Alles Bockwurst oder wie?
„Das Ende der Egalität“, sagte Herr Wurstinger, „ist nur eine Frage der Zeit für mich“ und kratzte sich dabei seine unrasierten Enden. Denn er wusste sehr genau, dass er ein Herr war, der sowieso alles nur Wurst fand, was die Bildung einer freiheitlichen Geschwisterlichkeit im Staate der Michels und Dichels betraf. An diesem Tage diskutierte er mit Lynn bis aufs Messers Schneide, ob das Ende der Egalität entweder eine oder zwei oder eventuell sogar mehrere Würste bedeuteten könnte, wenn Mensch nur einer starken Schulter folgen würde, anstatt die Last auf mehrere Parteien gleichzeitig zu verteilen, um so die Vielfalt der Diversität einer Gemeinschaft zu gewährleisten.
Dabei produzierte der Herr Wurstinger im Widerstreit mit Lynn um die Wette seine blauen Würste und präsentierte diese am Ende der Gilde der Alles-Wurst-Fraktion. Denn am Ende würde der Überzeugung vieler nach, eh die braune Scheiße obsiegen. Auch wenn erst die Gilde darüber entscheiden würde, wessen Würste wohl die Besseren seien und wessen wohl einfach nur in die Tonne oder vielmehr ins Klo zu gut Deutsch gehörten.
Und noch während Lynn davon träumte, seine eigene inneren Alles-Wurst-Haltung reinzulegen beziehungsweise eventuell nicht weiter darzulegen, fluchte er vor versammelter Mannschaft im Takt der Maschinenherzen.
„Scheiße!“, schimpfte er und betrachtete dabei seine Latzhose von oben. Wohingegen die Kollegen nicht mosaunten, sondern sich ihre Ärsche im Pausenraum glatt plätteten und spaßeshalber die verschmierte Schokolade auf dem Latz von Lynns neuer Arbeitshose mokierten und sich darüber amüsierten, wie er seine süßen Snacks zu essen pflegte.
Dann erwachte Lynn und spürte sein Herz im Gleichtakt des Maschinenlärms in seinen Ohren schlagen. „Nichts ist so heiß, dass es nicht gegessen werden kann, wenn man das Puste-puste-Kuchen-Spielchen beherrschte“, dachte er sich und verzagte dennoch etwas, als er beherzt in sein aufgeschnittenes Brötchen mit der Bockwurst in der Mitte biss und ihm dabei der Senf aufs linke Hosenbein tropfte. „Flexitarier sein“, fragte er sich, „ist einfacher als klare Kanten in Sachen Ernährung zu zeigen, wenn auch nur im leiblichen oder gar auch im geistigen Sinne?“
© CRSK, LE, 09/2024