Haarige Angelegenheit
Wie habe ich das als Kind schon gehasst! – die dunklen Haare meiner Mutter an den Beinen, von hautfarbenen Feinstrumpfhosen zu platten Kringeln entlang ihrer Schienbeine und Waden gedrückt. Selbst das schönste Bein und die schicksten Schuhe machte dieser Anblick zunichte.Noch schlimmer waren die Büschel dunkler Haare, die aus den Achselhöhlen wucherten. Da trugen die Damen in den 60gern die feinsten Modellkleider, Audrey-Hepburn-like mit dreifachem Rundausschnitt an Hals und Armen, und dann püschelte das Achselhaar aus dem schönen Stoff und machte alle Eleganz zunichte. Im Sommer konnte man an heißen Tagen sogar Schweißperlen an den Haarspitzen glitzern sehen. Grausig!
Jahre später raf ich eine Performancekünstlerin mit einem ähnlichen Haartrauma, die in "Kittelschürzenperfomances" zu rosa Gummihandschuhen Achselhaarteile trug, 20cm lang und gelockt. Die waren selbstklebend und in blond oder braun. Sie klebte sie während der Show an und wechselte sie wie ihre Haarfarbe. Es war ein schauderndes Vergnügen ihrer Show zuzusehen.
Das Schlimmste allerdings war der Schwimmbadbesuch mit Mutter und ihren Freundinnen. Da könnte man zu den blumigen Bade-Einteilern mit Riesenhöschenschnitt immer noch seitlich herauswildernden Schamurwald entdecken.
Leider war ich mit meinen 5 oder 6 Jahren auf Augenhöhe mit dieser Ästhetik beschämenden Tracht. Tapfer hielt ich das Köpfchen hoch und versuchte mit meinem Blick über der Taille zu bleiben.
Ich wusste noch nichts von Damenrasierern oder BikiniZonenWachsenthaarung – aber ich war schon bereit dafür!
Sobald ich an Rasierer und Schaum herankam, bearbeitete ich meine Körperbehaarung und genoss die glatte, helle Haut, die ich freilegen konnte. Kein Armausschnitt, auch nicht das kleinste Höschen zeigte mehr störende Härchen. Meine Beine waren auch im Winter glatt und ein Berührungsvergnügen.
Doch erst Mitte Vierzig wagte ich die totale Intimrasur – ergrauendes Schamhaar ist verdammt unsexy und sollte kein Zeichen für womöglich nachlassenden Spaß an Sexualität sein. Was für ein herrliches Gefühl war mein nackter Venushügel! Zum ersten mal konnte diese Hautstelle das zarte Material meiner kleinen Slips aus Seide oder Spitze spüren. Eine Woche lang konnte ich kaum ausgehen, so viel Lust bereitete mir diese Gefühl totaler Nacktheit.
Seitdem trage ich Haar nur noch auf dem Kopf – wo es wirklich eine Zier ist!
Selten war der Satz so wahr: Weniger ist mehr!
©tangocleo 2010