Brief an die andere Frau
Da gehst du hin, mit meinen Kindern an der Hand. Menschen lächeln euch an und sagen: „Ach, wie niedlich, ganz die Mama.“ Und du lächelst zurück „Ja, nicht wahr?“Alle vierzehn Tage geht das so. Du erzählst, du liebtest sie, als wären es deine eigenen. Dabei hast du doch gar keine Ahnung, wie es ist, eigene Kinder zu lieben. Du hast doch gar keine! Du hast keine Ahnung, wie es ist, Kinder zu lieben, die nachts schreiend aufwachen. Und auch nicht, wie es ist, sie täglich durch die ungeliebten Hausaufgaben zu drängen, sie zum Aufräumen, Haare kämmen und Händewaschen zu zwingen, ihnen Süßigkeiten und Fernsehen zu rationieren.
Du erzählst mir, du würdest sie halt gerne ein bisschen verwöhnen. Meine Güte, hättest du nicht mein Haus und meinen Mann, dann könnte ich meine Kinder selbst mit unnützem Kram verwöhnen.
Ja, du schmückst dich mit meinen Kindern und gibst dich, wie eine stolze Mutter. Alle vierzehn Tage tust du das. Ihr habt immer nur den Spaß, nie den Alltag.
Aber eins sag ich dir jetzt: Es ist herrlich, den Alltag und das wirkliche Leben mit all seinen Sorgen und Nöten mit den Kindern zu teilen. Denn das ist es, was wirkliches Leben ist. Und das kannst du mir nicht nehmen. Und den Kindern auch nicht.
Liebe Grüße
Die Mutter meiner Kinder