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****ia Frau
22.263 Beiträge
Du, klar bin ich neugierig und interessiert.
Aber ich fühle mich auch oftmals belächelt.
Ein Gefühl, das mir nicht behagt.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich
bezweifle ernsthaft, dass die Masse der Menschen, und ich habe nur darauf gewartet, dass das Wort Polyamorie fällt, diese Form ernsthaft leben und nachvollziehen können. Das ist aber nicht schlimm......

Als ich mein Outing als Sadist hatte, war ich vollständig allein. Frau, Freunde, Familie, alles von heute aufmorgen futsch. Aber: Es war egal, denn ich war vollständig ehrlich. Keine Geheimnisse, besonders meiner damaligen Frau gegenüber nicht.
Halt fand ich in der Gruppe der BDSMler. Die tickten mehr oder weniger wie ich. Aber dennoch: Wir sind eine Minderheit. EIne Randgruppe. Eine Systemanomalie.
Das hindert mich sicherlich nicht daran, mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig halte und mich mit den Menschen zu umgeben, die mir passen und die gut für mich sind. Aber ich weiß dennoch sehr genau, dass Menschen, die sich nie mit BDSM auseinander gesetzt haben, mit meiner Lebensweise , mit meinen ANsprüchen und mit meinem Verständnis von Beziehung nichts anfangen können.
Das ist mir egal. Und ich muss zugeben, das geht an Gudrune *zwinker* dass ich zu Beginn allen und jedem gegenüber meine neu gewonnene neue schöne Welt nicht nur rechtfdertigen sondern auch glaubhaft machen wollte, dass es DER Lebensweg wäre....
Diesen ANspruch habe ich aufgegeben. Und sorry aber dein Enthusiasmus empfand ich als Missionieren *zwinker* denn das kenne ich.
Heute, wo ich weiß, dass unglaublich viele Menschen, Männlein wie Weiblein, BDSM als Vehikel nutzen um ihren Trieb zu befriedigen, sehe ich sehr genau hin und weiß die Adabeis von den echten zu unterscheiden.
Der Begriff Polyamory oder Polyamant ist erst in den 60ern geprägt worden und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es massenweise Trittbrettfahrer gibt, die auf diese Weise einfach nur scheinbar leichteres SPiel haben.
Insofern sehe ich kaum Unterschiede zwischen perversen Polyamoristen und perversen BDSMlern. Wir sind halt ausserhalb der Norm. Was mich keineswegs zu etwas Besserem oder etwas SChlechterem macht. Nur zu etwas Anderem. Und dabei belasse ich es.
Ich finde, es ist okay, anders zu sein. Aber es ist ebenso okay, "normal" zu sein.

Tom

Ps.: Die Einzige Person, die offen und neugierig war..... war meine Mutter. Kaum zu glauben was?

PS2.: Das Beispiel Liebe zu mehreren Kindern hinkt in der Tat, Anthagar. Mein eigen Fleisch und Blut zu lieben, diese Frage stellt sich nicht. Einen neuen Partner überhaupt zuzulassen ist in der Tat eine Entscheidung, die mir obliegt....
@ghostface
Veränderungen in der Gesellschaft gehen immer von Minderheiten aus.

Meine Vorliebe sehe ich nicht als Niesche in der Gesellschaft. Eher als Perspektive. Ich habe die Hoffnung, dass es einmal mehr Menschen so empfinden.

Das ist es schon. Mehr Liebe. Sich ausweitende Liebe. Für mich ein schönes Bild.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Anthagar
Warum müssen alle immer gleich ihre Lebens- und Liebesform verteidigen? Warum können wir nicht alle auch neugierig und offen und interessiert bleiben und uns einfach austauschen un einander zuhören?

Ich höre ungemein gerne zu. Und ich lerne ungemein gerne. Aber es gibt halt Darreichungsformen die mir persönlich unter die Linie gehen. Das heißt: Sie treffen mich irgendwo. Und ich will dann nicht belächelt werden oder gemassregelt, und wenn mir gesagt wird, ich muss irgendwo runterkommen, dann fühle ich mich dabei, als müsste ich meine Lebensform verteidigen. Das Gefühl schmeckt mir ganz und gar nicht.... und wenn dann Widerstand anstatt Interesse geweckt wird..... shit happens.

Wenn man im Polyamory- Forum zurück sieht wird man mich dort schon finden. Ich habe sehr viele CM´s ausgetauscht um es zu verstehen. Aber es gab eben einen Abgleich zwischen meiner Form und der dort propagierten Form. Ich fand keinen gemeinsamen Nenner der für mich tragfähig wäre und damit erlosch mein Interesse, jedoch nicht mein Wissensdrang.

Ich komme halt bis heute nicht dahinter +schulterzuck+ wie man, wie oben beschrieben, nicht mehrere Beziehungen als parallel einstuft, sondern als eine EInzige polyamory- Liebe, die zudem noch ständig größer wird, weil genug für alle da ist. Ich bin wohl nicht dazu bestimmt, das zu verstehen. Aber ich respektiere das *g*
Wohl mit das Beste in diesen Zeiten.....

Tom
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aber
wenn man den Faden zu ENde spinnt, Gudrune, welches Bild entsteht dann?
Wenn alle Alle lieben..... sind wir dann nicht eine EInzige Masse aus Mutanten, die nicht mehr utnerscheiden? ist die Individualität, der Geist, das Besondere dann nicht verschwunden?
Sag ruhig alte Unke, aber ich kann nicht alle lieben, wie soll das gehen? Und auch nicht mehrere....

Mein Anspruch ist nicht: Besitz. Mein ANspruch ist, mit der gelibten Gefährtin ( nicht Frau, nicht Partnerin, nicht Geliebte) so viel Zeit wie möglich zu verbringen. Ich will DInge gemeinsam tun, ich will ins Kino, ich möchte für sie kochen, ich möchte einfach die Seele der geliebten Gefährtin bei mir wissen.....
Stell dir vor, ich bräuchte einen Terminkalender. Dann wäre meine Liebe schnell futsch,....

Tom
sind wir dann nicht eine EInzige Masse aus Mutanten, die nicht mehr utnerscheiden? ist die Individualität, der Geist, das Besondere dann nicht verschwunden?

Genau solche Überlegungen animierten mich dazu auch mal wieder eine meiner Geschichten zu posten...

Dio, die Euch ausgesprochen dankbar für diese Diskussion ist! Selten so ehrliche und authentische Posts gelesen....die fast gänzlich ohne MAN auskommen....

*bussi*
@ghostface
Ei ei lieber Ghostface, was du so alles willst!

Liebe will nichts. Sie freut sich an dem, was ist.

Jaja, ich weiß, wieder so ein abgehobener Satz fern jeder Realität. Aber mal übersetzt in die Realität heißt das für mich: Ich bin auch glücklich, wenn mein Liebster sein Ding macht. Wenn er mich dabei haben will und es mir dabei gut geht - ok. Wenn nicht - auch ok.

Freiwillig beieinander sein. Das ist für mich das Allergrößte.
Nicht weil er mein Mann ist. Nicht, weil wir uns irgendwann mal was versprochen haben. Nicht weil wir Kinder zusammen haben.

Jeden Tag wieder neu für einander entscheiden können, aus ganzem Herzen und aus freiem Willen heraus. Das meine ich mit Liebe.

Und das kann ich mit mehreren Menschen erleben.

Ich bleibe doch ein Individuum, genau so wie mein Mann und alle die ich liebe. Was meinst du denn mit Masse? Durch Liebe miteinander verbundene Menschen geben doch ihr Selbst nicht auf. Werden doch nicht alle gleich. Bewahren doch ihre Individualität.

Oder wirst du zum Schatten derer, die du liebst?

Oder wie siehst du das?
Das Gefühl des Belächeltwerdens kommt nicht von ungefähr. Ich kann nachvollziehen, daß die Art des Diskurses ein solches Gefühl provoziert, geht es doch von der Ursprungsgeschichte mit dem „krankenden“ System Zweierbeziehung ein paar Seiten später um Polyamory als offenbar weiterentwickelte und somit bessere Form der Beziehung. Allerdings denke ich, daß eine funktionierende polyamoröse Lebensweise aus denselben Gründen funktioniert, die eine monoamoröse zum Erfolg verhelfen. Andersrum: Die Gründe, aus denen eine Zweierbeziehung scheitert, lassen auch einem Polyamoryprojekt wenig Chancen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Rhabia
Ich belächle Dich garantiert nicht. Und wenn Du dieses Gefühl manchmal hast, liegt es entweder an ungeschickten Formulierungen (z. B. auch von mir), die man in seiner Freude und Begeisterung mal eben so dahin schreibt, ohne sie in all ihren möglichen Auswirkungen zu bedenken (so sehe und bewerte ich das auch z. B. bei @ Gud_Rune, und so mag es manchmal auch bei mir und anderen sein): Es ist keine Überheblichkeit, sondern Begeisterung. Etwa wie bei meinem oben beschriebenen Beispiel mit den Urlauben ...

Ich versichere Dir, dass ich bei allen Lebensformen, auch bei Monogamie und Polyamorie, die Form an sich für ziemlich nebensächlich halte; jede ist nur so gut oder so schlecht, wie sie von den Beteiligten ausgefüllt wird. Und eine richtig gute, beglückende monogame Partnerschaft (wie ich sie leider nur viel zu selten sehe) ist für mich die helle Freude.

Und wie @ Interzone völlig richtig bemerkt, gibt es in beiden Lebensformen Vor und Nachteile, Probleme und beglückende Höhepunkte. Keine ist besser oder schlechter als die andere, sie sind nur anders.

Allerdings - für mich käme eine monogame Beziehung nicht mehr in Frage, also wäre sie für mich persönlich schlechter. Logischerweise ist damit für mich persönlich (!) die polyamore (oder wenigstens offene) Beziehung die einzige, die dafür sorgt, dass ich mich und meine Liebesfähigkeit voll und frei entfalten kann und ich mir selbst treu bleiben kann. Und manchmal mag diese Haltung, dass es für mich persönlich die einzig richtige Liebes- und Lebensform ist, auch mal durchscheinen - was aber niemals bedeutet, dass ich Dich oder andere belächle.

Ich bin mir nicht mal sicher, ob eine wirklich gut, beglückend und erfüllend gelebte monogame Partnerschaft nicht schwerer zu leben ist, gerade weil so viele damit scheitern. Dieses Scheitern liegt aber nicht an der Lebensform, sondern an der Unfähigkeit aller Beteiligten (genau so wie in einer Poly-Beziehung), wirklich frei, unverkrampft, offen und vor allem ehrlich damit umzugehen.

Und damit wären wir wieder beim eigentlichen Thema: Ob mono oder poly - für mich, aus meiner Weltsicht und nach meinem Menschenbild sind Offenheit, Ehrlichkeit und Treue (auch sich selbst gegenüber, aber auch die Treue zu einem Partner, die in meinen Augen weit über sexuelle Treue hinausgeht) unabdingbar, wenn eine Beziehung gelingen soll.

(Der Antaghar)
Lieber Antaghar
damit sprichst du mir aus der Seele:

die Treue zu einem Partner, die in meinen Augen weit über sexuelle Treue hinausgeht) unabdingbar, wenn eine Beziehung gelingen soll.

Auch deine Einstellung:
ich mich und meine Liebesfähigkeit voll und frei entfalten kann und ich mir selbst treu bleiben kann. Und manchmal mag diese Haltung, dass es für mich persönlich die einzig richtige Liebes- und Lebensform ist, auch mal durchscheinen - was aber niemals bedeutet, dass ich Dich oder andere belächle.

kann ich nachvollziehen, glaube ich dir.

Jeder Mensch sollte die für ihn richtige Lebensform wählen dürfen, ohne von anderen Menschen belächelt oder verurteilt zu werden.


ev
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
also immer noch:

Jeden Tag wieder neu für einander entscheiden können, aus ganzem Herzen und aus freiem Willen heraus. Das meine ich mit Liebe.

Und das kann ich mit mehreren Menschen erleben.

Nein. Du und dein Mann...ihr habt Aufgaben. Frühstücken, Kinder wecken und zur Schule schicken, nur um ein paar banale Beispiele zu bringen. Küche aufräumen, Haus in Ordnung bringen, Post bearbeiten etc... du liebst ihn. Glaube ich. Du hast aber dann Mann 2, Mann 3 und vieleicht Mann 4.
Die sind nicht morgens da. Begleichen keine Rechnungen, räumen nicht deine Socken weg, schicken die Kinder nicht in die SChule und sind nicht da, wenn du morgens aufwachst.....
Es ist nicht das gleiche. Ab Mann 1 verbringt man Positiv-oder Qualitäts- Zeit miteinander. Du willst mir jetzt nicht wirklich erklären, dass du alle Lebensparameter auf alle deine geliebten Männer verteilst?
Natürlich bist DU immer noch ein Individuum, aber die anderen? Wenn du zB 4 Männer liebst.... und jeder der 4 Männer weitere 4 Frauen liebt..... wieviel Zeit bleibt dann noch für ein liebevolles Miteinander?
Ich kenne mehrere Frauen undjede MAG ich. Manche sogar sehr. Aber ich bin weit ab davon, eine romantische LIEBE zuzugestehen.
Vielleicht sollten wir den Begriff Liebe erst einmal definieren....

Durch Liebe miteinander verbundene Menschen geben doch ihr Selbst nicht auf. Werden doch nicht alle gleich.
Nö....aber sie verteilen 24 Stunden auf 4 Personen? Ist DAS Erfüllung oder sehe ich das nur falsch? Wie sieht der Tagesablauf aus, wenn man 4 Männer / Frauen liebt? Wie muss ich mir das vorstellen? Oder gibt es nur Absprachen oder Treffen aus dem Bauch heraus? Ist DAS Liebe? Wenn man eben die Meiste Zeit NICHT miteinander verbringt? Das würde wieder weit von dem abweichen, was ich unter Liebe verstehe...
Tom
@ alle
Ihr Lieben, ich bin erst mal wieder platt von der Diskussionsfreudigkeit und auch von der Art, wie ihr euch bemüht, konträre Ansichten verständlich zu machen - und wie das läuft, hat ganz viel mit der Kommunikation in einer Zweierbeziehung zu tun:
Manche Dinge kann man auch dem geliebten Partner nicht nachvollziehbar machen.

Ein Problem ist mit Sicherheit die "Liebesdefinition" - sieht man von altruistischer Liebe (Nächstenliebe, Familienliebe etc) ab, so ist in unserem kulturellen und sozialen Kontext die Liebe, die auch sexuelle Aspekte hat, eine Beziehung zwischen zwei Partnern, die ihre Beziehung beide als solche benennen. Sie schaffen sich damit eine eigene, exklusive Welt, mit eigenen Codes und Riten etc.
Und ich denke, diese EXKLUSIVITÄT ist der Knackpunkt.
Da fühlt sich nämlich jeder andere ausgeschlossen. Und kann so sehr leicht Eifersucht und Verlustangst entwickeln.
Deswegen hält man wohl auch zu unseren Zeiten die Monogamie noch immer so hoch (wenn sie auch aus anderen Gründen erfunden wurde).

Wie die Polyamoren das Problem in der Realisierung lösen, habe ich auch noch nicht begriffen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Ghostface
Ich frage mich gerade, ob jemand, der sich verliebt, sich wirklich erstmal alle diese Fragen stellt ...

Und ja, es ist manchmal sicher nicht einfach. In iner WG oder kommune zu leben, vereinfacht dann so einiges.

Aber zunächst mal - und das weißt auch Du! - gibt es Liebe, aufrichtige und wahre Liebe auch unter Menschen, die 600 Kilometer voneinander entfernt leben, die nur eine Wochenendbeziehung haben, die nicht beim Frühstück zusammen sitzen und nicht ihre Kinder gemeinsam zur Schule schicken.

Ist das dann wirklich keine Liebe? *nixweiss*

Da fängt für mich häufig das an, was ich manchmal an anderen als "arrogant" bezeichne, Dir aber jetzt nicht unterschieben will: Wenn man einzig und allein die Möglichkeit, zusammen zu leben und eine alltägliche Beziehung zu führen, als Liebe wertet iund alles andere nicht.

Es geht hier erstmal nur um LIEBE, nicht um das Führen einer Beziehung!

Und mal Hand aufs Herz: was Du beschreibst, funktioniert perfekt bei vielen Familien und Paaren, die sich schon lange nicht mehr lieben. Und da gruselt es mich ...

(Der Antaghar)
Polyamant wird möglicherweise eine für immer mehr Menschen zutreffende Bezeichnung der Lebensführung sein. Ich kann mir vorstellen, daß die Verknüpfung von Sex und Beziehung derart aufgelöst wird, daß beides unabhängig voneinander gemacht werden kann. Ich denke, daß Ghostface ebenso wie ich dazu neigt, unangemessenerweise die Struktur, die er kennt, auf eine polyamoröse überträgt. Selbstredend gehen mit einer solchen Lebensweise andere Strukturen einher, in die z.B. auch Kinder gehören.

Was mir sehr wichtig erscheint, ist eine Sichtweise, die ausgehend von den zahllosen unterschiedlichen Lebensformen, die es in der vermeintlich homogenen Zweierbeziehungsszene gibt, eine ebenso mögliche große Zahl an verschiedenen Formen in der Polyszene anzunehmen und probeweise eine grundsätzlich bejahende Position einzunehmen. Ich verstehe mich selbst als Nutzer meiner gelernten Strukturen, weiß aber sehr genau, daß ich wenig bis keinen Einblick in andere habe. Ich kann zwar meine eigenen Erfahrungen projezieren, muss aber immer in Rechnung stellen, daß es meine Projektionen sind, die so gar nicht kompatibel sein müssen. Also kurz gesagt: Mir ist die Annahme von Komplexität wichtig, die es immer schon in weitaus größerem Maße gegeben hat, als es zu einer gegebenen Zeit gemeinhin angenommen wurde.

Zum Beispiel gibt es eine polyähnliche Lebenspraxis weitaus länger als die Bezeichnung selbst. Es gibt in diesem Zusammenhang den Effekt, daß mit einer zunehmenden Popularisierung die Erfindung einer passenden, griffigen Bezeichnung das Aufkommen der betreffenden Erscheinung erst erkennbar macht. Im Dorf meiner Kindheit, also in den späten sechziger Jahren, gab es Ehemänner, die Beziehungen zu einer zweiten Frau pflegten und diese auch finanziell unterstützten. Alle wussten es, ohne darüber einen öffentlichen Diskurs führen zu müssen. In diesem Sinne ist Polyamore eine Art Emanzipation der Frau, weil jetzt auch ihnen zugestanden wird, mehrere Partner zur selben Zeit zu haben.

Zum Anderen stellt sich für immer mehr Menschen heraus, daß die Zweierbeziehung ein Konstrukt ist, das angemessen sein kann, aber eben nicht muss. Die Bedingungen, unter denen sie ihren Siegeszug und Aufstieg als einzig wahres Projekt erlebte, gehören mehr und mehr der Vergangenheit an. Als allgemeingültiger Weg zum Glück verliert diese Idee an Glanz.

Gesellschaftlich gibt es eine ganze Reihe von Erscheinungen, die in die polyamoröse Richtung weisen. So gehen die immer kürzer werdenden Beziehungen ineinander über. Es gibt also immer mehr Menschen, die in Übergangsphasen von einer zur nächsten Beziehung eine quasi-polymoröse Zeit erleben und somit automatisch Gelegenheiten haben, mit einem solchen Lebensentwurf Tuchfühlung aufzunehmen.

Es mag die Zielrichtung und der Anspruch vieler Polyamoristen sein, die hochentwickelte Fähigkeit zu entwickeln, Beziehungskomplikationen gleich mehrerer – und nicht „nur“ zweier – Erwachsener zu regulieren. Ich glaube allerdings, daß es sich lediglich um die Komplikation der Eifersucht handeln wird, die meiner Auffassung nach ohnehin auf dem Rückzug ist. Ansonsten könnte sich Polyamory deshalb als zukunftsträchtig erweisen, weil sie eben auch automatisch zu einer Reduzierung von Konfliktpotenzialen taugt; allein dadurch, daß die einzelne „Zweierkiste“ mit weniger Zeit und somit mit weniger Raum für Konflikte ausgestattet ist. Möglicherweise.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Na
LIEBE ist der Ausdruck eines Gefühles, denke ich.
Anthagar.... das Gefühl alleine ist schön und gut und natürlich stellt man sich als junger Mensch diese Fragen nicht Als ich sicherlich schon und ich frage mich in der Folge, ob ich zulassen will, dass ich mich verliebe. Da steht wie von Gudrune beschrieben, meine tiefe Wunde als Mahnmal vor meinen Augen. Finde ich auch nicht schlimm...aber:

Liebe allein ist es ja nicht. Es kommt die Erfüllung dazu. Ein ausgefülltes Liebesleben. Liebe als Vehikel für Glück. Ein Gefühl allein kann nicht bestehen fürchte ich. Erst die Interaktion mit Menschen...geliebten oder einem geliebten Menschen... Berührungen,Gespräche, Miteinander. Füreinander. Ja auch Sex oder die einfache zärtliche Berührung beim reichen der Fruchtschale... gehört für mich zwangsläufig dazu. Und das hat nicht viel mit dem Führen einer Beziehung zu tun. Ich unterteile das auch nicht, es gehört alles zusammen für mich. Naja für mich eben.
Wenn ich all diese Dinge zusammenrechne, ist es wie du schriebst, schwer, das mit mehreren geliebten Menschen unter einen Hut zu bringen. Und wenn die Personen, mit denen ich diese kleinen Gesten austausche, auswechselbar sind...ist für mich der Reiz weg.... dann sind die Partner Surrogate, die meinen Anspruch erfüllen.... und somit bliebe die Erkenntnis, dass ich nicht mehrere Menschen liebe, sondern nur mich selbst.....

Tom
allein dadurch, daß die einzelne „Zweierkiste“ mit weniger Zeit und somit mit weniger Raum für Konflikte ausgestattet ist. Möglicherweise.

der ist gut! ..lach... also nur noch Zweierkisten auf Entfernung, kein Zusammenleben und Alltag - das würde uns allerdings einiges ersparen, vor allem, was dazulernen zu müssen *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ Ghostface
Du sprichst da u. a. zwei wesentliche Punkte an:

schwer, das mit mehreren geliebten Menschen unter einen Hut zu bringen.

Richtig. Polyamor zu leben hat ja auch nichts mit "einfach" oder "bequem" zu tun. Es ist manchmal schwer. Na und?

Und wenn die Personen, mit denen ich diese kleinen Gesten austausche, auswechselbar sind...ist für mich der Reiz weg.... dann sind die Partner Surrogate, die meinen Anspruch erfüllen....

Da meine ich, bei Dir ein Mißverständnis wahrzunehmen: Die Personen sind keineswegs austausch- oder auswechselbar. Jede Person ist für sich ein kostbarer und einzigartiger Mensch in dieser Beziehung, wieder vergleichbar mit mehr als einem Kind bei einer Mutter: Da kommt doch auch keine auf die Idee, das abzuwerten, nur weil die Kinder jederzeit austauschbar wären. Denn das sind sie nicht, jedes ist auf seine ihm eigene Weise einzigartig.

*

Ich finde den Beitrag von @ Interzone übrigens in mehrerlei Hinsicht sehr bemerkens- und lesenswert! Da werden ein paar entscheidende Dinge angesprochen. Lies ihn doch mal aufmerksam durch! Vielleicht wird da manches klarer?

Ansonsten: Es gibt Gebiete, das ist es sicher sehr kompliziert, polyamor zu leben. Und es gibt Gebiete, das ist es sehr kompliziert, monogam zu leben. Doch echte Monogamie wäre für mich ohnehin nur die Liebe, die ein ganzes Leben lang hält. Weil das kaum noch jemand schafft (oder wenn, dann nur mit Hilfe heimlichen Fremdgehens), leben viele Monogame letztlich irgendwie auch polyamor, nur dass die drei oder vier Lieben nicht zeitgleich, sondern hintereinander gelebt werden. Oder nicht?

(Der Antaghar)
leben viele Monogame letztlich irgendwie auch polyamor, nur dass die drei oder vier Lieben nicht zeitgleich, sondern hintereinander gelebt werden. Oder nicht?

dann fühlen sich wohl die, die es (manchmal zwangsläufig) hintereinander machen, nicht love-multitasking... *zwinker*
Ich sehen da schon einen Unterschied:
Liebe ich auch im Laufe meines Lebens mehrere Männer, zeitlich hintereinander, so liebe ich doch immer nur einen... also ist mein Lieben auf einen konzentriert...
aber vielleicht müssen wir Menschen auch da dazu lernen - auch ich musste erst eindehen, dass die zweite, dritte, vierte Liebe meines Lebens nicht ein schwächerer "Abklatsch" der ersten war...
...und dass wir tatsächlich in diesem Fall nur die Objekte wechseln, unser Lieben bleibt nahezu gleich.
der ist gut! ..lach... also nur noch Zweierkisten auf Entfernung, kein Zusammenleben und Alltag

ha, ....auch nicht das gelbe vom Ei...daher kommt der Spruch: "Du bist schuld dass ich seit 9 Monaten fremd gehen muss...du vernachlässigst mich.."



Dio
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ tangocleo
Ja, so ist es (war ja auch eher scherzhaft gemeint) ...

Und dazu

...und dass wir tatsächlich in diesem Fall nur die Objekte wechseln, unser Lieben bleibt nahezu gleich.

sag ich nur: Eben! Das sind dann wirklich austauschbare Partner, einer nach dem anderen ...

(Der Antaghar)
erschütternd und dennoch sehr beruhigend!
Danke für deine Denkanstöße! *g*
erschütternd und dennoch sehr beruhigend!

Jetzt hast du mich irgendwo auf dem Weg verloren. Ich hatte fest mit einer Erläuterung gerechnet, warum du eben nicht von Austauschbarkeit sprichst.
@ interzone u. a.
also das :
Zum Anderen stellt sich für immer mehr Menschen heraus, daß die Zweierbeziehung ein Konstrukt ist, das angemessen sein kann, aber eben nicht muss. Die Bedingungen, unter denen sie ihren Siegeszug und Aufstieg als einzig wahres Projekt erlebte, gehören mehr und mehr der Vergangenheit an. Als allgemeingültiger Weg zum Glück verliert diese Idee an Glanz.

erinnert mich doch stark an die 70er Jahre. Damals gab es den Aufbruch - Ausbruch aus der monogamen und verlogenen Gesellschaft.
War es vor dieser Zeit "Liebe", die die Menschen zusammen bleiben ließ?
Nein, es war die reinste Notwendigkeit, denn von "Liebe" wurde doch selten gesprochen.

Mit der Einführung der Pille, der Abschaffung, dass Frauen von ihren Männern abhängig waren, nur machen durften was diese erlaubten, kein eigenes Konto besaßen, nicht arbeiten gehen durften usw.

Diese Zeiten sind vorbei, und wir Frauen sind selbstbewusster geworden. Nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch was unser Leben und unsere Gefühle angeht.
Wir entscheiden, ob wir mit einem Mann schlafen wollen, ob wir aus der Ehe ausbrechen wollen, ob wir Kinder haben wollen .........
oder ob wir monogam leben wollen.

Und der Mann steht da und begreift die Welt nicht mehr:
ist er noch der "Herr", der das Sagen hatte, der bestimmte was Liebe ist?

NEIN, diese Zeiten sind vorbei. Wie ist es heute?

Wenn ein Mann, wie z.B. @ Antaghar und auch andere in der Lage ist DAS zu begreifen, dann entstehen Lebensformen, in denen die "Liebe" zwischen zwei Menschen wieder in den Vordergrund rücken kann, nicht muss.
Jeder Zwang:
ich muss mich jetzt um Nr. 1 oder Nr. 2 kümmern, die "Liebe" dadurch wiederum auf der Strecke bleibt.
"Liebe" besteht doch nicht daraus "Händchen zu halten" oder den Haushalt zu führen, sondern die Herzen zu halten.
Menschen sind nicht austauschbar wie Gegenstände.

Nach dem Tod meines Mannes ging die Liebe zu ihm nicht verloren, sie veränderte sich im Laufe von 40 Jahren, war nicht mehr der Mittelpunkt meines Lebens, sodass ich danach eine neue, eine andere Liebe empfinden durfte.

Jede, egal welche, "Liebe" ist die stärkste menschliche Eigenschaft, die gleichzeitig den Verstand, das Herz und das Gefühl berührt.
Wenn ein Herz keine Liebe mehr spürt, dann ist dieser Mensch der einsamste auf der Welt.

Vielleicht gibt es deswegen heutzutage so viele einsame Menschen, weil sie keine Liebe mehr verspüren, weil ihr Herz kalt geworden ist.

Ich habe meinem Freund einmal geschrieben:
"Ich habe eine Träne in den Ozean vergossen, erst wenn sie gefunden wird, werde ich aufhören dich zu lieben."

Und das ist meine Meinung:
Wahre Liebe hat kein glückliches Ende,
wahre Liebe endet nie.

Allen wünsche ich viel Liebe für den heutigen Tag.


ev
Ich verstehe nicht ganz, warum du ausdrücklich mich damit ansprichst.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Allgemeine Frage
Und ich möchte mal eine Frage in die Runde werfen:

Was mag wohl dahinter stecken, wenn sich so mancher (und nicht wenige) bei dieser Thematik immer gleich belächelt, missioniert oder gar angegriffen fühlt?

Wenn jemand äußert, er könne das garantiert nicht, vor großem Publikum reden oder einen Berg im Himalaya besteigen oder eine Kurzgeschichte schreiben oder tiefsinnige Lyrik verfassen oder eine Fremdsprache lernen u.s.w. - und andere antworten dann total begeistert: "Klar, das geht, das kann eigentlich jeder! Ich hab das auch früher gedacht. Und jetzt finde ich, es gibt für mich nichts Besseres als ..." - dann nennt man das vielleicht Mutmachen oder Anspornen oder was auch immer. Aber es kommt garantiert keiner auf die Idee, sich belächelt oder missioniert zu fühlen. Warum als ausgerechnet bei diesem Thema?

Ist das nicht interessant?

Hat jemand eine Idee dazu? Oder weiß es jemand?

(Der Antaghar)
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