MUTTER

die entsprechende Stelle im 3. Kapitel:

"Dies waren die äußeren Rahmenbedingungen für alle Menschen. Ausnahmslos. Gleichermaßen. Nicht unwesentlich waren auch die Regeln für das gesellschaftliche Miteinander. Vorneweg muss allerdings gesagt werden, dass Mutter sich aus den meisten zwischenmenschlichen Konflikten heraushielt. Sie betrachtete es als große Lebensaufgabe der Menschheit, die Wege zu finden, um miteinander auszukommen. Die richtige Umgangsform zu lernen, sei eine der wesentlichen Kernentwicklungsarbeiten, erläuterte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Kompromisse zu finden, Widersprüche auszuhalten und Andersartigkeiten zu akzeptieren. Eine gesunde Streitkultur zu entwickeln. Hier mischte sie sich nicht ein, auch wenn es ihr manchmal sprichwörtlich unter den Fingernägeln brannte. In Tausenden von Jahren war es den Menschen nicht geglückt, hier den richtigen Weg einzuschlagen. Vielleicht war es im jetzigen Umfeld endlich möglich. Mutter hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben...."

Am Anfang dieses Threads hatte ich erzählt, dass ich diese Geschichte in einer anderen Gruppe zum Diskutieren einstellen möchte. Es ist die "Tabu-Gruppe", die ein paar von Euch bekannt ist, da es zwischen dieser und der genannten ein paar Überschneidungen bei den Mitglieder gibt.

In meiner Geschichte geht es ja nur sekundär um die Aufklärung der vier Todesfälle. Die Hauptthemen sind die Zerstörung unserer Umwelt, Religionen und KI. Das sind wunderbare Themen für "Tabu".

Vorher würde ich meine Geschichte noch einmal überarbeiten, teilweise habe ich das schon getan. Gibt es von Eurer Seite vielleicht die eine oder andere Empfehlung, was ich vielleicht ändern sollte?

Gerade am Anfang gab es Kritik daran, dass die Figuren nicht deutlich genug gezeichnet seien. Dass die Geschichte etwas zu distanziert erzählt wurde und ich zu viel erklärt hätte. Für mich zusammengefasst heißt das, dass die Gefahr besteht, dass die Leser zwischendurch zu ungeduldig werden und abspringen könnten.

Sollte ich zu dem Titel vielleicht noch einen Untertitel wählen, damit die Geschichte nicht nach einer Trauma-Aufarbeitung aussieht, was manchen abschrecken könnte?

Nein. Darüber denke ich auch nicht nach und habe diesbezüglich keinerlei Ambitionen. Für ein Buch ist die Qualität auch nicht ausreichend. Es macht mir einfach nur Spaß.

Lieber @*********cht76

diese Stelle habe ich jetzt so geändert:

"Auch Mutter hatte die Öffnung bemerkt und fragte scheinbar neugierig, „Victor, was ist das?“
Victor konnte sich nicht erinnern, dass Mutter ihn jemals etwas gefragt hätte, was sie selbst nicht wusste. Das irritierte ihn umso mehr.
..."

Guten Morgen @*******tia,

Du hattest das pubertäre Verhalten von Victor zwischendurch schon einmal angesprochen. Was mich nachdenklich gemacht hatte.

In dem Verhalten von Victor sehe ich die Weigerung, eine unangenehme Realität anzunehmen. Er versucht ein Weltbild zu verteidigen, das Mutter anfängt durch Fakten zu zerstören. Es ist ein pubertäres Verhalten. Da gebe ich dir recht, beobachte das aber quer durch alle Altersschichten. Das führt dann zum Leugnen des von Menschen verursachten Klimawandels bis hin zur Wahl der AfD, die suggeriert, diese unangenehmen Wahrheiten gäbe es nicht.

Sollte ich Victor diesbezüglich eindeutiger zeichnen?

Beim Überarbeiten der Geschichte habe ich deine Anmerkungen doch noch eingebaut, @*******tia.
Den nachfolgend beschriebenen Umstand werde ich innerhalb der pubertären Bemerkungen Victors nachzeichnen:

(...)
Neben all der Harmonie gab es jedoch einen unterschwellig gärenden Konflikt. So sehr die Menschen auch von den Arbeiten der verschiedenen Robots profitierten, so sehr wurden die künstlichen Wesen mit Argwohn betrachtet. Victor schätzte die menschliche Arbeit grundsätzlich als wertvoller und qualitativ hochwertiger ein. Arbeit war eben nicht gleich Arbeit, war der Standpunkt vieler. Unwidersprochen blieb die Tatsache, dass alle Robots noch so komplex konstruiert sein konnten, sie blieben seelenlose Maschinen. Sie konnten weder Glück, noch Freude oder Trauer empfinden.
Daher bildete sich Victor einiges auf die menschliche Leistungsfähigkeit, Intelligenz und Erfahrung ein, obwohl die Robots objektiv betrachtet den Menschen im täglichen Miteinander deutlich überlegen waren. Zum Funktionieren des Alltags war menschliches Hinzutun an keiner Stelle mehr notwendig. Gefühle und subjektive Entscheidungen hatten sich sogar eher als hinderlich erwiesen. Vielleicht war die Angst vor der Bedeutungslosigkeit der eigenen Spezies der Grund, keinerlei Kritik an menschlichem Verhalten zuzulassen. Victor stand auf dem Standpunkt, dass eine Entscheidung allein schon richtig war, wenn ein Mensch sie getroffen hatte.
...