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nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Seinem Gedankenbild gab er die schwarze Uniform ohne Abzeichen. Jetzt wirkte er wahrlich erschreckend. Er hatte seinen eigenen Tod geschaffen und ihn überlebt. Nichts, so dachte er, könnte ihm mehr etwas anhaben.
Dann besuchte er sie. Einen nach dem anderen. Niemand sollte ihm entkommen. Das dunkle Herz schlug kräftig in seiner Geisterbrust. Hämmerte gedachtes Blut durch imaginäre Adern und loderte wie Feuer in ihm.
„Ihr könnt mich nicht besiegen“, flüsterte er ihnen ins Ohr. „Denn ich bin der Tod.“ Lachend verschwand er und ließ sie schweißgebadet zurück.


Die Vorbereitungen für die Ankunft des Generals liefen auf Hochtouren. Irina Williams war den ganzen Tag über emsig. Bis tief in die Nacht hinein war sie am Arbeiten, nur um nicht nachhause gehen zu müssen. Sie wollte nicht an Schlaf denken, denn seit einigen Nächten kam er im Traum zu ihr. Er! Wie konnte er es wagen! Eigentlich müsste er längst am Boden sein. Was ihn wieder aufgerichtet hatte, wusste sie nicht. Dieses Scheusal der Nacht! Grässlich war er anzusehen und das Bild verfolgte sie auch tagsüber. Fahrig wurde sie, ungeduldig und reizbar.
Aber die Vorkehrungen waren beinahe abgeschlossen. Es fehlten nur noch die Hauptakteure, dann stand dem Triumphzug der neuen Regierung nichts mehr im Weg. Sie hatte an alles gedacht. Das Militär sicherte sämtliche Zugänge, die Polizei musste Sonderschichten einlegen und alle Wohnungen räumen lassen, die sich in unmittelbarer Nähe des Platzes der Eumerischen Einheit befanden, wie der Zentralplatz umbenannt worden war. Viele Menschen wurden für den Einmarsch benötigt, denn nicht nur die Armee sollte zeigen, dass sie dem neuen Machthaber huldigte. Ganze Heerscharen waren angeheuert worden, um an dem Marsch teilzunehmen.
Am Platz war dann auch die Hinrichtungsstelle. Hier würden die gefangenen Terroristen endlich ihrem unvermeidlichen Ende entgegengehen. Dann würde sie zusehen, wie er einen Kopf kürzer gemacht wurde, denn das konnte auch er nicht überleben. Erst dann würde sie wieder ruhig schlafen können.
Sie seufzte zufrieden bei dieser Vorstellung und begann damit die letzten Handgriffe zu delegieren. Als alles zu ihrer Zufriedenheit geschehen war, kontrollierte sie ihre mentalen Barrieren und ging anschließend nachhause.


Jürgen und Zoe hatten es den Polizisten nicht allzu schwer gemacht und Spuren hinterlassen. Die Heimlichkeit hatte ausgedient und so waren sie rasch gefunden worden.
„Da haben wir die beiden also doch noch erwischt“, meinte einer der Polizisten.
„Wir haben euch erwartet“, entgegnete Jürgen hochmütiger als für die Situation angemessen war und erntete dafür einen Schlag mit dem Knüppelstiel in die Magengegend. Er krümmte sich und hätte ihn nicht Zoe gehalten, wäre er unter dem zweiten Schlag zusammengebrochen.
„Es ist nicht notwendig, uns zu misshandeln, wir kommen doch freiwillig mit“, versuchte sie die Polizisten zu beruhigen, doch die waren froh, endlich jemanden gefunden zu haben, an dem sie ihren Frust über die lange Untätigkeit auslassen konnten.
Zoe war versucht ihre Kräfte freizulassen, doch Jürgen schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war zu früh für eine unüberlegte Heldentat. So ließ sie es bleiben und fügte sich der Gewalt der Polizisten.
Sie wurden in einem geschlossenen Wagen abtransportiert. Es dauerte Tage, bis sie in Sunflower waren. Tage, die sie ohne Wasser und Nahrung angebunden an die Bordwand verbringen mussten. Die Luft war stickig und verbraucht und es stank im Inneren. Nicht einmal für die Verrichtung der Notdurft durften sie aussteigen.
„Lass dich nicht unterkriegen, Liebes“, flüsterte er und fühlte selbst, dass er unter dieser Behandlung, zusammenbrechen zu drohte.
„Mit Pauken und Trompeten, haben wir gesagt. Nur die sind jetzt sehr leise“, erwiderte Zoe.

Als sie endlich ankamen, waren beide bewusstlos, denn die Luft war knapp geworden und der Flüssigkeitsmangel hatte seinen Tribut gezollt. Behandschuhte Hände zogen sie heraus und brachten sie sofort in getrennten Zellen unter. Dann wurde Gerald Hauser über das Eintreffen seiner Gefangenen benachrichtigt, der sich freudig erregt die Hände rieb. Schon seit dem Zusammentreffen im Gericht war sein Sinnen auf Rache gerichtet. Sie hatten ihn beide bloßgestellt. Nun war sie da, die Stunde der Vergeltung und er würde sie hinausziehen bis hart an die Schmerzgrenze. Erst dann würden sie zu ihrem letzten Bestimmungsort gebracht werden. Das war mit Irina Williams so abgemacht.


Jürgen erwachte zitternd. Er war nass und ihm war kalt. Jemand hatte ihn mit kaltem Wasser begossen. Frierend richtete er sich auf und musste feststellen, dass er sich in einem kleinen Käfig befand. Eine Hochsicherheitszelle. Aber er war nicht alleine. Ein Wächter stand nur einen Schritt von ihm entfernt, einen Eimer in der Hand und grinste breit. „Mitkommen“, befahl er jetzt streng. Jürgen erhob sich langsam und folgte dem Mann auf den Gang hinaus. Er wurde gefesselt, wie er es bereits bei Jack gesehen hatte und dann an einer Leine fortgeführt. Etwas weiter vor ihm, erkannte er Zoe, die ebenso gefesselt war wie er selbst.
Als er an einem weiteren Käfig vorbeigeführt wurde, bemerkte er noch einen Insassen. Rasch wandte er den Blick ab, er konnte ihn nicht ansehen, wirkte zu verändert. Die Explosion hatte soviel Schaden angerichtet, dass er noch immer nicht vollständig wiederhergestellt war.
Jetzt musste er sich um sich selbst kümmern und hoffen, das er die unnötigen Fragen aushalten würde können.

In einem nüchtern eingerichteten Büro wartete bereits Zoe. Jürgen wurde neben sie gestellt. Hinter jedem von ihnen stand ein Wachmann mit der Leine in der Hand und in der anderen, einen E-Schocker, der im Zweifelsfall töten konnte. Jürgen schickte Zoe einen liebevollen Gedanken, den sie ebenso erwiderte. An ihren Augen konnte er erkennen, dass sie den Tränen nahe war, seine sahen wahrscheinlich genauso aus. ‚Ich habe Jack gesehen’, teilte er ihr noch mit, dann trat Gerald Hauser ein. Er lächelte jovial und meinte: „So, da seid ihr also wieder, ihr Terroristenpack.“
„Wie lautet die Anklage?“, fragte Jürgen, er hatte sich seines Berufs besonnen und kehrte den Anwalt heraus.
„Ihr habt gegen eine ganze Reihe von Regeln verstoßen und ihr seid des Terrorismus verdächtig, also wird es für euch keine Verhandlung geben. Das Gesetz hat sich dahingehend geändert, dass beim Verdacht des Terrorismus, die Strafe ohne Gericht vollzogen wird.“ Gerald wandte sich an einen Wachmann und sagte: „Kleben Sie bitte beiden den Mund zu. Ich will vorläufig nichts von ihnen hören und dann ab in den Verhörraum.“
Rücksichtslos wurden sie an den Leinen hinausgezogen und erneut hinab in die Gewölbe getrieben.
Trotz, ihrer Angst war Zoe froh, dass sie Jürgen sehen konnte. Sie wusste, dass sie beide in den nächsten Tagen viel Qual erwartete und am Ende der Tod. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass Aufgeben jetzt das Schlechteste wäre.
Da erreichte sie ein Gedanken, eine vage Idee und noch bevor sie danach fassen konnte, war sie wieder weg. Zurück blieb nur die Erinnerung an ein Bild, das sie verwirrte und nicht sofort erkannte. ‚Wir sind weder Verräter noch Terroristen’, dachte sie. ‚Wir wollen doch nur unseren Weg gehen und nicht diktieren lassen, wie wir zu sein haben. Jack! Wo liegt der Fehler? Du weißt es!’ Wie als Antwort fühlte sie eine leichte Berührung, aber es war nur ein Gedankenhauch, eine ferne Erinnerung, die sie streifte und einen zarten Kuss auf ihre Stirn hauchte. ‚Ich bin bei dir’, schien er zu sagen. ‚Haltet aus. Es dauert nicht mehr lange. Das Ende ist nahe.’
‚Welches Ende? Welches, Jack? Sag es doch!’ Ihre Gedanken wurden verzweifelter als sie in dem Verhörraum ankamen. Das einzige das sie fühlte, war eine zarte Umarmung im Geist, dann war es weg und sie fühlte nur eine Mauer aus Granit, die sich von ihr entfernte. Konnte das beides Jack gewesen sein, diese weiche Hand und dieser Fels, fragte sie sich. Ihre Gedanken kreisten um das „Wann“ und „Wie“. Sie wollte die Gegenstände in diesem Zimmer nicht näher betrachten. Es war schlimm genug, als sie es in Jacks Albträumen gesehen hatte, jetzt live war eine andere Sache. Sie verschloss die Augen davor, nahm nur noch ihre eigene Angst wahr und die Panik, die in Jürgen hochzusteigen begann. Dann verschloss sie sich auch davor. Jürgen blickte sie aus seinen tiefgrünen Augen an, die die Farbe des Mooses im Wald hatten und nun dunkel schimmerten. Sie konnte ihn nicht anblicken, seinen sehnsüchtigen Blick nicht erwidern. Feuer brannte in ihr und sie durfte es noch nicht freilassen. Sie versuchte ihre Angst wegzuatmen, nicht an die Instrumente zu denken, die hier herumstanden. Den Gedankengenerator, den Extraktor und die vielen anderen Dinge, für die sie keine Namen hatte.
Jemand zog an der Kette und sie stolperte vorwärts, wurde auf einen Stuhl gedrückte und daran festgebunden. Dann wusste sie nichts mehr, denn jemand spritzte ihr eine unbekannte Substanz und sie schlief ein oder fiel in Bewusstlosigkeit, sie wusste es nicht.
Jürgen schaute erstarrt zu. Keinen Gedanken wollte er zu Ende denken, alle waren wirr und alles hatte etwas mit einem drohenden Ende zu tun. Einem unvorhersehbaren, verheerenden Aus für irgendjemanden. Er wollte nicht denken, dass es sein eigener Tod war oder der von Zoe oder Jack. Noch hatte so etwas wie Hoffnung in seinem Herzen Platz. Es fühlte sich richtig an, sich nicht geschlagen zu geben, der Liebe ihren Raum zu lassen und sich innerlich frei zu fühlen. ‚Ja fesselt man mich im finsteren Kerker, so sind doch das nur vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei.’, dachte er, dann war Gerald in seinem Gehirn und zwang ihn zu schweigen. Doch Jürgen fühlte plötzlich die Flut steigen, eine Flut an Gedanken und Wut. Wut auf das System, Wut auf diese Menschen, die nicht wussten, was sie taten, sondern einzig ihrem gewiesenen Weg folgten. Er hatte nicht vor, sich zum Schweigen bringen zu lassen.
‚Nein! So geht das nicht Gerald. Du kannst mir den Mund verkleben, aber nicht meine Gedanken. Hör nur gut zu!’ Er funkelte Gerald aus kalten, grünen Augen an und Gerald trat zurück. Er hatte nicht bemerkt, dass er andere so stark war, oder so einen festen Willen besaß. Jürgen war ihm immer harmlos erschienen, eher blas und farblos, lenkbar, deshalb hatte er nicht gegen ihn als Verteidiger für Jack Einspruch erhoben. Und nun musste er eine Welle an Gedanken ertragen, die er nicht mehr abschirmen konnte, weil sie zu heftig waren, das Äquivalent eines Tsunamis in Gedankengestalt, rollte auf ihn zu, unaufhaltsam und brutal, alles mitreißend was ihnen im Weg war und zurück blieb nur die nackte Erde, der bloße Mensch, bar jeden Schutzes.
Der Mann vor ihm war gefesselt und geknebelt, hielt den Kopf gesenkt und wirkte demütig, doch sein Blick sprach anderes. Die Augen, diese Augen waren es, die Gerald durchbohrten und tief in seine Seele eindrangen, die Seele eines Folterers, eines gehorsamen Gefolgsmannes der Macht, der nichts hinterfragte, weil es seinem Fortkommen hinderlich war, zu viele Fragen zu stellen.
‚Was ziehst du für ein Vergnügen daraus, andere zu quälen? Ich weiß, wie es in den Internaten zugeht, wie der Nachwuchs gequält wird, bis er gebrochen ist und sich dem Willen des Stärkeren unterwirft. Ich weiß es, obwohl ich nicht darunter zu leiden hatte, denn ich hatte das Glück und wurde zuhause unterrichtet. Meine Erzeuger, meine Erzieher, denn das waren sie wirklich, gaben mir das Gefühl richtig zu sein. Deshalb kann ich auch heute vor dir stehen und dir trotzen. Ich bin! Sieh nur Gerald, ich bin! Und das obwohl du die Macht hast, mich zu foltern und mich zu töten. Du hast keine Fragen, die du aus mir herauspressen musst. Du hast nichts! Absolut Nichts! Du tust mir nur leid.’ Bei seinem letzten Gedanken hob Jürgen den Kopf und blickte Gerald direkt an. Der sah vor Zorn rot. Er wusste, dass Jürgen mit vielem recht hatte, das machte alles noch schlimmer und er hörte noch zusätzliches Gelächter, das nicht von Jürgen stammte. ‚Ich bin dein Tod’, sagte das Lachen und entfernte sich dann wieder. Auch Jürgen hatte es bemerkt und fühlte sich nun weiter ermutigt, sich nicht unterkriegen zu lassen. ‚Was hast du Zoe geben lassen?’, fragte er deshalb.
„Daran wird sie nicht sterben, diese kleine Schlampe“, erwiderte Gerald laut und drosch Jürgen die Faust ins Gesicht. „Hör endlich auf!“, brüllte er dabei und wieder hatte er das unheimliche Lachen in den Ohren. Es war entsetzlich und je mehr der andere lachte, desto härter schlug er zu. „Hör auf!“, befahl er erneut.
Jürgen lief das Blut über das Gesicht, aber noch stand er aufrecht. Er war kleiner als Gerald und schmaler noch dazu gefesselt. Einzig der Wille ließ ihn stehen bleiben und die Hiebe ertragen. ‚Ist das alles, was du kannst? Das nenne ich armselig’, höhnte er in Gedanken und kämpfte dabei um jeden Atemzug, forderte das Letzte von seinem Körper, während er immer wieder ein Auge auf Zoe hielt. Sie atmete noch, war aber nach wie vor ohne Bewusstsein. Die Drogen, die sie ihr verabreicht hatten, mussten ziemlich stark gewesen sein. So war es an Jürgen allein, gegen Gerald anzugehen.
‚Du hast wohl gedacht, dass du gegen mich leichtes Spiel hast’, spottete er weiter. ‚Ja, Gerald, ich komme harmlos daher, aber unter dem Deckmantel bin ich stärker als ich aussehe.’
„Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.“ Gerald war jetzt ganz Gift und Galle. Er nahm eine der Spritzen und rammte sie Jürgen in den linken Oberarm, drückte ab und sah zu, wie der junge Mann in sich zusammenfiel, gehalten nur von der straff gespannten Leine, die an einem Halsband befestigt war. „Schafft mir beide aus den Augen!“, brüllte er nun die Wachen an. Die Rache war nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Keiner der beiden hatte auch nur ein Quäntchen nachgeben wollen. Bei Zoe Mitterer hatte er Vorsorge getroffen, aber Jürgen hatte er in seiner Rechnung vernachlässigt.
„Schafft sie in ihre Zellen und vergesst was hier passiert ist“, befahl er weiter. Dann drehte er sich um und kehrte seiner Niederlage den Rücken. Noch nie, hatte ein Gefangener solche Gedanken ihm gegenüber gehabt. ‚Pah, ich tue ihm leid, so ein Blödsinn. Der sollte sich lieber selbst leid tun, wenn er hingerichtet wird’, dachte er zornig, als er in seinem Büro ankam. Seine Wut wurde durch die Anwesenheit von Irina noch angestachelt und er fuhr sie brutal an: „Was willst du hier? Du bist nicht angemeldet!“
Irina war eigentlich nur gekommen, um die Zeit tot zu schlagen. Sie wollte nicht in ihre Wohnung gehen. Der einzige, zu dem sie gehen konnte, war Gerald, das sagte sie ihm jetzt und wusste nicht, warum sie plötzlich so ehrlich war.
„Entschuldige, ich hatte einen schweren Tag“, rechtfertigte er sich. „Nimm Platz. Hast du auch diese üblen Träume?“ Als sie nur nickte, wusste er Bescheid. „Ich bin froh, wenn das vorbei ist. Es muss jetzt enden. Wann kommt der General endlich?“
Irina blickte ihn erschrocken an, weil er so harsch sprach und genau ihre Gedanken wiedergab, deshalb sagte sie, wieder ungewohnt ehrlich: „Morgen am späten Nachmittag. Er will dann sofort, dass MacGregor zu ihm gebracht wird. Er hat wohl noch etwas Besonderes mit ihm vor, ehe er ihm den Kopf abschlagen lässt. Na, ich bin froh, wenn das alles vorbei ist. Es muss wieder Ruhe einkehren. Es war etwas viel in den letzten Monaten.“
„Du hast recht, Irina. Benachrichtige mich rechtzeitig, wenn ich diesen verdammten Hundesohn endlich abliefern kann. Ich mag ihn nicht mehr hierbehalten. Der liegt unten in seiner Zelle, sieht aus als wäre er bereits mehr tot als lebendig und lächelt die ganze Zeit über. Am liebsten würde ich ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht schneiden.“ Zornig schlug er mit der Faust auf den Tisch. Dann rief er: „Thomson! Koffein aber zackig, für zwei Leute!“
„Eigentlich habe ich heute schon genug gehabt, aber ich mag nicht schlafen“, meinte sie, nachdem Gerald seinen Auftrag gebrüllt hatte. Sie schwiegen, bis die Getränke dampfend vor ihnen standen.
„Magst du ihn sehen?“, fragte er nun und hob die Augenbrauen. Wider Erwarten, stand sie auf und kam um den Tisch herum zu den Monitoren. Also drückte er einen Knopf und ein vorhin noch schwarzer Bildschirm zeigte Jack im Käfig. Er lag langgestreckt auf der Pritsche, bekleidet nur mit einer dünnen Hose und dem Stützkorsett. Das nachgewachsene Haar wallte um seinen Kopf und bedeckte halb die Augen, die weit geöffnet ins Leere zu starren schienen. Das Grün der Iris schien gefährlich zu funkeln und goldene Blitze zu sprühen. Aber das war bestimmt nur Einbildung, hoffte Irina. Um seinen Mund zuckte ein erbarmungsloses Lächeln. Es war eben jenes Lächeln, das er als Leiter des Inlandschutzes einem Delinquenten zugeworfen hatte, ehe er an die Befragung ging. Niemand war ihm entkommen und er hatte eine Hand dafür gehabt, die wirklich schuldigen schon im Vorfeld zu finden. Ohne langes Federlesens wurden sie befragt, immer ohne Gewalteinwirkung, die Anwesenheit Jacks hatte genügt, um jedem die Wahrheit zu entlocken. Dann erst zog er vor Gericht und gewann die meisten seiner Fälle. Alle waren hieb- und stichfest und nicht einer der Mächtigen, die er anklagen ließ, ging auf freiem Fuß davon. Sicher, meistens gab es nur Geldstrafen, aber es war offensichtlich, dass Jack gegen die eigenen Leute vorging und sich nicht ins Handwerk pfuschen lassen wollte.
„Er sieht aus als wäre er bereits tot und grinst. Das verstehe ich nicht“, flüsterte Irina und schüttelte sich. „Was hat er vor? Funktionieren die Dämpfungsfelder?“
„Natürlich! Sie laufen auf höchster Stufe!“ Gerald war empört über diese Frage. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Alle Befehle waren genauestens befolgt worden.

Am nächsten Tag traf der General ein. Noch war seine Ankunft geheim. Er wollte sich vor seinem Triumphzug noch mit Jack befassen. Das schönste Haus war für ihn requiriert und auf seine Bedürfnisse abgestimmt worden. Das Erdgeschoss war mit Soldaten besetzt, die zu seinem Schutz hier waren. Hier befanden sich auch ein Konferenzraum und eine Übertragungseinheit für seine erste Rede, die er in wenigen Stunden zu halten gedachte. Aber vorher wollte er sich noch diesen MacGregor vornehmen, der ihm sein ganzes Leben lang ein Dorn im Auge gewesen war, der dafür gesorgt hatte, dass sein Leben nicht annähernd so verlaufen war, wie er es sich verdient gehabt hätte. Erst nachdem er sich in der Familienhierarchie durchgesetzt hatte, hatte sein kometenhafter Aufstieg begonnen. Nach und nach hatte er alle ausgeschaltet, die ihm im Weg waren und jetzt war er der unumstrittene Herrscher, nicht nur Eumerias sondern der ganzen Welt.
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Das Finale
Alexander Rubinstein wartete auf Jack. Seine Uniform war mit Orden behängt und er wirkte wichtig und bedeutend. Genauso sollte es sein.

Jack kniete in der Mitte des Raums. Er hatte seine Sinne zurückgezogen und hinter einer festen Barriere versteckt. So wusste er nicht, wo er sich befand. Blind, taub und stumm kniete er und wartete. Der General umrundete ihn einige Male, dann schlug er unvermittelt mit einer Gerte auf Jack ein, sodass dieser erschocken nach vorne fiel und auf dem Gesicht landete. Sie blieb er liegen und stöhnte unter dem Knebel hervor. Das Korsett hatte verhindert, dass sich die Organe in seinem Brustkorb verschoben, aber der Schmerz war unbeschreiblich. Er versuchte ruhig zu atmen und sich wieder aufzurichten, was ihm irgendwann auch gelang und kaum kniete er, traf ihn ein erneuter Schlag, der ihn zur Seite schleuderte. Wieder schaffte er es, sich aufzurichten und dann sandte er einen flehenden Gedanken aus: ‚Bitte, hör auf!’
Der Gehörschutz wurde entfernt und dann auch die Augenbinde. Jack blinzelte in der unerwarteten Helligkeit und blickte nun zum ersten Mal seinem Peiniger ins Angesicht.

Es waren Brigitts Augen, die ihn hasserfüllt anstarrten, ihr Mund, der ihn verfluchte. Einen Moment setzte Jacks Denken aus, dann sah er den ganzen Mann und er erkannte, dass er nichts von Brigitt hatte. Das waren reine Äußerlichkeiten, die nicht zählten.
Jetzt beugte sich Alexander zu ihm und riss das Klebeband von seinem Mund.
„Soll ich das Korsett entfernen lassen?“, fragte er mild lächelnd. Jack konnte nur verneinend den Kopf schütteln. Sein Körper reparierte sich noch immer, es würde Jahre dauern, bis er soweit hergestellt war, ohne das Stützinstrument auszukommen.
„Da hättest du mir fast den ganzen Spaß genommen mit deiner hirnverbrannten Tat. Aber du hast ja zum Glück versagt.“
„Warum tust du das alles?“
„Es ist deine Schuld, dass ich in Ulan Bator aufwachsen musste. Du bist schuld, dass ich die restliche Familie Rubinstein erst überzeugen musste, dass ich mit den Lindstroms nicht das Geringste gemein habe. Durch dich habe ich lange Zeit diesen Makel getragen und sie sagten, dass diese Lindstrom mich verlassen hat, weil du sie gezwungen hast, zu dir zu gehen. Du siehst, du hast dir alles selbst eingebrockt. Hättest du sie und uns nur in Ruhe gelassen! Die Familien Lindstrom, Landmann und MacGregor werden untergehen. Ich werde sie alle ausmerzen, sie aus der Erinnerung löschen und was bleibt ist mein Name. Der Herrscher der Welt, Alexander Rubinstein.“ Während er redete, wanderte er im Zimmer herum, die Hände hinter dem Rücken gefaltet und berichtete, wie er Neu-Kishasa eingenommen hatte. „Die Welt gehört mir, MacGregor, mir allein. Ich habe sie befriedet, meine Telepathen-Armee kontrolliert die wichtigsten Städte und die Menschen müssen sich alle registrieren lassen, wie in der guten alten Zeit. Es wird keine unkontrollierte Vermehrung mehr geben …“
„Aber du bist auch ein natürliches Kind“, unterbrach ihn Jack fassungslos, was ihm einen Schlag mit der Gerte ins Gesicht einbrachte. Die Stelle brannte und blutete, doch Jack hatte keinen Laut von sich gegeben.
„Das tut hier nichts zur Sache. Ich habe eine Legende um mich gewoben, oder warum denkst du, habe ich mich solange im Verborgenen gehalten? Du warst nicht einfach zu fassen, aber als ich deinen Schwachpunkt endlich gefunden hatte, war es mir ein Leichtes in deinen Geist einzudringen. Was dich jetzt wieder erstarken hat lassen, ist mir allerdings ein Rätsel. Trotz deiner lächerlich mickrigen Gestalt, scheinst du geistig kräftiger geworden zu sein. Ich dachte, hier einen schwachen Greis vor mir zu haben, den ich den Menschen morgen präsentieren werde. Einen Terroristen, den der mächtige General Rubinstein gebrochen hat.“
„Ich werde dir einen Gefallen tun, Alexander. Ich werde morgen vor dir knien, so wie heute, nur möchte ich eine kleine Gegenleistung haben. Es wird dir nicht schwerfallen, mir diese letzte Bitte zu gewähren.“
„Du fügst dich also in das Unvermeidliche?“
„Ja.“ Mehr sagte er nicht.
„Es wird auch Zeit, dass jemand deiner jämmerlichen Existenz ein Ende bereitet. Morgen wirst du mir die gesamte Lindstrom-Sippe ausliefern, mir ihre Hirnstromwellen geben und dabei vor mir knien, sodass dich alle Menschen sehen können. Erst dann werde ich deiner Bitte nachkommen.
„Ja“, wieder nur dieses eine Wort. General Rubinstein fühlte sich mit einem Mal nicht mehr wirklich wohl in seiner Haut. Es ging ihm zu einfach. Doch Jack verriet nichts von seinen Absichten, hielt demütig den Kopf gesenkt und den Gesichtsausdruck konnte er nicht deuten. Zornig über die eigene Unsicherheit trat er dicht vor Jack, riss seinen Kopf an den Haaren hoch und starrte ihm in die Augen. „Du wirst alles tun, was ich sage und treibe ja keine Spielchen mit mir!“
Jack blickte unverwandt in die Augen vor ihm. Soviel Menschenhass war er noch nie gegenübergestanden. Er machte sie innerlich hart. Diese letzte Demütigung würde er über sich ergehen lassen und dann konnte er seinen Plan ausführen. Die Daten waren nicht mehr wichtig. Er hatte eine Lösung gefunden. Es war so einfach gewesen, fast zu einfach. Aber er brauchte Alexanders Hilfe, ohne ihn, konnte er es nicht machen. Nur durfte der General nicht dahinter kommen, dass er ihn benutzte. Jack festigte seine mentale Schutzeinrichtung und senkte ehrerbietig die Lider.
„Na schön“, meinte der General schließlich und ließ ihn los. „Du bleibst hier.“
Ein Soldat wurde hergerufen. Er verklebte abermals Jacks Mund und Augen, dann bekam er erneut den Schallschutz auf die Ohren. Schweiß bedeckte seinen Körper, als er an den Armen hochgezogen wurde. Gestreckt wurde er mit den gefesselten Händen an der Decke festgemacht, die Füße am Boden fixiert. Er stand da wie eine Statue, konnte sich nicht bewegen und kaum atmen, weil das Korsett durch die Streckung nicht mehr richtig saß. Es war zu locker, um die Rippen an ihrer Position zu halten und sie drückten in die Lungen. Jeder Atemzug war mit unendlicher Qual verbunden und sie schwächte seine Abschirmung, sodass er erneut Alexander Rubinsteins Gedanken empfangen musste.
Er sah, wie Neu-Kishasa zerstört wurde, vernichtet nur durch die Gedankenkraft seiner Telepatheneinheiten. Um seine wahren Absichten zu verbergen, nahm Jack alle diese Erinnerungen an, hätte er sie abgewehrt, wäre sein Schutz irgendwann zusammengebrochen und er entdeckt worden. Noch musste er das Spiel des anderen spielen.
Doch das Spiel war grausam und kostete ihn den letzten Rest Selbstbeherrschung. Irgendwann schrie er nur noch unter dem Knebel hervor. Tränen brannten ungeweint in den Augen, doch das Zwillingsherz schlug kräftig in der Geisterbrust.
„Du hast meine Familienehre genommen, jetzt werde ich dafür dein Leben nehmen“, hörte er den gehässigen Gedanken des Generals, bevor sich sein Bewusstsein verabschiedete.


Zoe kauerte auf dem Boden der kalten Zelle. Ihr Mund war ausgetrocknet und sie hatte die ganze Zeit über Halluzinationen. Sie kicherte, als sie Flammengesichter aus ihren Fingern ragen sah. Fröhlich begrüßte sie die kleinen lachenden Wesen und pustete sie an, dass sie knisterten und flackerten. „Du bist bereit“, schienen sie zu sagen und hüllten sie in eine feurige Umarmung. „Ja“, kicherte Zoe. „Wofür auch immer.“ Dann rollte sie zur Seite und schlief ein.
Im Traum suchte ihr Bewusstsein nach Jack. Immer war sie auf der Suche nach ihm, dem Seelenbruder. Schließlich fand sie ihn und zog sich rasch wieder zurück, als sie bemerkte, wie stark seine Barriere war. Sie durfte seine Konzentration nicht eine Sekunde lang stören. Nur kurz hatte sie den Weg gesehen, den er für sie schaffen wollte und sie akzeptierte die Lösung, die eigentlich ein Kompromiss war. Dennoch war es die einzig logische Schlussfolgerung.


Mit schmerzendem Kopf erwachte Jürgen. Er stellte fest, dass mehrere Zähne fehlten und die Nase gebrochen war. „Dieser Mistkerl hat mein Gesicht zu Brei geschlagen“, murmelte er. „Aber ich habe ihn fertig gemacht. Wer hätte das gedacht?“ Er war noch immer erstaunt darüber, dass er die nötige Kraft aufgebracht hatte, um Gerald eins auszuwischen, ihm seine eigene mickrige Gestalt zu zeigen. Er rollte sich auf den Rücken und lachte. Es war sonderbar, aber er fühlte sich trotz der Gefangenschaft nicht schlecht. Niemals hätte er sich träumen lassen, so stark zu sein. Dennoch hatte er sein ganzes Leben lang diese Kräfte in sich gespürt und sich gefragt, wozu sie gut sein würden.
Getröstet von dem Gedanken, sich nicht alles gefallen lassen zu müssen, schlief er in einen traumlosen, tiefen Schlaf aus dem er gestärkt erwachte. Er wusste, dass der Tod auf ihn wartete, aber das tat er seit seiner Geburt.
Nun war er bereit für alles, was noch kommen würde und lächelnd erwartete er die Stunde.


Irina Williams war zu einem Empfang beim General gebeten worden. Dazu zog sie ihr schönstes Kleid an und schmückte sich mit den Familienjuwelen. Einen Anlass dazu hatte es in den letzten Jahren viel zu wenig oft gegeben, um diesen jetzt ungenutzt verstreichen zu lassen. Ein Offizier holte sie pünktlich ab und brachte sie in die Villa des Generals. Sie war erstaunt, dort sonst niemanden anzutreffen, hatte aber keine Bedenken, weiterzugehen.
Die Villa war völlig verändert worden. Sie hatte einmal Roger Landmann gehört. Plötzlich hatte sie das Gefühl als würden ihr eisige Finger über den Rücken streichen. Ein Schaudern konnte sie kaum unterdrücken. Es war nicht die abgebrannte Villa. Diese war viel älter und verbarg den einen oder anderen Familienschatz. Miranda Landmann hatte nicht die nötige Energie gehabt, um für den Erhalt des Besitzes zu streiten und sich mit einer kleinen Abfindung zufrieden gegeben. Ihr Nachwuchs war bereits fest in der Armee verankert und hatte dort gesicherte Positionen. Die Familie Landmann war praktisch entmachtet.

Nun ging Irina Williams den unbekannten Weg in eine ungewisse Zukunft. Sie hatte dem General gute Dienste erwiesen und nun fürchtete sie sich vor der Belohnung.
„Hier hast du den ersten Teil deines Entgelts“, sagte der General zur Begrüßung und wies auf den wie eine Schnur zwischen Boden und Decke gespannten Körper. Irina sog die Luft ein und stieß sie in einem leisen Pfiff wieder aus. Dann umrundete sie Jack und erst jetzt ging sie zum General und verbeugte sich vor ihm.
„Es ist mir eine Ehre, Herr General“, sagte sie lächelnd. „Sie haben ihm sein verdammtes Grinsen aus dem Gesicht geholt.“
„Natürlich oder hast du daran gezweifelt! Ich bin der stärkste Telepath der Erde und niemand wird das noch bezweifeln können“, verkündete er stolz. „Morgen wird er hingerichtet, nachdem er zugesehen hat, was ich mit den beiden anderen machen werde. Für das Lindstrom-Mädchen und den windigen Hofmann habe ich mir etwas Besonders einfallen lassen.“ Er hielt sein Gesicht ausdruckslos.

Es war der sonderbarste Abend, den Irina jemals verlebt hatte. Der General war so von sich eingenommen, dass er nur über sich und seine Pläne für die Welt sprach. Er wollte alle Nicht-Eumerier unterjochen und die Nicht-Telepathen mussten der Telepathenkaste dienen, so wie es sich schickte. Die Welt sollte sich nach seinen Vorstellungen drehen. Irgendwann würde er dann den Mars wieder unter Kontrolle bringen und auch über ihn herrschen. Alle Pläne schienen ausgereift und wohldurchdacht. Sie klangen logisch und der General sprach so mitreißend, dass man die Richtigkeit seiner Worte nicht anzweifeln konnte.
Nach einem üppigen Essen ging er mit ihr wieder in das Büro zurück und überreichte ihr eine Peitsche. „Zum Nachtisch, darfst du ihm fünf Hiebe verpassen und dann wird dich ein Offizier in deine Wohnung zurückbringen.“
Sie nahm die Peitsche. Der Griff schien in ihrer Hand zu brennen. Es war etwas ganz anderes, so etwas anzuordnen, als es dann selbst auszuführen. Aber ihre Abneigung gegen Jack war so groß, dass sie schließlich ausholte und zuschlug.
Der Schlag traf ihn gänzlich unvorbereitet. Sein Stöhnen war durch das Klebeband hindurch zu vernehmen. Er konnte nichts sehen und hören. Einzig der Luftzug verriet ihm, dass ihm ein neuerlicher Hieb drohte. Dann traf er auch schon und er wimmerte erneut. Sein Oberkörper bog sich bei jedem Schlag durch und schwang dann wieder zurück, so straff war er gespannt worden. Die Hände und die Arme spürte er schon lange nicht mehr, nun merkte er, dass er Schultern hatte, denn sie begannen unter der Bewegung zu schmerzen.
Dann war es ebenso plötzlich vorbei wie es angefangen hatte. Rasch versuchte er die Konzentration auf die Barriere zu verstärken, da traf ihn wieder etwas. Schwere Stockhiebe, noch einmal zehn. Dann war tatsächlich Ruhe bis zum folgenden Morgen.
Er versuchte in dieser Position etwas zu entspannen, schaffte es aber nicht, zu sehr musste er sich zusammennehmen, um die Barrieren geschlossen zu halten.

Beschwingt kam Irina zuhause an und sie ging sofort zu Bett. Sie wusste, dass sie diesmal keine Träume quälen würden. Er konnte ihr nichts mehr anhaben. ‚Diese lächerliche Figur, wie er da hing, aufgespannt wie ein Stück Fleisch’, dachte sie angewidert. Das Gefühl des Ledergriffs und der Macht jemanden direkt Schmerz zuzufügen, war noch in ihr und es beflügelte ihre Fantasie der Weltherrschaft. Zusammen mit dem General würde sie der Welt ihren Stempel aufdrücken können, so wie sie Jack mit der Peitsche gezeichnet hatte.

Früh am nächsten Morgen wurde er von den Halterungen genommen. Zerschlagen fiel er einem der Soldaten in die Arme, wo er einen Moment schlaff liegen blieb. Gehörschutz, Augenbinde und Knebel wurden entfernt und blinzelnd starrte er dem jüngsten Nachkommen von Roger Landmann ins Gesicht. Er hatte ihn auf den ersten Blick erkannt. „Reginald“, flüsterte er. „Er hat deine Familie auf dem Gewissen.“
„Und wenn schon“, antwortete der junge Mann kühl. Dann zerrten sie Jack hinaus, fesselten ihn erneut und die Show begann.


Bereits vor dem Morgengrauen waren die Bürger der Stadt zusammengeströmt. Niemand wollte das Schauspiel verpassen. Am Platz der Eumerischen Einheit gab es kostenlose Getränke, was sich natürlich niemand entgehen lassen wollte. Die Sicherheitseinheiten waren bereits seit der Nacht postiert aber es war zu keinen Ausschreitungen gekommen. Die Menschen waren diszipliniert und voller Hoffnung auf einen Neubeginn mit dem General, den alle in den höchsten Tönen lobten. In den vergangenen Monaten hatten viele neue Arbeitsplätze bekommen. Das Militär war ein guter Arbeitgeber auch die Industrie und der Dienstleistungssektor machten wieder gute Geschäfte. Die Nachrichten berichteten von Umsatzsteigerungen und von einem baldigen Anstieg des Wohlstands in der Bevölkerung, der sich bereits in den erhöhten Ausgaben abzeichnete. Die Menschen waren also guter Dinge und freuten sich darauf, nun ihren Wohltäter endlich zu Gesicht zu bekommen.
Eine große Leinwand war über den gesamten Platz gespannt worden, darauf würde sein Bild projiziert werden. Heute bekamen die Leute dann noch ein anderes Spektakel geliefert, wie es in dieser Form seit tausenden von Jahren nicht mehr gegeben hatte: eine öffentliche Hinrichtung. Alle waren der Meinung, dass diese Terroristen schon die gerechte Strafe ereilte und sie waren begierig, diese Übeltäter baumeln zu sehen. Die Galgen waren auf einem Podest aufgebaut worden und wurden von den Neugierigen bereits in Augenschein genommen.

Endlich war es soweit und mit lautem Sirenengeheul fuhren die ersten Wagen ein. Wie einst Caesar stand der General in einem offenen Wagen und hinterher, angeleint an die Karosserie lief Jack, der immer wieder zu fallen drohte, wenn das Fahrzeug beschleunigte. Hart biss er die Zähne aufeinander und prallte schließlich gegen das Gefährt, als es plötzlich anhielt.
Der General stieg unter lautem Applaus aus und ging die Stufen zu seinem erhöhten Sitz empor. Ein Offizier nahm Jack an die Leine, zwang ihn auf die Knie und führte ihn zum General. Dort übergab er ihm die Leine und Jack musste unter dem Spott der Bevölkerung neben dem neuen Herrscher knien.
Danach wurden Zoe und Jürgen gebracht. Sie standen in einem offenen Wagen und blickten stur geradeaus. Der Wagen hielt ebenfalls vor der Empore und sie wurden wie Schlachtvieh mit Stöcken hinaufgetrieben. Sie mussten ebenfalls vor dem General knien.
Jack hielt den Augenblick für gekommen und murmelte: „Du hast mir etwas versprochen, General Rubinstein. Hier bin ich, zur Schau gestellt vor der ganzen Bevölkerung und ich knie vor dir, so wie meine beiden Freunde hier. Lass mich sie zum Abschied umarmen.“
Darüber dachte der General eine Minute lang nach. Unruhe entstand in der Menschenmenge, als er sich erhob und sprach: „Mein geliebtes Volk!“ Jack musste sich auf die Zunge beißen, es war so lächerlich hochtrabend. „Bevor diese Terroristen hier endlich ihrem verdienten Schicksal entgegengehen, habe ich dem Anführer eine letzte Bitte gewährt. Er darf sich hier von ihnen verabschieden! Danach wird er ihnen beim Sterben zusehen, um später selbst sein unseliges und kaum zu frühes Ende zu finden. Lang lebe Eumeria und seine Gerechtigkeit!“ Tosender Applaus folgte diesem sonderbaren Auftritt.
Jack rutschte auf den Knien zuerst zu Jürgen, der ihm am nächsten war und murmelte: „Bitte hasse mich nicht für das was ich jetzt tue.“ Bevor der andere noch etwas sagen konnte, presste er ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund, der eine Minute oder länger dauerte. Zuerst wollte Jürgen zurückweichen, doch dann gab er sich hin, als er merkte, es war richtig so und nicht nur das. Heftig küsste er ihn zurück. Langsam lösten sich die beiden Männer voneinander und Jack rutschte zu Zoe, die ihn mit glasigen Augen anblickte. Auch sie küssten sich leidenschaftlich, als wäre es der letzte Kuss der Welt. Dann sagte Jack: „Und jetzt ihr beiden. Danach …“ Ein befriedigtes Grinsen zog seinen Mund in die Breite, doch er hatte die Augen und den Kopf wieder demütig niedergeschlagen. Jürgen und Zoe wandten sich einander zu und auch ihr Kuss war lange und intensiv. Endlich lösten sie sich mit einem sehnsüchtigen Seufzen und Jack nickte.

Er fühlte die Konzentration in sich, alles war angesammelt, alle Energie der Elemente fühlte er in sich, dazu noch die Zwillinge in seiner Brust, die heftig gegen die Mauer schlugen, die er jetzt entfernte.

Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, hatte er die Hände frei und den General am Arm gepackt. Nun drückte er ihm eine Hand gegen die Stirn und saugte seine Kraft auf, das Talent der Teleportation. Den erschlafften Körper stieß er zurück in den thronähnlichen Stuhl, danach sammelte er sich erneut. Zoe und Jürgen stellten sich neben ihn und nahmen ihn an den Händen.

Es gab einen grellen Blitz, die Erde bebte und ein heftiger Regen gefolgt von einem Sturm setzte ein …


Auf der Ebene standen drei Menschen und hielten sich an den Händen. Der Wind blies ihnen kalt durchs Haar aber sie schienen es nicht zu merken, zu verwundert waren sie über die Veränderung der Landschaft.
„Jack, was haben wir gemacht?“, fragte Jürgen schließlich.
„Wir haben das getan, was Alex geraten hat. Wir haben die Gegenwart verändert“, entgegnete er.
„Ich wusste nicht, dass das möglich ist“, flüsterte Zoe ehrfürchtig und betrachtete eine Herde Mammuts vor ihnen. „Wir sollten uns Schutz suchen, findet ihr nicht?“
„Ja, das sollten wir. Eine Höhe oder so etwas in der Art, wäre nicht schlecht.“

Sie nahmen Zoe in die Mitte und zusammen schritten sie Hand in Hand einer neuen Zukunft entgegen.

(c) Herta 2010
Schönes Ende!?
Ich will eine persönliche Widmung in das Buch!
Und außerdem freu ich mich auf die Abenteuer der Drei in der neuen Welt...
Danke Herta für den spannenden Lesegenuss durch die tiefsten Tiefen und höchsten Höhen der menschlichen Existenz über Wochen!

*anbet*olaf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Themenersteller 
Danke
ich freue mich, dass du so lange durchgehalten hast.

Was einen weiteren Teil angeht - ich erhole mich erst von diesem Projekt und überarbeite es *haumichwech*

*blumenschenk* Herta
*blume*
wenn es überarbeitet ist,
und alle Fehler ausgemerzt,

dann musst du es drucken lassen - - -

A L L E Teile ! ! ! ! !

Und ich will auch ein Widmung


bittetev *liebguck*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke
Das heißt noch einmal monatelang darüber sitzen und brüten *lach*
was mir eigentlich nichts ausmacht.

Aber danach - wenn ihr meint, es wäre Stoff für ein Buch, heißt es Verlagssuche - langer Atem - sehr, sehr langer Atem und warten, warten, lange warten ... und dann *nixweiss*
(habe ich endlich gelernt, was Geduld ist *lach*)

Vielen Dank für die Komplimente - ihr seid nett. *blume*

Herta
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Themenersteller 
Für alle, die es interessiert
habe ich hier noch die Karte von Eumeria und die Beziehungsverflechtungen hereinkopiert *g*

Ich hoffe, ihr könnt meine Handschrift lesen (ich habe mich bemüht und alles schön groß geschrieben *zwinker*)


Liebe Grüße
Herta
Karte von Eumeria
Beziehungsgeflecht Teil 1 - 3
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
EPILOG
Damit das Ende doch etwas runder wird, habe ich noch ein kurzes Nachwort als Tagebucheintrag geschrieben, ähnlich der Kommentare von Alex Smirnov im ersten Teil der Trilogie.

Das hier ist der letzte Eintrag in Alex’ Tagebuch.
Ich weiß nicht genau, wo ich uns hingeschickt habe, es ist auch egal. Was mit Sunflower passiert ist, wage ich mir nicht vorzustellen. Ich habe die Elemente selbst gerufen und sie mit voller Macht auf sie geworfen. Die Erde hat gebebt, Blitze haben die Stadt in Feuer gelegt und ein wütender Sturm hat alles hinweggefegt. Alexander Rubinstein habe ich getötet, das fühlte ich, als ich gewaltsam seine Fähigkeiten nahm. Ich darf nicht mehr daran denken und dennoch lässt es mich nicht los.
Es ist nicht zu ändern. Ich wollte es so. Einen Schnitt, die Möglichkeit, ganz von vorne zu beginnen.
Nun, weiter vorn kann man fast nicht mehr anfangen.

Jürgen und Zoe scheinen ganz gut, damit zu Recht zu kommen, das freut mich, denn mir geht es nicht gut. Mein Körper wird noch Jahre brauchen, bis er sich von den Foltern und dem Selbstmordversuch erholt hat. Mir ist kalt, dieser ewige Wind, macht mir zu schaffen und die eisige Kälte. Ich hoffe, dass wir bald eine bewohnbare Höhle finden und uns für den Winter einquartieren können.

Mich beschleicht die Hoffnung, dass ich hier endlich mein Ende finden werde. Aber ich fürchte, so wird es nicht kommen.

Wir können nie mehr zurück – doch hier sind die, die ich liebe – und die dieses Gefühl hoffentlich erwidern. Meine Fähigkeiten habe ich verloren, einzig die Mutation zur Regeneration ist mir geblieben. Ich fühle die Knochen wachsen, es tut weh, aber ich weiß, dass ich das Korsett bald nicht mehr brauchen werde und wieder normal atmen werde können. Das ist ein Lichtblick in dieser Ödnis, bevölkert nur von wilden Tieren und zahlreichen Gräsern und Kräutern. Wir werden nicht verhungern und verdursten, so lange wir nur den Winter überstehen.

Jack Ronald MacGregor, irgendwann auf der Erde …

alles Gute Jack Ronald Mac Gregor



wünschtdirev
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