er sie am liebsten getötet. Die Lügen der Ärztin waren jetzt offensichtlich geworden. Aber auch ihre Angst vor der Administration.

Sie gab ihm keine Antwort, stattdessen wurde der Helm wieder auf seinen Kopf gesetzt und die Prozedur begann von vorne. Ivo biss sich die Zunge blutig, um nicht laut zu schreien. Dann hielt er es nicht mehr aus. Kurze Zeit später wurde der dunkle Bruder aktiv.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Themenersteller 
Heute geht es wieder weiter
Brigitt und Ron rannten so schnell sie konnten und wurden dann von einer hohen Mauer gebremst. Daran liefen sie schwer atmend entlang. Die Drohne beobachtete ihr Vorwärtskommen und rückte näher, da drehte sich Ron um, nahm einen Stein hoch und schleuderte ihn auf das kleine Flugobjekt. Der Wurf ging daneben, aber die Drohne kam durch das rasche Ausweichmanöver ins Trudeln und war somit einen Moment abgelenkt. Brigitt war weitergelaufen und rief keuchend: „Ron, hier!“
Rasch folgte er ihrem Ruf, denn schon konnten sie die leisen Motoren der Einsatzfahrzeuge hören, die sie fast schon eingeholt hatten.
Sie schlüpften durch das Loch und lehnten sich nach Luft ringend an die Mauer. Von Sicherheit konnte noch lange keine Rede sein. Brigitt zitterten die Beine, sie merkte erst jetzt, wie sich der ständige Hunger auf ihre Kondition auswirkte.
„Sieh mal nach, ob in den Seitentaschen Kalorienriegel sind“, sagte er, als er wieder einigermaßen Atem zum Reden hatte. Sofort begann Brigitt die vielen Taschen abzusuchen und fand tatsächlich noch eine Packung mit zerkrümeltem Inhalt. Sie teilten es gerecht auf und würgten das trockene Pulver hinunter. Erst dann schlichen sie vorsichtig weiter, hielten sich im Schatten der Mauer und lauschten auf alle Geräusche. Jeden Moment, so fürchteten sie, konnte der Inlandschutz oder der Werkschutz auftauchen und sie schnappen. Noch war von keinem etwas zu bemerken. Dieser Teil der Fabrik schien verlassen zu sein. Sie hörten jetzt wie der erste Wagen hielt und Befehle gebrüllt wurden.

Durch die Erschöpfung hatte Brigitt das Gefühl nur noch durch Watte zu hören. Das Herz pumpte das Blut in einem lauten Rauschen durch ihren Körper, das sich in den Ohren staute und ihr das Gefühl gab, zu fallen und den Kopf in Sirup getaucht zu haben.
Müde folgte sie Ron, der auf ein leerstehendes Gebäude zu stolperte. Er hoffte, dass es das war, was er suchte. Die Fensterscheiben waren zerbrochen und es sah im Gegensatz zu den anderen Häusern, die hell erleuchtet waren, verlassen aus.

Sie schlichen an der Wand entlang und fanden schließlich den Eingang. Die Tür war durch Steine verkeilt und so war es schwer hineinzugelangen. Entschlossen zwängten sie sich durch den engen Spalt und blickten sich dann ratlos um.
„Was jetzt? Hinauf oder hinunter?“, fragte Brigitt als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
„Lass mich nachdenken. Ich habe da eine Idee.“ Er kramte in seinem Gedächtnis. Vor einem Jahr etwa, hatte er streng geheime Aufzeichnungen zu sehen bekommen, welche die meisten unterirdischen Gänge zeigten. Er dachte gründlich darüber nach, holte sich die Pläne wieder vor Augen und nickte schließlich.
„Wir gehen hinunter. Ich weiß, dass es hier eine Art Straße gibt, die unter Sunflower durchführt.“
„Davon habe ich auch gehört“, stimmte sie zu und gemeinsam suchten sie den Weg hinab in den Keller.

Ron war froh, dass sie seine Gedanken nicht lesen konnte. Nicht alles was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, das bereitete ihm zunehmend Sorge. Sie schien ihm aber zu vertrauen und schritt jetzt vor ihm her. Nachdenklich betrachtete er ihren Rücken und kam sich immer schäbiger vor.
‚Ich sollte ihr die Wahrheit sagen. – Nein, noch nicht. Später’, diese Diskussion führte er schon eine Weile mit sich selbst. Ganz sicher wusste er aber, dass er sie nicht ausliefern würde.
Sie irrten im Erdgeschoss herum und fürchteten, dass sie das Stiegenhaus nie finden würden. Endlich, als sie bereits dachten, es wäre wieder eine Sackgasse, stießen sie auf die Tür und stiegen vorsichtig die Treppe hinab. Hier suchten sie wieder einen Durchgang, der sie in die geheimen Gänge zum Untergrund führen würde.
Ron wusste jetzt wieder ganz genau, wo sich dieser Zugang befand. Er war schon einmal hier gewesen, es war einige Jahre her, damals hatten sie den Tunnel zugemauert und den Sauerstoff abgesaugt. Sein Gesicht brannte vor Wut und Scham, wenn er nur daran dachte, was er den Leuten dort angetan hatte. Schon damals hatten er und viele andere diesen Angriff in Frage gestellt, sich aber nicht zu handeln gewagt, aus Furcht vor den Konsequenzen. Jetzt hatte er beinahe panische Angst vor Vergeltung, wenn er dort hinab stieg. Sich dem Hass der Überlebenden auszusetzen, schien ihm dennoch die bessere Alternative zu sein – Gedankenkontrolle, Gehirnwäsche und schließlich die Ausmusterung nach Art des Inlandschutzes, was den Tod durch Stromschläge bedeutete. Das war keine angenehme Vorstellung. So zog er den ehrlichen Weg vor, auch wenn er am Ende wieder nur seinen eigenen Tod erkennen konnte. ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt’, dachte er plötzlich und sein Herz klopfte wie wild, denn dieses Zitat war verboten, gab es schlichtweg nicht. Wer brauchte schon Hoffnung in einem perfekten Land, wo jeder alles hatte und nichts zu fürchten brauchte?

Er tat so, als suche er nach dem Durchgang und ließ ihn schließlich Brigitt finden.
„Hier ist etwas“, flüsterte sie, und er lächelte in der Finsternis über ihre Freude. „Ich glaube, der ist zugemauert. Wir brauchen etwas, damit wir die Ziegel herausbrechen können.“
Ron machte sich auf die Suche nach geeignetem Werkzeug und sagte dann: „Jetzt ruhst du dich aus und ich werde das Loch machen.“
Durch den Ernst in seiner Stimme war sie nicht beleidigt, was sie andernfalls durch seine Worte gewesen wäre. Sie mochte es nicht, wenn sie aufgrund ihres Alters und Geschlechts zuvorkommender behandelt wurde. Deshalb schonte sie sich auch nie. Aber jetzt setzte sie sich auf den Boden, lehnte sich an die Mauer und schloss die Augen.
Leider dauerte die Pause nicht so lange, wie sie gehofft hatte, und Ron sagte: „Fertig. Wir können weiter.“
„Die werden wissen, wo wir durchgegangen sind, falls sie hier herabkommen“, gab sie zu bedenken.
„Das lässt sich nicht ändern. Wenigstens die Drohne kann uns nicht folgen. Die hat hier zuwenig Platz zum Manövrieren – hoffe ich.“

Jeder hatte aus einem anderen Grund Angst davor, sich in den Schlund des Untergrunds zu begeben. Ron fürchtete die Rache der Bewohner, sollten doch welche den Anschlag überlebt haben und Brigitt ängstigte sich vor der Enge und es stellten sich ihr neuerlich die Fragen, ob sie finden würde, was sie suchte und ob sie ihre Brüder und Alex würde retten können.

Der Gang war niedrig und uneben, sie mussten gebückt gehen und aufpassen, sich nicht die Füße oder die Köpfe anzuschlagen. Sie erstarrten, als sie das hörten, was sie schon die ganze Zeit über gedacht aber nicht laut ausgesprochen hatten – Geräusche von oben!
Sie waren entdeckt worden. Schon hörten sie Geschosse in ihre Richtung fliegen und sie warfen sich bäuchlings zu Boden. Dann folgte eine Stille, die schwer auf ihnen lastete. Sie wagten nicht, aufzustehen und weiterzugehen, aber hier bleiben wollten sie auch nicht. Also robbten sie vorwärts, hinab in die uralten Gewölbe der Vergangenheit, des dritten Jahrtausends, als die Welt noch anders aussah und hier eine große Stadt war, die vor Leben sprudelte und wo die Menschen, genauso wie jetzt, in scheinbarer Sorglosigkeit lebten. All das wussten die beiden nicht, sie wollten nur der Gefahr von oben entkommen. Ron dachte jetzt auch nicht mehr an die Vergeltung der Bewohner und zog sich weiter durch den Staub. Plötzlich vernahmen sie von oben ein anderes Geräusch. Steine rollten herab. Der erste traf Ron am Bein und ließ ihn aufschreien, der nächste traf ihn am Kopf und hinterließ eine stark blutende Wunde. Dann schrie auch Brigitt, als sie getroffen wurde. Jetzt standen sie doch auf, rannten und stolperten in der Dunkelheit bis sie um eine Wegbiegung kamen und erleichtert anhielten. Von oben kamen noch viele Steine und Felsbrocken, die ihnen allmählich den Rückweg abschnitten.

Zerschunden kauerten sie ganz fest an die Wand gedrückt, versuchten die Panik zu überwinden und wieder Luft zu bekommen.
„Ich – dachte – schon – jetzt – wären – wir – erledigt“, flüsterte Ron. Er hatte Mühe zu sprechen und lehnte müde an der Betonwand. Auch Brigitt fühlte sich am Ende, nach dieser letzten Hetzjagd.
Sie rasteten eine Weile, dann gingen sie schweigend weiter.
Ron machte sich die ganze Zeit über Vorwürfe, weil er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, jetzt war er unschlüssig, ob er es noch tun sollte. ‚Ron Christensen ist ebenso mein Name wie Jack MacGregor. Was kann ich dafür, dass meine Erziehungsberechtigten die ersten Volltrottel im Regime sind?’ Er war nicht nur auf sich selbst wütend, sondern auch auf seine Erzeuger. Die MacGregors waren seit über zehn Jahren die unsichtbare Macht hinter der Macht. Sie zogen die Fäden und kontrollierten den Binnen- und den Außenhandel. ‚Aber ganz gelogen war es ja auch nicht.’ Seine Gedanken drehten sich immer um dasselbe, während er hinter ihr herstolperte. ‚Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass ich ihre Gedanken lesen kann, zumindest den Teil, den sie nicht verborgen hat. Verdammt noch mal, warum bin ich so ein vorsichtiger Idiot?’ Dann prallte er gegen sie. Brigitt war plötzlich zum Stehen gekommen, weil sich der Weg vor ihnen gabelte und sie nicht sicher war, welche Richtung sie einschlagen sollten.
„Pass doch auf!“, rief sie erschrocken. „Wohin jetzt? Mir scheint, dort weiter unten habe ich eine hellere Stelle gesehen. Vielleicht war das Licht“, fügte sie ruhiger hinzu.
Es war Licht, Ron hatte seine Sinne ausgedehnt, nachdem er mit ihr zusammengestoßen war, und hatte die Siedlung erkannt.
Dort unten war eine Macht, die er beinahe greifen konnte. Schweiß perlte auf seiner Stirn als er versuchte die Panik zu unterdrücken, die sich in ihm breitmachte.
„Brigitt“, sagte er nachdem sie ein Stück dem helleren Bereich entgegen gegangen waren. „Warte einen Moment. Ich muss dir etwas sagen.“ Er klang sehr nachdenklich, also drehte sie sich um. Ohne ein Wort zu sagen, wartete sie. Bevor er mit seiner Beichte begann, setzte er sich und forderte sie auf, es ihm gleichzutun. „Es wird länger dauern. Ich habe einiges zu sagen und es ist mir irgendwie peinlich, weil ich es dir nicht gleich gesagt habe. Aber dort unten, da ist etwas, das mir Angst einjagt, deshalb muss es jetzt sein.“
Brigitt hörte mich wachsendem Staunen und aufsteigender Wut zu. Er begann damit, dass sein richtiger Name Jack Ronald MacGregor war, dass er der Cheftelepath in der Inlandschutzeinheit gewesen war die Alex geschnappt hatte und nun als fahnenflüchtig galt. Er berichtete, dass er einige Jahre nach Piratensendern gesucht hatte und sie immer wieder, wenn auch nie für längere Zeit, auf dem Schirm gehabt hatte. „Du hast unter dem Namen „Landei“ gesendet. Eigentlich hätte ich dich töten oder zumindest dem Inlandschutz übergeben sollen. Aber ich fand deine kurzen Sendungen immer lustig und ich gab an, dich aufgrund der kurzen Sendedauer nicht zu finden.“ Er lachte und fragte dann: „Warum hast du nur so kurz gesendet?“
Brigitt war erstaunt, sie hätte nie gedacht, dass jemand ihren Sender hörte oder sie gar überwacht worden war. Er war ihr immer so unbedeutend vorgekommen. Sie hatte nur vom Leben auf dem Bauernhof berichtet und wie arm sie die Leute fand, die nie in die Natur kamen und die Natürlichkeit verloren hatten. Wenn sie jetzt aber genauer darüber nachdachte, musste sie zugeben, dass das auf manche Kreise in Eumeria alarmierend wirken musste. In unregelmäßigen Abständen hatte sie von ihrem Alltag berichtet und sich das Pseudonym Landei zugelegt. Sie fand es witzig und niemand hatte je davon erfahren, nicht einmal Alex hatte es gewusst. Nun musste sie befürchten, dass es ihr Piratensender war, der ihre Familie verraten hatte.
„Ich musste Strom sparen“, sagte sie nur. „Habt ihr durch mich meine Familie gefunden?“
„Keine Angst, du hast damit nichts zu tun. Die Polizei hat einen gewissen David Irgendwas gekauft. Er hat wochenlang bei euch spioniert.“
„Das kann ich nicht glauben. Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?“, fragte sie brüsk. Sie wusste nicht, ob sie zornig oder erleichtert sein sollte, weil er ihr das alles erzählte. Aber bevor sie ihrer Bestürzung weiter Luft machen konnte, redete er weiter: „Meine Einheit hat hier unten ziemliches Unheil angerichtet. Ich fürchte, wir werden in erhebliche Schwierigkeiten geraten, wenn wir weitergehen. Aber zurück geht es auch nicht und dort unten ist irgendetwas oder irgendjemand mit einer machtvollen Kraft.“
‚Vielleicht sind es Ivo und Sven’, dachte sie und wäre am liebsten gleich losgelaufen. Er merkte, dass sie auf dem Sprung war und sagte deshalb rasch: „Warte. Ich muss dich jetzt auch etwas fragen. Warum kann ich nur einen Teil deiner Gedanken lesen und das auch nur, wenn ich ganz nahe bei dir bin?“
Brigitt lächelte in der Dunkelheit. Also war die Taktik von Alex aufgegangen und sie war telepathisch unsichtbar. „Ich habe meine Zentren gelöscht und eine Mauer aufgerichtet, die fast nicht durchbrochen werden kann.“
„Du hast das selbst gemacht?“ Jetzt war es an ihm, erstaunt zu sein. „Dann hast du eine erstaunliche Fähigkeit“, fügte er flüsternd hinzu.
„Ich habe sie blockiert und weine ihnen nicht nach.“ Der Stolz und der Trotz in ihrer Stimme, waren kaum zu überhören.
„Wahnsinn! Es ist kaum zu glauben und dennoch muss ich es. Bist du nicht wütend auf mich, dass ich dich angelogen habe?“
„Oh doch und wie! Aber was bringt es, jetzt darüber zu streiten? Wir müssen zusammen weiter oder hier sitzen bleiben. Wie soll ich dich jetzt nennen? Jack, Ron oder Ronald?“ Die Kälte in ihrer Stimme hätte Wasser zum Gefrieren gebracht. Er war aber nur erleichtert und froh, dass er sein Geständnis hinter sich hatte.
„Du kannst es dir aussuchen. Ich höre auf alle drei Namen. Tu mir nur einen Gefallen, vergiss meinen richtigen Familiennamen. Ganz gleich wer uns erwischt, die bringen mich um oder nehmen mich als Geisel, wenn sie wissen wer ich bin. Ich wollte nur, dass du die Tatsachen kennst.“
„Was ist das mit deinem Familiennamen? Ich möchte zwar weiter, aber jetzt kannst du mir das auch noch erzählen.“
„Eigentlich ist das auch geheim“, begann er. Dann überlegte er eine Weile und erzählte ihr auch seine Geschichte. Die mächtige Familie MacGregor, die sämtliche Food-Firms kontrollierte und auch einige Gen-Laboratorien besaß, die Geld und Einfluss geltend machte, um sich eine Position zu sichern, die nicht einmal der Präsident der Senatorenkonferenz inne hatte, war sein Ursprung. Jack Ronald war schon als Kleinkind in eine Schule für Hochbegabte gesteckt worden, wo das höchste Gut Gehorsam war. Die Kinder wurden unermesslichen Härten ausgesetzt, um sie zu emotionslosen Erwachsenen zu machen.
„Wenn ich daran denke, dass sich später auf der Militärakademie viele Leute über das Essen beschwert haben und sagten, das würde wie Erbrochenes schmecken, kann ich nur sagen: ich weiß wie das schmeckt. In meinen ersten Jahren in dieser Schule musste ich immer wieder den Teller leer essen, auch wenn mir von dem Fraß schlecht war und ich alles auskotzte. Dann musste ich eben auch das noch essen. Das ist nicht nur mir passiert. Wenn hinter einem die Pausenaufsicht mit dem Rohrstock steht, dann löffelt man brav alles auf, was auf dem Teller ist, ganz gleich was.“ Die Erinnerung daran ließ ihn schaudern. Es war etwas, das er nicht vergessen konnte. Manchmal verschwand es für einige Jahre und kam dann machtvoll wieder hervor. Er atmete bewusst die aufsteigende Übelkeit weg und berichtete weiter: „Lassen wir das. Meine Erziehungsberechtigten wollten endlich einen Fuß in der Armee haben und so wurde ich einfach in die Militärakademie gesteckt und später zum Inlandschutz beordert, um dort die eigenen Leute auszuspionieren. So konnte die Familie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das war wirklich toll und weitsichtig von ihnen. – Immer wieder versuchen sie, ihre Angestellten und Arbeiter gegeneinander auszuspielen. Einmal versprechen sie denen etwas, dann verteufeln sie die anderen, ohne sich jemals selbst zu zeigen. Du hast mir die Augen dafür geöffnet, dass Eumeria kein Land der glücklichen Menschen ist. Wer hier lebt, ist in einem Gefängnis. Jeder muss sich bei der Behörde melden, wenn er sich länger als zwei Tage von seinem amtlich gemeldeten Wohnort entfernen möchte und dann auf Genehmigung warten. Du hast recht, hier ist niemand frei und ich wollte es lange nicht sehen, weil auch ich mehr die Macht im Auge hatte. Es tut mir furchtbar Leid, was meine Familie im Laufe des letzten Jahrzehnts hier verbrochen hat und das im Namen des Fortschritts und der sozialen Gerechtigkeit.“ Er verstummte und die Stille rings um sie hörte sich bitter an oder so als läge noch etwas Unausgesprochenes in der Luft. Brigitt hatte den Eindruck als warteten noch Worte darauf gesagt zu werden, deren Zeit noch nicht reif war. Eine Weile saßen sie noch schweigend nebeneinander, dann sagte sie und staunte über die Milde in ihrer Stimme, wo sie doch eigentlich zornig hätte sein sollen: „Komm, lass uns weiter gehen. Irgendwie werden wir schon durchkommen, Jack oder Ron.“
„Danke, dass du mich nicht gleich verteufelst, ich könnte es dir nicht einmal verdenken.“
„Ja, es ist sonderbar, aber ich vertraue dir noch immer.“
Einen Moment blieben sie noch sitzen und wollten dann aufstehen und weitergehen, als sich ihnen ein Lichtschein näherte.
„Ich denke, wir warten, bis sie hier sind“, sagte Jack und setzte sich bequemer hin. Brigitt folgte seinem Beispiel und zusammen warteten sie auf die Menschen, deren Hass Jack fast körperlich spüren konnte.
Oh Frau,
Du schaffst mich!
*panik*laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Warum, wieso, wann, weshalb, wodurch ... *panik*
Was hab ich getan ... huch ... *angsthab*

Herta
A Poar
Dräht vun moine Saitn sind wegn der Dauerspannung schon grissn!
Un bei mia sindoscho dschraubn locka!

*haumichwech*laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Mist, das wollte ich nicht *troest*

Aber langsam nähert sich die Geschichte einem Ende entgegen ...
l-a-n-g-s-a-m ...

Ich bin froh, dass sich bei dir eine Schraube gelockert hat, weil die beschert uns jetzt den Antidom - wahrscheinlich war die sowieso zu fest gezogen und ... ich hoffe, du weißt, was ich meine. *liebguck*


Herta
Hosenladn?
Wirr kuck! Jibtet keine Schrauben... *rotfl*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Hä???? Ich steh jetzt etwas daneben, ist aber egal, solange du nicht mehr vor Panik kreischst *fiesgrins*

Dein Lachen ist mir lieber *ggg*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Fortsetzung ...
James hatte in dem dunklen Gassengewirr die Orientierung verloren und blieb jetzt stehen. Wütend drehte er sich um und sagte: „He, du Wächter, wo geht’s zu der Versammlung? Wir wollen mit eurem Chef oder wie der heißt, reden.“
Terry, der Wächter, ging nun voran und führte sie brummend an den gewünschten Ort.
„Bürgermeister“, sagte er als er in das große und sehr behaglich eingerichtete Büro trat. Es war einer der wenigen Räume, die mit dem Luxus einer Bücherwand ausgestattet waren. Einzig die Stadtbücherei hatte mehr Exemplare. Doch hier standen nur Akten in den Regalen, die voll waren mit Daten über die Bürger, Geburtsdatum, genaue Anschrift, Tätigkeit für die Allgemeinheit, Freizeitbeschäftigung, Fähigkeiten und Talente, all das wurde aufgeschrieben und dokumentiert. Jeder musste registriert sein und seinen Dienst am Gemeinwohl verrichten, ob er wollte oder nicht.
„Die wollen unbedingt mit dir reden.“ Terrys Stimme zitterte vor Angst, er war sich nicht sicher, vor wem er sich mehr fürchtete, dem Bürgermeister oder den Fremden, die so schnell ein schweres Tor aufschließen konnten.
„Hol noch ein paar Leute her. Ich will Zeugen für die Unterredung haben. Lenny! Komm rein und bring Sandra mit!“ Als die beiden in dem spärlich erleuchteten Raum waren, ging Terry und führte den Befehl aus.
Sven, Celia und James warteten stumm. Die beiden Jugendlichen wirkten ruhig, wohingegen sich James kaum mehr beherrschen konnte. Er war hungrig, durstig, müde und vor allen Dingen wollte er endlich wissen, warum sie hier festgehalten wurden.
Es dauerte nicht lange und der Versammlungssaal füllte sich mit Leuten, die ihnen feindselig entgegentraten. Wieder hatten sie sich bewaffnet.
James wartete nicht mehr länger. Er drängelte sich in die Mitte, schaffte sich und seinen Kameraden etwas Platz und begann zu reden: „Wir sind hier rein zufällig hergeraten. Eigentlich suchen wir nur einen sicheren Weg hinaus und wir wollen keinem etwas tun, auch wenn wir es könnten.“ Er holte tief Luft und fuhr zornig fort: „Langsam habe ich es satt, dass wir immer wieder gejagt, verfolgt und eingesperrt werden. Kaum gelingt es uns, einer Falle zu entkommen, schon sind wir in der nächsten. Es reicht jetzt wirklich! Lasst uns durch oder tötet uns, damit nehmt ihr der Gedankenpolizei sogar noch die Arbeit ab, eine unbedeutende zwar, aber vielleicht bekommt ihr ja Kopfgeld, wenn ihr ihnen unsere Körper bringt oder liefert uns gleich aus, dann nehmen sie euch als Draufgabe. Nur sperrt uns nicht mehr ein!“ Sein Gesicht war während seiner Rede rot angelaufen und er stampfte von einem Fuß auf den anderen. Der Bürgermeister räusperte sich einige Male, dann wollte er zu einer Entgegnung ansetzen, wurde aber von James daran gehindert, der noch nicht fertig war.
„Wenn euch das auch nicht genügt, so lasst wenigstens die Kinder gehen. Mir bleiben ohnehin nicht mehr viele Jahre zu leben bevor die Genmanipulation zuschlägt und ich tot umfalle. Der Junge hier ist der Sohn von Robert Nielsson, so wahr ich hier stehe. Ich habe die DNA-Profile gesehen und verglichen. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann macht doch selber die nötigen Tests. Ich weiß, dass ihr das könnt.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen fest aufeinander. Der Bürgermeister klappte den Mund auf und zu. Sollte er dem Eumerier glauben, den Hass und die Furcht begraben? Er suchte Rat in den Gesichtern der Anwesenden. Aber auch diese waren zu verwirrt, um etwas zu sagen. Endlich brach Will das Schweigen. „Ich glaube ihnen. Wenn sie uns etwas tun wollten, hätten sie es schon getan. Du hast den Leuten damals nicht vertraut und warst froh, als Robert wegging und du wieder zum Bürgermeister gewählt wurdest. Ich denke, es reicht jetzt mit der ständigen Angstmacherei. Seit Jahren hat es schon keine Übergriffe mehr gegeben.“
Auch diesmal kam der Bürgermeister nicht dazu, etwas zu entgegnen, weil Annika redete. „Ich sehe es wie Will und ich habe mit Rieke geredet. Gerne wäre sie gekommen und hätte Sven kennen gelernt. Sie bittet darum, dass er zu ihr kommt.“
„Das kommt gar nicht in Frage!“, schrie jetzt der Bürgermeister, er war entrüstet über diese Eigenmächtigkeit. Seit Jahren, eigentlich seit mehr als zwanzig Jahren hatte er das Heft hier fest in der Hand und die Bürger hatten ihm immer vertraut, waren ihm blindlings gefolgt. Langsam näherte sich seine Herrschaft ihrem Ende, er merkte es und wusste nicht, wie er dagegen halten konnte. Will war ein starker Gegner bei der nächsten Wahl.
„Wenn sie ihn sehen will, dann soll sie das auch tun dürfen. Wir anderen können einfach hergehen und sie kann schon seit Jahren nicht mehr aus dem Bett. Es ist ihr gutes Recht“, bestimmte jetzt Will und langsam machte sich zustimmendes Murmeln breit. Schlussendlich musste der Bürgermeister nachgeben und er beauftragte einen Mann seines Vertrauens damit, Sven zu bewachen und ihn gegebenenfalls zu töten, sollte er sich nicht angemessen benehmen.
Celia wandte sich Sven zu und sagte: „Pass auf dich auf. Die Menschen hier sind nicht schlecht, sie haben nur soviel Angst. Ich konnte in ihren Köpfen und Herzen lesen – ich finde das sonderbar, weil ich es sonst nicht kann, zumindest nicht so viele auf einmal und noch dazu bei Unbegabten. Alle scheinen irgendwie das gleiche zu wollen: Frieden, Freiheit und Liebe. Ich weiß nichts von diesen Dingen. Vielleicht kannst du es mir einmal erklären.“
„Vielleicht können wir es zusammen herausfinden.“ Er gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange, der sie erröten ließ. Noch nie war sie mit den Lippen eines anderen Menschen berührt worden. Es gefiel ihr und sie lächelte.

Sven folgte Annika und hinter sich spürte er die steinharte Präsenz des Wächters. Er war entschlossen, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Hier war er der Sohn von Robert Nielsson und der war stark gewesen, zumindest wollte er den Leuten dieses Bild vermitteln. Stärke und Entschlossenheit, das war es, damit musste er weiterkommen.
Er wurde in einen gemütlich eingerichteten Raum geführt. In der Mitte des Zimmers stand ein Krankenbett, darauf lag eine Frau, die in der Dunkelheit zu fluoreszieren schien. Sven musste sich nicht anstrengen, das war Rieke und eine genetische Veränderung hatte ihre Haut zum Leuchten gebracht. Er atmete bewusst einige Male tief aus und ein, redete sich Mut zu und ging dann mit einem freundlichen Lächeln auf die helle Gestalt zu. „Ich bin Sven Nielsson“, sagte er und reichte ihr die Hand. Sie sah uralt aus, dabei konnte sie noch keine dreißig Jahre sein, wenn sie als Kleinkind entführt und missbraucht worden war. Zwei Jahrzehnte lagen zwischen dem Gewesenen und dem Heute, Sven musste sich zwingen, sie nicht anzustarren.
„Es freut mich, dass du zu mir kommen konntest. Anni und Willem haben mir von dir berichtet. Also stimmt es und du bist sein Sohn, ich wusste es.“
Sven fühlte, wie etwas seinen Geist berührte, es war als ob jemand sanft mit den Fingerspitzen darüber gleiten würde und ihn bat, eintreten zu dürfen.
„Du kannst das auch?“, fragte er erstaunt und öffnete sein Bewusstsein dem ihren.
„Ja, ich wurde so verändert, dass ich Gedanken empfangen kann. Deshalb traut mir wohl der alte Mann nicht so recht. Aber mir kann das egal sein. Ich kann Lüge von Wahrheit unterscheiden, wenn sie sich vor mir ausbreitet und in dir kann ich keine Lüge erkennen. Außer vielleicht der, dass du dich endlich so annehmen sollst, wie du bist: nämlich ein kluger junger Mann, der gut aussieht, hilfsbereit und liebenswürdig ist. Glaub mir, deine roten Augen machen dich erst zu dir selbst. Es ist kein Makel, wie dir manche weismachen wollen.“
Sven bekam feuchte Augen. Lange hatte er sich nicht mehr an die Hänseleien erinnert. Die Frau lächelte immer noch, als sie ihn durch seine Erinnerungen führte bis hin zu dem Tag, an dem er geboren wurde und wie freudig ihn seine Familie im Licht des Tages erwartet und empfangen hatte. Sogar Brigitt hatte mit der Sonne um die Wette gestrahlt, auch wenn sie später nur mehr gestritten hatten und sie ihm aus dem Weg gegangen war. „Siehst du, mein Junge, das ist das was zählt. Du bist mit Liebe angenommen worden und du kannst dich ruhig selbst lieben mit all deinen Macken und Sonderlichkeiten.“
„Aber …“
„Kein ‚Aber’, Sven. Entweder oder, das zählt. Entweder du liebst dich wie du bist, mit deiner dunklen Seite, oder du lässt es. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen oder zu schämen, dass du das Kind deiner Eltern bist, auch nicht dafür, was sie dir mitgegeben haben. Das sind Dinge, die du dir nicht ausgesucht hast.“ Sie machte eine Pause und schaute ihn dabei fest an. Diesmal griff sie nach seiner Hand und führte sie an ihre Wange. „Fühlst du wie das Licht durch meine Adern fließt? Ich habe lange gebraucht, mich so zu akzeptieren. Auch, dass meine Beine weg sind, habe ich lange Zeit nicht annehmen können. Es ist so – und kein Gedanke kann es wieder gutmachen, etwas daran ändern. So ist es auch bei dir. Ich habe mich als das angenommen was ich bin, ein Gefäß für Gedanken und Gefühle, da gehören auch Hass und Angst dazu.“
Sven fühlte einen dicken Kloß im Hals sitzen, der ihn am Atmen hinderte. Er hatte gedacht, hier begutachtet zu werden und der Frau Frage und Antwort stehen zu müssen, stattdessen hatte sie ihm tief in die Seele geblickt und ihm die Augen für sich selbst geöffnet. Nun fragte er sich, was sie damit bezweckte. Wieder lächelte sie und zeigte dabei eine Reihe weißer, fast blau schimmernder Zähne. „Ich brauche keinen Grund, um dir einen Weg zu weisen. Anni, Willem und ich, wir drei wissen um diese Dinge. Alle anderen wollen sie noch nicht sehen. Es hat keinen Zweck ständig der Vergangenheit nachzugrämen. Wir müssen endlich das Joch der Furcht abschütteln und uns wieder bewegen lernen – geistig bewegen. Ich liege hier in meinem Bett und bin trotzdem agiler als so mancher hier in der Stadt. Mein Geist ist wach und ungebunden, ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich wann, wie zu denken habe. Trotz allem, was mir in meiner Kindheit von einem Wissenschafter angetan wurde, kann ich die Bürger Eumerias nicht hassen. Warum auch? Sie haben mir nichts getan. Es war der fehlgeleitete Fortschrittsglaube eines Menschen. Das wollen diese Leute einfach nicht einsehen. Solange wir unsere Einstellung zu uns selbst nicht ändern, werden wir sie auch den anderen gegenüber nicht ändern können. Du und deine Freunde bringt den Wandel mit.“
„Ich dachte, ihr hier wärt anders, freundlicher zu einander. Aber was ich bisher gesehen habe, lässt mich daran zweifeln.“
„Wir sind wie die Menschen überall sonst auch, voller Angst, Zweifel und manchmal vergessen wir die Liebe.“
Sie schloss kurz die Augen und lächelte wieder. „Ich kann den Wandel fühlen“, flüsterte sie.
Sven machte ebenfalls die Augen zu. „Sie kommt, aber ich kann sie nicht fühlen“, murmelte er. „Ich spüre eine andere Präsenz, eine mächtige, es ist nicht Ivo. Ihn erkenne ich überall. Kannst du sie auch sehen?“
„Ja“, hauchte sie und schlief ein, die Hand noch immer fest um Svens geschlossen. Als er sich losmachen wollte, erwachte sie und sagte: „Du musst die anderen aufhalten. Anni hilf ihm und sag Terry und Jeremy Bescheid, dass sie euch begleiten sollen. Ihr werdet ein paar starke Kerle brauchen.“ Dann schlief sie wieder ein.
Sven hätte soviel zum Nachdenken, aber es blieb keine Zeit dafür. Annika drängte ihn hinaus und Jeremy folgte ihnen verwirrt. Was hatte Rieke nur gemeint? Sie war einerseits furchterregend wegen der Dinge die sie wusste und sagte und andererseits sah sie so mitleiderregend aus, wie sie ohne Beine im Bett lag und sanft lächelte. Er konnte nichts dafür, aber er mochte sie und ängstigte sich gleichzeitig vor ihr. Deshalb tat er jetzt, worum sie ihn gebeten hatte und folgte Annika die Will suchte und dann Terry.

Sie gingen zurück zum Versammlungssaal und fanden die Leute dort in heller Aufregung vor. Etwas war während ihrer Abwesenheit passiert.
Etwas ??????????????
harrr- grunz--- bibber----tob----haarerauf...schluchz----knurrrr

werschwein *schwein* laf
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****ia Frau
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und schon wieder tust du das, herta!
immer, wenn ich glaube, eine frage wird beantwortet,
tauchen 3 neue auf!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Themenersteller 
Danke, dass ihr noch Interesse an der, leider schon wieder etwas überlang werdenden, Story habt.


Zum Glück (für mich *fiesgrins*) kenne ich den Ausgang der Geschichte ... eigentlich ist sie fertig geschrieben - aber eben nur eigentlich *zwinker*


*sonne*Herta
Herti
Isse Roman, unterlang!!! Nix Geschichte überlang.
Er darf ruhig noch um ein paar Ecken gehen!
Kann dir auch Tastenpolster oder Fingerhüte senden, wenns zu arg wird.
Am Wochenende könnte ich Dir ein paar Stunden Schlaf abgeben, wenns nötig ist *ja*
(Psst; nich weitersagen *nono* da treffe ich mich nämlich mit *schweig*)

Echtolaf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Dann reich mal rüber deine überzähligen Schlafstunden *lol*

Ich schreibe fast nur abends, weil ich da Ruhe habe, wenn ich nicht gerade mit was anderem beschäftigt bin *fiesgrins*

Mal sehen, was ich aus meinen Notizen noch zusammenbringe in den nächsten Tagen ... aber zur Zeit ist die Del-Taste eine sehr gute Freundin und ich lösche und ändere mehr, als ich schreibe *heul*

*sonne*Herta
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
So geht's weiter ...
Im Saal waren nicht mehr viele Leute, doch diejenigen, die da waren, hielten ihre Waffen auf James und Celia gerichtet, die mit dem Rücken zur Wand standen. Celia hielt sich krampfhaft an James fest und ihre blinden Augen waren vor Angst geweitet. Dazu kamen noch die Gefühle, die sie von James aufnahm und die der umstehenden Leute. Es war fast zuviel für ihr Hirn, das alles auf einmal zu verarbeiten und sie war nahe dran, ihre Fähigkeiten auszunutzen. James stand kerzengerade an die Wand gedrückt und starrte zornig in die Düsternis. Er sah nur die Schemen der Leute, die sie bedrohten.

Obwohl Annika nichts sah, wusste sie sofort, was los war. „Hört auf!“, schrie sie und die Leute drehten sich um. Einige senkten sogar ihre Waffen.
„Soldaten sind eingedrungen“, erklärte einer der Anwesenden.
„Ja, sie haben zwei in der Nähe des unteren Zugangs entdeckt, du weißt schon beim Hohen Weg an der dreiundzwanzigsten Straße.“
„Zwei? Und da jagt unsere gesamte Stadt hinterher? Die werden sich mehr im Weg stehen, als etwas auszurichten!“, höhnte Jeremy, dem es lächerlich vorkam, dass wegen zwei Soldaten die Leute in Panik gerieten. „Wo ist Willem?“
„Er ist mitgegangen“, antwortete jemand.
„Wir müssen sie aufhalten. Kennt jemand eine Abkürzung dorthin? Sven du kommst auch mit, von euch anderen brauchen nur ein oder zwei mitzukommen. Jemand muss vor mir herlaufen und mir den Weg ansagen, sonst komme ich nicht weit“, bestimmte Annika und wählte zwei aus der Gruppe, die sich anfangs sträubten, dann aber doch überredet werden konnten.
„Was ist mit uns?“, fragte James.
„Ja, was ist mit uns?“, wollte auch Celia wissen.
„Bewirtet unsere Gäste und lasst sie ansonsten in Ruhe!“, forderte Annika, dann ließ sie sich aus dem Raum führen und sie liefen die Straße entlang, die sie an die Wegbiegung zur dreiundzwanzigsten Straße bringen würde.
Die Leute legten ihre Waffen zur Seite, blieben aber weiterhin wachsam. Dann wurde ihnen endlich Wasser und Nahrung gebracht. James konnte nicht erraten was er gegessen hatte. Er genoss einfach das Gefühl, satt zu sein. Celia schlang den Brei kommentarlos hinunter und lehnte sich dann zufrieden zurück. Im Moment ging von den Menschen hier keine Gefahr aus. Deshalb gestattete sie sich eine telepathische Pause und schloss die Augen. James tat es ihr gleich und bald schnarchte er im Sitzen, den Kopf auf die Tischplatte gelegt.

Sie mussten ihr Tempo an Annika anpassen, die durch ihre Behinderung etwas langsamer war und sich an den vor ihr laufenden Jeremy orientierte, der die Kommandos gab. Sven lief keuchend hinterher. Er war müde und ausgelaugt, hungrig und durstig, aber neugierig, warum gerade er mitkommen sollte. So strengte er sich an, um die anderen nicht zu verlieren. Die Straßen- und Gassenzüge bildeten ein einziges Gewirr, in dem man leicht verloren gehen konnte.
Jeremy lief gleichmäßig und bald schon ging es bergauf und sie kamen an die angegebene Kreuzung. Jetzt mussten sie noch ein Stück hinab und da sahen sie die anderen schon auf sie zukommen. Mitten im Weg standen ein Mann und eine Frau in Uniform und warteten. Sven konnte die Angst des Mannes beinahe als körperlichen Schmerz wahrnehmen, von der Frau empfing er nichts, einzig ihre Gestalt kam ihm vertraut vor.
‚Was macht sie in einer Armeeuniform?’, dachte er erschüttert und drängelte sich nach vor. In ihm stritten Freude, Entsetzen, Zorn und Panik um die Vorherrschaft.


Alex krümmte sich am Boden. Er hatte zu hastig getrunken und jetzt rebellierte der Magen gegen die kalte, ungewohnte Flüssigkeit.
Wieder hörte er die Stimme in seinem Kopf, die ihn aufforderte, die Pläne des Zeitreisemoduls zu verraten. Die Kopfschmerzen nahmen zu und auch sein Herz begann wieder unregelmäßig zu schlagen. Es lag an dem ungewollten telepathischen Kontakt, er brachte ihn zum Würgen und presste Tränen aus den Augen.
„Gib mir die Pläne!“, verlangte die eiskalte Stimme.
Alex hörte sich selbst etwas rufen, das er vorher noch nicht einmal gedacht hatte: „Leck mich am Arsch!“ Nie im Leben hätte er das zu jemandem gesagt. Mittlerweile war es ihm egal. Diese Person stöberte weiter in seinen Gedanken, war wieder bei den Steinzeiterlebnissen angelangt und ging nun dazu über, in die Erinnerungen vor über zwanzig Jahren einzudringen.
„Sag es mir! Oder soll ich dich weiterquälen?“
„Du wirst – keine Antwort – von mir – bekommen.“

Er fühlte den kalten Boden unter sich und die Schmerzen ließen ihn immer mehr zusammenkrümmen, sein Atem ging nur noch flach, langsam und stoßweise. Bewusst vermied er es, tiefe Atemzüge zu machen, weil das die Schmerzen noch verschlimmerte.
„Na, wie lange wirst du noch aushalten, Alex? Ich weiß, dass du immer der Härteste unter den Studenten warst, das liegt wohl an deiner elenden Herkunft. Aber jetzt bist du eine Sensation, der letzte deines Volkes und dazu noch ein Telepath, also wirklich etwas Besonderes. Bevor ich dich an die Forscher übergebe, wirst du mir noch die Pläne liefern.“
„Edita?“, fragte er ungläubig. „Warum?“
„Weil es nötig ist. Ich gebe mich nicht mehr mit dem Kinderkram zufrieden. Mir wurde eine Position angeboten, die verdient sein will, also frag nicht mehr. Ich will nur die Baupläne, dann lasse ich dich in Ruhe.“
„Gib mir etwas Zeit, damit ich mich erholen kann. Ich bin krank. Edita, wenn du so weitermachst, bin ich tot noch bevor du eine Antwort hast.“
Darüber dachte sie nach, dann zog sie sich zurück und sagte: „Ich gebe dir genau zwanzig Stunden, um dich zu regenerieren. Du bekommst von mir sogar jemanden der dir hilft.“ Dann war sie weg.
Alex atmete erleichtert auf, zog sich hoch und ließ ich aufs Bett fallen. Aber die Schonzeit erschien ihm zu kurz. Er war kaum eingeschlafen, als die Tür aufging und die junge Frau wieder eintrat die ihm das Wasser gegeben hatte.
„Aufstehen“, sagte sie und zerrte ihn hoch.
„Ich hab gesagt, dass ich Ruhe brauche“, erwiderte er gereizt. „Vorher bekommt ihr von mir nichts.“
„Du wirst verlegt.“
Er stöhnte genervt, ging aber auf wackeligen Beinen mit.
„Wer bist du?“
„Du kannst mich Pippa nennen. Ich werde mich um dich kümmern.“

Sie brachte ihn in ein modern eingerichtetes Krankenzimmer mit einem richtigen Bett. Es gab sogar eine Nasszelle, die steuerte er jetzt an. Ohne auf ihre Verlegenheit zu achten, entkleidete er sich und stieg in die Dusche. Danach fühlte er sich zwar noch immer matt und unsicher, aber er war wieder sauber. Seit jeher hatte er es gehasst, wenn er über einen längeren Zeitraum nicht duschen oder baden konnte. Dann zog er eines der Krankenhausnachthemden an und legte sich ins Bett. Pippa war währenddessen im Raum geblieben, auch jetzt ging sie nicht. Alex fühlte sich in seiner Ruhe gestört. Die offen montierten Kameras irritierten ihn ebenso. Sicher, sie waren klein, aber er konnte sie dennoch erkennen. Dann bemerkte er, dass sie nicht aktiv waren und atmete etwas auf.
„Ist noch was? Wenn du mich quälen möchtest – nur zu, ich kann mich nicht wehren“, sagte er zornig.
Angespannt starrte sie auf ihre Finger. Dann strich sie sich nervös durchs Haar, blickte ihn direkt an, wobei sie errötete und sagte: „Ich möchte dir nicht auf die Nerven fallen, aber ich muss mich um dich kümmern und dafür Sorge tragen, dass es dir bald besser geht. Ähm – brauchst du etwas, außer den Dingen, die ich dir nicht geben kann, wie zum Beispiel, dich laufen zu lassen?“
Er überlegte eine Weile, dann sagte er: „Als erstes möchte ich etwas zu essen, aber nicht dieses chemisch hergestellte Zeug, das ihr hier habt, richtiges Essen und zu trinken hätte ich auch gerne, aber nicht unbedingt das eiskalte Wasser, davon bekomme ich Magenschmerzen. Und wenn du mir etwas ganz Gutes tun willst, dann besorgst du mir etwas zu rauchen. Ihr habt hier nicht zufällig auch Weißdorn- und Lindenblütentee? Aber danach brauchst du nicht zu suchen, bring nur etwas mit, das meine Schmerzen lindert und das Herz wieder beruhigt.“ Grinsend lag er im Bett und betrachtete ihren verblüfften Gesichtsausdruck. Schließlich räusperte sie sich und meinte: „Ich werde versuchen, dir alles zu beschaffen, aber garantieren kann ich es nicht.“
Als sie weg war rollte sich Alex lächelnd auf die Seite. Er genoss es, sauber zu sein und in einem weichen Bett zu liegen. Lange würde der Luxus nicht dauern, fürchtete er. Dann dachte er wieder an Brigitt und hoffte, dass sie in Sicherheit war, sofern man in diesem Land sicher sein konnte. Er wünschte, dass sie Hilfe gefunden hatte und sich endlich selbst vertraute. „Du kannst mehr als du denkst, Brigitt“, sagte er laut. Er ließ seine Gedanken sanft dahin treiben und glitt dann in einen friedlichen Schlaf über.

Stunden später erwachte er. Er drehte sich zur Seite und wieder war Pippa im Zimmer. Sie saß nahe bei ihm auf einem der unbequemen Stühle. Ihr Blick heftete an seinem Gesicht und er fragte sich, ob er merkwürdig aussah, so wie sie ihn musterte. Dann grinste er, als er das Tablett auf dem kleinen Tisch bemerkte. Pippa schaute nun ebenfalls dorthin und sagte, wobei ihre Stimme jünger klang als sie tatsächlich war: „Soll ich dir beim Aufstehen helfen oder geht’s jetzt wieder alleine?“
Weil sich Alex noch nie zu gut dafür war, Hilfe anzunehmen, griff er nach der dargebotenen Hand und zog sich in die Höhe. Erst als er saß, merkte er wie schlecht es ihm noch immer ging. In seinem Kopf drehte sich alles und am liebsten hätte er sich wieder hingelegt. „Ich kann dir dein Essen auch ans Bett bringen, du bist weiß wie die Wand.“
Ohne lange zu überlegen, nahm er das Angebot an. Kurz darauf saß er im Bett, vor sich ein Tablett mit einer Schüssel Suppe, er fragte nicht, wie sie hergestellt worden war, er roch die chemischen Geschmacksverstärker auch so heraus. Aber er aß sie trotzdem. Dann fand er auf einem anderen Teller noch ein eigentümliches Stück, das man mit viel guten Willen Fleischersatz nennen konnte, wahrscheinlich war es ein gepresstes Stück genmanipuliertes Sojakonzentrat. Soja war die Pflanze schlechthin und wurde in fast jeder Speise verarbeitet.
Er aß alles auf. Das Getränk war warm und süß, es sollte wohl Tee sein, schmeckte aber nur nach künstlichem Süßstoff. Alex kannte den Unterschied zwischen richtigem Zucker und dem schädlichen Ersatz genau.
„Es hat nicht geschmeckt, war aber ausreichend“, sagte er, als er fertig war und die leeren Teller von sich schob. „Schade, dass du keinen Tabak gefunden hast. Das wäre jetzt genau richtig damit der künstliche Geschmack aus dem Mund verschwindet.“
Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Schwer lagen die ungewohnten Speisen in seinem Magen.
„Es freut mich, dass ich wenigstens etwas für dich tun konnte. Viel habe ich leider nicht auftreiben können, aber ich kenne jemanden …“, sie hörte mitten im Satz auf und reichte ihm eine Zigarette.
„Himmel noch mal, das war im Scherz gesagt!“ Ungläubig fuhr er im Bett hoch und ließ sich dann wieder zurücksinken. „Aber jetzt, wo du mir eine gebracht hast, werde ich sie auch genießen. Hier gibt’s hoffentlich keine Besprenkelungsanlage.“
Pippa füllte eine der Tassen mit Wasser, stellte sie zurück auf den Beistelltisch und zündete für Alex und sich die Zigaretten an.
„Was willst du wirklich von mir“, sagte er als sie schon eine Weile schweigend geraucht hatten.
„Das weiß ich selbst nicht so genau“, gestand sie schließlich und hustete, weil der Zigarettenrauch für sie ungewohnt war. Nie zuvor hatte sie eine verbotene Substanz zu sich genommen.
„Ich würde an deiner Stelle einmal etwas für dich tun. Hör mit den Pillen auf. Verkaufen sie die euch noch als Vitaminpräparate, für teures Geld, damit ihr gesund bleibt und trotzdem frühzeitig sterbt?“ Als sie nickte fuhr er fort: „Ich habe sie nie genommen, aber ich bin zum Glück auch kein Bürger dieses ach so schönen Landes, was mir auch nichts genutzt hat, schließlich bin ich hier und nicht dort wo ich gerne wäre. Hör auf, das Zeug zu nehmen. Und vermeide zuviel künstliche Lebensmittel, sie verderben nicht nur die Geschmacksnerven, sondern sind auch noch schädlich. Es macht geistig träge und dazu kommen noch die zahlreichen Zivilisationskrankheiten, die dadurch ausgelöst werden.“
Er lehnte sich ins Kissen zurück und rauchte schweigend weiter. Pippa stand auf und öffnete das Fenster, der Rauch würde sonst irgendeinen internen Alarm auslösen und hier wäre die Hölle los. Sie sagte noch immer nichts, was Alex sonderbar und irgendwie beunruhigend fand. Nach einer Weile stellte er die Fragen, die in ihm brannten, seit er hierher gebracht worden war: „Wo bin ich und wer seid ihr? Was hat Doktor Landon mit der Sache zu tun? Sie war doch Leiterin der Historischen Fakultät.“
Jetzt setzte sich Pippa wieder zu ihm, warf die Zigarette in den Wasserbecher und schaute ihn abwägend an. Endlich begann sie zu reden: „Ich weiß nicht, ob ich dir das überhaupt sagen darf, aber ich mach es trotzdem. Du bist hier in einem geheimen Krankenhaus des Inlandschutzes. Krankenhaus ist vielleicht übertrieben, es ist eher eine Überwachungsstation für Gefangene, die während eines Verhörs zu Schaden kamen. Ich bin eigentlich Studentin an der Historischen Uni. Als Doktor Landon Freiwillige für ihre Feldforschungsarbeit am Zeitreisemodul suchte, wurde ich ausgewählt. Dabei interessiert mich der physikalische Kram daran überhaupt nicht. Sie ist scheinbar für die Leitung einer besonderen Einheit vorgesehen und arbeitet schon lange an diesen Raumzeitgeschichten. Ich weiß nicht einmal mit Sicherheit, ob das, was ich dir gesagt habe, stimmt. Es wird soviel erzählt, heute das, morgen das, da verliert man den Überblick und weiß nicht mehr, was man glauben kann und was nicht.“
„Seit wann gibt es den Inlandschutz? Ich habe erst kürzlich davon erfahren.“
„Offiziell gibt es ihn gar nicht. Aber inoffiziell besteht er seit achtzehn Jahren. Sie haben soviel Angst vor einer Veränderung, die du möglicherweise in der Vergangenheit bewirkt haben könntest, dass sie gegen jede Art des Aufstands rigoros vorgehen. Wenn sie dahinterkommen, dass ich dir das erzählt habe, kann ich einpacken, dann finde ich mich ebenfalls in einem Verhörzimmer wieder und kann mich mit den Gedankensonden anzufreunden beginnen. Nein, daran mag ich gar nicht denken.“
„Warum erzählst du es mir dann?“
„Weil ich es jemandem erzählen muss. Wie lange kann man etwas nur für sich behalten? Und ich meine jetzt nicht ein kleines Geheimnis, das man über mehrere Wochen mit sich trägt und dann wieder vergisst, weil es langweilig ist und einen nicht betrifft. Mich wurmt der Zustand, in dem sich unsere Welt befindet. Überall gibt es Krieg, entschuldige, es heißt ja Friedenseinsatz oder Friedensschutz. Am Ende kommt es auf das gleiche raus. Eumeria rüstet schon wieder und die anderen Staaten ziehen mit. Allesamt sind sie arm wie die Kirchenmäuse, aber dafür haben sie immer genug Geld. Gerade haben sie ein altes Waffensystem wiederentdeckt, besser gesagt, unsere Historiker haben das gemacht. Wir sind übrigens in der Hierarchie aufgestiegen und keine unnötige Wissenschaft mehr. Es ist eine mit radioaktiver Strahlung angereicherte Munition, was immer das sein mag, es pulverisiert alles, was damit getroffen wird und verseucht gleichzeitig die Umwelt. Ist doch toll. Und das Beste kommt noch – das Zeug kostet nichts! Es gibt ja seit Jahrhunderten keine Atomkraftwerke mehr, aber Physiker haben jetzt einige alte Endlager entdeckt, das ist natürlich eine tolle Fundgrube. Der Atommüll hat eine so hohe Halbwertzeit, dass er sogar jetzt noch gefährlich viel Strahlung abgibt.“ Ihre Stimme war voller Zynismus. „Es gibt noch andere Waffen. Aber über die wenigsten weiß ich etwas. Ich will es auch gar nicht wissen, es macht mir Angst.“

Sie schwiegen beide eine lange Zeit. Dann schaute sie auf die Uhr und sagte: „Am besten, du schläfst noch etwas, deine zwanzig Stunden sind bald um. Ich bringe dir später noch etwas zu essen und zu trinken. Magst du ein Koffeingetränk?“
„Warte“, sagte er und streckte die Hand nach ihr aus, berührte sie jedoch nicht. Er wusste, wie empfindlich die Eumerier auf Hautkontakte reagierten. „Warum versuchst du mir zu helfen? Was versprichst du dir davon?“
Sie drehte sich zu ihm um und sagte: „Nichts. Es ist alles nicht richtig, deshalb.“ Rasch verließ sie den Raum und ließ Alex nachdenklich geworden zurück. Jetzt hatte er jede Menge Stoff zum Nachdenken bekommen. Er nahm noch ein Schmerzmittel und fiel dann bald in einen traumlosen, tiefen Schlaf.

Als sie wiederkam fühlte er sich viel besser. Er betrachtete sie und erfreute sich an dem jugendlichen Anblick. Sie musste es gemerkt haben, denn sie errötete. Schnell schaute er weg und wandte seine Aufmerksamkeit den mitgebrachten Speisen zu.
„Wo hast du den Apfel aufgetrieben?“
„Das willst du gar nicht wissen. Genieße ihn, denn jetzt wirst du bald zu einem Verhör abgeholt werden.“
Er aß stumm und als er fertig war, ging sie mit dem leeren Tablett wortlos davon, nur um kurz darauf mit einem Wachmann zurück zu kommen. Sie reichte Alex frische Kleidung. Ganz bedächtig zog er sich um und weil es den Wächter so offensichtlich ärgerte, machte er noch etwas langsamer und stöhnte ein paar Mal. Er bemerkte, wie der Mann nach der Betäubungspistole tastete und zog sich den Rest schneller an. Bevor sie ihn abführten, wurde er wieder gefesselt.
„Erspart mir das, bitte. Ich schwöre, dass ich keinen Fluchtversuch machen werde, es wäre ohnehin sinnlos“, versuchte er sich dagegen zu wehren.
Der Uniformierte drückte ihm statt einer Antwort die Pistole in den Rücken und schob ihn vorwärts.

Er wurde in einen abgedunkelten Raum gebracht, auf einen Stuhl gedrückt und dort festgebunden. Als das erledigt war, ging das Licht an und Alex fühlte sich, als hätte ihn der Blitz getroffen. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus und klopfte dann hektisch gegen das Brustbein. „Nein“, war alles, was er noch herausbrachte, bevor ihn das Bewusstsein verließ.

Man verabreichte ihm eine Injektion und kurze Zeit später kam er wieder zu sich. Als er die Augen öffnete flüsterte er: „Das kann nicht sein, du bist tot.“
Die Frau vor ihm lachte, dann sagte sie mit einschmeichelnder Stimme: „So kann man sich täuschen, Alex. Du musst mir unbedingt helfen. Wenn du ihnen die Pläne nicht gibst, dann töten sie die Kinder.“ Sie hatte Tränen in den Augen und blickte ihn flehend an. Das ergraute Haar war zu einem strengen Knoten gebunden, wie sie es immer getan hatte, wenn sie in die Stadt gefahren war. Aber sie trug den grauen Mantel der Forschungseinheiten.
„Nein, das hättest du nie von mir verlangt. Du bist nicht echt.“ Er wollte nicht glauben, was er sah. Sie kam um den Tisch herum, nahm sein Gesicht in die Hände und presste die Lippen kurz auf seine. „Ich würde dich nie anlügen, das weißt du. Gib mir die Daten.“ Dabei schaute sie ihm tief in die Augen. Das Blau war noch tiefer geworden und Feuchtigkeit glänzte darin.
„Du bist nicht Agnes“, sagte er heiser.
„Doch, ich bin es. Würdest du nicht alles für mich tun, wenn ich dir sagte, dass ich dich liebe, dich immer geliebt habe, du der einzige für mich bist?“
„Nein. Ich weiß ganz genau, dass du nicht Agnes bist, also hör auf, mich mit ihrer Gestalt zu quälen.“
„Oh Alex. Wie kannst du nur so dumm sein. Ich bin es wirklich, deine Agnes und ich liebe dich.“ Sie versuchte ihn zu küssen, doch er drehte den Kopf zur Seite, sodass sie nur die Wange erwischte.
„Lass das sein. Wer immer du bist, du bist nicht Agens Lindstrom. Sie hat mich vielleicht geliebt, aber nicht so, wie du denkst.“
Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige und ließ die Suggestion fallen. Jetzt erkannte er Doktor Landon.
„Es ist traurig und bedauerlich, dass du dich zu solchen Tricks hinreißen lässt“, sagte er eisig.
Sie ließ sich davon nicht provozieren und aktivierte eine Bildübertragungseinheit. Es flimmerte kurz, dann sah er klar und deutlich Ivo auf einer Art Bahre sitzen. Alex schluchzte kurz auf und unterdrückte den Drang mit dem Jungen mitzuschreien. Ivo trug eine Art Helm, der Energieentladungen ausstieß und ihn herzerweichend um Hilfe rufen ließ.
„Das passiert jeden Tag. So versuchen sie seine Kräfte, die wirklich enorm sind, vom restlichen Bewusstsein zu trennen. Möchtest du noch sehen, was mit Sven und Brigitt los ist? Ich habe von allen dreien Aufnahmen.“
„Edita, ich dachte immer wir wären Freunde. Du hast mich vor fünf Jahren aufgespürt und wieder dazu gebracht, für euch zu schreiben und zu forschen. War das alles nur Kalkül, damit ich auf einen Ruf von dir sofort komme? Du hättest es dir sparen können, denn als sie die Jungs schnappten, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Sie konnten nur nach Sunflower verschleppt worden sein. Und jetzt weiß ich, dass sie hier sind und zumindest leben. Das ist mehr, als ich noch vor einer Stunde wusste.“
„Es macht nichts, dass du das weißt. Aber bei dir habe ich wirklich gute Arbeit geleistet. Was die Suggestion angeht, da bin ich gut, nicht wahr?“ Wieder drang sie in seinen Geist und ließ ihn Agnes sehen.
„Hör auf. Ich bitte dich, Edita, hör auf damit.“
„Du brauchst mir nur die Daten zu geben, dann bin ich zufrieden.“
„Lässt du die Kinder frei?“
„Das kann ich nicht. Sie befinden sich in der Obhut von jemand anders. Aber ich kann dir Bilder von ihnen zeigen“, sagte sie jetzt und verließ sein Sehzentrum. Dann drückte sie einige Knöpfe auf einem Paneel und sofort erschien Sven, wie er im Käfig lag und vor Schmerz schrie, als er sich die Schulter ausrenkte. Dass sie schon lange nicht mehr wussten, wo sich Sven nach seiner Flucht aufhielt, sagte sie ihm nicht. Stattdessen grinste sie, als sie ein Bild von Brigitt hochlud, die in Armeeuniform mit einem Soldaten marschierte.
„Was zeigst du mir da? Brigitt würde nie mit der Armee kollaborieren. Sie nicht!“
„Du gibst mir jetzt die Pläne und alles wird gut. Agnes wird bei dir sein und dich lieben. Dann wirst du alles vergessen.“
„Nein! Verdammt noch mal! Ich habe es dir schon gesagt, so geht das nicht! Du bekommst von mir nichts! Eher bringe ich mich um, als mich von dir und deinesgleichen manipulieren zu lassen!“ Er wollte aufspringen, hatte vergessen, dass er festgebunden war und fiel mit dem Sessel um.
„Wir werden sehen, was du in einigen Stunden dazu sagst. Ich habe Mittel und Wege, dich zum Reden zu bringen und auch die Autorisation dazu. Überlege es dir gut, Alex. Welchen Weg nimmst du?“
„Leck mich“, brummte er kaum hörbar.
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****ra Frau
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So geht es mit Ivo weiter:
Der dunkle Bruder erwachte zornig. Er wollte schon seine Macht ausspielen, da hielt ihn das Kind im Bewusstsein zurück. Sanft nahm es ihn an der Hand und flüsterte: „Dunkler Ivo, ich habe Angst, wenn du gehst. Bitte, bleib bei mir.“
„Wir müssen zusammenhalten, wenn wir sie besiegen wollen, das hast du selbst gesagt“, meldete sich jetzt der erwachsene Anteil.
„Aber der Körper wird schwächer. Wir müssen auch ihn schützen, denn ohne ihn sind wir nichts.“
Der Körper war durch die Qual in Schweiß gebadet und wand sich in furchtbaren Schmerzen. Er hatte den Eindruck, als würde er verdampfen, innerlich zerkochen. Jeder Atemzug brannte wie Feuer in der Lunge.
„Hör – auf!“, schrie er. „Bitte, nicht – mehr.“
Erst als er dachte, jetzt müsste er sterben, verringerte sie die Dosis langsam und entfernte schließlich den Helm ganz. Ein von Schmerz und Elend gezeichneter Kopf kam zum Vorschein, die Augen rotgeweint, die Lippen blutig, das Gesicht weiß und nassklebrig von Schweiß und Tränen. Er schluchzte und konnte das krampfartige Zittern kaum unter Kontrolle bringen, er versuchte es nicht einmal mehr. Sein Atem kam stoßweise und passte sich dem Schluchzen an.
„Na, was sagt man, wenn man bekommen hat, was man will?“, fragte sie bissig. Er wollte es nicht sagen, schließlich rang er sich das eine Wort ab: „Danke.“
„Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden?“
Er atmete ein paar Mal tief ein und aus, dann wiederholte er es etwas lauter.
„Das hat doch nicht weh getan. Braver Junge.“ Sie tätschelte seine Wange, desinfizierte sich danach gründlich die Hände und sagte zu einem Assistenten: „Hilf ihm beim Waschen und zieh ihn dann an, er stinkt erbärmlich. In spätestens zwei Stunden will ich ihn im anderen Labor haben. Morgen Abend ist die Konferenz, da brauchen wir endlich die richtigen Ergebnisse, er alleine ist zuwenig für die Präsentation.“
Mit einem Ruck wandte sie sich um, nahm die Ausdrucke aus der letzten Untersuchungsreihe mit und rauschte hinaus. Unbedingt wollte sie die notwendigen Daten noch an diesem Tag oder spätestens am nächsten gewinnen. Sie versagte sich jedes Mitgefühl und redete sich ein, hart sein zu müssen, um nicht selbst in diesem Morast aus Angst und Misstrauen unterzugehen. Schnell verschanzte sie ihre Gedanken hinter einer dicken, hohen Mauer aus Professionalität und Sachlichkeit. Wenn sie die Ergebnisse fertig entschlüsselt hatte, dann hielt sie jetzt womöglich das letzte Glied einer langen Versuchsreihe zum perfekten Soldaten in den Händen. ‚Durch die Forschungen an seinem Erzeuger habe ich mir einige lästige Untersuchungen ersparen können. Was sich dieser Doktor Hauser zugetraut hat, das hätte ich nie gewagt, zumindest nicht bei einem Erwachsenen. Verdammt, das kann ein guter Soldat werden’, überlegte sie, als sie die neue Reihe vorbereitete. Bis jetzt hatte er gut auf ihre Anordnungen reagiert. Sie war neugierig, was er machen würde, wenn er seinen endgültigen Auftrag erhielt.

Ivo wurde von den Gurten befreit und sein Oberkörper wieder flach gelegt. Ihm war speiübel und schwindlig. Er jammerte und stöhnte, als der Helfer das Waschzeug brachte und begann ihn auszuziehen.
„Du stinkst wirklich wie ein Müllberg. Am besten wäre eine Dusche für dich“, sagte der Helfer während er ihn abschrubbte. Anfangs wollte sich Ivo gegen die rüde Behandlung wehren, schließlich sah er ein, dass er keine Chance hatte und ließ es über sich ergehen. Erst als er saubere Kleidung anhatte, begann er sich wohler zu fühlen.
„So, jetzt gehen wir zur Frau Doktor“, sagte der Mann schließlich und zog Ivo auf die Füße.
„Was will sie noch von mir?“
„Ah, ich sehe, das Kind ist weg. Ist mir auch lieber so, ist weniger beängstigend.“
„Nein, das Kind ist nicht weg, es ist nur ruhig.“ Ivo klang gereizt und nur mit Mühe beherrschte er den dunklen Teil. Plötzlich durchfuhr ihn wie ein Stich der Gedanke an seine Schwester und seinen Bruder. „Wo ist Sven?“, fragte er und wusste gleichzeitig nicht, warum er ein ungutes Gefühl hatte, als er an ihn dachte. Es war zwiespältig, einerseits Besorgnis und Liebe und andererseits eine tiefgreifende Eifersucht auf den Jüngeren. Er wusste nicht woher dieser Hass kam und was ihn ausgelöst hatte. Aber er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, schon wurde er vorwärts getrieben. Der Laborant schob ihn zur Tür hinaus und einen langen Gang entlang. Dann ging es in ein anderes Zimmer, das furchterregender war, als das andere.
„Hast du Angst?“, fragte der Mann. Ivo konnte nur nicken. „Das ist gut so. Ich an deiner Stelle hätte auch Angst. Tu einfach was sie von dir verlangt, dann wird es halb so schlimm werden.“ Seine Stimme klang unbeteiligt. Er gab Ivo noch einen Klaps auf die Schulter, dann ging er.

Ivo stand inmitten des Raumes und schaute sich um. Von der Decke hingen sonderbare tentakelartige Instrumente. Mehrere Untersuchungsstühle standen in der Mitte des Labors, sie ließen sich in jede nur denkbare Richtung schwenken und waren mit Fixiergurten ausgestattet. Daneben waren jede Menge anderer Instrumente angebracht, darunter auch zwei bildgebende. Ein großer Inkubator stand an einer Wand. Ihr gegenüber waren zwei Käfige, groß genug für ausgewachsene Menschen. Die hintere Wand wurde von einem Schreibtisch eingenommen, auf dem Blutröhrchen und Petrischalen auf ihren Inhalt warteten. Links neben der Tür war ein Waschbecken, davor stand die Ärztin und wusch sich die Hände.

„Dann wollen wir mal sehen, wie die Behandlung diesmal gewirkt hat. Setz dich auf einen der Stühle“, forderte sie ihn auf.
Ivo blieb stehen wo er war. Er konnte nur starren.
„Na mach schon! Setz dich, oder ich muss wieder grob werden“, herrschte sie ihn an.
Nun erwachte er aus seiner Lethargie und setzte sich auf den angegebenen Platz. Sofort schlossen sich Klammern um seinen Oberkörper, die Hände, die Oberschenkel, die Füße und schließlich den Hals. Panisch begann Ivo zu würgen und versuchte den Kopf zu heben, was die Lage nur verschlimmerte, indem sich die Klammer fester zusammenzog.
„Bleib ganz ruhig, dann wird sie von alleine lockerer. Das ist lediglich ein Sicherheitsautomatismus.“
Ivo versuchte ruhig zu bleiben. Langsam gab die Klammer um seinen Hals nach und er hatte weniger das Gefühl erdrosselt zu werden.
„Was machen Sie mit mir?“, fragte er und ärgerte sich weil er so ängstlich klang.
„Ich untersuche jetzt deine Gehirnströme. Du brauchst dich nicht zu fürchten, das tut bestimmt nicht weh.“ Sie lächelte, es sollte wohl beruhigend sein, auf Ivo hatte es die gegenteilige Wirkung. „Du musst dich nicht so ängstigen. Ich habe gesagt, dass es nicht weh tut.“
Ohne ein weiteres Wort der Erklärung senkte sich eines der tentakelartigen Gebilde und Ivo bekam eine Haube mit vielen Saugnäpfen aufgesetzt. Er hatte das Gefühl, als würden hunderte kleiner Insekten über seinen Kopf und Rücken krabbeln, als es aktiviert wurde.
Svetlana Hess blickte konzentriert auf den Bildschirm und studierte die Wellen, die von seinem Gehirn ausgesandt wurden. Nach einer Weile begann sie damit die Bilder zu speichern und dann schaltete sie den Gedankenkontroller dazu. Ivo schrie kurz auf, aber der Schmerz war nicht lang anhaltend, dafür aber umso intensiver gewesen, so als hätte sie mit einer Nadel in den Frontallappen gestochen. In seiner Stirn pochte es und er schloss die Augen. Dann konnte sie seine Gedanken sehen.
„Siehst du, du kannst mir nicht entkommen. Ich kenne alle deine Geheimnisse und dunklen Gedanken. – Oh, wie ich sehe …“, hier hörte sie auf zu reden und lachte befriedigt auf. „Das ist ja besser als ich gehofft hatte. Herrlich!“
Sie beendete die Untersuchung, nahm ihm die Haube ab und ließ ihn aufstehen.
„Was haben Sie gesehen?“, fragte er, unsicher geworden.
„Das wirst du noch früh genug herausfinden“, war ihre knappe Antwort. „Geh in einen der Käfige. Du musst noch etwas warten. Wenn ich die Ergebnisse habe, wirst du vielleicht sogar wieder frei sein. Aber mache dir noch nicht zu viele Hoffnungen darauf.“
„Was ist, wenn ich mich weigere, dort hineinzugehen?“
„An deiner Stelle würde ich genau dort warten und nicht zuviel fragen.“
Energisch schob sie ihn in den Käfig und schloss ab.

Ivo kauerte auf dem Boden und fröstelte. Er hatte keine Vorstellung davon, was noch auf ihn zukommen würde. Die Ärztin hatte ihre Gedanken fest verschlossen gehalten, er konnte nicht ein Bruchstück davon auffangen, nur ihre grenzenlose Befriedigung, als sie die Ergebnisse bekommen hatte. Wieder bemächtigte sich dieses eigenartige, nicht definierbare Gefühl s
Seiner. Es schüttelte ihn kurz und er schlang die Arme fest um sich. Dann legte er den Kopf auf die Knie und wartete, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Einzig der dunkle Bruder war ungeduldig. Aber alle drei Bewusstseinsebenen waren sich einig, dass sie eins bilden mussten, sonst wären sie gänzlich verloren. ‚Warum bin ich nur so geboren worden? Verdammt noch mal, ich wünschte, ich wäre normal’, dachte er und hatte plötzlich Brigitt vor Augen, die gerne etwas mehr telepathische Fähigkeiten haben würde. Jetzt konnte er sie nicht mehr erreichen und er fragte sich, was sie angestellt haben mochte oder ob sie überhaupt noch lebte. Dann hielt er nach Alex Ausschau, auch er war nicht auffindbar. Er fand das sonderbar. Einzig von Sven empfing er Wellen, aber das wollte er nicht. Was er nicht verstand, war der Hass, den er auf den Bruder entwickelt hatte, aber auch Brigitt war ihm gleichgültig geworden. Diese Gefühle bereiteten ihm Unbehagen.

Bevor er weiter in sich dringen konnte, öffnete sich die Tür und der Helfer trat ein. Er schloss den Käfig auf und winkte Ivo ihm zu folgen. Unsicher kroch er heraus und ging hinter dem bulligen Mann her. Er wurde in einen großen, in warmen Farben eingerichteten Raum geführt. An einem runden Tisch mit sechs Stühlen saßen Svetlana Hess und Lenard Renner. Der Tisch war gedeckt und auf einem Sideboard standen verschiedene Schüsseln aus denen es angenehm duftete. Ivo merkte, wie hungrig er war und er fragte sich, was jetzt auf ihn zukommen würde.
„Setz dich“, sagte sie. Ivo kam der Aufforderung nach und richtete den Blick auf eines der Bilder an der Wand. Es zeigte eine Kernwaffenexplosion in den hellsten Farben. Immer wieder schaute er auf diese Fotografie, diese, in gelb und orange getauchte, Wolke, die Zerstörung gebracht hatte. Solche Waffen waren seit vielen Jahrhunderten verboten, nur die Abfallprodukte der ehemaligen Kernenergie fanden wieder Verwendung. Jetzt wurde zur Energiegewinnung die Sonnenstrahlung und der ständig wehende Wind genutzt. In manchen Gegenden wehte der Wind an dreihundert Tagen im Jahr in Sturmstärke.
„Die Farben sind wunderschön, nicht wahr“, sagte Doktor Renner. „Es sind die Farben des Untergangs.“
Svetlana stand auf und richtete für Ivo einen Teller mit Essen und füllte ein Glas mit einem süßen Getränk, von dem sie wusste, dass er es mochte.
„Wir wollen dir nichts Böses mehr“, sagte sie und stellte den Teller vor ihn. „Lass es dir schmecken, du musstest lange genug auf ordentliches Essen verzichten. Diese Zeiten sind jetzt vorbei.“ Er zwang seinen Blick von dem Bild und richtete ihn zuerst auf den Teller und dann auf die Frau. Noch wagte er nicht, nach der Gabel zu greifen, aus Angst, dass sie ihm das Essen wieder wegnahm. Erst als sie zurück auf ihren Platz ging, griff er zu und aß mit dem Appetit eines Verhungernden. Sie füllte den Teller ein zweites Mal, als auch der leer gegessen war, lehnte er sich zurück und schaute die beiden Forscher an. Dann wagte er die Frage zu stellen, die ihn plagte, seit er in diesen Raum gebracht worden war: „Was wollt ihr von mir?“
„Du wirst uns helfen. Ich weiß, dass du es kannst“, antwortete sie. Lenard Renner schwieg und überließ Svetlana die Erklärungen, er war hier nur Beobachter.
„Was muss ich tun?“
Sie erklärte es ihm und er hörte mit wachsendem Unglauben zu. Doch am Ende ihrer Ausführungen erschien es ihm logisch und folgerichtig zu sein. Nur ein kleiner Teil in ihm rebellierte dagegen, hinterfragte den Sinn der Aktion.
„Morgen früh wirst du neu eingekleidet und der Einheit übergeben, für die du die Informationen beschaffen sollst. Wenn du die Zielperson findest, gibst du ihnen Bescheid, sollte sie sich wehren, darfst du sie terminieren.“
Ivo schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Auch dieser Schluss war logisch und durchdacht. Plötzlich war der Gefühlszwiespalt verschwunden und er sah wieder klar, zumindest dachte er es.
Gruselig!

angst *schock* laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Ja, jetzt hole ich zum finalen Schlag aus ...
zieht euch warm an *fiesgrins*

Es wird noch einmal spannend (hoffentlich findet ihr das auch)
und knüpft an die erste Gesichte an. Ich dachte, ich könnte es halbwegs unabhängig davon schreiben, aber es hat nicht wirklich geklappt und ich will die folgenden Teile nicht noch einmal umschreiben.

EU-merische Grüße *fiesgrins*
Herta
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****ia Frau
22.263 Beiträge
boom chicka whow!
es geht noch immer weiter
und wird immer krasser...

chapeau!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke
danke *ggg*


Ich werd mir weiter Mühe geben ...
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Es geht weiter: nun wieder mit Alexej Ingmar Smirnov
Alex wurde hoch gezerrt, vom Stuhl genommen und in einen anderen Raum getrieben. Auch dieses Zimmer war abgedunkelt. Er konnte wenig erkennen und die Kälte ließ ihn schaudern. Vor ihm stand eine Liege und genau darüber hing die Gedankensonde. Alex drehte sich weg und versuchte zu entkommen. Da seine Arme und Beine gefesselt waren, fielen seine Bemühungen bescheiden aus. Er schlug mit dem Kopf zu, mit den Schultern, den Ellbogen und er biss einen der Wächter in die Hand. Fast hatte er es aus der Tür geschafft, als ihn ein Betäubungsgeschoss traf und er der Länge nach hinfiel.

Stunden später erwachte er an die Bahre geschnallt und den Gedankenkontroller auf dem Kopf. „NEIN!“, brüllte er, als er merkte, dass seine telepathischen Zentren wieder aktiviert worden waren. Der Schrei hallte in dem leeren Raum wider, bildete ein Echo und er hatte das Gefühl davon erschlagen zu werden.
Alle Erinnerungen hatten sie aus ihm geholt und jetzt liefen sie wie im Film vor ihm ab. Agnes, die das Spottlied über ihn sang, wie sie zusammen Händchen haltend im Modul saßen und über P1 redeten. Dann hatte sie aufgehört die Pillen zu nehmen und sich verändert. Sie war zugänglicher und freundlicher geworden. Beinahe hätte er ihr damals seine Liebe zu ihr gestanden, dann hatte er aber doch nur allgemein über das Thema geredet.
„Nein! Nicht diese Erinnerungen, nein! Edita, bitte, lass das ruhen!“ Er rief und weinte, als diese Bilder der Vergangenheit aus seinem Hirn geholt wurden und dabei vor seinem inneren Auge an ihm vorüber zogen, so als wollten sie sich verabschieden, oder ihn.
„Hätte ich mich doch von dieser Klippe gestürzt als ich die Möglichkeit dazu hatte!“ Immer wieder rief er das, aber es brachte keine Erleichterung. „Warum hast du mich gerettet, Mae? Ich hätte sterben sollen. Dafür war ich dorthin geschickt worden“, schluchzte er und sah sich selbst an der Klippe stehen und mit sich und der Welt ringen. Abermals fühlte er den eisigen Wind des Herbsttages um den Körper streichen, sah die Tiefe unter sich und hörte Mae, die ihn aufforderte, mit ihr zu gehen. Dann gingen die Erinnerungen wieder zurück. „Alex mit den krummen Beinen, geh doch zu den Schweinen …“ hörte er sie singen. „Hör endlich auf!“, brüllte er abermals und versuchte an etwas anderes zu denken. Aber die Sonde war unerbittlich. Es kostete ihn viel Kraft, sie von den Bauplänen fernzuhalten, so schaffte er es nicht, an etwas Positives zu denken. Viel gab es nicht, das in seiner Vergangenheit wirklich schön gewesen war. Alles schien immer irgendwann von seiner Herkunft überschattet worden zu sein.

Endlich gönnte sie ihm eine Pause und löste den Helm von seinem Kopf. Ihm entfuhr ein befreiendes Stöhnen, dann fühlte er den bekannten Schmerz in der Brust und rang schwer nach Atem. ‚Ich werde hier sterben, während sie mich mit meiner Erinnerung foltert’, dachte er verzweifelt. ‚Und den Kindern werde ich keine Hilfe mehr sein. Diese verfluchten Eumerier und ihre Gier. Nein, nicht nur sie sind habsüchtig, alle sind es, waren es und werden es immer sein.’
Er schaute sich um, erkannte Pippa an der Tür stehen, die ihn nachdenklich musterte. Nach einer Weile kam sie mit einem Krankenpfleger zu ihm. Der Pfleger staute seine Oberarmvenen und führte dann gekonnt eine Kanüle in ein Blutgefäß, daran schloss er eine Leitung, die mit einem kleinen Beutel verbunden war, er baumelte an einem Gestell.
„Was gebt ihr mir?“, fragte Alex.
„Es ist nur ein Herzmittel. Doktor Landon will nicht, dass du ständig blau anläufst und wir eine Pause machen müssen“, antwortete Pippa kühl. Bevor sie gingen, klebte der Pfleger noch Sensoren auf seine Brust, eines über dem Herzen und zwei an den Seiten.

Alex blickte sich um, so gut es in seiner Lage möglich war. Er fühlte die kühle Flüssigkeit in sich laufen, es prickelte in den Venen und dieser Eindruck breitete sich im ganzen Körper aus. Es ließ ihn zittern und er merkte, dass dieses Medikament nicht nur sein Herz stärken sollte.
„Nein! Nein! Nein! So wirst du meinen Willen nicht brechen!“
Bewusst lenkte er die Gedanken ganz weit in die Vergangenheit, in seine Kindheit. Er war als jüngstes von fünf Kindern auf dem Land aufgewachsen. Dmitro und Myra, seine Eltern, hatten Rentiere gezüchtet. Auch sie waren keine echten Samek mehr. Nur von Myras Abstammung war eine Verbindung zu den Samek bekannt und trotzdem wurden sie als dieser Volksgruppe zugehörig betrachtet. Er dachte an den Großvater, der keinen Namen in der Erinnerung hatte und lächelte. Zusammen waren sie einmal durch die Tundra gewandert. Er wusste noch, wie er sich geärgert hatte, weil er den ganzen Tag laufen und dann am Abend noch das Lager aufschlagen musste. ‚Teenager können grausam sein’, dachte er und erinnerte sich an den Streit, den er am dritten oder vierten Tag ihrer Wanderung mit ihm hatte. ‚Ingmar eines Tages wirst du dankbar für das Wissen sein, das du hier sammelst. Es macht nichts, wenn du mich beschimpfst. Hier in der Tundra müssen wir zusammenarbeiten, sonst sind wir trotz der ganzen Technik verloren. Junge, ich weiß, dass dich das alles nicht interessiert. Du willst lieber in der Vergangenheit forschen. Aber denke daran, dass auch ein Archäologe viel unterwegs ist und sich schützen können muss.’ Großvater war der einzige gewesen, der ihn mit seinem zweiten Vornamen angeredet und seinen Wunsch zu studieren unterstützt hatte.
Darüber hatte er lange gegrübelt und dann schließlich nachgegeben. Großvater hatte meistens recht. Jetzt lächelte er in der Erinnerung daran. Es war so ziemlich die letzte wirklich fröhliche Zeit in seinem Leben gewesen. Wenn er jetzt daran zurückdachte, ärgerte er sich, dass er sie nicht mehr genossen hatte. Aber wenn man jung ist, nimmt man vieles als selbstverständlich an.

Er hing diesen Reminiszenzen nach und das Medikament umspülte seine geistige Mauer, die er noch immer krampfhaft aufrecht zu halten versuchte. Einerseits probierte er mit seiner frühen Kindheit dagegen zu halten, andererseits mit seiner Kraft und Sturheit, beides würde irgendwann zu Ende gehen. Aber solange er noch Energie für eines der beiden aufbringen konnte, würde er nicht nachgeben.

Abermals fühlte er Edita in seine Gedanken eindringen. Eisern hielt er die Kindheitserinnerungen im Vordergrund. Sie lachte über diese Bilder, die er mit ihr teilte. Es war ein Tag in der Schulzeit. Als Kleinster in der Klasse war er immer wieder dem Spott der anderen ausgesetzt gewesen, das hatte sich beinahe sein ganzes Leben lang durchgezogen. Er blieb hart und hielt sich weiter bei diesem Tag auf, als er so zusammengeschlagen worden war, dass er eine Gehirnerschütterung bekommen hatte und ins Krankenhaus musste. Worum es in diesem Streit ging, wusste er noch ganz genau. Es war einfach nur lächerlich und er hatte sich jahrlang dafür gehasst, überhaupt den Mund aufgetan zu haben, dennoch war es ihm keine Lehre für die Zukunft gewesen. Schon als Kind hatte er sich für alles aus der Vergangenheit interessiert und alle Bücher verschlungen, deren er habhaft werden konnte. So hatte er sich früh eine eigene Meinung zu ziemlich jedem Thema gebildet und er hielt sich damit auch nicht zurück. Er glaubte selten etwas, das ihm im Unterricht gesagt wurde, er hinterfragte, suchte nach Informationen und nervte damit die Lehrer und die Mitschüler. Der Streit hatte begonnen, als eines der Kinder sagte, es gibt nur einen wahren Glauben und wer das nicht glaubt, der ist ein schlechter Mensch und gehört ausgerottet. Alle anderen stimmten begeistert zu, nur er hatte nicht still sein können. Seine Eltern hingen einem Naturglauben an und Alex glaubte schon als Kind an keine Götter. Er hielt das immer für Unfug. Dann ging die große Prügelei los und alle fielen über den Ungläubigen her. Als sie auf ihn eindroschen verhöhnte er sie noch als Feiglinge, was die Fäuste noch fester zuschlagen ließ. Er hielt solange an diesen Bildern fest, bis er merkte, dass sein Atem nur noch flach ging und auch Edita Probleme bekam. Sie war so fest in seinen Rückblicken gefangen, dass sie die Schläge fühlen musste.
„Hör auf!“, schrie sie und er spürte wie ihn eine sehr reale Hand im Gesicht traf.
„Es ist immer einfacher, mit der Hand draufzuschlagen, als Argumente zu finden, nicht wahr, Edita? Du warst immer für eine einwandfreie Beweisführung und plötzlich legst du das alles zur Seite, nur weil sie dir Macht anbieten. Ich bin enttäuscht von dir.“ Seine Worte trieften vor Verachtung.
„Magst du noch etwas anderes sehen? Ich bin voll mit solchen Bildern. Alex mit den krummen Beinen, so geh doch zu den Schweinen … Weißt du noch? Es war noch länger, aber das werde ich dir ersparen. Das hat man davon, wenn die Familie Vieh züchtet, dann ist man selbst das Vieh. Aber wir wurden ja enteignet bevor ich die Aufnahmeprüfung geschafft hatte und das Stipendium für die Hochschule in Ulan Bator erhielt. Drei Semester in der kalten Einöde, die Stadt ist hässlich und noch genauso flach wie vor zweitausend Jahren. Dann bekam ich die Studienberechtigung für Sunflower.“
„Hör auf zu reden!“, schrie sie.
„Warum denn?“, fragte er scheinheilig zurück und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Das weißt du! Ich will etwas anderes von dir!“
„Bevor du das bekommst, musst du erst alles andere sehen.“
„Das Lachen wird dir schon noch vergehen.“
„Ja, das glaube ich dir. Aber solange ich darüber lachen kann, werde ich es tun. Da gibt es ein passendes Lied dazu, vielleicht kennst du es.“ Er wartete keine Antwort ab, sondern begann leise zu singen: „Ich werde gewiss mich niemals beschweren, will man mir bald dies, bald jenes verwehren; ich kann ja im Herzen stets lachen und scherzen; es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.“
Er sang nur diese eine Strophe und die Worte hingen in der Luft, als wären sie aufgewirbelter Staub und warteten darauf, sich zu setzen, in den Gedanken niederzulassen und zu wirken. Die Wirkung trat auch unvermittelt ein, als sich Edita von dem Schock erholt hatte. Sie winkte einen Bewacher herbei, der ihm einmal kräftig mit der Faust auf den Mund schlug.
„Was sagst du jetzt?“, höhnte sie. Blut tropfte von seinen Lippen und er fühlte einen gebrochenen Zahn.
„Ich bleibe dabei: Die Gedanken sind frei“, murmelte er zur Antwort.
Er erhielt zur Bestätigung einen weiteren Schlag, der den Zahn endgültig brach. Sein Kinn, die Mundwinkel und der Hals waren mit Speichel und Blut verschmiert und dennoch sagte er abermals diesen einen Satz, der sie so aus der Fassung brachte.
„Dann machen wir jetzt weiter“, erklärte sie, als sie ihre Haltung wieder gefunden hatte. Er wollte schon etwas erwidern, als er einen Gedanken empfing: ‚Ja, die Gedanken sind frei, lass das unser Kennwort sein. Wenn du das denkst, dann werde ich sie ablenken und zu dir kommen.’
Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Es war schon lange her, dass er bewusst gesteuerte Gedanken versendet hatte. Kurze Zeit später betrat Pippa den Raum, sie hatte wieder den Krankenpfleger dabei.
„Was ist?“, fragte Edita brüsk.
„Ähm, ich habe einen gefährlich unregelmäßigen Herzschlag registriert“, antwortete der Pfleger und hielt zur Bestätigung ein EKG in die Höhe. „Sie haben uns doch Anweisung gegeben, sofort zu kommen, wenn er Herzprobleme bekommt.“
Das stimmte, das hatte sie gemacht und nun konnte sie das nicht einmal nachprüfen, weil sie das Elektrokardiogramm nicht lesen konnte und die Gedanken des jungen Mannes waren ohne Lüge, das hätte sie sofort erkannt. Also beendete sie die Befragung und sagte abschließend: „Es wird nur eine kurze Pause sein, nur so lange, wie nötig ist, damit sich dein verdammtes Herz erholen kann.“
„Ich werde hier sein, Edita. Wir beide sind noch nicht fertig miteinander. Ich habe noch viele Erinnerungen, die du sehen kannst, vielleicht lernst du daraus.“
Der Soldat schlug ihm für diese Worte noch einmal die Faust ins Gesicht und ging dann mit der Historikerin hinaus. Jetzt erst begann Alex zu stöhnen und zu wimmern. Sein Kiefer tat höllisch weh, er hatte den Eindruck, dass mehr als nur ein Zahn gebrochen war. Noch immer spuckte er Blut. Pippa und der Pfleger, der sich als Bennet vorstellte, befreiten ihn von der Fixierung und halfen ihm, sich aufzusetzen.
„Die machen dich fertig“, flüsterte Pippa und wischte ihm das Blut mit einem feuchten Lappen vom Gesicht.
„Sollen – sie. – Es macht – nichts.“ Er atmete tief durch und spuckte einen blutigen Zahn aus. „Dann – kann – sie wenigstens – keine – wichtigen …“ Er hörte auf zu reden, weil ihm schwarz vor Augen wurde. Die Welt schien sich um ihn zu drehen, dann stürzten die Wände auf ihn ein und er wusste nichts mehr.
„Was machen wir jetzt, Ben?“
„Schocklagerung, Pippa. Hilf mir, wir müssen ihn unbedingt wieder wach bekommen.“
Sie legten ihn auf den Rücken und Bennet hielt seine Beine in die Höhe. „Wasche ihm nochmals mit kühlem Wasser das Gesicht. So ein Mist auch. Ich wollte mit ihm reden. Wir brauchen jemanden, der Ahnung von diesen Dingen hat.“
„Ich habe doch auch noch nie an so etwas mitgemacht und es fällt mir schwer, auch nur zu denken, dass es eine andere Lebensart geben könnte.“
„Schade, dass es diese Piratensender nicht mehr gibt. Sie haben scheinbar wieder alle gefunden. Manche waren ganz gut gemacht und lustig.“
„Sei jetzt ruhig, ich weiß nicht, ob der Raum hier überwacht wird.“
Stumm versuchten sie Alex wieder ins Bewusstsein zu holen. Die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen und Bennet taten die Arme weh, aber er wollte nicht nachlassen.
Endlich kehrte wieder Farbe in Alex Gesicht zurück und seine Augenlider flatterten. Dann schlug er die Augen auf und blickte in zwei besorgte Augenpaare. Er konnte förmlich die Angst der beiden schmecken. Um diesen Eindruck zu verscheuchen, befeuchtete er die Lippen mit der Zunge und bemerkte wieder nur Blut.
Bennet hielt ihm ein Aerosol an den Mund und drückte den Auslöser. Alex atmete die feinen Tröpfchen tief ein und bald bekam er besser Luft. Er wartete noch eine Weile, dann setzte er sich auf, hielt dabei den Blick aber starr geradeaus gerichtet.
„Sieh nicht nach unten. Pippa, bring ihm ein Glas Wasser.“ Bennet war wieder in Geschäftigkeit gefallen und brachte keines der Worte heraus, das er sagen wollte. Soviel ging in seinem Kopf vor, das er erst ein Mal, wenn auch nur vage, angedeutet hatte. Alex konnte diese Unsicherheit mühelos erkennen, deshalb fragte er nach einer Weile: „Warum seid ihr so besorgt um mich?“
Bennet wurde rot vor Verlegenheit und stammelte zusammenhangslose Worte, die keinerlei Sinn ergaben. „Wenn ich darf, dann lese ich deine Gedanken und du brauchst nichts zu sagen.“ Erleichtert nickte der Pfleger und Alex seufzte. Eigentlich mochte er es nicht, wenn er in die Gedankenwelt eines anderen eindrang, aber er wusste, dass es jetzt geschehen musste, bevor die Gelegenheit vorbei war. Also weitete er sein Bewusstsein aus und griff in das Hirn des jungen Mannes. Als er wieder hervorkam, stieß er erstaunt die Luft aus. „Ihr wollt also etwas verändern? Wie viele seid ihr?“
„Ich weiß nur von vier Leuten. Wir treffen uns aus Angst vor Entdeckung nicht, sondern reden nur, wenn wir uns zufällig treffen.“
„So viel Furcht ist hier schon verbreitet worden“, murmelte Alex, dann sagte er laut: „Sie kommen zurück. Fesselt mich wieder ans Bett und geht, bevor sie eure Gedanken lesen kann. Edita ist sehr gut darin, ihr dürft sie wegen ihres Alters nicht unterschätzen.“ Beide nickten und taten, was er ihnen aufgetragen hatte.
Alex wartete. Seine Kopfhaut prickelte und er fühlte wie ihn eine Gänsehaut überzog, ihn schauderte. Ein eisiger Wind schien über ihn zu streichen. Dann kam Edita ins Verhörzimmer.
„Wie ich sehe bist du wach und der Dreck ist aus deinem Gesicht entfernt worden. Dann machen wir jetzt weiter. Aber nicht mehr so wie vorhin. Ich habe mir die Zeit genommen, etwas vorzubereiten.“ Sie lächelte und konnte Alex damit keine Minute lang täuschen. Noch immer grinsend spritzte sie ihm eine weitere Substanz in die Venenkanüle.
„Was ist das?“, fragte er, nun doch unsicher geworden.
„Das? Ach, etwas ganz Harmloses, es baut sich nach einigen Stunden von selbst ab. Aber bis dahin – guten Flug, Alex!“ Sie drehte sich um und verließ den Raum.

Im ersten Moment wusste er nicht was er davon halten sollte. Dann, als das Rauschgift zu wirken begann, ging ihm im wahrsten Sinn des Wortes ein Licht auf. Es blendete ihn und er kniff erschrocken die Augen zu. Ein sinnloser Schmerz begann sich in sein Hirn zu bohren, er sah ihn als sich windende Schlange vor sich, einmal war sie grün, dann wieder gelb. Sie zischte und spuckte ihn an, dann drang sie in seine Nase und er versuchte verzweifelt von der Halluzination loszukommen. „NEIN! NEIN! Nehmt das weg!“
Die Tränen schienen in seinem Gesicht Löcher zu hinterlassen. Er roch die verbrannte Haut und schrie noch lauter, versuchte sich aufzubäumen und von diesem Ort wegzukommen. Die Schlange kam aus einem Ohr gekrochen und legte sich auf seinen Mund, dann zwängte sie sich zwischen den Lippen durch, rollte sich auf der Zunge zusammen und lachte schallend, dass es im Rachen ein Echo bildete und er das Gefühl hatte, das Trommelfell würde ihm platzen. Eine Reihe kleiner bunter Käfer lief im Gänsemarsch in seiner Nase hoch und bohrte sich durch den Riechkolben einen Weg ins Hirn. Dort machten sie neue Wege und begannen seine Erinnerungen zu fressen.
„NEIN! Hört auf, hört doch endlich auf damit!“, brüllte er und würgte, weil er noch immer dachte, die Schlange säße auf seiner Zunge. Sein Atem ging immer schneller und dann merkte er, wie noch jemand in seinem Gehirn war. Es war eine wunderschöne Frau, sie drehte sich um und er sah Agnes. „Komm“, sagte sie. „Ich kann dir helfen. Bauen wir zusammen das Modul. Wenn wir uns gegenseitig helfen, dann ist es schneller vorbei. Lass die Käfer, die tun dir nichts, solange ich da bin.“ Agnes sprach so ruhig und sanft auf ihn ein, dass er ihr in Gedanken die Hand gab und mit ihr zu den Bauplänen ging.
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Brigitt, Jack und Sven - wie geht es weiter? So ...
Brigitt und Jack standen Rücken an Rücken. Die sich von oben und unten nähernden Menschen versetzten sie nahezu in Panik. Sie hörten das zornige Rufen der Menge. „Tötet sie! Verdammte Soldaten, die tun uns nichts mehr! Die kriegen wir! Es sind nur zwei! Auf sie!“
Brigitt starrte in die Düsternis vor sich und konnte nichts als undeutliche Schemen erkennen. Eine Person rannte jetzt nach vor, schrie und schien irgendetwas zu tun. Sie drehte sich kurz um, weil sie wissen wollte, was von unten kam, dann löste sie sich von Jack und rannte los, dem einzelnen Angreifer entgegen. „Nein, bleib hier!“, rief Jack, aber es war zu spät. Brigitt lief genau dem Zorn ihres Bruders in die Arme. Er traf sie mit der vollen Wucht seiner Kraft. Sie war jetzt noch stärker, als noch vor einigen Jahren, als er sie schon einmal damit niedergestreckt hatte. Der Aufprall war so stark, dass sie nicht einmal die Zeit hatte zu schreien. Sie wurde zurückgeschleudert, prallte gegen die Mauer und blieb besinnungslos liegen.
„Was machst du nur? Warum hast du nicht gewartet?“, flüsterte Jack, der zu ihr gelaufen war und sie nun hochnahm. Er stand jetzt eingekreist von feindseligen Menschen auf dem Weg und sah keine andere Möglichkeit, als sich kampflos zu ergeben.
Will drängte sich durch die Menge und baute sich vor Jack auf, dann fragte er eisig: „Was wollt ihr hier unten? Seit Jahren lasst ihr uns jetzt in Ruhe und nun wieder dieser feindliche Akt.“
Jack atmete tief durch, legte sich Brigitt näher an den Körper und antwortete: „Wir sind nicht das wofür ihr uns haltet, zumindest sie ist keine Armeeangehörige und ich“, hier lachte er kurz auf. „Ich bin ihr Gefangener. Sie wollte eigentlich ihren Freund retten und wir sind nur durch Zufall hier gelandet. Den Rückweg hat uns die Armee abgeschnitten.“
Er hoffte, dass ihn keiner durchschaute und niemand nach seinem Namen fragte. Da bekam er die Macht von Sven zu spüren, er selbst hielt seine Kräfte verborgen, er wollte sie nicht benutzen. Sven drängelte sich nach vor und rief: „Du lügst! Ich fühle ganz genau, dass da etwas in dir ist. Du bist eine verdammte Gefahr für alle in deiner Umgebung. Du kannst nicht ihr Gefangener sein, du bist stärker als sie! Wer bist du?“
„Du bist auch gefährlich, ich habe meine Fähigkeiten weggesperrt, genauso wie Brigitt, nur habe ich nicht ganz darauf verzichtet. Sie hat dafür gesorgt, dass ich als fahnenflüchtig gelte, mir bleibt überhaupt keine Wahl, als mit ihr mitzukommen.“
Sven war einen Moment verblüfft, dann ging er noch weiter zu ihm und schaute die Frau in seinen Armen genauer an. „Warum habe ich es nicht sehen wollen?“, fragte er matt. „Brigitt, jetzt habe ich es wieder gemacht.“ Er schaute Jack finster an, der schien es nicht zu bemerken, sondern starrte geradeaus in die ewige Dämmerung.
„Wir gehen jetzt zurück ins Dorf und nehmen die beiden mit“, bestimmte Will.
„Willem hat Recht, gehen wir zurück“, sagte auch Annika. „Den Rest besprechen wir in der Siedlung.“
Sven wollte nach Brigitt greifen und sie tragen, aber Jack tat so als würde er es nicht bemerken. Schließlich gab der Jüngere nach und ging hinter dem Gefangenen her.

Nach einer Weile erwachte Brigitt, das Gefühl getragen zu werden, gefiel ihr. Aber als sie merkte, dass er unter ihrem Gewicht zu wanken begann, flüsterte sie: „Du kannst mich absetzen, Jack. Danke, …“ Sie konnte nicht sagen, wofür sie dankbar war. Er hielt an und stellte sie zu Boden. Sven schaute sie besorgt an, aber sie würdigte ihn keines Blickes. Bewusst nahm sie Jack an der Hand und schritt neben ihm her, den anderen nach, in den Versammlungssaal.
„Ich habe Angst“, flüsterte Jack ganz unvermutet und untypisch für ihn.
„Ich auch und am meisten vor Sven. Es war Sven, der mich niedergestreckt hat, nicht wahr?“
„Dein Bruder? Ja, ich fürchte, so war es.“

Im Versammlungssaal wurden sie bereits erwartet. James sprang auf, als er sie hörte und stellte sich neben Celia, obwohl er wusste, dass er ihr nicht helfen konnte, sollte es zu einem erneuten Angriff kommen. Es war nur eine Geste, die sie trotzdem mit einem Lächeln quittierte. Seine Anwesenheit empfand sie als tröstlich in dieser feindselig-wachsamen Umgebung.

Als alle eingetreten waren, suchte sich jeder einen Platz. Brigitt und Jack wurden vor den Bürgermeister gestellt, flankiert von den kräftigsten Untergrundbewohnern.
„Wer seid ihr und was sucht ihr hier?“, fragte er barsch.
Jack blickte Brigitt kurz an bevor sie antwortete: „Wir sind Brigitt und Ron und wir suchen meine Brüder und meinen Onkel.“ Eisig fügte sie hinzu: „Einen Bruder haben wir gefunden.“ Dann presste sie die Lippen fest aufeinander, mehr würde sie nicht sagen. Jack drückte dankbar ihre Hand, weil sie nicht seinen Namen verraten hatte.
„Wo ist Ivo?“, fragte sie nach einer Weile, als sie nur angestarrt wurden. Die Frage hing in der Luft und bekam lange Zeit keine Antwort.
„Noch im Labor“, antwortete James leise. „Wir sind auch hier gestrandet als wir versuchten, zu ihm zurückzukommen.“
Jetzt trat Sven zu Brigitt und sah sie eindringlich an. Brigitt erwiderte seinen Blick unnachgiebig und hart. Sie war noch immer zornig, weil er sie niedergeschlagen hatte.
„Warum hast du deine Zentren blockiert? Ich konnte dich nicht erkennen“, fragte er und nun klang er genauso jung wie er war.
„Weil ich meine Gedanken für mich zu behalten wünsche“, erwiderte sie. „Meine Barrieren bleiben für immer geschlossen.“
„Das kannst du nicht machen! Wie sonst sollen wir Ivo befreien, wenn nicht mit unseren Kräften?“
„Ich werde einen anderen Weg finden.“
„Das verstehe ich nicht! Wie kannst du nur darauf verzichten? Bist du wirklich so dumm, dass du deine Fähigkeiten zerstörst?“
„Nenne deine Schwester nie wieder dumm“, fuhr ihn Jack an. „Es liegt verdammt viel Weisheit und Mut in dem was sie getan hat.“
„Was mischt du dich da ein?“ Sven geriet gerade in Fahrt. Er musste seinen Frust irgendwo abladen und jetzt schien ein guter Zeitpunkt zu sein. „Das alles geht dich doch gar nichts an. Du bist ein verfluchter Soldat der eumerischen Armee und jagst uns, willst uns alle umbringen, dazu lügst du noch wie gedruckt. Denkst du ich kann nicht erkennen, wovor du dich so fürchtest? Du bist Jack MacGregor und hast mitgeholfen als hier ein Massaker stattfand.“ Den letzten Satz spie er ihm vor die Füße. „Hast du das gewusst, Brigitt? Ich wette, er hat dir nichts davon gesagt.“
Brigitt trat vor und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Wie kannst du es wagen? Natürlich weiß ich davon, schon lange oder glaubst du ich gebe mich mit Leuten ab, die mir nicht die Wahrheit sagen oder denen ich nicht vertraue?“
„Dann billigst du also seine Taten?“
Jemand rief: „Sperrt die beiden ein und lasst sie ersticken oder verhungern!“ Allgemeine Zustimmung machte sich breit und die Ersten kamen schon auf sie zu. Sven blieb wo er war. Noch nie im Leben war er von Brigitt so enttäuscht gewesen.
„Ich entschuldige gar nichts. Ich beurteile die Menschen nach ihrem derzeitigen Verhalten und deines gefällt mir nicht. Wenn wir nur streiten werden wir nichts gegen die Mächtigen ausrichten, wir tun ihnen sogar noch einen Gefallen damit“, sagte sie als sie gepackt und aus dem Saal gezerrt wurde.
Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Die einen versuchten die anderen zu beruhigen. Aber alles Gerede ging in dem herrschenden Chaos unter. Die Mehrheit war dafür, Brigitt und Jack wegzusperren. So schlossen sie die beiden in eine enge Kammer gleich hinter dem Versammlungssaal. Es war stockdunkel und heiß.

Brigitt warf sich in hilfloser Wut gegen die schwere Metalltür und hämmerte dagegen.
„Tut mir Leid“, sagte Jack schließlich. Er saß in einem Winkel, hatte die Knie angezogen und den Kopf darauf gelegt. Brigitt setzte sich in die andere Ecke und kam sich jetzt wirklich dumm vor, weil sie es nicht geschafft hatte, Sven zu überzeugen.
„Dein Bruder ist ein sehr starker Telepath, dass er so einfach meinen Namen finden konnte.“
Als sie nichts sagte, wiederholte er seine Entschuldigung: „Tut mir leid. Das hätte nur mich treffen sollen.“
„Macht nichts“, erwiderte sie leise.
„Und ob es etwas ausmacht!“ Er sprang auf und schlug sich den Kopf an einem Deckenbalken an. „Mist“, sagte er, ging auf die Knie und kroch zu Brigitt. Ganz nah setzte er sich zu ihr und nahm ihre kalten Hände in seine. „Es macht viel aus, wenn jemand anders für meine Taten bezahlen muss. Wenn ich wüsste, dass es Sinn macht, würde ich jetzt meine Talente auspacken und uns freikämpfen. Nur denke ich, dass dein Bruder dann erst recht davon überzeugt wäre, dass du mit dem Militär kooperierst. Er will mir nicht glauben, auch wenn ich ihm die Wahrheit vor den Latz knalle.“
„Ja, so war Sven schon immer. Wenn er sich eine Meinung gebildet hat, dann geht er nur sehr schwer davon ab.“ Sie seufzte traurig und ließ den Kopf auf den Knien ruhen. Dann fühlte sie eine Berührung, Jack strich ihr sanft durch das Haar und nahm sie dann in den Arm.
„Ich habe noch nie jemanden so gehalten und wir dürfen das auch nicht. Aber hier kann mich keiner sehen und du wirst mich nicht verraten“, flüsterte er.

Sie saßen eng beisammen, da merkte Brigitt eine Veränderung an Jack. Sein Atem ging schwer und stoßweise, seine Finger waren schweißnass, ebenso der restliche Körper.
„Was ist mit dir?“
„Nichts. – Klaustrophobie.“
„Kannst du es noch aushalten? Ich werde noch einmal rufen, vielleicht macht uns ja jemand diese elende Tür auf.“ Aber sie klang nicht sehr hoffnungsvoll, die Tür war aus Metall und dick. „Es wird nichts – bringen – Tresor“, versuchte er zu erklären. Er fühlte, wie ihn das Eingeschlossensein immer mehr erdrückte, der Schweiß hatte bereits seine Kleidung durchnässt und er begann zu fürchten, die Kontrolle über seine geistigen Fähigkeiten zu verlieren. Er bewunderte Brigitt, die sich von dieser Enge nicht einschüchtern ließ und die ihre Fähigkeiten einfach so blockiert hatte, weil sie nichts mehr damit zu tun haben wollte. „Werde – Geist – schicken“, flüsterte er abgehackt und immer schwerer nach Atem ringend. Er hatte den Kopf an die kühle Wand gelegt und versuchte langsam und bewusst zu atmen. Brigitt kam zurück und knöpfte sein Hemd auf, dann fächelte sie ihm Luft zu. Er lächelte darüber in der Dunkelheit. „Hand“, sagte er und griff nach ihr. „Brauche Anker – gehe – raus“, er wollte mehr erklären, brachte es aber nicht zustande und in ihre Gedanken wollte er nicht eindringen. Dann schloss er die Augen und schickte seinen Geist auf Reisen.

Er hatte das noch nicht oft gemacht und es war jedes Mal ein sonderbares Gefühl, wenn er vor seinem leblosen Körper schwebte. Brigitt saß auf seinen Oberschenkeln und hielt ihm die Hände. Jetzt wischte sie ihm den Schweiß von der Stirn. Der Geist lächelte darüber. Dann gab er sich einen Ruck und verließ die Kammer durch die schwere Metalltür.
Er dachte sich zu Sven und schon war er vor dem jungen Mann. Jack hatte sich für alle sichtbar gemacht, zumindest hoffte er, dass ihn möglichst viele sehen konnten.
Er schwebte etwa einen Meter vor dem jungen Mann und funkelte ihn wütend an. Sven fuhr erschrocken zurück. Sie hatten gerade beraten, was sie weiter tun sollten und er war nicht einverstanden, dass Brigitt mit im Tresor eingeschlossen worden war. Celia war auch dagegen, aber niemand wollte sie anhören und so hatte sie sich resigniert zurückgezogen und unterhielt sich im Hintergrund leise mit James. Auch die beiden hatten Sorge um ihre Leben und fragten sich wie es mit ihnen weitergehen sollte.

Jack schwebte nun ganz nahe an Sven heran und sagte: „Lasst Brigitt frei. Sie hat damit nichts zu tun.“
„Ich kann das nicht entscheiden. Das muss der Bürgermeister machen.“
„Sie wird dort drin ersticken! Und weißt du was? An deinen Händen klebt dann ihr Blut!“
„Warum hat sie sich auch mit dem Militär eingelassen“, sagte Sven und fluchte ausgiebig.
Jacks Geist lachte. „Sie hat mit der Armee soviel zu tun, wie du ein Mädchen bist, Junge. Willst du es noch immer nicht glauben, dass ich ihr Gefangener bin? Lies in meinen Gedanken, dann wirst du hoffentlich die Wahrheit erkennen.“ Er klang bereits sehr gereizt und er merkte, wie sich die Panikattacke auch auf seinen reisenden Geist ausbreitete. „Mach schnell, Junge.“ Endlich gab sich Sven einen Ruck und er las die Gedanken des Älteren. „Nein, nein, das kann ich kaum glauben. Brigitt hat einen Elitesoldaten überwältigt? Wie?“
„Das ist doch gleichgültig! Sie muss dort raus und zwar sofort!“ Dann zog sich Jack in den Körper zurück.
Brigitt saß noch immer auf seinem Schoß und blickte ihn besorgt an. Sein Atem ging nur mehr ganz flach und der Schweiß rann ihm über das Gesicht.
„Schlag – mich bewusstlos“, flüsterte er. „Bevor sich – Mutation verselbstständigt – gefährlich.“
„Was ist passiert? Wo warst du?“
Er kämpfte weiter um jeden Atemzug und darum ruhig zu bleiben. Nach einigen Minuten gab er ihr die Antwort. „Weiß nicht, ob sie mir – glauben. – Schlag zu, Brigitt“, forderte er drängend.

Noch bevor sie ihm die Faust ins Gesicht schlagen konnte oder auch nur überlegen, ob sie es tun sollte, öffnete sich quietschend die Tür. Sven steckte seinen Kopf herein, schnüffelte angewidert und befahl: „Brigitt, komm heraus.“
Sie schaute zur Tür und dann wieder zu Jack. Es gab nichts zu überlegen für sie, aber sie wollte Zeit gewinnen und sich sammeln für das, was sie vorhatte. Schließlich, als Sven schon ungeduldig zu werden begann, sagte sie: „Wenn Jack nicht mitkommt, dann bleibe ich auch. Er hat mein Leben gerettet, also werde ich ihn jetzt nicht alleine lassen.“
Jack blickte sie erstaunt an und Sven klopfte wütend mit der Hand gegen das Metall der Tür. „Brigitt, geh. Ich wusste, was mich erwartet, als ich dich hierherführte. Ein Leben für ein Leben und ich habe viele genommen. Geh!“ Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
„Du sagst es, ein Leben für ein Leben. Das gilt auch für mich. Ich gehe nicht, ohne dich!“ Jetzt stand sie auf, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Sven an.
„Verdammt, Brigitt, geh bevor er die Tür wieder schließt und vergiss mich. Ich bin ein Mörder und ein Deserteur – der Tod ist mir auf den Fersen, also …“ Er schluckte ein paar Mal und forderte sie wieder auf, ihn bewusstlos zu schlagen und zu verschwinden.
„Das lässt sich machen“, hörten sie eine Stimme aus dem Hintergrund.
Brigitt drehte sich wieder zu Jack und murmelte: „Tut mir leid.“ So fest sie konnte, schlug sie ihm die Faust auf die Schläfe, mehrmals hintereinander. Dann setzte sie sich neben ihn und sagte: „Sven, mach die Tür zu oder lass uns beide gehen.“
Von draußen war ungläubiges Murmeln zu hören, es wurde diskutiert und es herrschten verschiedene Meinungen über ihr Vorgehen. Endlich schien sich eine Stimme durchzusetzen.
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Was will Jack? Ist er nun gut oder böse oder ...?
„Wir lassen beide raus. Geht zur Seite!“, befahl die Stimme. „Aber sie bleiben weiterhin in Gewahrsam, auch unsere anderen Gäste. Bis auf Sven darf sich von euch keiner frei bewegen. Bringt sie in ein Quartier und versorgt sie mit dem Nötigsten.“ Will hatte sich als der Sprecher erwiesen. Er sah nicht ein, dass sie auf Gewalt mit Gewalt antworten sollten, das war noch nie eine gute oder gerechte Lösung gewesen. Er war froh, dass er als stellvertretender Bürgermeister soviel Gewicht in der Gemeinde hatte, um solche Entscheidungen treffen zu können.

Brigitt verließ erst den Tresor, als jemand Jack hinausgetragen hatte. Sie wurden in einen größeren Raum gebracht. Man hatte sogar für ausreichende Beleuchtung gesorgt, damit sie etwas erkennen konnten. Das Zimmer war annehmbar hergerichtet. Sie nahm an, dass es schon lange nicht mehr bewohnt worden war. In der Mitte stand ein großer Tisch, darum herum, einige wackelige Stühle. An einer Wand befand sich ein wuchtiger Schrank, der mit Geschirr angefüllt war, daneben war eine schmale Couch, auf der Jack lag.
Am Tisch saßen bereits James und Celia. Sie schienen von der Wendung der Dinge ebenso überrascht zu sein wie Brigitt selbst. Sie machte sich mit den beiden bekannt und war nicht sehr erstaunt, als sie ihre Geschichten erfuhr. Jetzt verstand sie auch, warum Sven so feindselig reagiert hatte. Auf dem Tisch befanden sich ein Krug mit Wasser und einige Scheiben Brot, das aus dem berühmten Dunkelweizen hergestellt wurde. Diese Weizensorte gedieh nur hier und war eigens für die Dunkelheit gezüchtet worden. Darauf waren die Einwohner besonders stolz.

Brigitt aß und trank bewusst langsam und sie hörte bereits auf zu essen als sie längst noch nicht satt war. Aber sie wollte ihren Magen nach der langen Fastenzeit nicht überlasten.
Als Jack die Augen aufschlug reichte sie ihm ein Glas Wasser.
Dankbar trank er und sagte dann, während er sich über die Schläfe strich: „Du hast vielleicht einen gewaltigen Schlag drauf. Das sollte man nicht meinen, wenn man dich sieht. Du siehst so zart und sanft aus, wie eine Blume.“
„Wahrscheinlich hast du eine Gehirnerschütterung, weil du so daherredest“, antwortete sie barsch.
„N-nein, ich denke, du hast mir den Kopf zurechtgerückt“, bemerkte er und setzte sich langsam auf. Dann stellte er den Becher zu Boden und tat etwas, das verboten war. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und zog es ganz nah an seins heran und begann sie zu küssen. Erst die Augen, die Nase, die Stirn, die Wangen, das Kinn, den Hals und schließlich landete er auf ihrem Mund. Bei der ersten Berührung erstarrte sie, doch dann ließ sie es geschehen, rührte sich aber nicht dabei. Sie wehrte sich nicht dagegen, erwiderte die Küsse aber nicht.
James räusperte sich vernehmlich als Sven eintrat und Jack ließ erschrocken von Brigitt. Erst jetzt wurde ihm sein Verhalten bewusst. ‚Ich muss wohl doch eine Gehirnerschütterung haben’, dachte er und wandte den Blick ab.
Brigitt drehte sich um und sah Sven nachdenklich an, dann umarmte sie ihn und sagte: „Schön, dass ich dich gefunden habe, auch wenn ich mir die Begrüßung etwas freundlicher vorgestellt habe.“
„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Brigitt. Es ist so lange her und es tut mir echt leid, dass ich dich niedergeschlagen habe.“
Sven setzte sich an den Tisch und Brigitt ließ sich müde auf die Couch sinken. Zwischen ihnen herrschte ein langes, immer düsterer werdendes Schweigen. Es schien sich nichts Gutes anzubahnen.

Jack durchbrach das Schweigen und die aufkommende streitbare Stimmung mit den Worten: „Kann ich mich irgendwo waschen und gibt es hier auch Schlafgelegenheiten oder müssen wir auf dem Boden liegen und uns mit der Bank abwechseln? Wir müssen uns alle ausruhen, bevor wir überlegen, wie es weitergeht.“ Er hatte befehlsgewohnt gesprochen und damit wieder Svens feindseligen Blick auf sich gezogen. Aber auch Sven wusste, wie wichtig es war, dass sie alle ausgeschlafen waren. So sagte er: „Links durch die Tür geht es ins Bad, rechts ist das Schlafzimmer. Ich denke, dort werden wir alle unterkommen.“ Er sah aber dabei nur Celia und James an, die ebenfalls erschöpft wirkten.
Brigitt war bereits im Sitzen eingeschlafen und die anderen drei zogen sich ins Schlafzimmer zurück. Jack trug nun Brigitt hinüber und legte sie in eines der Betten, dann ging er ins Bad, starrte in den schmutzigen Spiegel und sagte: „Jack du bist wahrscheinlich der größte Vollidiot in ganz Eumeria. Hier laufen die Todfeinde deiner Kaste herum und du lässt dich weiter als Gefangenen behandeln, noch dämlicher, du hilfst ihnen auch noch. Jederzeit könntest du hier rausspazieren und keiner könnte dir was anhaben. Wie blöd kann ein Mensch nur sein?“ Er gähnte sein Spiegelbild an und begann nun seine Kleidung mit der Seife zu bearbeiten. Anschließend suchte er einen Platz, wo er die Uniform trocknen konnte.
Er beschloss auf der Couch zu schlafen und rollte sich unter dem Schonbezug zusammen. So müde war er das letzte Mal in der Sonderausbildung gewesen, als sie tagelang nicht schlafen durften. Trotzdem konnte er nur schwer einschlafen. Seine Gedanken wanderten von einem Thema zum nächsten und kehrten immer wieder zu Brigitt zurück, wie sie nur spärlich beleuchtet in der Tür des Tresorraumes gestanden und ihn verteidigt hatte. So etwas hatte er nicht zu hoffen gewagt und nun befand er sich weiterhin in ihren Händen, ohne dass sie es wusste. Irgendwann würde er alles beichten müssen. Er gähnte, drehte sich um und befahl sich, zu schlafen. Lustlos machte er die Übungen, die er seit Jahren brauchte, um nur halbwegs zur Ruhe zu kommen und schließlich glitt er in einen traumlosen, tiefen Schlaf.

Er erwachte, als ihn eine Hand im Gesicht traf. Erschrocken setzte er sich auf und blickte in Svens Gesicht. „Was ist los?“, fragte er wachsam geworden und merkte, wie sich eine irrationale Furcht in ihm breit machte. Das blieb auch Sven nicht verborgen, der grinste.
„Was bist du MacGregor?“, fragte er.
Jack gähnte, fuhr sich durchs kurze Haar und schaute ihn lange an. Schließlich stand er auf, streckte sich und wickelte sich die Decke um den muskulösen Körper. Es war kalt und er hatte nur die Unterwäsche an. „Ich bin euer Gefangener.“
„Dafür hat sich Brigitt aber ganz schön für dich eingesetzt und du dich für sie“, brummte Sven und nahm am Tisch platz. Jack setzte sich neben ihn und goss ihnen beiden Wasser in die bereitstehenden Gläser.
„Ja, das scheint sich zu widersprechen, nicht wahr?“ Jack sprach jetzt ganz mild und die Müdigkeit in seiner Stimme war wie weggewischt.
„Keine Spielchen, Sven. Ich weiß, dass ich in eurer Hand bin, aber ihr wisst nicht, was ihr in Händen habt. Was hast du in mir gelesen, als du meinen Namen gefunden hast?“
Sven überlegte eine Weile, das Gespräch hatte er sich anders vorgestellt. Er wollte die Fragen stellen und nun war er überrumpelt worden. „Ich habe deinen Namen gesehen, und dass du beim Inlandschutz ein Elitesoldat bist, sonst nichts. Wie kommt es, dass ein Elitesoldat Panikattacken bekommt?“
„Weil der Elitesoldat während der Ausbildung in eine kleine Kiste gesperrt und beinahe darin vergessen worden wäre. So und jetzt lies noch einmal in mir und ich werde dir etwas mehr über Jack Ronald MacGregor zeigen“, forderte er Sven auf. „Keine Spiele, Kleiner.“
„Keine Spiele, MacGregor“, wiederholte Sven im selben aggressiven Tonfall.
Dann drang er mühelos in Jacks Gedankenwelt ein. Er sah ihn, wie er den Vorsitz im neu gewählten Rat der Telepathen einnahm und die Leitung der Ermittlungsabteilung für Piratensender übernommen und sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet hatte. Dann wollte er Sven wieder hinausdrängen, das andere war Privatsache und ging Sven nichts an. Aber Sven war neugierig geworden. Er ließ nicht locker und sah, wie der Telepath von Brigitt überrascht und überwältigt worden war, weil er ihr Versteck nicht orten konnte. Dann lachte Sven, als er Jack nackt an einen Baum gefesselt sah. Sven sah noch wie er etwas später Brigitt in einem unfairen Kampf besiegt und dennoch nicht verraten hatte. Er sah sie vor der Drohne davonlaufen, dann war es Jack endlich gelungen, den Jungen aus seinem Kopf zu drängen.
„Du bist unhöflich“, presste er zornig hervor und trank einen Schluck Wasser, um seine Wut hinunterzuspülen.
Sven versuchte das Gesehene in einen Kontext mit seinen eigenen Erfahrungen zu bringen. Schließlich reifte eine Erkenntnis in ihm und er begann zu lachen bis ihm die Tränen kamen. Jack saß stumm dabei und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du liebst sie. Du verfluchter Mörder, liebst meine Schwester, das kann ich einfach nicht glauben.“
„Du irrst dich. Unter meinem Volk gibt es das nicht, also kann ich sie nicht lieben.“
„Ich habe gesehen, wie du sie geküsst hast und allein dein Blick spricht Bände“, versicherte ihm Sven noch einmal.
„Das ist Liebe? Ich hatte keine Ahnung“, flüsterte Jack. „Ja, dann …“
„Halte dich fern von ihr, oder ich sage ihr, was du wirklich bist“, drohte Sven.
„Ich werde Brigitt die Wahrheit sagen, wenn sie wach ist. Dann kann sie selbst entscheiden. Das liegt nicht an dir.“ Er schaute dabei Sven fest ins Gesicht, bis dieser den Blick senkte und nachgab. So saßen sie stumm beisammen und warteten auf die anderen.
Jack stand einmal auf und kontrollierte, ob seine Sachen trocken wurden, aber sie waren noch klatschnass, also wickelte er sich wieder in die Decke und versuchte ruhig zu bleiben und nicht daran zu denken, was er noch sagen und tun musste.

Endlich trat Brigitt mit Celia und James aus dem Schlafzimmer. Am liebsten hätte er ihr sofort den Rest seiner Geschichte erzählt, aber er wollte noch warten, bis sie getrunken und gegessen hatte. Sven war fortgegangen. Er war der Einzige von ihnen, der die Räume verlassen durfte. „Ich gehe zu Will und Annika, bis später“, hatte er ihnen von der Tür aus zugerufen und war verschwunden.
Jack redete sich stumm Mut zu und sagte schließlich zu Brigitt: „Komm bitte kurz mit, ich muss dir noch etwas berichten.“ Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu und folgte ihm ins Schlafzimmer. „Entschuldige meinen Aufzug, ich habe meine Sachen gewaschen“, begann er. Sie tat es mit einer Handbewegung ab und wartete, dass er fortfuhr. Er setzte sich auf die Bettkante, strich sich durchs Haar, wie er es immer machte, bevor er etwas kompliziertes erklären musste, und begann zu erzählen. „Ich habe dir damals im Wald nicht alles gebeichtet. Erstens bin ich älter als ich gesagt habe und dann habe ich noch einen Sitz im Rat der Telepathen inne, genauer gesagt, bin ich der Vorsitzende des Rates und ich bin Leiter der Ermittlungskommission für Piratensender. Dass ich bei der Einheit war, wo du mich gefangen hast, war auch kein Zufall, ich war einer der Freiwilligen. So, jetzt ist es gesagt. Dein Bruder hat noch gemeint, ich solle mich gefälligst von dir fernhalten. Ich werde es tun, wenn es dein Wunsch ist.“ Er hatte so schnell geredet, dass sie eine Weile brauchte, um alles zu registrieren und zu verarbeiten. Langsam dämmerte ihr, was er sonst noch sagen wollte, es aber ungesagt ließ.
„Du meinst, dass wir dich als Geisel verwenden sollen – dich gegen Alex und Ivo austauschen? Das gefällt mir nicht. Ich mag es nicht, wenn Menschen wie Dinge behandelt werden. Aber du hast selbst gesagt, dass du desertiert bist, wie sollte das gehen?“
„Der Rat der Telepathen kann nicht auf ihre Mitglieder verzichten. Richtig gute, starke Telepathen sind selten und solange sie mich auf den Relais haben, werden sie nichts gegen mich unternehmen können. Irgendwann, wenn es einen Nachfolger gibt, dann werden sie mich entsorgen, so wie sie es mit allen machen. Aber jetzt bin ich noch wertvoll. Überlege es dir, ob du mich als Tauschobjekt nimmst. Sven wäre von diesem Vorschlag wahrscheinlich mehr als begeistert, ebenso die anderen.“ Er lachte freudlos, dann ließ er sich zurück aufs Bett fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Brigitt schritt im Zimmer herum, Untätigkeit war ihr verhasst, im Sitzen konnte sie nicht denken. Alles Gesagte ließ sie sich durch den Kopf gehen, drehte und wendete es, schließlich gelangte sie zu einer Erkenntnis. Es war unglaublich und sie wollte es eigentlich nicht, aber sie redete sich ein, dass er noch immer ein Feind ist und sagte: „Falls es keine andere Lösung gibt, wird es vielleicht dazu kommen. Auch wenn es mir nicht gefällt, dich als Tauschobjekt zu behandeln, aber das sind auch Alex und Ivo nicht.“ Sie legte sich ein Stück von ihm entfernt aufs Bett und verschränkte ebenfalls die Hände hinter dem Kopf.
„Dann sei es so“, antwortete er.
Eine Weile lagen sie stumm nebeneinander, dann drehte sie sich auf die Seite und fragte: „Was ist das für ein Rat? Was macht ihr? Und wie alt bist du wirklich, du siehst nicht viel älter aus als ich?“
Jetzt drehte er sich auch auf die Seite und lächelte sie an. „Die letzte Frage zuerst, denn vielleicht kann ich damit die anderen beiden auch beantworten. Ich habe schon einmal meine Mutation erwähnt. Dieses Gen hat nicht nur eine Kamikaze-Schaltung – wie ich es nenne – sondern sorgt auch dafür, dass ich nicht mehr altere. Meine Zellen erneuern sich fortwährend, dadurch ist es schwer, mich dauerhaft zu schädigen. Deshalb auch mein ständiger Sitz im Rat der Telepathen. Es gibt nur wenig Menschen mit dieser Manipulation, deshalb werden sie mir auch nichts tun, hoffe ich zumindest.“ Er holte tief Luft und fuhr dann fort: „Ich bin zwanzig Jahre älter als du, was du mir wahrscheinlich nicht glauben wirst. Aber so ist es. – Was macht nun der Rat? Wir überwachen und kontrollieren besonders Begabte, suchen Mutationen und unausgebildete Telepathen. Ich sorge dafür, dass alle besonderen Fähigkeiten registriert werden. Oder sollte ich sagen, ich habe dafür gesorgt? Schließlich bin ich noch immer dein Gefangener und mein Leben liegt in deinen Händen.“ Er schaute sie ernst an, dann lächelte er zaghaft. „Weißt du, dass es mir schwer fällt, zu lächeln? Es wurde uns bereits in der Kindheit ausgetrieben. Wir lernen unser Gesicht als Maske zu tragen und damit die Mauer um unsere Gedanken zu schützen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie hoch der Preis für diese Art der Selbstbeherrschung ist, ich denke, deshalb sind uns viele Dinge verboten. Die Beschränkung für Telepathen ist noch rigider als die für andere Menschen. Wir haben keinerlei Kontakt zu Außenstehenden, was meine seltsame Position im Inlandschutz erklärt. Ich bekleide den Rang eines Leutnants und trotzdem hatte der Hauptmann mehr Respekt vor mir als umgekehrt.“ Er redete dahin, erzählte von einigen Erlebnissen während der Ausbildung, dann sagte er ganz unvermittelt und todernst geworden: „Dein Bruder hat mich beschuldigt, dich zu lieben. Ich weiß, dass es dieses Gefühl gibt – und dass er recht hat.“ Sie schaute ihn erstaunt an, mit dieser Offenbarung hatte sie nicht gerechnet, doch bevor sie etwas sagen konnte, sagte er hastig: „Es ist in Ordnung, dass du das Gefühl nicht erwiderst, das kann ich verstehen. Ich mag mich ja selbst nicht, wenn ich mich aus den Augen der anderen betrachte. Wer liebt schon einen Mörder?“
„Jetzt machst du dich über mich lustig. Ich kann das nicht fassen.“ Sie starrte ihn weiterhin an und fühlte sich innerlich leer werden.
„Das würde ich nie wagen, Brigitt“, sagte er sanft und strich ihr mit der freien Hand das Haar aus dem Gesicht. Nach einer Weile murmelte er: „Du hast dieses gefährliche Gen auch. Ich habe dich auf den Schirmen gesehen, bis du dich blockiert hast. Ich hoffe, dass ich auch einmal den Mut haben werde, das zu tun. Aber noch ist es nicht so weit. Wenn ich dir helfen soll, Alexej Smirnov zu befreien, dann brauche ich die Gabe.“ Plötzlich sog er scharf die Luft ein und stieß sie dann mit einem lauten Seufzer wieder aus. „Entschuldige, ich wollte den Gedanken nicht lesen.“ Brigitt errötete und wandte sich rasch ab.
„Das darf keiner erfahren, hörst du“, flüsterte sie.
„Schon gut, dein Geheimnis ist bei mir sicher“, antwortete er und drehte sie zu sich um. Dann nahm er sie ganz kurz in den Arm und unterdrückte den Impuls sie zu küssen, stattdessen gähnte er.
„Konntest du nicht schlafen?“, fragte sie.
„Nicht viel. Mir geht eine Menge im Kopf herum. Ich denke, ich habe eine Idee, wie wir Alexej befreien können. Aber der Plan ist gefährlich und du musst mir absolut vertrauen, ebenso die anderen, denn die müssen mitmachen. Erst danach können wir Ivo befreien, was wahrscheinlich etwas schwieriger wird. Ich fürchte sie werden das Landmann-Gen freisetzen wollen.“
Brigitt schauderte, als sie das hörte. ‚Das Landmann-Gen und ich soll diese gefährliche Mutation auch haben. Ich will das nicht und ich will, dass Ivo freikommt und wieder normal ist und Alex soll wieder hier sein.’ Sie rückte von ihm ab und murmelte: „Ich will nachhause.“
„Dann müssen wir schnell machen. Aber ich fürchte, dass sie dein Zuhause zerstört haben.“
„Oh, du hast ja heute nette Wahrheiten für mich. Sag mir was Schönes, damit es mir wieder besser geht.“
Er schien eine Weile zu überlegen, sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, also sah sie nicht, wie er vor sich hinlächelte, dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr und sie stand auf und ging.
An der Tür sagte sie: „Es tut mir Leid, Jack, aber … Am besten ist es, wenn du dich ausschläfst." Rasch schloss sie die Tür von außen.
Er drehte sich um, machte die Augen zu und versperrte seine Gefühe in einen fernen Winkel.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Ein Plan reift ...
Brigitt prallte an der Tür mit Sven zusammen. „Wo bist du gewesen?“, herrschte sie ihn an.
„He, immer mit der Ruhe, Brigitt. Ich habe dafür gesorgt, dass wir etwas besser bewirtet werden und denen klarzumachen versucht, dass wir dringend gehen müssen. Will versteht mich und auch Annika, aber es gibt so viele andere, die nicht begreifen wollen, dass wir nur dann keine Gefahr darstellen, wenn wir weg sind.“
Er ließ sich neben Celia auf einen Stuhl fallen und hämmerte auf die Tischplatte. „Ich hätte Ivo nicht zurücklassen sollen“, machte er sich wieder einmal Vorwürfe. „Warum war ich nur so feige und bin es jetzt noch. Wir könnten ganz einfach von hier verschwinden und dennoch warten wir darauf, dass sie uns gehen lassen.“
„Es ist richtig, dass wir warten“, brummte James. „Auch ich will hier so schnell es geht weg, aber mich hier hinauskämpfen will ich auch nicht. Was, wenn wir uns freikaufen? Wir lassen ihnen, du weißt schon wen und dafür gehen wir frei.“
„Nein. Das geht nicht, weil er eine wertvollere Geisel ist als du dir vorstellen kannst.“ Jetzt erzählte Sven was er alles über Jack erfahren hatte. Bis auf Brigitt waren alle erstaunt darüber. Celia sagte schließlich: „Dann ist er mitverantwortlich für die Dinge die in den Labors geschehen! Auch wenn er selbst noch keines von innen gesehen hat, hat er doch die Entscheidung zur Forschung am Menschen mitgetragen. Er ist genauso schlimm wie die Ärzte in den Einrichtungen! Mit Genuss werde ich ihn für meine Freiheit opfern.“
Brigitt stand mit dem Rücken zu den anderen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und dachte nach. Sie wollte nicht mit ihnen darüber reden. Ihre Meinung war jetzt noch nicht wichtig. Immer hatte sie den richtigen Zeitpunkt abgewartet und dann erst gehandelt. Jetzt dachte sie daran, dass er sich für sie in eine unbekannte Gefahr begab, weil er ein Gefühl entwickelt hatte, dass in seiner Welt verboten war, es nicht geben durfte und einem Todesurteil gleichkam. Gehirnwäsche ist nichts anderes, als die Vernichtung der eigenen Gedanken. Ein paar Mal schüttelte sie den Kopf wegen ihrer Überlegungen. ‚Ich vertraue ihm, aber ich vertraue auch Sven. Wenn ich doch nur genau wüsste, was ich tun soll.’ Dabei wusste sie ganz genau, was sie wollte und wie der nächste Schritt aussah. „Ich lege mich noch einmal schlafen. Ihr könnt sagen was ihr wollt, er ist mein Gefangener und da bestimme ich.“
„Gut gesprochen. Aber es betrifft uns alle, vergiss das nicht“, konterte James.
Ohne ein weiteres Wort ging sie zu Bett. Müde war sie nicht, aber sie wollte den anderen für eine Weile entkommen und mit ihren Gedanken alleine sein.
Die Mitte des Schlafzimmers wurde von einem großen Bett dominiert, in dem jetzt Jack schlief. An den Wänden standen zwei weitere, jedoch wesentlich kleinere Betten. In eines davon legte sie sich und kam sie verloren vor. Sie wollte ihre Gedanken auf Ivo und Alex richten, als ihr einfiel, dass sie das nicht mehr konnte. Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust und sie machte sich ganz klein. Auch nach mehreren Stunden war sie sich nicht klarer über ihre Gefühle und was sie von Jack halten sollte. Einerseits mochte sie ihn, seine Art eine Schwäche einzugestehen gefiel ihr. Sie kannte nicht viele Leute, die sagen würden, dass sie Angst haben. Andererseits war er ein mächtiger Telepath in einer noch mächtigeren Position. Sie überlegte, ob er nicht doch eine wichtige Geisel sein könnte. Es half nichts, sie kam mit ihren Überlegungen nicht weiter. Aber beraten wollte sie sich auch mit keinem. Sven erschien ihr zu jung, Celia ebenfalls und James hatte seine Meinung kund getan. ‚Er ist meine Verantwortung, also ist auch die Entscheidung meine. Warum hat er mich nicht ausgeliefert? Möglichkeiten dazu hatte er genug.“ Unentschlossen drehte sie sich von einer Seite zur anderen und das Bett machte dabei quietschende Geräusche.
Sie merkte nicht, dass Jack ebenfalls wach lag und sie beobachtete, ihren Gedanken lauschte und sich wie der größte Verbrecher aller Zeiten fühlte.
„Weil ich mich in dich verliebt habe“, flüsterte er. „Und weil es Zeit ist, einiges wieder gut zu machen, was die Telepathenkaste angerichtet hat.“ Sie hatte ihn nicht gehört und darüber war er froh. Nicht einmal während seiner Zeit im Internat war er sich so ausgeliefert vorgekommen. Obwohl er wusste, dass es ihm ein Leichtes wäre, an die Oberfläche zurück zu kommen, beschloss er zu bleiben und ihre Entscheidung zu akzeptieren. Eine innere Stimme verhöhnte ihn als Schwächling und Feigling, weil er seine Macht nicht ausspielte, sondern immer noch tief verborgen hielt. ‚Vielleicht bin ich tatsächlich feige geworden’, überlegte er. Dann wieder tieftraurig: ‚Schade, dass sie mich nicht so mag, wie ich sie.’ Er drehte sich auf den Rücken und konnte es nicht verhindern, dass ihm ein „Ach“, entfuhr. Brigitt saß mit einem Ruck im Bett und starrte zu ihm hinüber. „Belauschst du mich?“, fragte sie scharf. „Nein. Ich hatte nur deinen letzten Gedanken empfangen. Es war, als hättest du ihn mir gesendet. Ich werde in Zukunft besser aufpassen und mich deutlicher abschirmen“, sagte er gerade so laut, dass sie ihn noch hören konnte.
Bevor sie noch weiter fragen konnte, meinte er: „Lass mich weiter schlafen.“ Er drehte ihr den Rücken zu und schloss die Augen.
Brigitt schnaubte wütend und resigniert zugleich. Aus ihm wurde sie nicht schlau. Es waren so viele ambivalente Gefühle, die in ihr tobten, wenn sie ihn sah oder an ihn dachte, dass es fast zum Verrücktwerden war. Sie merkte, dass es nichts brachte, hier noch weiter herum zu liegen, also stand sie auf und ging zu den anderen.

Dort hatte sich wenig getan. Ihnen war langweilig und sie begannen sich gegenseitig auf die Nerven zu fallen. Streit lag in der Luft. Jeder kritisierte alles am anderen, jede Meinung wurde zerredet, bis sie nicht mehr wussten, worum es eigentlich ging. Als Brigitt eintrat, verstummten sie und Sven sagte: „Na, was ist jetzt? Ich habe dich bis hierher denken gehört.“
Ohne eine Antwort zu geben setzte sie sich an den Tisch, starrte alle der Reihe nach an und dann an die Wand. Etwas später meinte sie und ihre Stimme klang hart und kalt: „Wir werden warten, bis er uns seinen Plan dargelegt hat, dann entscheide ich. Er ist meine Verantwortung.“
„Und er ist in dich verliebt. Liebst du ihn auch?“, wollte sie Sven necken, heizte aber nur ihre gereizte Stimmung an. „Das bin ich nicht und wenn es so wäre, ginge es dich auch nichts an. Halte dich aus meinen Gedanken.“
„Brigitt, so kalt kenne ich dich nicht. Du hast dich sehr verändert“, sagte er erschrocken.
„So, wie du dich verändert hast, Sven. Wir haben uns gegenseitig nichts Gutes getan in unserem bisherigen Leben.“ Sie stand auf und wanderte im Zimmer herum. Sven war nachdenklich geworden und James trommelte gelangweilt auf der Tischplatte. Dann sprang auch er auf und lief herum. Einzig Celia war ruhig. Sie war lange Wartephasen vom Labor gewöhnt.
„Ich gehe noch einmal hinaus. Will möchte uns laufen lassen, aber der Bürgermeister ist dagegen und die meisten Leute würden am liebsten den dort drinnen lynchen“, er zeigte auf die Schlafzimmertür, die gerade aufging und Jack freigab, der wieder ganz selbstbewusst, und beherrscht wenn auch nur in Unterwäsche bekleidet, vor ihnen stand.
„Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, sie muss es bald. Ich habe beide gefunden und die Zeit drängt“, sagte er. Sven versuchte etwas von seinen Gedanken zu lesen, aber er hatte sie fest verschlossen und gab nichts preis. Jack begann damit seine Fähigkeiten auszunutzen. Niemals mehr wollte er sich so eine Blöße geben, wie in den vergangenen Stunden. Es brachte nichts, wenn man sich öffnete und die Wahrheit sagte. „Du bringst sie jetzt dazu, dass wir gehen können, oder wir verlassen einen Ort, der in Schutt und Asche liegt, das kannst du ihnen sagen.“
„Bist du verrückt?“, schrie Sven.
„Jack!“, rief Brigitt ungläubig.
„Seid ruhig. Ich helfe euch, eure Angehörigen zu befreien und dann könnt ihr mit mir machen was ihr wollt, aber bis dahin geschieht, was ich sage.“ Er blickte sie der Reihe nach scharf an, wartete auf keine Antwort, sondern ging ins Bad. Mit den nassen Kleidern kam er zurück und begann sich anzuziehen.
„Was ist nun, Sven? Wolltest du nicht gehen?“, fragte er hart. Der Junge zuckte zusammen und ging rasch davon.

‚Was ist nur in den gefahren?’, dachte Sven erschüttert, als er zu Willem und Annika ging. Er verstand die Veränderung nicht. Noch nie hatte er es erlebt, dass sich jemand so komplett vor ihm verschlossen hatte. Nicht einmal Brigitt hatte es ganz schaffen können. ‚Der macht mir Angst. Was hat Brigitt da nur mitgebracht?’ Rasch hatte er den Platz überquert, klopfte an die richtige Tür und trat gleichzeitig ein.
„Ah Sven“, wurde er freundlich begrüßt. „Wir sind noch immer nicht einig, was mit euch geschieht“, sagte Will und bot ihm einen Stuhl an. „Als Roberts Sohn bist du uns natürlich herzlich Willkommen und wir zweifeln nicht an deinen Worten.“
Sven sammelte sich, dann berichtete er von den Vorfällen der letzten Stunden. „Wenn wir hier nicht weg können und zwar rasch, wird MacGregor hier alles vernichten. Ich glaube ihm, dass er das kann. Er ist mächtiger als mein Bruder und der hat ein halbes Haus kaputt gemacht“, schloss er seinen Bericht. Annika und Will schwiegen betroffen.
Sven gab ihnen Zeit zu überlegen und die Informationen zu verarbeiten. Aber er wurde ungeduldig und rutschte auf dem Sessel hin und her.
Endlich rang sich Will zu einer Antwort durch. „In zwei Stunden ist Wachablöse, dann könnt ihr verschwinden. Jemand wird sie ablenken.“ Er nahm seine Uhr vom Handgelenk und reichte sie Sven. „Hier, damit du den richtigen Zeitpunkt nicht verpasst.“
Sven bekam feuchte Augen und schluckte heftig. Das war eine großzügige Geste, dann sagte er mit belegter Stimme: „Will, ich schwöre dir, dass ich sie dir zurückbringen werde, wenn ich das alles überlebe. Ich würde mich freuen, einige Zeit bei euch leben und von euch lernen zu können.“
„Schon gut, Sven. Wir haben uns gefreut, zu erfahren, dass es Robert an der Oberfläche auch geschafft hat. Schade, dass er sterben musste wegen etwas das nichts mit ihm zu tun hatte. Aber geh jetzt und bereite dich vor.“
Sie schoben ihn vor die Tür und winkten ihm nach. Sven eilte zurück.

„Das ist gut, denn die Zeit drängt“, war alles, was Jack dazu sagte, als sie von Sven den Zeitpunkt der Flucht erfuhren. Er stand noch immer in der Mitte des Raumes, starr wie eine Statue. Die feuchte Uniform klebte an ihm und schien zu dampfen, während sie durch seine Körperwärme trocknete. Er tat so als bemerke er es nicht. Jack hatte eine eiserne Kontrolle um sich gelegt, wie ein dicker Panzer umgab sie seine Persönlichkeit und zeigte einzig den Elitesoldaten, den Mörder, wie er sich selbst tief im Inneren bezeichnete.
„Was ist jetzt mit deinem Plan?“, fragte Sven.
„Eins nach dem anderen. Erst müssen wir hier herauskommen, dann erfahrt ihr den nächsten Schritt.“
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