Treppensufengespräche - Chuck

Nach langer Zeit wieder mal eine Geschichte aus der Serie Treppenstufengespräche:

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Chuck

„Carlos, schließt du bitte die Türe hinter uns?“

„Sag lieber Chuck zu mir. So nenne ich mich jetzt.“

BANG! CRASH! ZANG!

„Was war das Carlos, ähm, Chuck?!“

„Ein Spinning Back Kick. Ich hab‘ die Tür geschlossen. Sollte ich doch.“

„Aber nicht so. Jetzt liegt das Glas in Scherben. Also was sollte das?“

„Aber du sagtest…“

„Klar. Aber warum hast du nicht die Türklinke genommen?“

„Türklinke? Moment…“

BANG! AGAIN!

„So. Richtig?!“ Chuck schaut mich zufrieden, aber fragend an.

„Nicht ganz. Jetzt ist die Türklinke ebenfalls Geschichte und wir haben nur noch den Rahmen.“

„Rahmen, Moment. Haben wir gleich!“

„Nein!“ Nein! Nein! Stopp!“

„Aber du sagtest doch eben noch Türklinke und jetzt willst du den Rahmen auch nicht mehr. Entscheide dich mal, was du willst.“

„Chuck, wir nehmen die Türklinke zum Schließen von Türen in die Hand.“

„Also kein Roundhouse Kick? Dann eher Chop Hand?“

„Nein. Auch keinen Handkantenschlag. Wir nehmen die Klinke in die Hand und drücken sie langsam runter. Dann öffnet sich der Bolzen und man kann die Türe leise und sanft schließen.“

„Ah, ich verstehe. Hammerfist Smash! Geht schneller.“ Er schaut mich verständnislos an. „Leise, sanft? Da fehlt die Action. Der Regisseur da drüben würde es nie erlauben.“

„Ja, leise, sanft. Vergiss es! Das mit der Türe erledigt die Requisite später. Komm wir setzen uns.“

Chuck schaut sich suchend um. „Es sind keine Plätze frei. Soll ich gerade Platz schaffen?“

„Nein, besser nicht. Lass uns die Treppe nehmen.“

„Ich nehme sowieso nie den Aufzug.“

„Nein, Chuck. Wir setzen uns auf die Treppe und laufen nicht ständig hoch und runter.“

Nach einer Viertelstunde haben wir es endlich geschafft und sitzen auf den Treppen des Alamo in San Antonio.

„Ich habe Hunger.“

„Kein Problem, Ich kann dir mein Honigbrot anbieten.“

„Lass gut sein. Dann kaue ich lieber noch ein paar Bienen. Das sollte reichen.“

„Möchtest du denn lieber ein Mettbrötchen?“ Nachdem ich es ausgesprochen hatte, bereue ich auch schon meine Worte.

„Schredderschwein? Können wir machen. Welches Schwein nehmen wir?“

Chuck schaut sich suchend um. Seine stahlblauen Augen finden aber nicht das Gesuchte. „Kein Schwein. Ginge es auch mit Regisseur oder Produzent?“

„Du willst doch nicht etwa sagen, der wäre ein Schwein.“

„mmm. Nicht wirklich. Aber vielleicht doch. Der schuldet mir noch die Gage. Soll ich mal vorsorglich… der hat sicher einen Ringelschwanz.“

„Nein. Hat er nicht! Lass gut sein. Mir ist eh‘ der Hunger vergangen.“

„Wieso dir? Ich habe Hunger.“

Meine Nerven liegen blank. Immer, wenn ich mich irgendwo mit Chuck treffe, gibt es Tote, oder Verletzte. Wie auch letztens, als wir zusammen in Corpus Christi schwimmen waren. Chuck war nicht nass. Das Wasser war gechucked und aus der Meerjungfrau machte er gleiche eine Meerfrau. Aber das war ja noch nicht alles. Warum musste er gleich dem weißen Hai entgegen schwimmen und anschließend im Imbiss am Strand leckere Thunfischbrötchen verkaufen.

Ich muss das Thema wechseln. Und zwar schnell. Bevor es weiteres Unglück gibt. „Sag mal, was hast du denn da für einen coolen Stern an der Jacke?“

„Diesen hier?“

„Ja.“

„Den habe ich mir im letzten Jahr bei einem Besuch in Köln gekauft. Ich wollte immer mal als Texas Ranger zu Karneval gehen. Der ist gut, nicht?“

„Ja. Ist er.“

„Der kann auch fliegen. Schau mal… so als Wurfstern. Moment…“

„ZZZZZZZZISCHHHHH. OINK! RÖCHEL.“

„Ja fliegt.“ Chuck schaut mich an, als ob er nun ein Lob von mir erwartet.

„Chuck. Der Mann ist tot!“

„Ja. Cool, was? Ich habe getroffen.“

„Der ist Tod!“

„Sagtest du bereits. Und ich habe nur einen Stern gebraucht. Moment. Ich habe noch einen Stern.“

„Nein. Denk erst gar nicht dran.“

„Doch.“

Chuck nimmt einen zweiten Stern aus der Jacke und…

Ich atme tief durch.

Dann steckt er sich den Ersatzstern ans Revers und meint: „Jetzt bin ich Walker, Texas Ranger.“