Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Paare mit Kindern
2782 Mitglieder
zur Gruppe
Alleinerziehende
323 Mitglieder
zum Thema
Mutter unter 18435
Ich möchte gerne ein Thema zur Diskussion anregen, welches gerade…
zum Thema
Kind im Bett der Erwachsenen264
Das Thema beschäftigt mich schon einige Zeit, da es mich leidvoll…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Mutter

Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Mutter
Was für ein kleines Wort für so eine große Sache. Mutter.
Sie begleitet und durch unser ganzes Leben. Ob wir das wollen, oder auch nicht.

Meine Mutter ist recht… speziell. Seit ich denken kann, wirft sie mir vor, ich hätte sie nie geliebt. Schon als Baby nicht. Da frage ich mich, kann denn ein Baby anders, als seine Mutter zu lieben? Oder ein Kleinkind? Es gibt Kinder, die werden misshandelt und lieben ihre Mutter dennoch. Nein, meine Mutter hat mich nicht misshandelt oder missbraucht. Jedenfalls nicht so.
Obwohl – auf ihre ganz spezielle Art und Weise hat sie es getan. Nein, nicht mit Prügeln und auch nicht sexuell. Aber ich war ein Werkzeug für sie. Ich hatte als ihr persönlicher Glücklichmacher zu funktionieren. Ich sollte ein Abbild sein, von ihr. Leider war ich das ganz und gar nicht. Oh, ich sah so aus, wie ein Kind auszusehen hat, ihrer Meinung nach. Blond und blauäugig. Aber damit hatte es sich auch schon erledigt. Sie sah mich in Rüschenkleidern und Paillettenpullis, während ich Opa-Unterhemden und Latzhosen vorzog.
Von meinem ganzen Wesen her entspreche ich nicht ihren Vorstellungen. Ich habe gute Freunde. So was kann sie nicht verstehen. Besuch ist lästig und macht nur Dreck und Arbeit. Ich aber liebe es, Besuch zu haben. Je mehr, desto besser. Sie findet das schrecklich von mir. Findet mich völlig aus der Art geschlagen.
Sicher sie macht sich auch Sorgen um mich: „Kind, ich kann das gar nicht verstehen, dass Du so gänzlich untalentiert für alles bist!“ Oder: „Was, du bist schon wieder krank? Was hast du denn schon wieder falsch gemach?“
„Nein, Mutter, ich mache nichts falsch. Gar nichts. Ich bin nur einfach mal erkältet. Das passiert halt gelegentlich. Aber danke für deine warmen Worte.“
„Dass du immer gleich aggressiv werden musst! Aber so warst du ja schon immer. Nie hab ich einen Dank dafür bekommen, was ich alles für dich getan habe. Du hast mich noch nie geliebt. Du bist genau, wie dein Vater!“

Ja, so schleppe ich meine Mutter mit mir mit.
Und jetzt bin ich selbst eine. Eine Mutter.
Ob ich es wohl besser mache?
Ich will es hoffen. Für meine Kinder.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ein Thema, das mich ständig umtreibt.

Mutter haben und Mutter sein. Beides.

Ich war ungefähr vier Jahre alt, als ich aus einer trotzigen Laune heraus meiner Mutter wohl mal keinen Gute-Nacht-Kuss geben wollte.

Seither hat sie mir beinahe jede Form von zärtlicher Zuwendung verweigert.

Sie erklärt das heute noch damit, dass ICH das eben nicht mehr wollte.

Ich war vier.

Das ist nur ein Beispiel für drei Millionen andere Gründe, aus denen ich heute keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter habe.

Man, hab ich ein Glück und habt IHR ein Glück, dass ich gerade nicht viel Zeit habe. Sonst würde dieses Posting verdammt lang werden.
Rhabia
ich habe schon immer eine Affinität zu Deinen Geschichten.....aber diese toppt diese jetzt....ich bin platt, wie sich Lebensgeschichten kreuzen und ich danke Dir, dass Du bist, wie Du bist.

Nio**
@rhabia
Ja, immer wieder die Mütter.

Mir hat leider nicht geholfen, den Kontakt abzubrechen. In Gedanken habe ich ja doch mit ihr gerede. So lange, bis ich dann endlich mal einen ellenlangen Brief geschrieben habe. Mit 48! Nun klärt sich so manches.
Das tut gut. Beiden Seiten.

Danke Rhabia, das ist ein unter die Haut gehendes Thema!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich habe es aufgegeben. Jede Form von Kommunikationsversuch. Ich habe es satt, immer wieder zu scheitern und unter dem Schmerz von uralten, aufbrechenden Wunden zu leiden.

Für mich ist es besser so, wie es ist. Es ist nicht gut. Aber es ist das beste Schlecht von allen.
**D Mann
173 Beiträge
Also...
... ist schon irgendwie interessant, das es doch bei ganzen vielen nach den gleichen Mustern gestrickt ist.

rhabia, du sprichst mir und meiner Liebsten aus der Seele, immer wieder ein Genuss deine Kurzgeschichten, die das Leben schrieb zu lesen.

Danke dafür.

Holger
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
??
Mutter ist das Wort für Gott in allen Herzen der Kinder dieser Welt.....

Tom
wer sagt das???
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Tja, ich schlage mich mit der Meinen immer noch rum. Habe seit 25 Jahren immer möglichst 200 km Abstand zu ihr und trotzdem komme ich nicht von ihr los.

Eine Besserung war in Sicht, als sie Oma wurde. Ja, sie ist eine prima Oma gewesen, mehrere Jahre lang. Aber seit die Kinder ihre eigene Meinung entwickelt haben, reagiert sie, wie bei mir damals. Außer, dass sie jetzt einen Schuldigen hat. Mich nämlich. Weil ich auch zum Mutter sein gänzlich untalentiert bin *lol*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
@Ghostface
Ja, da ist was Wahres dran.
Die Mutter ist für kleine Kinder das Absolute.
Aber seit die Kinder ihre eigene Meinung entwickelt haben, reagiert sie, wie bei mir damals. Außer, dass sie jetzt einen Schuldigen hat. Mich nämlich. Weil ich auch zum Mutter sein gänzlich untalentiert bin

Mütter sind auch nur Menschen und in ihrer eigenen Not und Geschichte gefangen....Mütter sind nach bestem Wissen und Gewissen Mütter und keinesfalls perfekt, oder vor Fehler gefeit...
Erst wo die Not erkannt wird, die Kleinheit...der kann vergeben....(was nicht heisst, dass man ihnen um den Hals fallen muss, aber es befreit...)...

Was auch hilft: Zu erkennen, was genau gerne undd ganz freiwillig von der Mutter übernommen wurde...Ich finde meine Mama war eine herzensgute Frau, eine supertolle Köchin und klasse Gastgeberin...Auch ist sie keine Memme, sondern steht fest im Leben, egal, was es für sie bereit hält...Auch legte sie immer Wert darauf, Frau zu sein, es zu zeigen und damit zu kokettieren...Warum sollte ich das nicht dankbar zum Vorbild nehmen und ihre Rumkritisiererei als das erkennen, was es ist: Sich selbst ein wenig größer zu machen...weil sie sich manchmal so klein, hilflos und unbedeutend fühlt....(auf dem Hintergrund ihrer Geschichte, verständlich)....

und wenn ich es recht bedenke...Auf den Gebieten, wo sie meinte "das kannst du nicht" (kochen beispielsweise....) brachte ich es zur Meisterleistung....(allerdings nicht in den Gerichten in denen sie unübertrefflich ist und es auch bleiben soll....)

Ich möchte meinem Sohn darin Vorbild sein, auch Ecken und Kanten liebevoll zu ertragen (nicht akzeptieren, sondern ertragen!), damit er es irgendwann auch einmal mit mir so hält....denn eines weiss ich sicherlich! No Mom is perfekt, auch ich nicht.... *zwinker*

Dio
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Dann hast Du Glück, Dio.

Eine kleine Anekdote:

An meiner Hochzeit lernten meine Freunde meine Mutter kennen.
Später sagten sie mir: Mensch, du hast immer erzählt, deine Mutter sei so schlimm. Das stimmt doch gar nicht. Die ist noch viel schlimmer, nämlich unerträglich!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
und trotzdem komme ich nicht von ihr los.

Rhabia, ich glaube, dass es tatsächlich auch nicht vorgesehen ist, dass man "von seiner Mutter loskommt".

Der Schlüssel ist der, zu akzeptieren, dass sie in einem ist. Egal, ob sich das gut oder schlecht anfühlt, die Mutter ist in einem. Man kann sie nicht zurücklassen oder sich völlig von ihr lossagen. Sie begleitet einen, und wenn man ganze Kontinente zwischen sich selbst und sie bringt.

Der Punkt ist, man muss herausfinden, was einem selbst am meisten gut tut. Ist es die immer wieder aufflackernde Konfrontation, der immer neuerliche Versuch, alte Gräben zu überbrücken und endlich, endlich zu hören, was man von der Mutter schon immer hören wollte? Diese Bedürfnisse endlich zu befriedigen, die damals in dem kleinen Kind geweckt wurden? Muss man den Kampf immer weiter kämpfen um das, was man von ihr braucht?

Oder kann man irgendwann ganz bewusst loslassen, kann sagen "Ja, es tut weh, ja, es fehlt, ja, ich fühle mich allein gelassen und ja, ich bräuchte eigentlich dies, das und jenes von ihr, aber sie ist, wie sie ist und ich bin, wie ich bin und all das Gerenne gegen Mauern wird uns nicht näher zueinander bringen."

Ich bin für mich den zweiten Weg gegangen und fahre gut damit. Ja, es tut weh und ja, ich denke oft darüber nach und ja, ich verarbeite dieses Loch in mir, das dort ist wo eigentlich eine liebevolle Mutter-Kind-Beziehung sein sollte, immer noch jeden Tag neu und jeden Tag anders. Mal bin ich wütend, mal bin ich traurig. Und seit ich selbst Mutter bin, ist da auch diese Angst. Diese Angst, mein Sohn könnte irgendwann mal so für mich empfinden wie ich für meine Mutter empfinde...

Die Angst, an ihm zu versagen wie sie an mir versagt hat. Die ist manchmal sehr, sehr groß. Und sie macht, dass ich oft verkrampfe im Umgang mit ihm. Dann muss ich ganz bewusst zurücktreten und mir klar machen dass ich ICH bin und nicht sie. Dass mein Blick auch die Welt ein ganz anderer ist als ihrer.

Ich kämpfe nicht mehr um sie. Dennoch denke ich, diesen Verlust werde ich mein Leben lang spüren.
Eine solche Reflexion wie hier unter anderem von SinasTraum ist doch genau das, was es braucht, um aus dem erlebten System des Missbrauchs auszusteigen. Das heißt nicht, daß es unbedingt auch so klar formuliert werden muss; die Einsicht darin ist das Wichtige.

Die eigenen Kinder werden immer auch diese Lücke spüren, und sie werden immer auch etwas von der Oma mitnehmen. Aber sie werden auch sehr genau spüren und mitnehmen, wie die Mutter damit zurechtkommt und es von ihr lernen.
@ Rhabia
Danke! Ich hätte fast ko**** können bei einigen Worten, so sehr ähneln sie denen, die ich auch gehört habe und finde es dennoch - oder gerade deshalb - fast tröstlich (auch das lesen der anderen Kommentare..) daß du das so wiedergegeben hast. Danke!

*blume* Die Freesie (sehr berührt...)
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Danke an alle, für die Kommentare hier und auch per Mail.
Dass so viele sich in dieser Geschichte wiedererkennen, zeigt, dass das Thema "Mutter" bei vielen up to date ist.
Erschütternd.

Liebe Grüße
Rhabia
*blumenschenk*
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.