Einsatzplanung
Die Anwesenheit von gleich vier Würmring-Trägern machte Anik mißtrauisch. Dass Brod da war, beunruhigte sie weniger. Eher im Gegenteil. Sie hatte schon mehrfach mit ihm zusammen gearbeitet und hatte seine Ruhe und Kooperationsfähigkeit schätzen gelernt. Für einen Würmex war er erstaunlich bescheiden und freundlich. Die Wüxer, wie sie sie im Geheimen nannte, waren sonst von eher schlichtem Gemüt und mussten dies mit markigem Barbarengehabe a la Conan überdecken. Wenigstens dies würde ihr erspart bleiben. Diese Sonderschichten waren an sich schon grenzwertig, da konnte sie auf pseudomännliches Rumgezicke gut verzichten.
Sie setzte sich nach dem obligatorischen Salutieren auf den einzig noch freien Stuhl im Raum und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
"Schön, dass wir nun vollständig sind!"
Prinz Horlitz bedachte sie mit einem kurzen Seitenblick, der wohl Tadel, ob ihrer Verpätung ausdrücken sollte. Dabei war sie, wie es ihre Gewohnheit war, genau zum verabredeten Zeitpunkt eingetroffen.
"Wie sie sich sicher vorstellen können, zeugt es von eminenter Dringlichkeit und einer hohen Brisanz der Angelegenheit, derentwegen wir heute morgen zusammen kommen, dass sie die fähigsten Spezialisten auf dem Gebiet der Abwehr in diesem Raum versammelt sehen!"
Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und fuhr dann fort.
"Links neben mir sehen sie Profbiotek Muschlock, der sich seit zwanzig Umläufen mit der Entwicklung biotechnologischer Möglichkeiten der miltärischen Aufklärung beschäftigt. Ihm verdanken wir den lasergstützten Würmdetektor auf Basis eines Turmfalken, mit dessen Hilfe unsere Siedlungen heute frühzeitig vor dem Auftauchen unregistrierter Riesenwürm gewarnt werden können.
Rechts von mir, Würmpsych Vecror, dessen Forschungen uns den Umgang mit den zahlreichen mutierten Lebensformen der Postampere-Ära wesentlich erleichtern.
Neben ihm wartet Prospektor Xing Chen Jör schon ungeduldig darauf, uns von der besorgniseregenden Erscheinung zu berichten, die mittlerweile mehrere Siedlungen des Nordostterritoriums bedroht.
Er wird als Stellvertreter der Regierung in diesem Landstrich die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen und als erfahrener Stratege die Mission koordinieren.
Ihm zur Seite sitzt Sub Peelemma, deren außergewöhnliche Fähigkeit der Telepathie und emotionalen Einflussnahme sicher von eminenter Wichtigkeit für diese Aktion werden dürfte.
Ausführende Organe dieses voraussichtlich extrem gefährlichen Einsatzes werden Würmex Brod und unsere erfahrendste Drohne Anik sein."
Prinz Horlitz hielt kurz inne, strich sich unauffällig über die Orden an seiner Brust.
"Meine Wenigkeit muss ich ihnen sicher nicht vorstellen. Ich denke, ich bin ihnen allen ein Begriff."
Anik nickte breit lächelnd und war froh, dass ihr Vorgesetzter von sich so eingenommen war, dass er dies als wohlwollende Zustimmung deutete und ihr in gewohnter Süffisanz zuzwinkerte. Nur die Sub schaute zuerst irritiert von Einem zum Anderen. Sie bemerkte auch den Blick Aniks zu Brod, der seinerseits ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. Wohl deshalb entspannten sich deren Gesichtszüge und Anik hörte in ihrem Inneren ein leises Kichern.
Zum Glück war sie als Drohne jederzeit fähig, ihre Gedanken, sämtliche Emotionen, sowie die Gesichtmuskulatur unter Kontrolle zu halten. Angesichts der Ernsthaftigkeit der Lage waren wie auch immer gelagerte Heiterkeitsausbrüche nicht angebracht. So sendete sie Peelemma mit unbewegtem Gesicht einige kurze Erinnerungssequenzen, bei denen ihr Chef seine besonderen Qualitäten unter Beweis gestellt hatte, quittierte das erneute Kichern in ihrem Hinterkopf mit einem knappen Lächeln und konzentrierte sich dann darauf, dem Bericht des Prospektors, der sich gerade erhoben hatte und den 4D-Glotzquader anschaltete, ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Für amüsanten frauenspezifischen Austausch würden sich sicher während oder nach dem Einsatz noch genügend Gelegenheiten ergeben.
Gefahr hin, Schlauköpfe und militärische Wichtigtuer her, mit Brod und Peel im Boot konnte kommen, was wolle. Sie war sich sicher, es würde eine spannende und anregende Zeit werden.