Die irre Story der noch irrener Fiona aus der Irrenanstalt
"Na, wie findest Du sie?", fragte Fiona auf Anerkennung hoffend ihren geliebten Chef. Der sah sie nach aber nach dem Durchlesen ihres Manuskripts nur mitleidig an, seufzte schwer und sagte dann: "Irre. Aber was kann man von einer Irren anderes erwarten, als so ein Zeug."Fiona sah ihn fassungslos an, und stammelte dann: "Aber sie ist doch gut, die Storry.", und dann mutiger geworden, "Sie drückt doch die anfängliche Zerissenheit der Heldin aus, zwischen Gehn und Bleiben, und sie entschied sich letztendlich ..." . Weiter kamm sie nicht, denn ihr geliebter Chef unterbrach sie mit einem schallenden Lachen und fegte dabei die Blätter des Manuskripts energisch vom Tisch.
"Meine liebe Fiona", sagte er dann, im gedultigem Tonfall eines Vaters, der mit seinem lieben, aber uneinsichtigem Kinde spricht: "Das will doch heutzutage keiner mehr lesen. Hier sind leichte, lockere Geschichten gefragt. Geschichten, bei denen man nicht lange nachdenken muss und die von Erotik nur so spritzen!" Das letzte Wort sprach er, mit einem anzüglichen Lächeln auf dem Gesicht und mit spitzem Lippen, ironisch aus.
Fiona sah ihn fragend an. "Wir leben in einer Sex- und NS- geprägten Zeit, kapier das doch endlich mal!", donnert dann der geliebte Chef ungedultig.
"NS?" , piepste Fiona mit ängstlicher Stimme und in ihren Augen spiegelte sich blankes Entsetzen.
"Ja, NS. Natursekt hier halt genannt, zur Einlullung", sagte ihr geliebter Chef, dem jetzt der Gedultsfaden endgültig riss, "und jetzt Schluss!"
Da hub Fiona zu singen an: " ... ja, ja, ja, ja. Das ist der Zahn unserer Zeit, Misjöh, wir sind im 20. Jahrhundert ...", ging um den Tisch herum und stellte sich hinter ihrem geliebten Chef.
"Ach komm", sagte sie mit schmeichelnder, sanfter Stimme, "Gib mir noch eine Chance. Ich könnte doch das Ganze umschreiben. Alles Nachdenkliche weglassen ..."
"Na dann versuch's. Ich warte.", sagte ihr geliebter Chef.
"Ich danke Dir", sagte freudestrahlend Fiona, "ich fange gleich morgen damit an."
Ihr geliebter Chef sah sie von unten stumm an und sagte dann: " Aber Du weißt, wir sind im 21. Jahrhundert. Das Hündchen hat sich hier nicht befreit und besetzt auch nicht den Thron."
" Ja, ja, ja, ja!" , beendete traurig Fiona das Lied, um weiter zu fragen: "Aber warum soll es hier nicht weitergehen, nur noch rückwärts? Lass es uns doch hier versuchen, 'ein Himmelreich auf Erden zu errichtetn'! Bitte!", flehte sie.
"Aber das kann ich nicht entscheiden. Das liegt in den Händen anderer. Richte Dich an die!"
"Das mach ich! Flucht wär gewiß klüger, aber einfach. Und mein Mathematiklehrer sagte immer, man muss auch schwierige Aufgaben lösen können. Und ich will es versuchen!"