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nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
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Wie bereits angedroht *zwinker*
ist hier der Beginn einer weiteren Eumeria-Geschichte.

Für alle Interessierten, die sie noch nicht kennen, hier sind die beiden vorhergehenden zum Nachlesen:
Kurzgeschichten: Das Tor
Kurzgeschichten: Die Kinder von Eumeria


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Jack MacGregor stand mit dem Rücken zur Wand, die Hände zu Fäusten geballt sah er sich einer Menge wütender und schwer bewaffneter Menschen gegenüber. Er hatte die Wahl: entweder sie würden ihm den Kopf abschlagen oder er würde alle mit der Kraft seiner Mutation vernichten.

Mit einem Schrei erwachte er. ‚Wieder dieser Traum’, dachte er und stand zitternd auf. Je älter er wurde, desto häufiger hatte er diesen Albdruck. Leise schlich er in den Wohnraum und genehmigte sich einen Whisky. Mit dem Glas in der Hand stand er an der breiten Fensterfront und betrachtete die leere Allee. ‚Bin ich wirklich so ein Monster, dass ich diese Angst haben muss?’, fragte er sich trübsinnig. Tagsüber war er der mächtigste Mann Eumerias, die heimliche Macht hinter dem Präsidenten. Eduarde Pegues war seit drei Jahren Präsident des Superkontinents Eumeria und in zwei Jahren würde er zur Wiederwahl antreten. Jack hegte Zweifel über eine Amtszeitverlängerung des Mannes. Eduarde war ein netter Anfangfünfziger, ein mäßiger Telepath und sehr leicht zu beeinflussen. Während der letzten drei Jahre wurde Jack aber immer öfter bei Entscheidungen übergangen. Sein Ressort hatte er auf eigenen Wunsch stark dezimiert. Jetzt verfluchte er diese Entscheidung, die er vor achtzig Jahren getroffen hatte. Sicher, er hatte einiges bewegen können, besonders mit Brigitts Hilfe war es ihm ein Leichtes gewesen, die Senatoren zu überzeugen. Es gab ein neues Arbeitsrecht, das Mindeststandards festlegte und die Kreditzinsen wurden radikal gesenkt. Auch hatte er auf einer Besteuerung des Zinseinskommens bestanden. Sehr zum Ärger der Superreichen, zu denen auch er gehörte, hatte er sich durchgesetzt. Pegues war aber wankelmütig, was diese letzte Bestimmung anging und er war nahe dran gewesen, das Gesetz wieder zu ändern. Jack hatte seine ganze Macht und seinen Einfluss geltend gemacht, um das zu verhindern.
Jetzt stand er am Fenster, trank seinen Whisky und wurde die Panik, die der Traum in ihm ausgelöst hatte, nicht los. Sämtliche Kämpfe der letzten Jahre liefen vor seinem inneren Auge ab und wie mühsam es war, die eigene Macht aufzugeben oder zumindest sehr stark zu beschränken. Seinen Inlandschutz hatte er mehr als halbiert. Aber seine Leute waren ihm treu ergeben und alle waren starke Telepathen, die notfalls eine Bombe mit einem Blinzeln auslösen konnten oder entschärfen. Je nachdem welche Prioritäten gesetzt wurden. Seine einzig wirklich gute Tat war, die Folter abzuschaffen. Das hatte er eigenmächtig bestimmt und er war stolz darauf. Danach war alles etwas schleppend verlaufen, wie es in der Politik eben üblich ist.

Er wollte nicht mehr schlafen gehen, deshalb goss er sich ein weiteres Glas ein und suchte sich ein Buch. Dann stellte er leise Musik ein, es war irgendein Klavierkonzert, er wusste weder den Titel noch den Komponisten, aber es war angenehm zum Zuhören.
Er las noch nicht lange, da schrak er hoch. Entgeistert schloss er das Buch und betrachtete den Titel, dann wollte er es wieder zurücklegen, aber er schaffte es nicht. Es schien bei ihm bleiben zu wollen. ‚Was ist nur los mit mir?’, dachte er und fühlte wieder Panik aufsteigen. ‚Sich wegen eines Buches verrückt zu machen, sieht mir nicht ähnlich.’
Abermals betrachtete er den Titel und dachte wehmütig an Brigitt. Sie war vor zwanzig Jahren gestorben und der einzige Mensch gewesen, der ihn angenommen hatte wie er war. Geliebt hatte sie ihn nicht, aber er sie dafür umso mehr. Nach ihrem Tod hatte er sich geschworen, nie wieder zu lieben und er war noch härter geworden, als er es vorher schon gewesen war. Unerbittlich war sein Kampf gegen die Windmühlen des Systems und die Rache einiger Senatoren und Firmeneigner war ihm sicher.

Hastig trank er und schenkte sich energisch nach. Dann betrachtete er abermals den Buchtitel: „Das Bildnis des Dorian Grey“ stand da geschrieben. Er vergrub den Kopf in den Händen und weinte. ‚Ich will nicht so sein. Nein, das bin ich nicht. Niemals! Welches Bild haben die Menschen von mir? Die meisten haben Angst, wenn sie mich sehen. Bin ich ein Monster, wie dieser Dorian Grey, ein Monster in makellosem Äußeren versteckt?’
Rastlos sprang er auf, verschüttete dabei etwas Whisky und schimpfte leise darüber. Er ging in Brigitts Zimmer, das sie mehr als sechzig Jahre bewohnt hatte. Es war noch immer ihres, obwohl er alle ihre Sachen entfernen ließ, er konnte es nicht aushalten sie noch zu fühlen und dennoch war sie immer hier. „Brigitt, meine Liebe, du fehlst mir. Ich weiß, dass ich dein Leben verpfuscht habe, es tut mir so leid und nun bist du schon so lange tot und ich sehe keinen Tag älter aus. Ich verfluche den Tag meiner Zeugung. Danke, dass du trotzdem so lange bei mir ausgeharrt hast, denn ein Harren war es, da kannst du sagen was du willst. Du hast vielleicht deine Fröhlichkeit wieder gewonnen und bist selbstsicher geworden, aber wirklich gemocht hast du mich nicht. Jederzeit hättest du gehen können. Einzig dein Pflichtgefühl hat dich hier gehalten. Dachtest du, du müsstest eine Schuld abtragen? Alles was ich getan habe, habe ich gemacht, weil ich dich liebe – ja, ich liebe dich noch immer, daran wird sich wohl nichts ändern.“ So sprach er mir ihr, als wäre sie noch am Leben und wanderte dabei im Zimmer herum. Schließlich legte er sich auf das schmale Bett und schloss einen Moment die Augen, die Müdigkeit war zu groß. Sofort riss er sie wieder auf. ‚Nein. So kann das nicht mehr weitergehen. Ich muss schlafen können, sonst werde ich verrückt’, dachte er und versuchte das Bildnis der Romanfigur zu verdrängen. Er sprang auf und wollte in sein Zimmer zurückgehen, als er im Fenster sein Spiegelbild sah. „Nein!“, brüllte er und lief ins Bad, wütend zerschlug er den Spiegel. Diese Fratze, die ihm da entgegensah, das wollte er nicht sehen. Wie ein Berserker hämmerte er dagegen und schrie immer wieder nach Brigitt. ‚Zwanzig Jahre sind nichts gegen die Ewigkeit’, dachte er als er ermattet zu Boden sank. Trotz der vielen Scherben war nur wenig Blut geflossen. Er betrachtete die Schnitte, die sich bereits wieder schlossen und dann die tadellose Haut.
„Wer tut mir das an?“, fragte er sich. „Irgendjemand will mich fertig machen, jemand mit immenser Kraft, dass er mich sogar zuhause aufspüren kann.“ Entschlossen sich nicht mehr zu ängstigen, kontrollierte er sein mentales Gerüst und dann die Mauern, die ihn schützen sollten, es aber immer weniger schafften. „Jack, du wirst alt. Morgen sind es 120 Jahre her seit du aus der Brütungsmaschine geholt wurdest. Und wen interessiert das? – Brigitt hat es interessiert. Aber sie ist tot.“
Entschlossen stand er auf und räumte die Scherben weg. Dann stellte er sich unter die Dusche und zog sich die Uniform an. Noch immer war sie schwarz und keine Insignien zierten sie. Er mochte den Firlefanz nicht.

Es war noch stockfinster als er im Hauptquartier ankam. Der wachhabende Offizier am Tor begrüßte ihn verwirrt und sagte dann: „Sie sind aber schon früh unterwegs, Chef. Ist etwas passiert?“
„Nein, Wilkins. Ich konnte nicht mehr schlafen und hier sind wir unterbesetzt, also kann ich genauso gut hier herumsitzen. Machen Sie weiter.“ Philomena Wilkins starrte ihm nach, als er zum Lift ging. ‚Na so was’, dachte sie. ‚Der sieht aber nicht gut aus. Was mag da nur geschehen sein?’

In seinem Büro angekommen, verband er sich mit der CPU und forderte alle Daten der stärksten Telepathen an. Systematisch ging er sie durch und schrieb sich dann sogar die Namen und alle Daten, an die er kommen konnte auf. Als er die Liste fertig hatte, pfiff er leise. Nun bekamen seine Träume ein Gesicht. Es war nicht mehr die gesichtslose Menschenmenge, die ihm gegenüberstand.
eyes002
******ace Mann
15.983 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hey!
Nu pass ma uff....geh ma nicht so weit weg....nix abwaschen oder Staub saugen, Kaffeekränzchen mit Ringelpiez... schreib mal lieber weiter..... das waws du da machst, nenne ich ankobern oder anfixen. Dann is mittendrin Schluss, das ist gemein!

Tom... na los,...+stups+ *g*
Oh Gott,
jetzt geht das Zittern und Warten auf jede nächste Folge weiter... *zwinker*

Ich freu mich drauf! Olaf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Jepp
*fiesgrins* jepp, ich bin fies. Ich hab endlich den Beginn des Fadens gefunden, den ich schon seit zwei Wochen spinne *zwinker*

Danke, weil ihr euch "anfixen" lasst *lol* Gute Bezeichnung dafür, Tom.

Liebste Grüße
Herta
eyes002
******ace Mann
15.983 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hör auf
zu feixen und schreib einfach ok? +++brömmel+++

Tom *zwinker*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Es geht weiter
Er gab allen Abteilungen Nachricht, dass er die Teamleiter um 1400 Standardzeit, zu sehen wünschte. Anschließend überlegte er, wie er die Truppe von ihrem derzeitigen Kurs auf einen anderen steuern konnte, ohne dass es bemerkt wurde. Er fuhr sich durchs Haar und schnaubte leise. Dafür musste er sich wieder Zeit lassen und gerade die schien ihm davonzulaufen.
Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Feldbett, das schon jahrelang in seinem Büro stand aber er wagte es nicht, sich schlafen zu legen. Die Angst vor den Bildern war einfach zu groß.
So bereitete er sich auf das für den Vormittag angesetzte Meeting mit der neuen Ressortleiterin für Finanzen vor.

Langsam wurde es heller draußen und die Straßen erwachten. Ganz leise nahm er die Geräusche des erwachenden Lebens um ihn herum wahr. Er hörte seinen Assistenten eintreffen, gerade sagte er: „Mann, ich bin noch müde. Gestern war ein tolles Spiel, hat es von euch jemand gesehen? Ich hatte Karten und war im Stadion – aber der Schiedsrichter war nicht gerade Weltklasse.“ Jack konnte leises Gelächter vernehmen und wie jemand antwortete, aber den genauen Wortlaut verstand er nicht mehr. Dann hörte er ein energisches Klopfen.
„Guten Morgen, Chef“, sagte der Assistent.
„Guten Morgen, Samwald. Wie war das Spiel?“ Jack rang sich ein Lächeln ab und versuchte seine eigene Müdigkeit zu verbergen. Georg „Josh“ Samwald sah seinen Chef an und antwortete: „Ganz gut, Sir. Nur der Schiedsrichter war nicht ganz von dieser Welt – ich denke, den haben sie von der Marskolonie geholt und er war noch nicht ausgeschlafen. Ähm – Entschuldigung.“ Es war im peinlich so persönlich geworden zu sein, normalerweise fragte der Chef auch nicht nach einem Fußballspiel. Soviel er wusste, interessierte der sich nicht für Sport. „Schon in Ordnung, Samwald. Ich hatte danach gefragt. – Bereiten Sie bitte alles für die Besprechung mit der neuen Senatorin vor. Legen Sie alle Dateien bereit. In einer halben Stunde will ich sie hier haben und besorgen Sie mir Koffein. Dann schaffen Sie Iwanov hierher.“ Samwald salutierte, drehte sich um und führte die Befehle aus. Er fragte sich nur, warum er einen Saboteur wieder aus dem Gewahrsam holen sollte und wie es der Chef schaffte, alles über jeden seiner Untergebenen zu wissen. Kopfschüttelnd besorgte er zuerst das Koffeingetränk und gab gleichzeitig eine Meldung an die zuständige Gefangenenabteilung. Manchmal war es verwirrend für diesen eigentümlichen Mann zu arbeiten, der nicht alterte. Er war hart aber auch gerecht und schien keinen Schlaf zu brauchen. Es war nicht das erste Mal, dass er schon vor ihm hier war. Josh schüttelte es kurz, als er daran dachte, als er hier angefangen hatte. Das Erste war gewesen, dass er angebrüllt wurde, weil er etwas vergessen hatte. Kurz darauf hatte sich der Chef auf seine Art entschuldigt und seitdem hatte es nie wieder Grund zur Klage gegeben, von keiner Seite.

Jack genoss das Koffeingetränk und dachte daran, dass Brigitt es immer Kaffee genannt hatte. Die Erinnerung daran ließ ihn lächeln, aber nur kurz. Kaum hatte er ausgetrunken, hörte er schon wie draußen heftig debattiert wurde.
„Kommt rein!“, rief er. Gleich darauf traten der Haftrichter, Samwald und Iwanov ein, die von zwei Wachen flankiert wurde. Alle nahmen Haltung an, nur nicht Iwanov. Sie stand lässig da und grinste Jack breit an. „Ich wusste, dass du mich laufen lässt“, sagte sie statt einer Begrüßung. „Da wäre ich mir nicht so sicher, Iwanov“, konterte er und registrierte, dass ihr Lächeln einfror.
„Chef“, begann nun der Haftrichter. „Wir können Sie nicht freilassen. Die Bestimmungen, Sie wissen ja …“
„Jenkins, keine Panik, das ist alles genau durchdacht. Sie können wieder gehen und auch Sie Samwald und die beiden Wachen nehmen Sie gleich mit. Wir werden sie nicht brauchen, nicht wahr Iwanov?“ Jack lächelte nun seinerseits und die Genannten zogen sich rasch zurück. Seit neunzig Jahren war dieses Lächeln für nahendes Unheil bekannt und wurde dementsprechend gefürchtet.
„Was willst du von mir MacGregor? Ich dachte, ich hätte meine Position klar und deutlich gemacht. Entweder lässt du mich frei oder du sperrst mich wieder weg“, verlangte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich will nichts Besonders von dir. Du sollst nur dafür sorgen, dass niemand unbemerkt an mich herankommt – und ich meine damit keine physische Annäherung.“
„Du spinnst.“
„Denkst du? Setz dich Feodora.“ Er wartete bis sie es sich ihm gegenüber bequem gemacht hatte, dann fuhr er fort: „Du weißt, warum du angeklagt werden sollst. Fe, du bist einfach zu gut aber auch etwas nachlässig, sonst wäre ich dir nicht auf die Schliche gekommen. Vergiss für einige Zeit deine eigenen Pläne und arbeite für mich. Du wirst erkennen, dass sich unsere Ziele nur unwesentlich von einander unterscheiden.“
„Aber …“, begann sie und schloss den Mund wieder. Wie sollte sie für ihren Erzfeind arbeiten können? Sie wollte die Telepathenkonferenz aushebeln, sie vernichten und dann den Menschen die Freiheit der Entscheidung zurückgeben. Jack hatte sie geschnappt. Er hatte hinter ihr gestanden, als sie die Bombe platzieren wollte und ihr an die Schulter getippt. Danach hatte er mild lächelnd den Kopf geschüttelt und ihr Handschellen angelegt. Es war eher eine symbolische Geste, denn Feodora konnte kein Eisen halten. Dennoch hatte sie keinen Fluchtversuch gewagt, sie wusste, wann sie verloren hatte.
„Du erinnerst dich sehr gut Fe. Schade, dass du gegen uns gearbeitet hast. Aber jetzt brauche ich deine Hilfe.“
Sie überlegte eine Weile, stand dazu auf und lief im Zimmer herum, dabei machte sie immer wieder „Hm“. Dann wendete sie sich wieder Jack zu und schaute ihn gründlich an.
„Du siehst schlecht aus, alter Mann. Du musst wohl dringend Unterstützung brauchen, wenn gerade ich dir helfen soll.“
„Du bist wirklich der einzige Mensch, Fe, der weder Respekt noch Furcht vor mir zeigt. Erstaunlich und erfreulich.“ Jetzt stand auch Jack auf und ging um den Tisch herum.
„Wir haben nicht viel Zeit, ich werde dir unterwegs alles erklären. – Samwald! Die Unterlagen!“ Damit war er schon halb aus der Tür und nahm den Datenchip entgegen. „Ich bereite mich unterwegs auf die Unterredung mit der Senatorin vor. Wenn Sie mich brauchen, ich bin über Interkom erreichbar.“ Er überließ es Feodora, ob sie ihm folgen wollte. Einen Moment nur ließ sie sich zum Überlegen, dann schritt sie ihm überheblich lächelnd nach. Sie tippte sich an die Stirn, als sie an Samwald vorbeiging, dann musste sie laufen, weil Jack schon am Lift angekommen war.
„Wo geht’s hin, Chef?“, fragte sie, die Stimme von Samwald imitierend.
„Zuerst zu mir und dort wirst du erfahren, was genau du tun musst.“
Am Tor stand noch immer Wilkins, sie sah müde aus.
„Seit wann haben Sie Doppelschichten? Das hatte ich doch schon abgestellt?“, fragte er barscher als nötig. Wilkins stand stramm und schaute geradeaus. „Es hat eine Krankmeldung gegeben, Chef“, antwortete sie und presste die Lippen aufeinander.
„Ihre Loyalität den Kameraden in Ehren, aber Sie vergessen, dass Sie mich nicht belügen können. Wer wurde von der Gedankenpolizei abgeworben?“
Sie entspannte sich und seufzte dabei. „Das weiß ich nicht, Chef. Aber es werden mehr, die kündigen. Die Polizei zahlt plötzlich besser. Was weiß ich, dabei ist die Arbeit hier weitaus interessanter.“
„Verdammt“, brummte er. „Ich werde mich noch heute darum kümmern. Sehen Sie zu, dass Sie genug trinken, dann geht es leichter mit dem Schlafentzug.“
„Ich weiß Chef und danke.“ Sie stand wieder stramm und dachte, dass sie Glück hatte, so einen Vorgesetzten zu haben. Bei der Polizei scherte sich niemand um den anderen.
Feodora Iwanov blieb verwirrt stehen und hört zu. Er schien tatsächlich Probleme mit der Obrigkeit zu haben, wie er bereits angedeutet hatte. Abermals machte sie „Hm“ und folgte ihm zum Wagen.

Beide schwiegen, bis sie in seiner Wohnung waren. Er hatte hier in all den Jahren nichts verändert, die Wände waren hellgrau gestrichen und die Möbel strahlten weiß. Weiche, graue Teppiche bedeckten den weißen Fliesenboden. Jemand anders hätte die Wohnung langweilig gefunden, so war es auch, bis Jack sie mit seiner Persönlichkeit füllte.
„Setz dich, Fe. Ich werde dir nachher zeigen, worum es geht.“
Sie nickte und ließ sich auf das weiche Sofa fallen. Auf dem Tisch lag noch immer das Buch. Ihr Blick fiel darauf und sie pfiff leise. Langsam begann sie zu begreifen.
„Jackie, ich glaube, du brauchst mir nicht mehr alles zu sagen. Soll ich jemanden für dich aufspüren und ausschalten?“, fragte sie, nahm das Buch zur Hand und folgte ihm ins Schlafzimmer. „Oh, entschuldige Alter.“ Eigentlich wollte sie sich wieder umdrehen, aber dann blieb sie wo sie war und beobachtete ihn beim Ankleiden.
„Kannst du dich nicht umdrehen, Fe?“
„Nein, ich habe schon lange keinen gutaussehenden nackten Mann mehr gesehen“, antwortete sie grinsend.
„Feodora! Dreh dich um, verdammt!“, schrie er und verschwand vorsorglich im Bad.
„Ich werde verrückt mit euch Züchtungen. Ihr seid so was von verklemmt was eure Körper angeht. – Jack, ich denke, ich weiß, was mit dir los ist. Es ist wegen diesem Buch hier.“ Wieder war sie ihm gefolgt und wedelte mit dem Roman vor seinem Gesicht.
„Ja, jemand will mich fertig machen“, sagte er und knöpfte die Hose zu. „Komm hinaus hier.“ Schnell schob er sie aus dem Bad. Der leere Rahmen erinnerte ihn an das Bild der letzten Nacht. „Was hast du …?“, mitten in der Frage brach sie ab und sagte nur: „Oh Mann! Das ist aber fies.“
„Du sagst es. Raus hier.“ Er schob sie ins Schlafzimmer und fragte nach ihrer Kleidergröße. Verwirrt nannte sie ihm eine Zahl und er schritt zum Schrank. Ihm entnahm er eine passende schwarze Uniform und befahl: „Anziehen!“
„Was? Bist du verrückt? Ich zwänge mich doch …“, sie brach ab, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr und schaute sie streng an.
Sie räusperte sich verlegen und zog sich dann trotzdem unverschämt grinsend vor ihm aus. „Ihr seid so arm dran, ihr Züchtungen“, stichelte sie. Daraufhin drehte er sich um und verließ das Schlafzimmer. ‚Mist’, dachte sie. ‚Das war zuviel für ihn. Ich darf nicht vergessen, wie alt er in Wahrheit ist. Wer will ihm ans Leder? Ich verstehe das nicht? Er ist zwar ein richtiger kleiner Arsch, aber wenigstens hat er noch menschliche Züge.’ So gingen ihre Überlegungen dahin bis sie fertig angezogen war.
„Sagst du mir jetzt endlich was ich für dich tun soll?“
Er stand auf und legte das Buch weg. Dann sagte er: „Du sollst meine Gedanken vor fremden Einflüssen schützen. Ich weiß, dass du das kannst und ich vertraue dir mehr als allen anderen hier in Sunflower oder in ganz Eumeria.“
Jetzt war sie erschüttert. Sollten diese geistigen Angriffe so schwer gewesen sein, dass er fürchtete sich nicht selbst davor bewahren zu können? Sie konnte es kaum glauben, dennoch schein es die Wahrheit zu sein. „Sie greifen dich an deiner verwundbarsten Stelle an, nicht wahr? Die ist ja bei dir relativ einfach zu finde, Jackie. Nur, du bist so mächtig, dass ich es kaum für möglich halte, dass es wirklich geschieht.“
Er fasste sie an den Schultern und sah ihr fest ins Gesicht: „Fe, das ist kein Spaß mehr, wie das mit dem Sprengstoff. Da geht es um Leben oder Tod und ich fürchte, es steht nicht nur meines auf dem Spiel. Wenn es nur um mich ginge, hätte ich mir schon längst die Kehle durchgeschnitten oder irgendetwas anderes Drastisches getan. Zuviel hängt derzeit noch von mir ab. Du hast gesehen, dass die meine Leute abwerben und meine Position dadurch schwächen wollen. Wenn es ihnen gelingt, dann wird es über kurz oder lang hier zu einem Bürgerkrieg kommen. Meine Leute verhindern gerade noch die schlimmsten Auswüchse des Systems. Wenn das fällt, dann ist es aus mit Eumeria.“ Er atmete tief ein und entließ die Luft mit einem Seufzer, dann ließ er Feodora los und fuhr fort: „Wir fahren jetzt zu einem Meeting mit der neuen Senatorin für Finanzen. Nenne mich dort nicht Jackie, sonst kann ich gleich einpacken, verstanden!“
„Ja, Chef“, antwortete sie knapp. „Ich wusste nicht, dass es tatsächlich so schlecht um euch steht. Was ist das eigentlich für ein Gerücht, dass die Wirtschaft bankrott geht?“
„Kann ich dir das später erklären, Fe? Wir sind schon spät dran und die Lindstroms warten nicht gerne.“

Feodora ging tatsächlich einen Schritt neben und hinter ihm, als sie das Regierungsgebäude betraten. Jack hatte für diesen Anlass einen normalen Anzug gewählt. Er wollte nicht als Chef der Inlandpolizei hier auftreten, sondern als Leiter der Telepathenkonferenz. Aber es machte nicht viel Unterschied, denn auch der Anzug und das Hemd waren schwarz, ebenso die Krawatte, die hellgraue Streifen hatte.
Ihre Schritte hallten im Foyer wider, als sie zielstrebig am Portier vorbeigingen. Der nickte ihnen zu und rief den Aufzug, danach meldete er sie der Senatorin.
„Sei bitte still, wenn wir dort sind. Ich will keinen Mucks von dir hören, sonst landest du wieder im Gefängnis, klar?“ Sie nickte, konnte sich aber ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen, weil er sich immer so gewählt ausdrückte. Das reizte sie zu einer etwas derberen Ausdrucksweise, die sie in den äußeren Gebieten Eumerias und in den Stadtrandsiedlungen verwendeten. „Und halte deine Gedanken bei dir, das habe ich eben gehört“, zischte er, als er aus dem Lift trat. „Ja, Chef“, sagte sie und meinte es diesmal ehrlich.

Die Räume der Senatorenfamilie Lindstrom waren erdrückend. An den Wänden hingen Gemälde und Fotografien der Vorfahren und auch diverse antike Bilder, von denen niemand wusste, wie alt sie waren. ‚Brigitt hätte es gewusst’, dachte er als er sie betrachtete.
Brigitt hatte sich mit historischen Artefakten ausgekannt und konnte sie genau datieren und den Wert einer Sache einschätzen, wenngleich für sie mancher Abfall wertvoller war, als der schönste Goldschmuck. Sein Lächeln war traurig, als er daran dachte, wie sie sich immer gewehrt hatte, wenn er ihr ein Schmuckstück schenken wollte. Bald ließ er es ganz und vermied es, ihr sogar seine Aufmerksamkeit zu widmen. Er hatte gemerkt, dass es ihr im Laufe der Jahre immer schwerer gefallen war, ihn zu mögen. Das lag zum Teil an seiner Genmutation und zum Teil an ihrem Heimweh. Einmal hatte er sie begleitet als sie ihre Familie in Ulan Bator besucht hatte. Ihre Brüder Ivo und Sven hatten beide ein erfolgreiches und erfülltes Leben, sie nutzten ihre Kräfte für die Allgemeinheit. Dem Altertumsforscher Alex Smirnov ging es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so gut. Er saß im Rollstuhl und konnte nicht mehr sprechen, was ihn aber nicht davon abhielt alle auf Trab zu halten und herumzukommandieren.
Keiner war sonderlich traurig gewesen, als Jack vorgab wegen einem wichtigen Termin früher abreisen zu müssen. Brigitt war noch einige Monate geblieben. Damals hatte ihr Jack zum ersten Mal angeboten, dass sie bei ihrer Familie bleiben könne, aber sie hatte abgelehnt und war zu seiner Freude nach der Beerdigung von Alex, zu ihm zurückgekehrt.
In den Räumen der Familie Lindstrom dachte er jetzt voll Wehmut an Brigitts Familie, bei deren Rettung er nicht unmaßgeblich beteiligt gewesen war. Auch Brigitt hatte den Namen der Senatorin getragen, aber auf die Familienbande in Eumeria verzichtet. Sie hatte sich Zeit ihres Lebens als Bürgerin Sibirs gefühlt.

Nur mühsam gelang es ihm, diese Reminiszenzen in den Hintergrund zu drängen. Diese Leute waren schon alle tot und begraben, einzig er wusste noch, was damals vorgefallen war.

Jack straffte den Rücken und ging mit festen Schritten weiter, durchquerte den Vorraum mit der unvermeidlichen Sekretärin und betrat dann das eigentliche Büro der Senatorin. Feodora war noch immer einen Schritt hinter ihm.
„Senatorin, es ist mir eine Ehre“, sagte er und verbeugte sich.
„Ganz meinerseits, nehmen Sie Platz, Herr MacGregor“, sagte sie und ignorierte seine Begleitung. Jack setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und Feodora stellte sich breitbeinig hinter ihn, die Hände am Rücken. Sie hielt sich ganz gerade und verstärkte nun Jacks mentale Schutzmauern. Eben hatte sie gefühlt, wie jemand in seine Gedanken eindringen wollte und sie konnte ihre Miene nur mit Mühe neutral halten, als sie ihn blockiert hatte.
„Dies ist heute ein informelles Treffen, ohne Inhalt. Ich wollte Sie lediglich kennenlernen“, begann die Senatorin das Gespräch. Aber Jack hatte anderes im Sinn. „Senatorin“, begann er. „Ich muss Sie trotzdem wegen einer finanziellen Angelegenheit sprechen. Dem Inlandschutz gehen langsam die Mittel aus und unser Etat wurde nicht erhöht, obwohl ich darum gebeten hatte. Wie Sie genau wissen, halten wir die Bevölkerung noch ruhig, weil sie wissen, dass wir nicht gegen sie vorgehen. Ich weiß auch, dass die wirtschaftliche Lage, derzeit gelinde gesagt, nicht rosig ist und Sparmaßnahmen notwendig sind. Ich sehe allerdings nicht ein, dass gerade bei der Sicherheit gespart werden muss. Die Telepathenkommission hat Ihnen einen Vorschlag unterbreitet, wie wir die wirtschaftliche Misere überwinden könnten. Ich weiß, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, unseren Vorschlag durchzusetzen und ihn auch durchzuführen. Aber ich denke doch, dass es sich langfristig lohnen würde, diese Mühen auf uns zu nehmen.“
„Sie gehen ja gleich in die Offensive, Herr MacGregor“, sagte sie, ohne näher auf seine Ausführungen einzugehen. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte sie milde lächelnd. „Nein danke, Senatorin. Mir wäre es lieb, wenn wir über die finanziellen Mittel für den Inlandschutz reden können.“
Nun blickte sie ihn kalt an. Jack saß sehr gerade vor ihr und erwiderte offen ihren Blick. Er wollte ergründen, wie weit er gehen konnte und wo sie ihre Grenzen hatte, deshalb schickte er jetzt seine Gedanken voraus und tastete sich zu Eveline Lindstroms Geist vor. Diese lächelte süffisant und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sofort zog sich Jack zurück.
„Wie Sie sehen, habe auch ich meine Vorkehrungen getroffen“, sagte sie kühl.
„Touché, Madame“, erwiderte er ungerührt. „Dann wäre das für heute geklärt. Ich werde Sie zu den Senatssitzungen wieder aufsuchen.“
Damit hatte er ihr den Wind aus den Segeln genommen und sie starrte ihn nur einen Moment verblüfft an, bevor sie die Maske der Unbeteiligtheit wieder aufnahm.
„Guten Tag, Herr MacGregor“, sagte sie abschließend. Sie vermied es nun, ihm ins Gesicht zu sehen, was er mit Genugtuung registrierte. Er erhob sich und verbeugte sich knapp, bevor er sich umdrehte und bedeutete Feodora, ihm zu folgen.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Die Jagd beginnt - Reset
„Das wäre geschafft“, sagte er als sie im Wagen saßen und grinste als hätte er einen Sieg errungen. „Wir fahren jetzt zu mir. Ich muss mich noch einmal umziehen und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zur Besprechung mit den Teamleitern.“ Er stellte den Autopiloten ein und lehnte sich entspannt zurück. Feodora räusperte sich einige Male, bevor sie zu sprechen anfing. „Sag mal, Jack, was sollte das? Dieses Gespräch war doch völlig umsonst. Sie hat dich nicht einmal angehört und du grinst, als hätte sie dir ein wichtiges Zugeständnis gemacht.“ Sie war ehrlich erstaunt und verstand sein Verhalten nicht. Jack wandte ihr das Gesicht zu und erklärte: „Ich habe herausgefunden, was ich wissen wollte. Sie steckt mittendrin, aber nicht dahinter. Den Drahtzieher will ich, sonst niemanden. Die Mitläufer sind mir gleichgültig. Ich ahnte von Anfang an, dass die Lindstroms etwas damit zu tun haben, nun weiß ich es mit Sicherheit. Und jetzt werden wir nach und nach alle Leute auf meiner Liste aufsuchen. Ich habe für jeden Besuch einen guten Grund. Du siehst, Fe, ich mache nichts umsonst. Wenn du denkst, ich hätte mich dort blamiert oder zu rasch klein beigegeben, hast du dich geirrt. Ich wusste, dass es für meine Forderungen noch zu früh ist. Der Finanzausschuss für die einzelnen Ressorts tagt erst in zwei Wochen.“
Er beugte sich über den Beifahrersitz und kramte in einer Ablage. Er entnahm ihr Papier und Stift und dann begann er zu schreiben.
Jack schrieb die wichtigsten Punkte für die nachmittägliche Besprechung zusammen. Er wollte das Team an ein neues Ziel führen und er musste dafür sorgen, dass keiner mehr so einfach austreten konnte, zumindest nicht, ohne vorher ihn zu kontaktieren.
Als er fertig war, waren sie fast an seiner Wohnung angekommen. Er schaute auf und sah, dass Feodora ihn beobachtete. „Ich kämpfe an vielen Fronten und nicht immer sind sie klar zu erkennen, eigentlich sind sie das nie. Hier ist jeder gegen jeden. Seit Jahrzehnten versuche ich das zu ändern, Fe, aber gelungen ist mir das nicht. Siehst du jetzt, dass wir das gleiche Ziel verfolgen?“
„Was ist das für eine Liste, von der du vorhin gesprochen hast?“, fragte sie, ohne auf seine Worte näher einzugehen.
„Mögliche Täter.“ Er fuhr sich durchs Haar und steckte sich dann die Notizen in die Jackentasche. „Wir sind da. Es wird nur ein paar Minuten dauern, dann fahren wir weiter in die Zentrale.“
Er rannte fast, denn plötzlich hatte er das Gefühl, das Eile nötig war. Feodora lief hinter ihm her und konnte nicht verstehen, was da in den letzten Stunden geschehen war. Sie war dem Kerker entronnen und arbeitete jetzt für einen Verein, den sie immer schon gehasst und für einen Menschen, den sie verachtet hatte.
Im Aufzug konnte er kaum an sich halten, es ging ihm alles zu langsam und er steckte auch Feodora mit seiner Unruhe an. Kaum, dass sich die Lifttüren geöffnet hatten, stürmte er schon hinaus und erstarrte mitten in der Bewegung.
„Zurück, Fe, rasch“, befahl er leise. Er war zu langsam gewesen. Die Gedankenpolizei durchsuchte bereits seine Wohnung. Sie würden die verbotene Literatur finden und auch die anderen Kunstschätze, die alten Musikstücke, einfach alles, auch seine Briefe, die er an Brigitt nach ihren Tod geschrieben hatte. Leise trat er den Rückzug an und schob Feodora nach hinten. Er fuhr direkt in den Keller. Noch im Aufzug schickte er seinen Geist auf Reisen und erkundete die Umgebung. „Noch ist alles frei. Führe mich Fe, ich kann derzeit nur mit dem anderen Auge sehen.“
Feodora nahm ihn an der Hand und leitete ihn zum Wagen, dann schob sie ihn auf den Beifahrersitz und nahm selbst am Steuer platz. Um kein Aufsehen zu erregen, rollte sie langsam los und fuhr im gemütlichen Tempo die Straßen entlang.
Jack war in seine Wohnung zurückgekehrt. Die Polizei hatte das Unterste zu oberst gekehrt. Die Bücher und die Musikdateien lagen auf einem Haufen und wurden gerade in Säcke verpackt, seine Briefe lagen geöffnet herum. Jemand lachte. Dann fanden sie den Geheimgang und Jack fluchte innerlich. Er hatte gehofft, noch einmal unbemerkt herkommen zu können. Hier gab es nichts mehr zu sehen für ihn, deshalb zog er sich zurück und erkundete die Straße vor ihnen. Er befahl seiner Stimme, zu sprechen, wenn der Geist etwas sah. Leise sagte er Feodora den Weg. „Etwa zweihundert Meter vor uns befindet sich eine Straßensperre, bieg an der nächsten Kreuzung links ab. – Hier ist der Weg frei. – Nein, warte, bieg rechts ab. – Wir entfernen uns vom Hauptquartier. – Mist. – Halt an, wir gehen zu Fuß weiter.“ Feodora hatte die Anweisungen alle befolgt. Nun hielt sie den Wagen und half Jack beim Aussteigen. Er war noch immer abwesend. Seine Augen waren so verdreht, dass nur das Weiße zu sehen war, es war ein unheimlicher Anblick. Schwankend folgte er ihr, die Arme nach vor gestreckt, hielt er sich an ihr fest. „Nur noch einen Moment. Ich muss die nächsten beiden Straßen beobachten, dann bin ich wieder hier.“ Sie führte ihn an die nächste Kreuzung, dort hielt sie im Schatten eines Toreinganges. „Ah, noch einen Moment, Fe.“ Er schickte seine Gedanken noch weiter weg und suchte seinen Assistenten.
Im Hauptquartier herrschte helle Aufregung. Auch hier war die Gedankenpolizei mit Hilfe des Militärs eingedrungen. Aber er fand Samwald. Schnell schickte er ihm einige Anweisungen und dann musste er zurück in den Körper. Es war zu anstrengend, den Geist vom Körper zu trennen und beide in Bewegung zu halten.

Wilkins war nicht fähig, das Militär am Eindringen ins Gebäude zu hindern. Sie stürmten mit Betäubungsgewehren vorwärts und drängten sie zur Seite. Sie stieß noch eine Warnung aus und drückte den Alarmknopf, dann war die erste Einheit an ihr vorbei gerannt und sie begannen damit das Gebäude sukzessive zu durchsuchen und jeden zu befragen. Philomena drückte sich in ihr Wachhäuschen und kroch schließlich durch ein kleines Fenster ins Freie. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie froh, zu klein für die Polizei und das Militär zu sein. Niemand sonst würde dort durchpassen. Nun stand sie auf der Straße und wusste nicht wohin. Dann kam ihr die Idee, eine Verbindung mit ihrem Chef aufzubauen und auch ihn zu warnen. Doch er war schneller, schon empfing sie seine Gedanken: „Alles raus hier! Lasst alles stehen und liegen und verstreut euch. Ihr wisst was zu tun ist! Raus! Raus! Raus!“
„Chef“, versuchte sie ihn noch zu erreichen, doch da stand schon Josh vor ihr und rang um Fassung und Atem. Er verschnaufte kurz und blickte sie an. Dann nickte er und zusammen rannten sie davon. „Ich weiß wo er ist“, sagte er und zog sie weiter. „Mann, Josh, was ist da nur los? Was hat der Chef nur gemacht, dass die jetzt so auf uns losgehen?“
„Frag nicht, renn lieber.“ Josh steuerte eines der zahlreichen Verstecke an, die sie nach feindlicher Übernahme des Gebäudes erreichen sollten. Dort war Zivilkleidung in jeder nur erdenklichen Körpergröße versteckt sowie Nahrung und Geldmittel. Für einige Tage konnte man dort untertauchen. Diese Dinge hatte Jack aus seinem Privatvermögen bezahlt. Er wollte nicht, dass davon die Regierung erfuhr.

Jack rannte auf so ein Versteck zu, als er wieder vollständig in seinem Körper war. Feodora zog er einfach hinter sich her. „Sie haben uns überrannt. Sei froh, dass du hier bei mir bist und nicht im Gefängnis. Die werden jetzt alle meine Gefangenen mitnehmen und dann verhören. Du kannst dir vorstellen, was die Gedankenpolizei mit dir gemacht hätte. Renn, wenn dir dein Leben lieb ist.“
Sie hatte nur erschrocken genickt und war weiter gelaufen. Jack schlug einen Haken und verschwand durch einen Torbogen. Genau dahinter befand sich der Eingang in eines der vielen Mietshäuser, die sich an den Grüngürtel anschlossen.
Mittels Code öffnete er die Wohnungstür. Als sie beide im Inneren waren, lehnte er sich gegen die geschlossene Tür und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
„Mann, Jackie, die sind aber schnell“, war alles was sie dazu sagte.
Als er wieder normal atmete, ging er in den Wohnbereich vor. Er war karg eingerichtet. Ein schmales Bett, das eher die Bezeichnung Couch verdiente, ein Kleiderschrank, ein Tisch und mehrere Stühle.
Jack ging zum Schrank und öffnete. Unten im Kasten befand sich ein weiteres Versteck, von dort zog er eine Kiste hervor. In ihr befanden sich Geld und eine Waffe. Von den Geldscheinen nahm er die Hälfte an sich, das andere legte er zurück. Mit Schusswaffen konnte er nichts anfangen, also wanderte sie ebenfalls zurück in die Kiste. Feodora schaute stumm zu. Nach einer Weile sagte sie: „Du hast so etwas geahnt. Wie lange, hast du diese Wohnung schon? Ist es nicht unfair, dass du hierher kommen kannst und deine Untergebenen …“ Sie wollte ihn gerade anschreien und ihn beschuldigen, nur an sich zu denken, als an der Tür geklopft wurde. Wenn der Code einmal eingegeben wurde, konnte man es kein zweites Mal. „Pscht“, machte Jack und lauschte. Dann nickte er und öffnete. „Chef, Sie haben es auch geschafft, das freut mich“, flüsterte Josh.
Jack zog die beiden schnell herein und schloss wieder sorgfältig ab.
„Soviel zu deiner Frage, Fe“, meinte er, als sie alle beisammen standen und sich gegenseitig musterten. Jack gab Philomena Wilkins das restliche Geld und die Pistole. Anschließend wies er alle an, sich umzukleiden. Niemand hätte ihn in der anderen Kleidung erkannt, denn er trug nie bunte Kleidung. Deshalb machten der rote Pullover und die blauen, engen Hosen einen anderen Menschen aus ihm.

„Fe, kannst du mich überwachen? Ich möchte noch etwas erledigen, bevor wir uns Ruhe gönnen“, fragte er als alle fertig auf den Stühlen saßen und nicht wussten, was weiter geschehen sollte. Mit dem Chef als Chef zusammen zu sein, war etwas anderes, als jetzt mit dem Chef als Fluchtkameraden.
Feodora nickte und griff automatisch nach seinem Handgelenk. Rasch hatte sie den Puls gefunden und nickte ihm aufmunternd zu. Jack schloss daraufhin die Augen und versenkte sich in die Köpfe der anderen. Dort veränderte er kaum merklich die Struktur der Gehirnwellen, dann ging er ins sich und machte dort dasselbe.
Endlich öffnete er die Augen und blickte erschöpft in die Runde. „Sie können uns jetzt nicht mehr anhand unserer Gehirnwellen aufspüren. Wenn ich nicht schon so müde wäre, hätte ich das bei allen machen können. Vielleicht mache ich es später. Aber jetzt brauche ich dringend Schlaf.“ Er legte sich aufs Bett und sagte, bevor er die Augen schloss: „Ja, Leute, es beginnt von vorne.“

Als von Jack nur mehr leise Schlafgeräusche kamen, stand Josh auf und lief im Zimmer herum. Feodora beobachtete ihn und Philomena nickte auf ihrem Sessel ein. „Du hast den Doppeldienst gemacht, nicht wahr?“, fragte Fe und stupste die andere Frau mit dem Fuß an, die nur müde nickte. „Dann solltest du ihm Bett liegen und nicht dein Chef.“ Feodora war nicht gewillt, an Jack etwas Nettes zu finden.
„Er ist ein guter Chef und hat auch die ganze Nacht im Büro verbracht. Du weißt, wie anstrengend telepathische Arbeit ist, also halt den Rand.“ Philomena gähnte und schob einen weiteren Stuhl heran auf den sie die Füße legte und schließlich schlief sie so ein.
Feodora war verwundert, wie die Leute vom Inlandschutz von Jack dachten. In ganz Eumeria gab es niemanden sonst, der positiv von ihm redete, deshalb war es auch ein Leichtes für die Drahtzieher, ihn jetzt auszuhebeln.
Josh ging zur Televisions-Einheit und schaltete sie ein. Sofort prangten die neuesten Nachrichten auf dem Bildschirm und sie trieben ihm die Zornesröte ins Gesicht. Er ballte die Hände zu Fäusten und starrte stocksteif auf die Bilder.
Es wurde gezeigt, wie das Militär und die Gedankenpolizei ihre Zentrale gestürmt hatte und dann kam die erste Lüge, sie zeigten, dass sich der Inlandschutz heftig gegen die Hausdurchsuchung wehrte und das Feuer gegen die Polizei eröffnete. Die Nachrichtensprecherin sagte gerade: „Dem Militär gelang es schließlich das gesamte Gebäude einzunehmen, die Polizei hat sämtliche Akten beschlagnahmt und alle, die sich noch dort aufhielten, wurden verhaftet. Leider ist es der Polizei noch nicht gelungen, den Leiter dieser Einheiten, der sich feige aus dem Staub gemacht hat, zu finden. Es wird eifrig nach ihm gefahndet. Dann zeigten sie ein Bild von Jack und die Nachrichten waren zu Ende. „Newsletter meldet sich wieder in 30 Minuten, mit den neuesten Nachrichten und dem aktuellen Ermittlungsstand in der Causa Inlandschutz.“
Josh schnaubte zornig. Er musste sich beherrschen, um nicht laut zu schreien. Dann schaltete er den Bildschirm doch wieder ein und sofort entstand ein neues Bild. Es war eine kurze Zusammenfassung des gestrigen Fußballspiels. Josh rückte sich einen Stuhl zurecht und schaute zu. Dann gab es wieder eine Nachrichtenunterbrechung und er sprang zornig auf.
„Wecke ihn“, meinte Feodora, als sie die Bilder sah.
„Nein, der Chef soll sich ausschlafen“, antwortete er, aber Jack stand schon da und erstarrte. Dann schaffte er Philomena ins Bett und nahm sich ihren Stuhl. Er war weiß vor Wut über die zahlreichen Lügen, die über ihn verbreitet wurden.
„Wie wir gerade aus dem Präsidentenhaus erfahren haben, wurde die Telepathenkonferenz, die vor neunzig Jahren ins Leben gerufen wurde, mit dem heutigen Tag aufgelöst. Laut Innenministerium soll es dort zu zahlreichen Manipulationen der Bevölkerung gekommen sein, auch wurde Steuergeld nicht bestimmungsgemäß verwendet und ist in dubiosen Kanälen verschwunden. Ebenso wurde der Inlandschutz aufgelöst und nach dem Drahtzieher“, hier zeigten sie ein Bild von Jack in Großaufnahme, „wird noch immer gefahndet. Wir bitten die Bevölkerung um Mithilfe bei der Ergreifung des Verbrechers. Um seine Ergreifung zu beschleunigen und um Unruhen zu verhindern, gibt es eine nächtliche Ausgangssperre. Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis. Die neuesten Nachrichten von Newsletter, ich bin Carolin Wagner.“
Alle starrten den Bildschirm an. Jack saß da wie festgefroren.
„Die lassen wirklich nichts anbrennen, Jackie“, meinte Feodora nach einer Weile und ihre Stimme schien die Stille zu zerschneiden.
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****ra Frau
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„Chef, das hätte ich Ihnen gerne erspart“, flüsterte Josh.
„Schon gut, aber ich bin nicht mehr Ihr Chef. Sie haben selbst gehört, dass meine Einheiten aufgelöst wurden“, sagte er matt. Dann vergrub er einen Moment den Kopf in den Händen und seufzte tief. „Das war mein Lebenswerk“, murmelte er in die Handflächen. „Dass die so schnell reagieren, damit habe ich nicht gerechnet. Wer sitzt da im Hintergrund?“ Er sprang so heftig auf, dass der Stuhl polternd nach hinten fiel.
„Chef“, versuchte ihn Josh zu beruhigen.
„Verdammt, ich bin niemandes Chef, diese Zeiten sind vorbei. Seht zu, dass ihr wegkommt und versteckt euch irgendwo am Land. Verlasst morgen früh, gleich nach Tagesanbruch die Stadt und blickt nicht zurück.“ Jack rannte ruhelos herum und machte dabei erheblichen Lärm. „Setz dich, du …“, herrschte ihn Feodora an, das Schimpfwort hatte sie sich gerade noch verkneifen können, Jack hörte es trotzdem. „Oh danke, Fe, das trifft den Nagel auf den Kopf“, antwortete er zynisch, setzte sich aber wieder.
Josh wollte den Monitor ausschalten und plötzlich flackerte das Bild, das Jack seit der vergangenen Nacht ins sich trug, als er den Spiegel zerschlug, in der schwarzen Fläche. „Mach es weg, Feodora! Lass es weggehen!“, schrie und flehte er, vergrub dabei den Kopf in den Händen und riss sich an den Haaren. Josh starrte die hässliche Fratze an. Er konnte es kaum glauben, dass das, Jack sein sollte. Ihn schauderte, wer tat seinem Chef das an? Jetzt wusste er auch, warum der in letzter Zeit immer schon so früh im Büro gewesen war. Feodora mühte sich und verschloss das Bild in einen fernen Winkel seiner Erinnerungen. Dann war es weg und sie spiegelten sich alle drei in der schwarzen Fläche des abgeschalteten Monitors. Aber der Nachgeschmack der Hässlichkeit und Furcht blieb.

Erleichtert seufzte er auf und bedankte sich bei Feodora. Josh stand am Monitor und machte unschlüssig einen Schritt vor und zurück.
„Ich fürchte, dass sie meine Konten bereits einfrieren, das heißt, ich bin mittellos“, sagte Jack in die nachdenkliche Stille hinein. „Das nächste wird sein, dass sie meinen gesamten Besitz konfiszieren.“ Er sprang auf und lief in dem kleinen Zimmer herum. Josh verzog sich in den kleinen Essbereich und machte Wasser heiß. Nach einer Weile platzierte er drei Becher mit einem heißen Koffeingetränk auf dem Tisch und sagte: „Jetzt setzt euch erst mal und dann müssen wir überlegen, wie wir weiter vorgehen. Chef, Sie sollten sich dann ausruhen, Sie sehen nicht gut aus.“
„Ich bin nicht mehr euer Chef, Samwald. Ich bin nichts mehr. Sie haben mich demontiert. Endlich ist es ihnen gelungen, meine Schwachstelle zu finden. Ich war zu lange untätig und habe nur zugesehen.“ Er setzte sich nicht, nahm aber den Becher und trank ihn in einem Zug leer. Die anderen beiden schauten ihn nur an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Josh war verwirrt, er sah nach wie vor in Jack seinen Vorgesetzten, auch wenn es die Einheit nicht mehr gab. Feodora begann langsam zu begreifen, in was sie da geraten war, als sie vor einigen Monaten das Gebäude der Telepathenkonferenz in die Luft sprengen wollte. Eigentlich hatte sie nur ein Zeichen setzen wollen, nun war sie in etwas Größeres hineingeraten, das sie selbst nicht kontrollieren konnte. Da waren Kräfte am Werk, die nicht einschätzbar waren.
„Ich werde trotzdem an meinem Plan festhalten und die Personen auf der Liste systematisch aufsuchen und befragen. Es muss eine Verbindung zwischen den Vorfällen geben.“ Er nahm seinen Weg wieder auf und schritt durchs Zimmer, wobei er sich immer wieder durchs Haar strich und am Pullover nestelte.
„Wir haben hier zuerst die total unnötige Neubesetzung des Finanzressorts mit Eveline Lindstrom, die Wirtschaft kränkelt und die Kolonialregierungen von Afra und Sibir streben eine erneute Unabhängigkeit an. Ich fürchte, dass uns ein langer blutiger und total sinnloser Krieg bevorsteht.“ Zornig schritt er zum Tisch und knallte mit der Faust auf die Tischplatte dabei rief er: „Das darf einfach nicht passieren!“
Wilkins setzte sich im Bett auf und rieb sich verwirrt die Augen. Rasch berichtete Josh, was sich ereignet hatte und riet ihr, weiterzuschlafen.
„Wir bleiben hier bis morgen Früh, dann müssen wir wissen, wie wir weiter vorgehen“, bestimmte Jack schlussendlich.

Am Morgen des nächsten Tages war Jack auch nicht schlauer als vorher. Er fühlte, wie er innerlich leer geworden war. ‚Wann hat das alles begonnen?’, fragte er sich und wusste gleichzeitig die Antwort. Alles hing mit der Vergangenheit zusammen, weil er der war, zu dem ihn die Genforscher vor hundertzwanzig Jahren gemacht hatten, weil er sich nicht weiter manipulieren lassen wollte und er der Bevölkerung gewisse Freiheiten gewährt hatte.
Feodora hatte nachts das Schreckensbild von ihm ferngehalten, so war es ihm möglich gewesen, doch einige Stunden zu schlafen. Dankbar schaute er auf die schlafende Frau, die er schon seit Monaten überwacht hatte und von der er fast alles wusste.

Er ließ die anderen noch ruhen und schickte seinen Geist voraus. Es war notwendig, die Gegend zu sondieren. Er wusste, dass die Stadt überwacht wurde. Dann suchte er nach seinem Mitarbeiterstab. Mit Schrecken stellte er fest, dass sie sich alle in Polizeigewahrsam befanden. Rasch zog er sich zurück, machte für sich und die anderen Koffeingetränke. Als der Morgen schon weit fortgeschritten war, weckte er die Kameraden.
Noch immer war er sich nicht sicher, wie er weiter vorgehen sollte. Geschehen musste etwas, davon war er überzeugt. Aber wie konnte er alleine gegen eine Armee bestehen? Wo immer er hinging, sie würden ihn suchen und mit der Zeit würden sie ihn finden.
Als alle wach und fertig zum Aufbruch waren, sagte er: „Wilkins und Samwald, Sie brauchen von mir keine Befehle mehr entgegen zu nehmen. Die Einheit existiert nicht mehr und wir sind die einzigen, die noch in Freiheit sind.“ Die beiden schauten sich kurz an und stellten sich neben ihn. „Wir bleiben bei Ihnen, Chef“, sagten sie wie aus einem Mund.
„Es freut und ehrt mich, dass Sie weiter zu mir halten wollen, dennoch werden wir uns hier trennen müssen. Wir dürfen nur mehr in Zweiergruppen unterwegs sein, sonst machen wir uns verdächtig.“

Josh und Philomena verließen zuerst die Wohnung. Erst eine halbe Stunde später gingen auch Jack und Feodora hinaus.
In der Menge hofften sie unbemerkt durch den Grüngürtel in die reichen Wohngegenden des Stadtinneren zu gelangen. Durch die nächtliche Ausgangssperre waren die Menschen aber derart verunsichert, dass nur wenige Leute unterwegs waren und diese beobachteten sich genau. Die Blicke der Passanten waren ängstlich und richteten sich sofort zu Boden, sobald sie von jemandem angesehen wurden. Militär- und Polizeistreifen prägten das Straßenbild.
Feodora fluchte vor sich hin und versuchte, mit Jack Schritt zu halten.

Auf Umwegen und mit viel Glück gelangten sich schließlich durch den Grüngürtel und erreichten das Haus der Familie Landmann. Jack hoffte, den Senator noch anzutreffen, denn das Regierungsviertel war jetzt völlig abgeriegelt. Dorthin führte kein Weg, es sei denn als Gefangener in einem Polizeiwagen.
Er straffte die Schultern und richtete sich groß auf. Durch jahrzehntelange Übung gelang es ihm leicht, sein Gesicht zu einer teilnahmslosen Maske erstarren zu lassen. Dann erst betrat er das Haus, nickte dem Portier hochmütig zu und schritt, von Feodora gefolgt, zum Aufzug, dessen Tür sich eben öffnete und den Senator freigab. Er erkannte Jack und wollte sich sofort wieder in die Sicherheit des Lifts begeben. Doch Jack rannte vor, packte ihn am Arm und zerrte ihn von der Tür weg. „Wie schön, Sie noch hier anzutreffen, Senator“, sagte er im Plauderton und führte den weißhaarigen Mann zur Vordertür. „Wollen Sie mit uns eine kleine Spazierfahrt machen?“
Der Senator warf dem Portier einen Blick zu, der nickte und betätigte den Alarmknopf.
„Das war jetzt aber nicht nett von Ihnen, Senator“, meinte Jack leichthin, als sich das schwere Tor zu schließen begann. Er ließ jetzt seine Kräfte frei und blockierte den Schließmechanismus. Krachend brachen die Scharniere unter der Belastung und die Türflügel hingen schief in den Angeln.
„Damit kommst du nicht durch“, fauchte der Politiker, doch Feodora schob ihn ungerührt vorwärts. Sie hatte damit begonnen, Jacks Gedanken vor fremden Einflüssen zu bewahren, was ihm half, sich auf den Senator zu konzentrieren.
„Wir werden sehen, ob ich damit durchkomme“, erwiderte er ungerührt und führte den Senator durch die kaputte Tür ins Freie. „Rufen Sie Ihren Wagen und dann machen wir einen kleinen Ausflug“, befahl er weiter. „Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Spielchen erlauben, mein Lieber, denn das könnte nach hinten losgehen.“ Er untermauerte seine Worte durch einen mentalen Blitz, den er dem Senator ins Hirn schoss. Der fuhr erschrocken zusammen und schrie auf vor Schmerz. „Stell dich nicht so an, Senator“, herrschte ihn daraufhin Feodora an und schob ihn die Stufen hinab zum wartenden Wagen. Als sie alle saßen gab Jack die Adresse von Senator Williams in den Autopiloten ein und nur wenig später standen sie vor dem entsprechenden Haus. Gerade als sie ankamen wollte die Senatorin in ihren Wagen steigen. Jack stieg aus und sandte ihr einen lähmenden Gedanken, der sie mitten in der Bewegung erstarren ließ.
„Senatorin, was für eine Freude!“, rief er. „Leisten Sie uns doch bitte Gesellschaft.“ Damit dirigierte er sie zu sich und ließ sie einsteigen. Sofort deaktivierte er den Autopiloten und steuerte von nun an manuell.
„Du wirst nicht aus der Stadt kommen. Das Militär hat alles abgeriegelt“, sagte Senator Landmann, als sie sich einer Sperre näherten.
„Halten Sie Ihre Gedanken beisammen“, herrschte Jack ihn an und hielt vor dem Kontrollpunkt. Abermals schickte er seinen Geist hinaus und wies die Polizisten an, sie durchzulassen. Er merkte, dass er durch die ungewohnte telepathische Aktivität müde wurde doch noch war er gezwungen, Stärke zu zeigen.
Um aus der Stadt zu kommen, musste er noch drei Kontrollpunkte passieren und somit an die dreißig Menschen beeinflussen. Ganz leise seufzte er, weil er einen ehemals geleisteten Schwur brach, den er Brigitt vor unzähligen Jahren gegeben hatte. Er wollte nicht daran denken und dennoch hatte er jetzt ihr anklagendes Gesicht vor Augen.

Endlich hatten sie die letzte Sperre hinter sich gelassen und sie fuhren aufs Land hinaus.
„Wo bringst du uns hin, du Verbrecher?“, wagte sich schließlich Senatorin Williams zu fragen. Er gab keine Antwort, sondern beschleunigte das Tempo und wenige Stunden später, die sie schweigend verbrachten, kamen sie an seinem alten Landhaus an. In keinem Akt war vermerkt, dass er es besaß.
Er fuhr hinter das Haus und hielt vor einem halbverfallenen Schuppen. Das Haus selbst sah aus wie eine Ruine. Die Fenster waren blind, das Dach an einigen Stellen abgedeckt und die Fassade zeigte zum Teil schon das Mauerwerk. Unkraut wucherte aus den Mauerritzen. Ein Bild des absoluten Verfalls.
„Aussteigen“, befahl er nun und steuerte die Senatoren ins Haus hinein. In einem ehemals sonnengelben Raum ließ er sie setzen und befreite sie von seinem Bann.
„So, da wären wir und jetzt wünsche ich einige Auskünfte von Ihnen“, sagte er sodann und nahm ebenfalls auf einem staubigen Stuhl platz. Feodora stand hinter ihm und half ihm, sich zu schützen.
„Von uns wirst du nichts erfahren, du elender Verräter.“ Roger Landmann war ärgerlich über die rüde Behandlung und zeigte das auch.
„Ach, Herr Landmann, ich habe mit meiner Befragung noch nicht begonnen, sie müssen sich jetzt noch nicht so aufregen. Glauben Sie mir, einige der Foltermethoden der Vergangenheit, habe ich entwickelt. Seien Sie mir also nicht böse, wenn ich Ihre Bemerkung nicht ernst nehme.“ Jack lächelte und den Senatoren wurde langsam bewusst, dass sie an einen wirklich mächtigen Telepathen geraten waren.
Jack hatte die letzten fünfundzwanzig Jahre damit verbracht, seine Talente zu verbergen und im Geheimen zu halten. Jetzt waren sie in Vergessenheit geraten und die Senatoren somit mehr als überrascht, sich so einer Macht gegenüber zu sehen.
„Wer gab den Befehl, den Inlandschutz und die Telepathenkonferenz aufzulösen?“
Beharrlich hielten die Politiker ihr Schweigen bei und Jack grinste wieder. „Na, schön“, sagte er nach einer Weile und übernahm mit seinen Gedanken ihre Körper. Er zwang sie aufzustehen und vor ihm her in den Keller zu gehen. Dort hatte er vor über neunzig Jahren eine experimentelle Folterkammer eingerichtet. Die schwere Tür öffnete sich auf einen Gedanken von ihm und das Licht ging an. Hier wurde alles durch sein Gedankenprofil gesteuert.
„Immer nur hinein in die gute Stube, Herrschaften“, sagte Feodora munter und überspielte ihr eigenes Unbehagen.
Der Raum war sonderbar eingerichtet und erinnerte weniger an eine Folterkammer als an ein Wohnzimmer. An einer Wand standen ein breites Sofa, davor ein niedriger Tisch und ein Hocker. Auf dem Boden war ein weicher Teppich ausgelegt und ein antiker Schreibtisch zierte die Stirnseite des Raumes. „Setzen Sie sich doch“, sagte Jack höflich und dirigierte die beiden hinein. „Ein Wasserspender und eine Toilette befinden sich links hinter der Tür. Ich gebe Ihnen etwas Zeit, Ihre Einstellung zu überdenken“, bemerkte er noch bevor er die schwere Metalltür schloss.
„So, die beiden haben jetzt etwas Zeit zum Nachdenken. Dort unten sind Dämpfer eingebaut, die jede telepathische Aktivität nach außen verhindern.“
Rasch ging er wieder nach oben und begann damit das Gelände abzusuchen. Noch war nichts von einer Verfolgung zu bemerken. Erleichtert atmete er auf.
Feodora war ihm verwirrt gefolgt, nun sagte sie: „Jack, bist du jetzt komplett verrückt geworden? Was hast du mit den beiden vor? Das ist doch nicht wirklich eine Folterkammer, oder? Es sieht so – na ja gemütlich aus.“
„Du täuschst dich, Fe. Dort unten kann es ganz und gar unbequem werden. Warte nur ab. In einigen Minuten wird das Licht ausgehen und dann sitzen die in völliger Dunkelheit und Isolation herum und werden sich selbst auf die Nerven gehen. Ich kenne diese Typen.“ Er grinste selbstgefällig. „Magst du etwas trinken? Wir werden noch etwa drei Stunden warten, dann gehe ich hinab und werde ihnen einen Lichtschock versetzen. Ich bin gespannt, ob dann einer von ihnen freiwillig redet, oder ob ich doch gewaltsam in ihre Gedanken eindringen muss. Gerne mache ich das nicht, weil es anstrengend und schmerzhaft ist.“
Jack ließ sich in dem Empfangsraum auf einen Polstersessel fallen und schloss erschöpft die Augen.
„Ich mag nichts trinken und ich finde dein Verhalten gelinde gesagt, mehr als sonderbar. Du entpuppst dich wirklich als grausamer Mensch. So hätte ich dich nicht eingeschätzt. Am liebsten würde ich jetzt abhauen!“ Unruhig rannte sie herum und wischte mit den Händen über die staubigen Möbel. Jack sagte nichts dazu, er war eingeschlafen. Der Schlafmangel der letzten Wochen und die ungewohnte Benutzung der lange brachgelegenen mentalen Bereiche machten sich bemerkbar.
Wieder stand er im Traum einer zornigen Menge gegenüber, die ihn lynchen wollte. Noch war sein Überlebenswille stärker und er rannte laut schreiend vorwärts. Die dunkle Macht seines Inneren knisterte gelb zwischen den Händen und er bildete Feuerbälle mit denen er nach den Menschen zu werfen begann. Laut hallte der erste Knall wider und er erwachte schweißgebadet und schreiend.
Es dauerte nur einen Moment und er hatte die Orientierung wiedergefunden. Stockdunkel war es mittlerweile geworden und er war alleine. Zitternd und noch im Traum gefangen, stand er auf und stolperte über einen Stuhl, der laut polternd mit ihm zu Boden ging. Er schlug sich die Lippen auf und schmeckte einen Augenblick lang Blut, dann war die Wunde wieder geschlossen und nur der Schmerz blieb. Etwas später war auch der weg.
Vorsichtig tastete er sich nun vorwärts und rief nach Feodora. Plötzlich fühlte es sich unheimlich an, in diesem alten Haus zu sein. „Fe! Feodora Iwanov, wo bist du?“, rief er nach ihr und bekam keine Antwort. Er fluchte, während er überall nach ihr suchte. Schließlich fand er sie vor dem Haus sitzend und er atmete erleichtert auf.
„Es hat nicht viel gefehlt und ich wäre gegangen“, sagte sie, sah ihn dabei aber nicht an.
„Habe ich dich erschreckt?“
„Du bist wechselhaft wie das Wetter in Afrasia und ich glaube gefährlicher als alles, was ich kenne. Ich wünschte, ich hätte dich nie getroffen oder du hättest mich im Kerker versauern lassen.“

Roger Landmann stand mitten im Kellerraum als das Licht ausging. Irina Williams schrie auf und fiel über den Tisch. „Was ist das nur für ein Teufel, Roger?“, fragte sie und kämpfte sich in die Höhe. Langsam umrundete sie den Tisch und suchte das Sofa. Erleichtert seufzend ließ sie sich darauf fallen und fuhr wieder in die Höhe. Unter den Polstern war etwas Spitzes, das sich in die Haut gebohrt hatte, als sie sich darauf gesetzt hatte.
„Was ist los?“, fragte der Senator besorgt. Unter lauten Schluchzern sagte sie ihm, was sich unter den Polstern befand. Roger stolperte nun zu ihr und versuchte ihr zu helfen. Auf halbem Weg hielt er an. Ein Geräusch ließ ihn halten. Ein Rauschen war es, als ob sich Wasser in den Raum ergießen würde.
„Komm zu mir, Irina!“, rief er. Das Rauschen wurde manchmal lauter und dann wieder leiser, aber es blieb stetig anwesend. Schon fühlten sie den Boden unter sich nass werden. Roger Landmann rannte geradeaus zur Tür und hämmerte dagegen. „Lass uns raus!“
Jubel, dass es
weitergeht... Seltsames Grauen darüber, wie!

Suchtolaf
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****ia Frau
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Frau, Du machst mich wahnsinnig!
Da freut man sich auf einen ruhigen Sonntagabend mit netten Freunden und dann DAS!
Verflixt!
Wann soll ich das alles lesen?
Ja . . .
Liebe Rhabia,
am besten in der Nacht,
wenn du aus dem Schlaf erwacht .......

hahaha,, reimt sich sogar. aber so mache ich es ..........
früh zu Bett, dann früh wieder auf, (zZ 04:00)
Kaffee, Mails lesen und was inzwischen geschrieben,
Kaffee und Quark und "Reset" als letztes lesen,
dann wieder ins Bett
und weiter geschlafen ....

Gute Nacht noch einmal .......... bis später ......

sagtev*zwinker*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Schon hatten sie den Eindruck, dass das Wasser stieg und ihnen bereits bis zu den Knöcheln reichte. Landmann und Williams trommelten wild gegen die schwere Metalltür.
„Warum tut er uns das an, dieser Verrückte?“, schrie Irina. „Hörst du, MacGregor, du Verbrecher! Lass uns raus!“ Das Wasser stieg unerbittlich weiter.

Jack setzte sich auf die Stufen und schloss die Augen. Nach einigen Minuten sagte er: „Ich sollte jetzt wohl nach meinen Gefangenen sehen. Komm mit.“ Er stand auf, strich sich durchs Haar und ging voraus in den Keller. Automatisch öffnete sich bei seinem Eintreffen die Tür und die beiden Senatoren standen laut schreiend vor ihm.
„Haben Sie sich überlegt, ob Sie meine Fragen beantworten wollen oder muss ich jetzt gewalttätig werden?“, fragte er und blickte sie kalt an. Irina Williams schrie nur und Senator Landmann brüllte: „Du verdammte Hundesohn! Was sollte das? Willst du uns umbringen?“
„Wenn Sie reden wollen, dann kommen Sie mit, ansonsten …“ Er ging einen Schritt zur Seite und gab ihnen die Gelegenheit aus dem Gefängnis zu treten.
Feodora sah von den Stufen aus ungläubig zu wie die beiden Senatoren, bleich und nass geschwitzt, herausgingen. Jack starrte stur geradeaus und wartete mit vor der Brust verschränkten Armen. „Dann legen wir los. Je eher Sie reden, desto eher gehen Sie frei“, seine Stimme klang dabei hart und kalt. Drei feindselige Menschen blickten ihn an. Gekonnt ignorierte er sie und steuerte die Körper der Senatoren.
Er führte sie hinauf in den Salon und ließ sie wieder setzen. Dann begann die Befragung erneut. „Senator Landmann, Sie sind Leiter des Innenressorts. Warum haben Sie meine Einheiten aufgelöst? Ich erwarte eine ehrliche Antwort, sonst muss ich mich in Ihr Gehirn einklinken und Sie wissen, was das für Sie bedeutet.“
Roger Landmann wurde noch blasser als er nach dem Schrecken im Keller ohnehin schon war. Die Senatorin drückte sich ängstlich in die Polster und versuchte so unauffällig wie nur möglich zu sein. Als sie dachte, dass Jack so mit dem Senator beschäftigt war, dass er nicht auf sich achtete, schickte sie einen mentalen Hilferuf los.
„Es wurde mit den Militärstrategen, der Senatorin für Finanzen und mit dem Präsidenten vereinbart, dass wir sparen müssen und deine Abteilung ist nun wirklich nicht nötig. Ihr macht nichts für das Land, seid nur Geldverschwender und wollt uns alle kontrollieren. Jetzt hast du bewiesen, was für ein Verbrecher du in Wirklichkeit bist. Du widersetzt dich deiner Gefangennahme, nimmst Geiseln und folterst uns.“ Er ließ nun die ganze aufgestaute Wut los und schleuderte sie Jack entgegen. Ungerührt blieb der stehen und wartete. „Wie lange schon planst du, die Herrschaft ganz an dich zu reißen, du Ungeheuer? Mich kann dein Äußeres nicht täuschen!“ Schwer atmend hielt der Senator inne und funkelte Jack zornig an.
„Danach ist mir nie der Sinn gestanden, Senator. Es ging nur um notwendige Reformen, die immer wieder blockiert wurden. Welcher der mächtigen Zehn steht hinter den Anschläge auf mich?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete er rasch und Schweiß perlte auf seiner Stirn, als Jack in seine Erinnerungen eindrang. „Ich sagte Ihnen bereits, dass ich mich nicht belügen lasse, Roger.“
Der Senator wollte das ungewünschte Forschen in seiner Gedankenwelt mit aller Macht verhindern. Er war ebenfalls ein mächtiger Telepath und Jack bekam Probleme mit der Konzentration. Auf der einen Seite musste er die Senatorin unter Kontrolle halten, auf der anderen Seite den Geist des Mannes sondieren und er war schon müde. Mit einem lauten Schrei fuhr er aus dem Kopf des Senators, der matt auf dem Sofa lag und schwer atmete. Jack rieb sich die Stirn und presste die Lippen fest aufeinander. Plötzlich zeigten seine Augen nur mehr das Weiße.
„Geh – weg!“, schrie er. „Lass – mich – in – meinen – Körper.“
Er hörte nur ein ganz gemeines Lachen, das laut im Raum hallte. „Wer bist du?“
„Es gibt noch Mächtigere als dich“, sagte die Stimme. „Und bald werde ich dich holen. Lange wirst du deinen Aufenthaltsort nicht mehr geheim halten können.“ Mit einem Ruck war Jack frei und er fiel zitternd zu Boden. Dort lag er mehrere Minuten, bis er sich wieder orientieren konnte.
Die Senatoren waren unterdessen aufgesprungen und hatten versucht zu entkommen, doch Feodora stand an der Tür und hinderte sie am Weglaufen. Jack rappelte sich auf und kam wutentbrannt auf sie zu. „Ihr bleibt noch eine Weile meine Gäste“, zischte er und drängte die beiden in den Keller zurück. „Keine Angst, dort ist nichts Schlimmes, der Raum projiziert nur eure eigene Angst“, sagte er, als er die Tür schloss.

Rasch stieg er hoch, wobei er sich immer wieder an der Wand abstützen musste. Endlich hatte er das Gefühl, sich seiner Erschöpfung hingeben zu können. Er legte sich auf die Couch im Empfangszimmer, schloss die Augen und sagte zu Feodora, die ihm gefolgt war: „Ich werde schwächer, Fe. Da plant jemand einen großen Krieg, soviel konnte ich erkennen und sie haben Angst vor mir, deshalb haben sie alle meine Errungenschaften rückgängig gemacht und mich ausgeschaltet.“ Seine Stimme war ein kaum hörbares Flüstern und Feodora musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen.
„Warum sollte jemand einen Krieg wollen? Es herrscht doch überall Frieden, oder irre ich mich da?“ Jack seufzte tief, fuhr sich durchs Haar und ließ die Hände dann am Kopf liegen. „Es gibt nicht viele friedliche Plätze auf der Welt, Fe. Eumeria hat die Weltherrschaft übernommen und knechtet die anderen Kontinente. Die letzten Bodenschätze werden ausgebeutet und langsam werden die Rohstoffe knapp. Die Böden in Eumeria sind ausgelaugt und karg, da wächst nicht mehr viel. Die Weltbevölkerung steigt auf ein alarmierendes Maß und die Menschen können nicht mehr ausreichend ernährt werden. Du siehst, ein Krieg ist unabdingbar, wenn man die Bevölkerungszahl auf der Erde dezimieren will. Die Marskolonie kann auch nicht so viele Menschen aufnehmen, außerdem ist der Transport zu teuer.“ Müde beendete er den Bericht und stöhnte leise.
„Das ist erschreckend, was du so erzählst. Warum bist du eigentlich so extrem müde? Ich dachte, dir kann keiner etwas antun.“ Sie setzte sich auf einen Polstersessel und gähnte.
„Ja, es ist erschreckend was so alles im Verborgenen passiert – und mir kann man sehr wohl Schmerzen bereiten – immer wieder, weil sich die Wunden schließen, dann geht der Spaß länger. Die Senatorin weiß, wer der Mächtige ist. Sie ist die Nächste, die ich befragen werde, aber erst morgen früh. – Geh schlafen, Fe.“
Sie stand auf und ging hoch in ein altes, staubiges Schlafzimmer. Hier war alles weiß und grau. Das Bett war mit einem Schonbezug bedeckt, den entfernte sie jetzt und legte sich auf die alte Matratze. Richtig bequem war es nicht, aber besser als unten bei Jack zu sein. Sie verstand nicht, warum sie noch immer hier war. Es gab eigentlich keine Verpflichtung mehr, ihm zu helfen. Was sie nicht ganz verstand, war das Problem mit dem drohenden Krieg, wie Jack meinte. Sie dachte nicht, dass es so schlimm mit dem Weltfrieden stand. Seit einem halben Jahrhundert hatte es keine Kampfhandlungen mehr gegeben. Es waren alles Einsätze zur Befriedung bestimmter Gegenden mit gewaltbereiten Menschen gewesen, die sich weigerten mit Eumeria zusammenzuarbeiten. ‚Wo bin ich da nur hineingeraten?’, fragte sie sich, wusste aber keine Antwort darauf. Schließlich schlief sie doch ein. Stunden später weckte sie ein durchdringender, verzweifelter Schrei.

Jack blieb eine Weile liegen und stand dann auf. Er öffnete eine Tür und dahinter kam eine Bibliothek zum Vorschein. Bevor er Licht machte, schloss er die morschen Fensterläden und ging entlang der Regale. Ab und zu, zog er ein Buch aus einem Regal und blätterte darin. Endlich nahm er sich eines und ging zu einer schmalen Liege. Er ignorierte den Staub, die mottenzerfressenen Stellen und legte sich mit dem Buch darauf.
Nach einigen Minuten des Lesens schlief er ein und sofort träumte er wieder.
Er spazierte mit Brigitt über die Wiese vor dem Haus, Vögel sangen in den Ästen des alten Baumes und die Sonne schien von einem leicht bewölkten Himmel. Es war ein Tag aus der Vergangenheit. Gerade hielt er unter dem Baum an und nahm Brigitt an den Händen. Er sah ihr tief in die Augen und sagte, so gefühlvoll, wie es ihm möglich war: ‚Brigitt, ich möchte nicht an deinem Unglück schuld sein, dafür liebe ich dich zu sehr. Du kannst jederzeit zu deinen Verwandten gehen, du bist nicht meine Gefangene.’ Sie hatte ihn nur erstaunt angesehen und gemeint: ‚In meinem Alter kann ich nichts Neues mehr anfangen. Ich bin alt geworden, Jack. Ob du mich liebst, das kann ich nicht beurteilen, weil du immer gleichgültig wirkst. Ich bleibe bei dir, weil ich es dir einmal versprochen habe, deshalb erwarte nicht mehr von mir.’ Er schaute sie nur an und drehte sich dann weg.
Plötzlich änderte sich der Traum. Die Wolken wurden dichter und der Vogelgesang zu einem wilden Kreischen. Brigitt veränderte sich ebenfalls. Ihr Gesicht zerfiel vor seinen Augen zu Staub und er selbst sah sich in der Spiegelung einer Pfütze. Sein Aussehen verwandelte sich ebenfalls. Es war nicht mehr jugendlich frisch, sonder nur noch grauenhaft. Die Zähne wuchsen ihm Spitz aus dem Mund, die Haare fielen aus und die Augen zeigten ein feuriges rot. Die Nase prangte spitz und knochig in der Mitte des hohlwangigen, weißen Gesichts. Eine teuflische Fratze.
Panisch geworden schrie er nach Brigitt und rannte dabei um den Baum herum. ‚Warum hast du nur sterben müssen und mich in meiner Hässlichkeit alleingelassen!’ Er lief immer weiter, dann hörte er eine Stimme, die sagte: ‚Es ist deine Bösartigkeit, Jack, die dich so aussehen lässt. Du bist es nicht wert, am Leben zu sein. Stirb endlich!’ Ein Beil sauste, wie aus dem Nichts auf ihn nieder.

Zitternd und laut schreiend fand er sich auf dem Boden sitzend. „Nein! Nein! Ich bin das nicht! Nein, so bin ich nicht“, rief und schluchzte er, schlug den Kopf in dem verzweifelten Bemühen, das Bild aus sich zu hämmern, auf den Fußboden.

Feodora stürmte in die Bibliothek und fand ihn so. Sie wunderte sich, weil er so extrem verwundbar geworden war. Jemand musste ihn bei seiner Urangst erwischt haben und dieser nutzte das jetzt hemmungslos aus. Jack bemerkte sie und schaute sie aus tränenverschleierten Augen an. „Fe, bin ich ein Ungeheuer? Sag es mir.“
Sie schaute ihn lange nachdenklich an, dann sagte sie: „Ich weiß es nicht. Aber jemand hat dich gewaltig am Arsch, Jackie.“
Er setzte sich auf, rieb sich das Gesicht und seufzte tief. „Ah, wenn das so weitergeht, dann gewinnen die, wer immer sie sein mögen und dann – weiß ich nicht, was mit der Welt passiert, wenn die Telepathen ungehemmt ihre Ziele verfolgen können.“
„Davon weiß ich alles nichts und ich will es auch nicht wissen. Ich wollte damals nur ein Zeichen setzen und du hast mich geschnappt. Bin ich nicht schon genug gestraft, dass ich diese verdammten Bilder sehen musste? Lass mich gehen, Jack.“
Er schaute sie an und fühlte wieder die Einsamkeit, die ein ständiger Begleiter in seinem Leben war. Schon lange war es ihm nicht mehr derartig bewusst gewesen, wie alleine er tatsächlich war. Die meisten Menschen fürchteten oder verachteten ihn, seine Einheiten hatten ihn respektiert und ihm bedingungslos gehorcht, nun waren sie zerstreut oder verhaftet. Tief in seinem Inneren machte er sich Sorgen um seine Leute. Er wusste, dass sie Folter und Gedankenkontrolle vor sich hatten. Erst dann würden sie wieder in die sogenannte Freiheit entlassen werden, wahrscheinlich sogar in eine Militäreinheit integriert und als Kanonenfutter an die Front geschickt werden.
In den westlichen Teilen von Afrasien, war es zu erheblichen Unruhen gekommen. Die Bevölkerung war nicht mehr gewillt, ihre Bodenschätze und eine gut funktionierende Landwirtschaft mit Eumeria zu teilen. Ein Teil der Afraier wollte sich nicht mehr dem Willen Eumerias unterwerfen und hatte begonnen, nur mehr für den Eigenbedarf zu produzieren. Einige hatten mit Steinen nach den „Besatzern“ geworfen, was der Militärkommandantur in Neu-Kamerun als Anlass diente, gegen die Bauern mit Waffengewalt vorzugehen. Diese Menschen wurden als Terroristen bezeichnet und in der Television nur vermummt gezeigt, manchmal sogar mit tödlichen Waffen in den Händen. Er ärgerte sich über diese Form der gesteuerten Informationen. Aber gerade das führte dazu, dass sich die Menschen wieder vor Fremden fürchteten und sich viele junge Menschen für den Militärdienst meldeten.
Auch auf der Marskolonie hatte es Probleme gegeben. Die dortige Administration wollte sich von der Erde lossagen und nur mehr einen losen Bund mit ihr bilden. Wahrscheinlich würden sie sich durchsetzen, weil das Geld fehlte, an so vielen Fronten zu kämpfen. Zuerst musste die Erde wieder befriedet werden, was bedeutete, die Kontinente wieder dem Willen Eumerias zu unterwerfen.
Jack ließ sich das alles durch den Kopf gehen und fragte sich, wie er da genau ins Bild passte. Sollte er nur ein weiteres Feindbild sein oder steckte noch mehr dahinter?

Feodora wartete auf eine Antwort ihrer Bitte, die lange nicht kam. Sie erkannte seine Einsamkeit und seine Furcht, ließ sich aber nicht davon vereinnahmen.
„Du kannst machen was du willst, Fe“, sagte er schließlich leise. Ohne auf ihre Verblüffung zu achten, stand er auf und straffte sich. Langsam verblasste das Schreckensbild des Traums und ließ nur einen Schatten zurück. Mit hängenden Schultern ging er in den Keller. Vor der Metalltür straffte er sich und ließ sein Gesicht zu einer Maske der Entschlossenheit erstarren. Er musste endlich Antworten bekommen.

Die Senatoren waren noch immer furchtsam, als sie wieder in dieses unheimliche Zimmer gesperrt wurden. Vorsichtig durchquerten sie den Raum und suchten ihn nach versteckten Fallen ab. Diesmal war das Licht nicht ausgegangen. Das Sofa war weich, keine spitzen Gegenstände befanden sich unter den Polstern und nirgends zeigten sich Spuren einer Überflutung.
„Was will er nur von uns?“, fragte Roger Landmann und blickte seine Kollegin fragend an. „Du weißt etwas Irina. Sag es ihm, dann können wir wieder gehen.“
Zornig stapfte sie über den weichen Teppich und schnaubte dabei. „Ich kann es nicht. Wenn ich ihm den Namen sage, dann sind wir alle tot. Verstehst du nicht, ich bin in der Hand des anderen. Hast du gesehen, was er mit Jack gemacht hat? Es geht hier nicht nur um uns und unsere Macht in Eumeria. Es geht um das Gesamtbild der Erde, um die Zukunft und ich will sie mit gestalten. Wir haben vor, der Welt ein neues Gesicht zu verpassen. So wie es jetzt läuft, kann es nicht mehr lange gehen. Die Wirtschaft bricht wieder zusammen. Es muss jemand mit einer starken Hand her, der die Fäden in der Hand hält und den richtigen Weg weist. Wir sind doch die Herrscherrasse, Roger. Das dürfen wir nicht vergessen. Die alten Familien müssen weiterhin das Sagen haben. Jack hat mit seinen Reformen viel kaputt gemacht, was die Elite aufgebaut hatte. Jetzt müssen wir das Bildungs- und Wirtschaftssystem wieder neu aufbauen. Wie sollen wir diese verdammten Proleten von den Universitäten bekommen? Das geht nur, wenn wir Gebühren verlangen und dafür sauteure Studienkredite vergeben, die sie ein Leben lang nicht zurückzahlen können.“ Verwirrt über ihren eigenen Redestrom hielt sie inne und schaute Roger treuherzig an. „Du verstehst mich doch, nicht wahr?“
„Ich kenne diese Argumente und ich billige das meiste davon sogar. Aber irgendwie kann ich auch Jack verstehen. Wenn ich mir überlege, was wir ihm angetan haben. Von einer Minute auf die andere haben wir sein Lebenswerk zerstört. Wie lange hat er gebraucht, um das aufzubauen? Achtzig Jahre oder länger. Er war ein richtiger Revolutionär als er jünger war. Mein Erzeuger hat mir erzählt, dass er als junger Mann das Land mit einem öffentlichen Kuss geschockt hat. Man muss sich das einmal vorstellen: dieser brutale Hund, geht her und berührt eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, mit dem Mund. Damals muss er wohl noch anderes mit Eumeria im Sinn gehabt haben. Vielleicht haben sich seine Ziele nicht geändert, sondern nur die Methoden. Auf jeden Fall können wir hier nicht viel ausrichten, solange du so stur bleibst.“
Er setzte sich aufs Sofa und zögerlich tat es Irina ihm gleich.
„Du lässt dich von ihm beeinflussen, das darfst du nicht zulassen. Verliere nur das große Ganze nicht aus den Augen, Roger!“
Er seufzte, dann sagte er noch: „Wir sollten uns ausruhen, wer weiß, wann er wiederkommt und seine Befragung fortsetzt. Überlege dir, was du tust, wenn er in deinen Kopf eindringt. Sei dir versichert, angenehm ist es nicht. Wenn ich gewusst hätte, was der für eine Kraft hat, dann hätte ich meine Barrieren früher gesenkt. Aber lassen wir das jetzt. Es ist besser, wenn wir ihm ausgeruht gegenüber treten.“
Als sie es sich auf dem Sofa etwas bequemer gemacht hatten, wurde das Licht automatisch gelöscht und bald waren nur noch leise Schlafgeräusche zu hören.
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Frau!
I hob doch net so viel Zeit zum Lesn
hab doch a Bsuach

Kannst ne aamol Rücksicht nehma!

I glaabs net!

Zefixnomoi!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ma, du jetzt wieda!

I waas eh, wer bei dir zu Bsuach is *haumichwech*
Oba morgen hob i eh ka Zeit zum Schreibn, oiso, kan Stress mochn, wegan dera klaan Gschicht.


*bussi*
Ferd
Resetta hobi imma Zeit!
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Oba a nur solang de Resetta wos Gscheits oliefert, gell *zwinker*

Jetzt hobs eh a bissl Zeit zum Nochlesn *g*
********uber Frau
48 Beiträge
wow
sehr gute geschichte...
ich bin ja noch ziemlich neu hier, aber ich muss sagen das mich diese geschichte sehr gefesselt hat und sie in einem rutsch gelesen habe..
ich bin gespannt wie sie weiter geht *g*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich konnte nicht anders ... so geht es weiter
Sie hatten lediglich wenige Stunden Ruhe bekommen, da ging das Licht wieder an und Jack stand breitbeinig in der Tür. Er konzentrierte sich nur auf Irina und zwang sie, zu ihm zu kommen. „Sie bleiben hier, Senator“, sagte er und hinderte ihn am Aufstehen. „Ruhen Sie sich aus. Wer weiß, was noch auf Sie zukommen wird.“
Als die Senatorin aus der Tür war, schloss er ab und richtete seine Gedanken nur auf die Frau. Sie gingen diesmal nicht nach oben, sondern in ein Kellerabteil neben dem Gefangenenraum. Dieser war kahl eingerichtet, nur ein Tisch und zwei Stühle waren darin untergebracht. Eine nackte Lampe hing von der Decke und spendete ein flackerndes Licht, das kaum die Dunkelheit aus den Ecken vertreiben konnte.
‚Ich sollte die Solaranlagen hier erneuern lassen, wenn es schon wieder so wenig Strom gibt’, dachte Jack, als er die schwache Lichtquelle bemerkte. Dann ließ er Irina auf einen Stuhl setzen und nahm ihr gegenüber Platz.
Einige Minuten schaute er sie nur an. Langsam wurde ihr unbehaglich zumute und sie begann auf dem Stuhl herumzurutschen. Sie hatte bemerkt, dass auch hier Hirnstromblockaden installiert waren und sie nicht mit ihren Gedanken hinaus konnte. Der Mächtige wäre nicht imstande ihr zu helfen können, sie war auf sich alleine gestellt.
Jack schaute sie unbeteiligt an und beobachtete, wie sie sich bemühte, ihre Gedanken unter Kontrolle zu halten.
Es war sehr still. Jede Bewegung wirkte wie ein Paukenschlag und schreckte die Frau hoch. Schließlich räusperte sie sich und flüsterte: „Ich weiß doch nichts, Jack.“ Er blickte sie nur an, entgegnete nichts, denn er wusste, dass sie log. Irina Williams wand sich. Sie ahnte, dass sie ohne Hilfe von außen gegen Jack keine Chance hatte. Jetzt merkte sie, wie er bereits in ihren Gedanken war. Er lächelte, doch auf seiner Stirn konnte sie Schweißperlen erkennen. Jetzt wusste sie, dass es für ihn ebenso anstrengend war, wie für sie und sie verstärkte ihre mentalen Barrieren.
Die Minuten verstrichen und auch sie begann müde zu werden. Sie fühlte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach und sie bekam Atembeschwerden. Um sich von dieser Umklammerung zu befreien, ließ sie ihn endlich in ihre Erinnerungen.
„Ich will nicht viel von Ihnen, Senatorin. Sie sind zwar politisch ein kleines Licht, aber sie haben Verbindungen zu den Zehn, deshalb sind Sie hier. Sagen Sie mir nur, wer Ihr Auftraggeber ist, dann können Sie unbehelligt gehen. Mir liegt nichts daran Sie zu töten oder über Gebühr zu quälen“, sagte er streng. Erstaunt schaute sie ihn an und Tränen glitzerten in ihren Augen. „Jack, warum tust du das alles? Wir sind doch besser als die normalen Leute. Es ist unser Privileg, über sie zu herrschen.“
Er war erstaunt über ihre feste Überzeugung, im Recht zu sein, dennoch sagte er nichts, er ließ ihre Gedanken weiter auf sich einströmen und suchte nach der Lösung, nach einem Ende dieses Schreckensbildes.
Die Senatorin schrie auf, als er ihr dieses Abbild unbewusst übermittelte. Er entschuldigte sich nicht, sondern ließ es noch einen Moment an der Oberfläche treiben, dann sagte er: „Irina, dieses Bild bekomme ich jeden Tag zu sehen und ich will wissen, wer mir das antut. Also, wer ist es? Über kurz oder lang wird es nicht nur mir so ergehen, sondern allen, die den Mächtigen unbequem werden.“
Ihr Atem ging schwer und unregelmäßig, als er abermals in ihr Gehirn eindrang.
„Lass mich in Ruhe“, flehte sie und nun quollen die Tränen ungehemmt hervor.
„Ich kann nicht, Irina. Sie wissen noch nicht, vor wem Sie mehr Angst haben müssen. Wenn Sie nicht reden, bleiben Sie solange hier, bis es entweder beendet ist, oder ich meine Antworten habe.“ Er schaute sie kalt an, aber seine Stimme klang traurig. Als sie sich weiter weigerte, zeigte er ihr Bilder, die seine Agenten von Afrasien mitgebracht hatten. Er ließ sie beinhart an deren Erinnerungen teilhaben, die er alle in seinem Gedächtnis abgespeichert hatte. Sie keuchte als sie die Menschen sah, die ihr Land zu retten versuchten, die von der Polizei und dem Militär bei der kleinsten Gesetzesübertretung gnadenlos niedergeknüppelt und eingesperrt wurden.
„Warum zeigst du mir diese Lügenbilder?“
„Es ist die Wahrheit, Senatorin. Sie sind doch im Ausschuss der Kolonialverwaltungen beschäftigt, deshalb werden Sie die Zustände dort ebenso gut kennen wie ich.“
Jetzt zeigte er ihr ein Bild von Umweltaktivisten aus Eumeria und Afrasien, die begannen, einen Wald aufzuforsten. Wieder kam die Polizei und transportierte diese handvoll Menschen ab, als wären es Schwerverbrecher. In den Medien wurden dann gefälschte Bilder mit schwerbewaffneten Aktivisten gezeigt, die auf die eumerischen Besatzer schossen und die Umwelt als Tarnung für einen Putschversuch genommen hatten.
„Wer glaubt denn, dass die Menschen in dieser fernen Provinz einen Aufstand gegen die Regierung machen würden, Senatorin? Interessanter wäre es gewesen, das ganze Spektakel in der Hauptstadt stattfinden zu lassen aber nicht in so einem Provinznest, das nicht einmal einen Namen hat, weil es nur aus zwei Häusern und hundert Bäumen besteht.“ Sein Sarkasmus prallte an ihr ab, dafür war sie nicht empfänglich.
Endlich ließ er sie frei und er sank mit einem leisen Seufzen zurück. Beiden stand noch die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Jack kämpfte abermals gegen das Bild des Dorian Grey, das er sein sollte. Rasch fasste er sich ins Gesicht, er hatte eben den Eindruck gehabt, als würde es zu fließen beginnen. Erleichtert stellte er fest, dass es sich wie immer anfühlte. Dann stand er auf, streckte sich und ließ die Frau noch etwas sitzen, während er kurz den Raum verließ. Noch immer hatte er die Vorstellung, sich aufzulösen. Am Gang lehnte er sich an die Mauer und atmete einige Male tief ein und aus. Langsam bekam sein geistiges Erscheinungsbild seine gewohnte Form zurück. ‚Ich muss mich noch besser abschirmen’, nahm er sich vor, straffte sich und ging zurück. Seine Schritte hallten hart in dem dunklen Keller.
Senatorin Williams saß zitternd da und hoffte, dass sie nichts verraten hatte. Jack MacGregor war ihr immer schon unheimlich gewesen, doch nun wirkte er noch bedrohlicher. Sie schrak hoch, als er plötzlich wieder vor ihr stand und dann gab er ihren Willen frei.
„Zurück in die Zelle. Ich habe, was ich wollte“, befahl er und grinste.
Panisch sprang sie auf und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Unerbittlich schob er sie vorwärts und sie wand sich unter der Berührung. Telepathen war es streng verboten, sich gegenseitig unaufgefordert anzufassen.

Als sie wieder eingesperrt war, wankte Jack erneut nach oben. Er brauchte dringend Nahrung und Flüssigkeit, ebenso die Gefangenen und Feodora. Die stand am Treppenabsatz und hatte die Hände vor der Brust verschränkt. Wie meistens sah sie hochmütig auf ihn nieder. Er achtete nicht darauf, schob sie zur Seite und ging zu einem Vorratsraum. Hier hatte er haltbare Lebensmittel gelagert. Er nahm ein Tablett und richtete für die Gefangenen Rationen, das übergab er Fedora und schickte sie damit zu den Geiseln. Er belud ein weiteres Tablett mit Nahrung und ging in den Salon.
‚Ich darf nicht auf essen und trinken vergessen’, sagte er sich, aktivierte den Televisionsapparat und blieb wie angewurzelt stehen. Das Tablett fiel polternd zu Boden, dann rief er so laut er konnte: „Fe! Feodora!“ Endlich konnte er sich bewegen und rannte ihr entgegen. Sie kam die Treppe hoch und blickte ihn verwirrt an.
„Geh zu den beiden da unten, hol sie hoch und warte hier auf mich“, befahl er hektisch. Zunächst rannte er in sein ehemaliges Zimmer, dort hatte er in einem hermetisch verriegelten Schrank einige Dinge versteckt, darunter auch Uniformen. Er wählte die einfache Schwarze, ohne Insignien. Dann kleidete er sich rasch um und lief hinab.
Feodora stand bereits mit den Senatoren da. Alle blickten ihn erstaunt an.
Er erhöhte ihre Verwirrung noch, als er Feodora Handschellen reichte und ihr seine Handgelenke bot. „Mach schon, oder wollt ihr alle sterben?“, fuhr er sie an.
„Was ist los, Jack?“, fragte sie jetzt ängstlich geworden und kam seiner Aufforderung nach.
„Ich habe den Plan geändert. Ihr bringt mich zur zentralen Polizeistelle in Sunflower“, war seine knappe Erwiderung. Mehr wollte er dazu nicht sagen. In den Nachrichten würden sie erfahren, was los war, jemand hier wusste es ohnehin.
Die Senatoren blickten sich erleichtert an und folgten ihnen zum Wagen.
„Was mag da nur geschehen sein?“, fragte Roger leise.
„Keine Ahnung“, log Irina, was ihr einen eisigen Blick ihres Kollegen einbrachte. „Ich kann es dir nicht sagen“, flüsterte sie deshalb, um ihn zu beruhigen. Aber innerlich konnte sie einen Jubelschrei nicht unterdrücken. Ihr Plan war aufgegangen. Die mächtigen Zehn hatten gehandelt. Sie drohten damit, alle Menschen, die mit Jack MacGregor zu tun hatten, wegzusperren oder zu töten. Das musste er gerade eben erfahren haben. Sie hätte nie gedacht, dass er wirklich so reagieren würde. Eher hätte sie angenommen, dass er die Leute ihrem Schicksal überlassen würde.
„Warum hast du nicht auch etwas zur Befreiung deiner Leute getan?“, fragte sie jetzt hochmütig. Er schwieg beharrlich und starrte in den sonnigen Tag.

Die Häuser näherten sich rascher als Jack lieb war und er fragte sich, ob es wirklich so gut war, was er vorhatte. Die Wachen an der ersten Sperre lachten und jubelten, als sie die zurückkehrenden Senatoren mit ihrem Gefangenen erkannten und durchließen.
„Siehst du, Jack, du hast in ganz Eumeria keinen Freund“, sagte Senatorin Williams und lächelte böse. „Seit den neuesten Nachrichten sind wirklich alle gegen dich. Schade, dass du dich jetzt stellen willst. Es wäre schöner, wenn wir noch etwas mehr gegen dich aufbauen könnten, aber vielleicht geht es auch so.“
Feodora stellte bestürzt fest, dass die Frau recht hatte. Sie würden Jack alles anlasten, was in den letzten Jahrzehnten schief gelaufen war und da alle Menschen tot waren, die etwas Gutes über ihn aussagen konnten, war er geliefert.
„Jack, warum tust du das jetzt?“, fragte sie deshalb.
„Weil es notwendig ist. Ich mag mir nicht das Leid dieser Leute auf die Schultern laden, die ich nicht einmal kenne. Es sind einfache Leute, Fe. Oder denkst du, ich würde das auch für einen gut betuchten Senator machen? Die wussten ganz genau, wie sie mich ködern können, dieser verdammten Heuchler.“ Nur mit Mühe konnte er seine Stimme ruhig halten, als er fortfuhr: „Es ist besser so. Mir fällt schon etwas ein. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass diese Leute freikommen.“ Dann wies er sie an, den Wagen anzuhalten und auszusteigen. „Tauch unter Fe, geh irgendwohin, wo du in Sicherheit bist.“
Erstaunt stieg sie aus und ließ Jack mit den Senatoren alleine. Unentschlossen blieb sie lange Zeit stehen und starrte ihnen nach. Sie wollte ihre Meinung über Jack nicht schon wieder revidieren müssen. Aus ihm wurde sie nicht schlau. Er war so vielschichtig, dass man ihn nicht durchschauen konnte. Einerseits brutal wie selten einer, andererseits sprang er für Leute die er nicht kannte, in die Bresche und kein Risiko schien ihm zu hoch, jemanden in Not zu helfen. Sie warf noch einen letzten Blick auf die Skyline und drehte sich dann um. Zuerst musste sie einen sicheren Unterschlupf finden. Es herrschte nach wie vor eine nächtliche Ausgangssperre und an den Stadtausgängen wurde strengstens kontrolliert. Aber nicht nur dort war die Überwachung verstärkt worden. Jeder Bürger konnte angehalten und aus einem fadenscheinigen Grund heraus verhaftet werden.
Angst herrschte in Sunflower und in ganz Eumeria. Die Welt schien sich auf einen Krieg vorzubereiten. Überall waren die Werbeanzeigen mit Bildern eines siegreichen Soldaten getauscht worden. Unter dem Bild stand die Aufforderung: “Kämpft für den Erhalt des Friedens, meldet euch freiwillig zum Dienst“.
Feodora schauderte es, schnell wandte sie den Blick ab davon. Es kam ihr sonderbar vor, dass plötzlich Krieg herrschen sollte. Noch vor wenigen Wochen oder sogar Tagen, war es hier ruhig gewesen und das Leben lief in geordneten Bahnen. Sicher, sie war im Gefängnis des Inlandschutzes gewesen und hatte auf ihren Prozess gewartet, was schon schlimm genug gewesen war. Das hier war schlimmer.

Senator Landmann ließ den Wagen vor dem Polizeigebäude halten und stieg aus. Der Wandel der Dinge verunsicherte ihn, besonders Jacks Reaktion. Damit hatte er nicht gerechnet, auch nicht damit, dass die Polizei wirklich Unschuldige verhaften würde, nur damit sie eine Person fassen konnten. Ungläubig schüttelte er den Kopf und nahm Jack an den Handschellen.
„Tja, so schnell kann sich das Blatt wenden“, sagte die Senatorin und lächelte süffisant. Jack schaute sie stumm an und lächelte nun seinerseits, was ihn erhebliche Überwindung kostete. Sie sollte nicht sehen, dass er sich Sorgen machte. Sofort erstarrte ihr Gesicht zu einer Maske der Arroganz. Sie hob den Kopf und stieg die Treppe hoch. Jack und der Senator folgten ihr.

Die beiden übergaben ihn an einen Beamten und verließen dann rasch diesen unheimlichen, nach Angst und Schmerz riechenden Ort.
Jack wurde in eine winzige Zelle gesperrt. Hier konnte er nur mit angewinkelten Beinen sitzen, die Decke war sogar für ihn zu niedrig. Er spürte, die telepathischen Blockadeeinrichtungen, die seinen Geist an ihn fesselten. Es war dunkel und still.
‚Was habe ich mir damit nur selbst angetan?’, fragte er sich. ‚Ich mache schon wieder so eine Dummheit, anstatt mich selbst zu retten.’ Er schloss die Augen und dachte an Brigitt. Es gab auf der Welt keinen Menschen, den er so geliebt hatte, wie sie. Mit ihrem Tod war auch ein Teil von ihm gestorben. ‚Hört die Trauer denn nie auf?’, fragte er sich.
Dann erschrak er, wollte hochschnellen und schlug mit dem Kopf gegen die niedrige Decke. Benommen sank er zurück und musste wehrlos die Bilder, die sich in ihm manifestierten ertragen. Ohne Unterlass schrie er dagegen an, schloss die Augen und hämmerte dagegen bis sie schmerzten. Sie zeigten ihm Krieg und Vernichtung, das er heraufbeschworen haben sollte, dann wieder sein Gesicht, das auf einer Seite zerfloss und sich immer wieder neu bildete, die Muskelfasern nach außen gerichtet und Sehnen, die sich wie Würmer über die andere Gesichtshälfte schlängelten. Ein Auge sprang aus der Höhle und schaute ihn böse an. Sein Bild stand vor den Truppen, er feuerte sie an, auf die Wehrlosen zu schießen und sie endlich niederzumachen, alle auszuradieren, die des Lebens nicht wert waren.
Er schrie solange, bis er nicht mehr konnte. Dann sank er noch mehr in sich zusammen und dachte schließlich resigniert: ‚Ja, das bin ich. Ich bin diese böse Hässlichkeit, das sollte ich endlich kapieren.’ Und er schrie: „Hast du gehört! Es stimmt, ich bin diese Ausgeburt der Hölle, die du für mich erschaffen hast! Lass die Unschuldigen jetzt gehen, du hast mich.“
Die folgende Stille wirkte erdrückend und er verfluchte sich, weil er geschrien hatte. Er dachte an die vielen Menschen, die er in ähnliche Situationen gebracht und wenig Rücksicht auf ihre Bedürfnisse genommen hatte. Trotzdem hatte er sie nie überlange in solchen Kammern gelassen und die Schmerzen, die er ihnen zugefügt hatte, so gering wie möglich gehalten. Wenn er müde war, dann spürte er die Pein, die die Gefolterten aushalten mussten, das war einer der Gründe gewesen, warum er sie abgeschafft hatte. Nun war es mit dieser Neuerung vorbei. Knapp siebzig Jahre war das Land folterfrei gewesen.
Er merkte, wie ihn Panik überkam. Seine Klaustrophobie hatte er in all den Jahren nicht überwinden können und er war wieder der Jugendliche, der in eine sargähnliche Truhe gesperrt worden war, weil er ungehorsam gewesen war. Mit Atemübungen versuchte er sich von dieser Angst zu befreien, doch sie brachten nur kurzfristig einen Erfolg. Er sah sich bewegungsunfähig gemacht in der Kiste liegen und weinen. Auch jetzt kamen ihm die Tränen und er merkte es nicht. Sein Atem ging nur noch stoßweise, er hatte das Gefühl zu ersticken.
Endlich, als er schon dachte, es nicht mehr aushalten zu können, öffnete sich die Luke. Er wurde an den Fußgelenken gepackt, gefesselt und herausgezerrt. So verängstigt war er, dass er nicht einmal mehr schreien konnte, obwohl ihn der ruckartige Lagewechsel Schmerzen bereitete. Kaum war er draußen, wurde sein Mund verklebt und er bekam einen schwarzen Sack über den Kopf gezogen. ‚Brigitt, die haben alles wieder ausgegraben. Unser ganzes Lebenswerk ist vernichtet’, dachte er verzweifelt.
„Jetzt wirst du am eigenen Leib erfahren, wie es ist, Schmerzen zu haben“, sagte jemand und dann hörte er nichts mehr, ein Schallschutz verhinderte die letzten sensorischen Eindrücke.
Er wurde auf die Füße gezogen und weggeführt. Ängstlich stolperte er dahin und graute sich vor den Bildern, die immerzu vor seinem inneren Auge auftauchten. Brigitt war eine ausgezeichnete Historikerin gewesen, auch wenn sie nie eine Universität von innen gesehen hatte. Sie hatte alle alten Dokumente bearbeitet, deren sie beide habhaft werden konnten. Durch ihre Forschung weiter ermuntert, hatte er zuerst seinen Einflussbereich reformiert und anschließend begonnen, die damalige Präsidentin für seine Ansichten zu begeistern.
Nun sah er die Grafiken vor sich, welche die Foltermethoden anschaulich beschrieben hatten. Er ahnte, dass ihm nichts Gutes bevorstand, denn ihm würde man keine einzige Narbe ansehen. Durch seine Mutation war es den Befragern möglich, jede nur erdenkliche Methode anzuwenden, ohne seinen Körper äußerlich langfristig zu schädigen. Ihn schauderte als er weiterstolperte. Plötzlich wurde er zum Halten gezwungen, auf die Knie gedrückt und so musste er mehrere Stunden ausharren.
meine Güte ............

grauenvollmeintev
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
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Noch eine Folge ... aber nur, weil ich Urlaub hab
Feodora Iwanov irrte tagelang von einem Versteck zum nächsten, verbarg sich nachts in der Kanalisation oder schlich zwischen den Mietskasernen und drückte sich in Eingängen herum. Die ständige Vorsicht und der dadurch auftretende Schlafmangel machten sie fahrig und reizbar. Gerade ging sie wachsam in den zentralen Park, der einen Gürtel um den Stadtkern bildete und die reichen Viertel von der normalen Bevölkerung trennte, als sie jemand an der Schulter antippte. Erschrocken drehte sie sich um, packte den vermeintlichen Angreifer an der Hand und bog diese nach hinten. Ein Schrei entfuhr der kleinen Frau, die jetzt vor ihr stand. Es dauerte einige Sekunden, dann entspannte sich Feodora, denn sie erkannte Philomena Wilkins.
„Lass los, Iwanov“, zischte diese und schüttelte die Hand, die sie festhielt energisch ab. „Wo ist der Chef? Stimmt es, dass er verhaftet ist?“
„Ja. Er hat sich gestellt, weiß der Kuckuck warum. Ich verstehe ihn nicht“, flüsterte Feodora. „Hast du einen Platz, wo ich unterkommen kann? Ich müsste dringend schlafen.“
Philomena grinste und lud sie mit einer Handbewegung ein, ihr zu folgen. Stumm schritten sie nebeneinander über die Wege und dann in ein ganz armes Viertel. Das hatte Feodora bislang gemieden, weil sie nicht dachte, hier einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Hier war das Militär sogar in noch größerer Anzahl unterwegs. Sie kontrollierten und rekrutierten, wie es ihnen gefiel. Zweimal entgingen sie knapp einer Anhaltung. Vor einem Musterungsbüro der eumerischen Bodenstreitkräfte hielt Philomena an und lächelte vielsagend. Feodora zog die Schultern hoch und folgte der Jüngeren. Sie reihten sich ein und taten so, als ob sie sich brennend für den Militärdienst interessieren würden. Kurz vor der Einganstür befand sich eine schmale Nische, da schlüpfte sie jetzt hindurch und Feodora folgte etwas langsamer, da sie größer und breiter war. Schlussendlich war sie durch und fand sich in einem engen Hof wieder. Philomena rannte jetzt und Feodora folgte vorsichtig, denn sie wusste nicht, wo sie hier gelandet war. Sie musste sich beeilen, denn die andere war schnell, schon drückte sie eine schmale Tür auf und winkte ungeduldig. Feodora beschleunigte und zwängte sich auch durch diesen schmalen Spalt. Dahinter war es dämmrig und es roch muffig und abgestanden, irgendwie süßlich – unangenehm, fand Feodora. Sie rümpfte die Nase und die Jüngere grinste. „Komm, wir sind gleich da“, flüsterte sie und führte die ehemalige Gefangene eine morsche Treppe hoch. Sie stiegen ein Stockwerk hinauf und dann klopfte Philomena an eine Tür. Nach einigen Sekunden zeigte sich ein Kopf, der vorsichtig zwischen Tür und Mauer hervorspähte. „Kommt“, zischte die dazugehörende Stimme und die beiden Frauen betraten ein staubiges Zimmer, das diese Bezeichnung nicht verdiente. Vor dem Fenster waren Bretter genagelt und überall lag Unrat herum.
„Tut mir echt leid, das ist nicht gerade ein Luxushotel, was ich dir hier bieten kann. Wenn du müde bist, dort hinten ist ein Lager.“ Philomena wies auf einen Haufen Lumpen und lächelte schief, als sie Feodoras Gesichtsausdruck bemerkte. Diese schüttelte sich kurz und grinste nun ihrerseits. „Danke, für den Luxus. So komfortabel hatte ich es schon einige Tage nicht mehr.“ Sie ging zu dem Lumpenhaufen, wühlte sich hinein und war bald darauf eingeschlafen.

Josh Samwald starrte auf die beiden, brachte aber kein Wort heraus. Schließlich sagte er heiser: „Ich habe heute gehört, dass sie den Chef haben. Die werden ihm solange keine Ruhe gönnen, bis sie haben was sie wollen. Nur habe ich keine Idee, was das sein könnte.“
„Vielleicht haben sie es wieder einmal auf die Hirnwellendaten abgesehen?“
Sie schauten sich an und beide ahnten Böses. Philomena setzte sich auf einen Ziegel und starrte zwischen den Holzplanken durch, ins Freie. Nur schmale Streifen ließen Tageslicht herein. Dieses Gebäude war zum Abbruch freigegeben und sie wussten nicht, wann es gesprengt werden würde. Noch schien es hier sicher zu sein. Sie stützte das Kinn auf die Hände und fühlte sich plötzlich mutlos werden. Solange sie ihren Chef in Freiheit gewusst hatte, hatte sie Hoffnung auf eine Änderung gehabt, dass er wieder alles ins Lot bringen würde, wie er es schon einmal gemacht hatte.
„Phil, so wird es nicht mehr gehen“, sagte Josh als Antwort auf ihre Gedanken.
„Das weiß ich auch“, fuhr sie ihn gereizt an. Er blickte auf die Frau im Lumpenhaufen und fragte: „Was ist mit der da? Wieso hast du sie mitgebracht?“
„Vielleicht kann sie uns helfen. Telepathisch ist sie sehr gut. Wenn sie dem Chef helfen will, dann könnten wir drei vielleicht etwas machen.“ Josh begann zu lachen, aber es klang nicht humorvoll. „Träum weiter, Phil. Zu dritt haben wir ebenso wenig eine Chance, als wenn wir hundert wären. So leid es mir tut, mit Gewalt werden wir nichts ausrichten können.“ Er rieb sich über das Kinn und machte „Hm“, anschließend meinte er: „Aber eventuell kann uns die doch helfen.“ Er zeigte auf Feodora.
Auf Philomenas fragenden Blick hin erklärte er seinen Plan. Er hatte vor, mit Feodoras Hilfe einigen Leuten einen Überraschungsbesuch abzustatten. Beide grinsten sich verschwörerisch an.
Sie ließen Feodora einige Stunden schlafen und spannen ihren Plan weiter. Schließlich weckten sie die Frau und erklärten ihr, was sie vorhatten. Feodora überlegte eine Weile, dann breitete sich auch in ihrem Gesicht ein gehässiges Grinsen aus.
„Na dann, Leute, lasst uns keine Zeit verlieren. Ich weiß, wer die Typen sind“, sagte sie, stand auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern.
Vorsichtig verließen sie den Unterschlupf und mischten sich unter die Menschen. Sie hatten noch einige Stunden bis es dunkel wurde und sie verhaftet werden würden, sollten sie erwischt werden.



Jedes Mal, wenn er seine Position etwas verändern wollte, wurde Jack fester auf den Untergrund gedrückt. Er merkte, wie er jedes Gefühl für die Realität verlor. Vor seinen blinden Augen breiteten sich Farben aus. Er sah Bilder, die an ihm vorbeizogen. Die tauben Ohren hörten zuerst ein Rauschen und dann begannen sonderbare Töne ihn zu nerven. Er wusste nicht, woher das kam. Es war einfach nur seltsam und er merkte, wie er wieder panisch wurde. Zu gerne hätte er sich bewegt, aber die Fesseln und die Stöcke, er nahm an, dass es welche waren, drückten ihn unbarmherzig nieder.
Wie lange er so warten musste, wusste er nicht. Doch plötzlich wurde er gepackt und in die Höhe gerissen. Noch bevor er einen Gedanken fassen konnte, drängte ihn jemand vorwärts. Schritt um Schritt ging er langsam weiter und stolperte dabei fast über die Fußfesseln.
Nach einem endlos lang erscheinenden Marsch wurde er rücklings auf ein Brett gedrückt. Jemand löste die Fesseln, streckte seine Arme zur Seite und band ihn an einem Gestell fest. Nun konnte er sich nicht mehr bewegen, denn auch der Oberkörper und die Beine waren fixiert worden.
Dann nahm jemand den Gehörschutz weg und der Beutel wurde von seinem Kopf gezogen. Er dachte von einer Flut an Eindrücken überrollt zu werden. Vor der plötzlich einsetzenden Helligkeit verschloss er die Augen und er unterdrückte mühsam den Brechreiz, der sich durch einen unerwarteten Lagewechsel eingestellt hatte. Er lag mit dem Kopf nach unten und würgte unter dem Klebeband, Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln und brannten. Ganz genau wusste er nun wo er war und was das für eine Vorrichtung war.
Sie war noch gemeiner als alle Bilder, die er aus alten Aufzeichnungen gesehen hatte. Über sich erkannte er den nahenden Schrecken, von dem er nicht mit Sicherheit wusste, wie es sich auf ihn auswirken würde.
„Hallo Jack“, sagte eine samtweiche Stimme. „Keine Angst, noch ist es nicht so weit.“
Jack versuchte den Sprecher zu erkennen, aber dieser war im Schatten verborgen. Verzweifelt sah er sich um und wartete auf das was noch kommen würde.
„Zieht ihm endlich diese grässliche Uniform aus und schafft ihn in Raum 1. Fesselt ihn aber ordentlich, nehmt dazu das schwere Zeug. Auch wenn er jetzt harmlos aussieht, das ist er noch lange nicht.“
Er hörte, wie sich jemand entfernte und sich andere Personen näherten. Jemand begann mit einem Messer damit, ihm die Kleidung vom Körper zu schneiden. Dabei wurde er einige Male geschnitten. Der Schmerz saß noch tief, da hatten sich die Wunden bereits geschlossen und nur mehr der Ausdruck in seinem Gesicht zeigte von der ausgestandenen Qual. Um ihn herum lachten Menschen und er dachte: ‚Was ist nur los mit denen? Wieso lachen die?’ Dann wurde er grob von der Halterung genommen, an den Haaren gepackt und auf die Beine gezogen. Sofort legten sie ihn in schweres Eisen und drängten ihn sich zu bewegen. Um den Hals wurde ihm ein Eisenband gelegt, das mit den Hand- und Fußfesseln durch eine Kette verbunden war. Diese Verbindung war so kurz, sodass er nur gebückt gehen konnte. Immer wieder traf ihn ein Stock am Rücken und ließ ihn zusammenfahren. Um den Schlägen zu entkommen, versuchte er schneller zu gehen, aber die schweren Fesseln hinderten ihn daran.
Das Eisen scheuerte die bloße Haut wund. Er fühlte sie brechen und erneut schließen. Feine Blutlinien zeigten die Stellen, an denen sich bei jemand anderen tiefe Einschnitte gebildet hätten. Wie lange das sein Organismus aushalten würde, wollte er nicht in Erfahrung bringen. Die Polizisten schoben ihn in ein beinahe leeres Zimmer und drückten ihn abermals in eine kniende Position.
Er sah nur die nackten Betonwände, die mit einer abwaschbaren Farbe gestrichen waren und einen Metalltisch vor sich, dahinter konnte er einen dunklen Schatten erkennen, aber sonst nichts. Jemand verkürzte die Kette, die das Halsband mit dem Bauchgurt verband. Um überhaupt atmen zu können, musste er den Kopf weiter senken. Jetzt konnte er erkennen, dass jemand vor ihm stand, denn ein Stiefel traf ihn in den Unterleib. Der Schmerz ließ ihn aufstöhnen und trieb ihm erneut die Tränen aus den Augen. Er kippte zur Seite, würgte und wimmerte.
„Na, du stolzer Mann? Heute ist nicht mehr viel übrig von dir. Wir werden sehen, wie weit du in einigen Tagen oder Wochen bist“, sagte jemand hinter ihm. Er wurde an den Haaren gepackt, hoch gezerrt und wieder auf die Knie gezwungen.
Jack konzentrierte sich auf die Stiefel vor ihm. Vor vielen Jahrzehnten hatte er ein Spezialtraining gemacht, das genau darauf abzielte, Folter auszuhalten. Aber das war lange her und wurde damals eher halbherzig gemacht, weil alle dachten, dass Jack nie in die Verlegenheit, einer solchen Verhörmethode standhalten zu müssen, kommen würde.
Es verwirrte ihn, weil keine Fragen gestellt wurden. Diese Menschen schienen es einzig und allein darauf anzulegen, ihn zu demütigen und ihre Macht zu demonstrieren.
Noch fühlte er so etwas wie einen Willen zur Gegenwehr und er hob langsam den Kopf. Weit ging es nicht, doch dann sah er in das Gesicht des mächtigen Telepathen, der ihn schon wochenlang quälte. Er hielt Jacks Blick stand und bohrte sich in seine Gedanken, bis dieser erschöpft von der stundenlangen Quälerei aufgab und das Gesicht zu Boden senkte. Gerade noch konnte er soviel an Körperspannung aufbauen, dass er nicht zur Seite kippte.
„Bringt ihn weg. Der Spaß geht noch nicht los.“ Jack bemerkte, wie sich die Stiefel entfernten und er wurde vorwärtsgetrieben. Es gelang ihm, alleine aufzustehen aber nach zwei Schritten taumelte er zur Seite und prallte gegen einen Bewacher, der ihn daraufhin gnadenlos niederknüppelte.

Frierend erwachte er in einer leeren Gefängniszelle. Er war noch immer nackt, aber er konnte sich wieder einigermaßen bewegen, denn die Verbindungskette war gelöst worden.
Matt und mit sich selbst hadernd kauerte er sich in eine Ecke. Hier wartete er Stunde um Stunde – aber nichts geschah.



Die ehemalige Gefangene und die früheren Inlandschützer machten sich auf den Weg zum Park. Josh ging einige Schritte vor den Frauen, damit sie keine zu offensichtliche Gruppe bildeten. Zielstrebig schritt er Richtung Villenviertel und wartete erst, als er die Sperre hinter sich hatte. Von nun an würde es gefährlicher werden.


Senator Roger Landmann lief ziellos in seiner Wohnung herum. Er hatte ein schlechtes Gefühl, seit er Jack abgegeben hatte. Es kam ihm falsch vor. Als Innensenator wusste er genau, dass die harschen Verhörmethoden wieder eingeführt worden waren. Sicher, das hatte sein Vorgänger gemacht, aber er hatte diese Entscheidung damals mitgetragen und mehr als gebilligt. Seine Gefährtin saß auf dem Sofa und sah ihn missbilligend an.
„Setz dich endlich und sag mir, was los ist, Roger“, sagte sie nach einer Weile. Es sollte besorgt klingen, wirkte aber auf Roger nur gelangweilt. Trotzdem setzte er sich zu ihr und schaute sie an. „Ich weiß nicht, ob ich heute so eine gute Entscheidung getroffen habe“, murmelte er schließlich.
„Natürlich hast du richtig entschieden“, entgegnete sie. „Vor einer Stunde kam in den Nachrichten ein Sonderbericht über ihn. Der ist ein Ungeheuer, der größte Terrorist den die Welt je gesehen hat! Wir können froh sein, dass er in Gewahrsam ist und du hast dazu beigetragen, dass Eumeria sicherer ist, Roger. Eduarde Pegues wird dir sicher einen Orden verleihen.“ Kurz blickte sie ihren Gengefährten an, dann feilte sie weiter an ihren Fingernägeln, die bereits sehr spitz zuliefen. Roger starrte darauf und hatte den Eindruck, einer Waffe gegenüberzusitzen. Ihn schauderte. Um sein Unbehagen zu überdecken, stand er erneut auf und sagte: „Ich muss noch einmal weg, Miranda. Warte nicht mit dem Essen auf mich.“ Sie blickte nicht einmal hoch, schien es kaum zu bemerken. Auch, dass er beinahe zwei Tage lang gefangen gehalten worden war, war spurlos an ihr vorübergezogen. Sie hatte es mit keinem Ton erwähnt. Jetzt war er bereits eine Woche zuhause und auch das machte keinen Eindruck auf sie. Roger seufzte und verließ die Wohnung.



Irina Williams war geschäftig wie immer. Sie musste noch viel vorbereiten, denn in wenigen Tagen würde es eine Änderung der Machtverhältnisse geben. Das war ihr von den Zehn angekündigt worden. Dann würde sie endlich die Nummer Elf kennen lernen, den Mächtigen, der die Zehn kontrollierte und lenkte. Dieser Mächtige, hielt bereits alle Fäden in der Hand und seit sie Jack MacGregor ausgeliefert hatte, war seine Macht unumstritten. Dennoch musste sie sich ein vages Unbehagen eingestehen. Eifrig redete sie sich ein, nur zum Wohle Eumerias zu handeln. Niemand sonst als die Elite durfte das Sagen haben. Sobald der Pöbel ein gewisses Maß an Bildung überschritt, wurde er gefährlich und begann sonderbare Ideen zu entwickeln. Noch waren sie ruhig, aber das konnte sich jederzeit ändern. Deshalb hatte sie die rigorosen Sparmaßnahmen im Bildungssektor unterstützt und nun musste das Außenamt mit etwas mehr Härte gegen diese Querulanten in den Kolonien durchgreifen. Jacks Agenten hatten dort wie ein Krebsgeschwür gewirkt und ihre Informationen hatten begonnen, das Volk aufzuhetzen. „Es ist richtig so“, versicherte sie sich und ging zu ihrem Wagen.



Jack wusste nicht, wie lange er in dieser Zelle bereits eingesperrt war. Ständig war er alleine und das Licht ging in unregelmäßigen Abständen an und aus. Jedes Mal, wenn er dachte, schlafen zu können, stürmten mehrere Bewacher die Zelle und zerrten ihn in eine andere. Er war so erschöpft, dass er glaubte im Stehen schlafen zu können. Gerade nickte er wieder ein, da brüllte ihn jemand an und eiskaltes Wasser traf ihn mit brutaler Härte. Erschrocken sprang er auf und fiel beinahe wieder um, so schwach fühlte er sich. Mit Stöcken trieben ihn zwei Polizisten aus der Zelle, einen langen Gang entlang und in eine andere, identische. Jack fiel zu Boden und blieb liegen. Die Erschöpfung lähmte seine Selbstheilungskräfte und die ihm zugefügten Wunden bluteten länger.
„Auf mit dir, du Abschaum“, brüllte einer der Wachmänner und gab ihm einen kräftigen Tritt ins Gesicht, dass die Nase zu bluten begann. Die Lippen bluteten und ein Auge schwoll zu. Es war reines Glück, dass ihm die Zähne nicht ausgetreten worden waren.
Langsam richtete sich Jack auf und kam auch auf alle Viere. Dann hängten sie eine Kette an das metallene Halsband und zerrten ihn wieder heraus. „Du wirst wieder verlegt“, meinte Einer und spuckte ihn an. Jack war zu müde, um zu protestieren. Das Blut tropfte aus der Nase und von den Lippen. Nur langsam ließ es nach. Schluchzend kroch er auf Händen und Knien den Gang entlang zurück in die andere Zelle. Dort wurde er an einen Wandhaken gekettet und allein gelassen. Erschöpft schloss er sofort die Augen und dachte nicht daran, dass er eben furchtbar gedemütigt worden war. Auch hier merkte er das telepathische Dämpfungsfeld. Mehrmals hatte er versucht, einen freundlichen Menschen zu erreichen. Alle Versuche verliefen ergebnislos und brachten nichts als Kopfschmerzen und eine zusätzliche Schwächung seines Organismus. So hatte er es schließlich resigniert aufgegeben.

Er war an einer so kurzen Kette festgebunden, dass er nur gebückt aufstehen und zwei Schritte machen konnte. So war er gezwungen, an der kalten Wand sitzen zu bleiben.
Die Zeit schien anzuhalten. Die Stille und die Dunkelheit um ihn herum, nahmen unterdessen zu. Aus Angst vor Schlägen, wagte er die Augen nicht mehr zu schließen und schon bald tanzten Gaukelbilder vor ihm. Zuerst waren es gewöhnliche Sinnestäuschungen, die er gerade noch erkennen konnte, doch dann änderten sich diese Eindrücke. Sie wurden furchterregender und schienen aus ihm zu strömen, ihn zu umfließen und schließlich anzufressen.
Er sah sich selbst, so wie er war: ein junger, mittelgroßer Mann mit hellbraunem Haar, glatt rasiert und nur die grünen Augen zeigten sein wahres Alter. Dann änderte sich die Erscheinung und die Gestalt bekam einen runden Rücken, hufartige Füße und einen Bauchnabel, der ihn anspuckte. Das Gesicht begann sich zu verformen und tropfte zu Boden. Ein lachender Mund hüpfte auf seine nackten Füße zu und biss ihn in die Zehen.
Jack begann zu schreien, wie er noch nie im Leben geschrien hatte.
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****ra Frau
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Er kroch fast an der Wand hoch, weil er dem Bild entgehen wollte, trat danach und traf nur Luft. Die Kette gab ihm den Weg vor und er musste anhalten. Höher konnte er nicht kommen. „Geh weg! Geh doch endlich weg!“, brüllte er und schlug mit den Fäusten um sich. Noch einmal versuchte er der grässlichen Halluzination zu entkommen, rutschte aus und wurde nur durch die kurze Kette an einem Sturz gehindert. Würgend und mit den Armen rudernd hing er vornüber. Entschlossen fasste er nach oben, bekam die Kette zu fassen und zog sich hoch. Schluchzend und heulend sank er an der Mauer herab und starrte in die nun wieder leere Kammer.
Er zitterte so stark, dass seine Zähne klapperten und er den Muskeltonus nicht unter Kontrolle bekam. „Nein“, schluchzte er. „Lasst mich hier heraus.“ Ein warmes Rinnsal bildete sich, als sich seine Blase langsam entleerte und er fühlte sich noch mehr erniedrigt. Er dachte nicht, dass es etwas geben könnte, was ihn noch mehr demütigen würde.
Zusammengekauerte lehnte er an der Wand, das Gesicht nach unten gewandt und weinte nur noch stumm vor sich hin, bis auch keine Tränen mehr kommen wollten.
Endlich ließ das Zittern nach und er hob den Kopf als er ein Geräusch wahrnahm. Vor sich sah er wieder diese blankpolierten Stiefel, die ihn getreten hatten.
Bevor ihn die Bewacher von der Halterung nahmen, ketteten sie seine Hände und Füße aneinander und zogen ihn hoch. Als er vor dem Mann stand, hob er den Blick und sagte leise: „Was willst du von mir, Gerald Hauser?“ Der schaute ihn einige Zeit an und meinte dann: „Alles, was in deinem Kopf ist.“ Mit der Faust schlug er Jack gegen die Schläfe. „Dann lass uns den Spaß beginnen. Ich bin ja nicht gerne hier unten, aber manchmal zahlt es sich aus, wenn der Boss selbst etwas erledigt.“ Hauser ging voraus und Jack stolperte langsam hinter ihm her, wobei die Ketten klirrten. Am Gang drückten sie ihn zu Boden und er musste wieder auf allen Vieren, wie ein Haustier, an der Leine hinter ihnen kriechen. Andere Gefangene schauten von ihren Zellentüren aus zu und beschimpften ihn. Er wusste nicht, warum die sich so feindselig verhielten. Erniedrigt folgte er dem Mann, der ihn führte und immer wieder an der Leine zerrte. Keuchend versuchte er, mit gebundenen Händen und Füßen schneller zu werden. So rasch er auch machte, er war zu langsam. Aus den Zellentüren drang Gelächter, als er mit einem Ruck vorwärtsgezerrt wurde und mit den Händen ausrutschte. Stöhnend rappelte er sich wieder auf.
Endlich hatte dieser Spießrutenlauf ein Ende und er durfte wieder aufstehen. Kaum stand er, wurden seine Arme gehoben und an der Decke festgemacht. Die Knie zitterten ihm und er fühlte sich entmenschlicht. ‚Sie testen an mir das ganze Programm’, dachte er ängstlich.
Er war durstig und hungrig. Tagelang, so schien es ihm, musste er bereits fasten. Auf dem Tisch vor ihm standen ein Krug Wasser und Speisen. Davor setzte sich jetzt Gerald Hauser und begann genüsslich zu essen. Der Geruch alleine ließ Jack beinahe verrückt werden und das Geräusch des Wassers erst, als es vom Krug in ein Glas geleert wurde. Er versuchte die Lippen mit der Zunge zu befeuchten, aber auch diese war zu trocken. Jetzt stand Gerald auf und kam mit dem Becher in der Hand auf ihn zu. Ganz nah vor seinem Gesicht hielt er an und fragte: „Hast du Durst?“ Mit Tränen in den Augen nickte Jack, aber Hoffnung auf einen Schluck Wasser hatte er nicht. Er wusste, dass Hauser seine gesamten Barrieren brechen wollte und dazu musste er ihn so weit schwächen, dass er gerade noch lebendig war.
„Du hast es richtig erkannt, Jack, ich werde dich fertig machen, ohne mir dabei die Finger schmutzig zu machen. Hier kannst du auch deine Kräfte nicht freisetzen, weil im gesamten Gebäude Dämpfungsfelder installiert sind. Es hilft dir jetzt nichts mehr, dass du nicht altern kannst, im Gegenteil, es hilft mir bei meiner Arbeit.“ Ganz langsam kippte er den Becher und goss das Wasser aus. Jack sah ungläubig zu und versuchte die beginnenden Schmerzen im Schultergürtel und im Rücken zu unterdrücken. Müde und verzagt senkte er schließlich den Kopf und schloss die Augen.
Mehrere Stunden musste er in einer unnatürlichen Position ausharren. Gerald Hauser hatte das Zimmer verlassen und beobachtete von seinem Büro aus, wie sich Jack verhielt. Langsam begann er von seinem Pult aus, die Temperatur im Raum zu senken. Er war neugierig, wann Jack es merken würde, dass er in einer Gefriertruhe hing.
„Wie ein Stück Fleisch“, sagte Gerald zu dem Bild. Nach einigen Minuten breitete sich auf seinem Gesicht ein befriedigtes Grinsen aus, Jack zeigte eine erste Reaktion. Nun konnte er die Temperatur noch ein wenig mehr senken, bevor er sie in einigen Stunden auf ein unerträgliches Maß ansteigen lassen würde.

Jack hatte bald das Gefühl zu erfrieren. Er zitterte so sehr, dass er nur mit eiserner Disziplin die Knie am wegknicken hindern konnte. Das Metall an seinem Körper wurde immer eisiger und schien an der Haut festzufrieren. Noch wollte er nicht aufgeben, auch wenn er schwach und gedemütigt von der Decke hing. Wenn er schon mit seinem Geist nicht hinauskam, so wollte er doch wenigstens versuchen seinem Körper zu helfen. Er versenkte sich in sich hinein und begann mit dem restlichen Willen, der ihm noch geblieben war, die Schäden zu reparieren. Schon dachte er, dass er sich in einem gewissen Maß helfen konnte, als er aus der Konzentration gerissen wurde. Vor ihm ging mit einem lauten Knacken ein Lautsprecher an, dann flackerte ein Bildschirm auf und jemand straffte das Seil, das mit der Halsmanschette verbunden war, sodass er den Kopf heben musste.

Vor sich sah er die neuesten Nachrichten. Ein großer eumerischer Truppenverband war in Afrasien einmarschiert und verstärkte das dortige Sicherheitskontingent um mehrere tausend Mann. Es wurde über Terrornetzwerke berichtet und über den Drahtzieher dieser Netzwerke. Dann zeigten sie ein Bild von ihm, wie er vor seiner ehemaligen Truppe stand und eine Ansprache hielt. Der Wortlaut war aus dem Zusammenhang gerissen und konnte als aufrührerisch betrachtet werden. Danach gab es eine kurze Zusammenfassung über seine Festnahme. Es wurde berichtet, wie er von zwei wichtigen Senatoren überwältigt wurde, die er in Geiselhaft nehmen wollte, um das eumerische Volk auf schändliche Weise zu erpressen. Die Senatoren hatten ihn der Polizei übergeben und nun ging von ihm keine unmittelbare Gefahr mehr aus. Sie zeigten noch ein aktuelles Bild von ihm, wie er nackt durch die Gänge getrieben wurde. „Sollten Sie Hinweise auf weitere Terroristen oder Gefolgsleute dieses Aggressors haben, dann melden Sie das umgehend der nächsten Gedankenpolizeidienststelle oder unserem Sender, EZTV. Ihre Mithilfe ist wichtig und hilft uns, unsere Welt sicherer zu machen.“ Damit wurde die Übertragung beendet.
Während der Übertragung hatte Jack vergessen, wie kalt es war. Nun fühlte er nicht nur seinen Körper erfrieren, sondern auch seinen Willen zum Widerstand. Es schien zwecklos zu sein, dagegen anzugehen. Durch diese Falschmeldungen würde bald die gesamte Bevölkerung von seiner Schuld überzeugt sein und niemand würde es mehr wagen, für ihn Position zu beziehen.

Die Zeit zog sich hin, die Kälte nahm noch zu und dann wieder ab. Als die Temperatur ein erträgliches Maß erreicht hatte, kam Gerald erneut zu ihm.
„Ein bisschen wirst du schon noch hier stehen müssen, alter Mann“, sagte er. Dann schlug er mit einem Rohrstock auf Jack ein bis der Stock brach.
„Du willst mich doch nur schreien hören“, presste Jack vor unterdrücktem Schmerz stöhnend hervor. Gerald lächelte, schaltete die Beleuchtung ab und ging.

Jack stand in völliger Dunkelheit und die Temperatur stieg. Schweiß drang aus seinen Poren und trocknete ihn noch mehr aus. Erst als er in Bewusstlosigkeit fiel, bekam er über eine Venenkanüle Flüssigkeit verabreicht. Stehen musste er weiterhin.

Langsam kam er zu sich. Er fühlte die Taubheit in jedem Körperteil. Es war so heiß, dass er kaum atmen konnte. Das Metall auf der Haut schien zu glühen und verbrannte ihn.
Er wollte nicht mehr gequält werden und schon sah er wieder dieses grässliche Bild von sich: ein attraktiver Mann, der Menschen folterte, sie seinem Willen unterwarf und dabei diabolisch grinste. ‚Nein, das war ich nie’, dachte er matt und war dennoch im Zweifel ob es nicht doch der Wahrheit entsprach.



Senator Landmann stieg gerade die Treppe hinab und wollte zu seinem Wagen gehen als ihn mehrere Leute umringten und ihn in eine Seitengasse drängten. Er war so überrascht, dass er keinen Hilferuf ausstieß, sondern einfach mitging.
„Mir kommt das Kotzen, wenn ich daran denke, dass ich mich für dich und die andere eingesetzt habe“, brummte Feodora und stieß ihn vorwärts. „Wenn ich gleich gewusst hätte, woher der Wind weht, sähe es jetzt wohl anders aus. Geh weiter!“ Roger Landmann war völlig perplex über den Wutausbruch der jungen Frau.
„Was soll das?“, fragte er schließlich. „Ich kann euch nicht helfen. Wenn ihr mich entführt, dann schaufelt ihr euer eigenes Grab. Hier sind Leute am Werk, die stärker sind als ihr.“ Er lachte, als er bemerkte, dass es sich nur um zwei Frauen und einen Mann handelte. Jetzt schickte er doch einen Ruf und musste beschürzt feststellen, dass es nicht ging. Jemand blockierte ihn. Grinsend stand die kleinere der Frauen an eine Mauer gelehnt und tippte sich an die Stirn. „Der Chef hat nie Unfähige ausgewählt“, meinte sie lapidar. Der Mann ging kurz weg und kam nach wenigen Minuten mit dem Wagen wieder. „So, jetzt haben wir ein Fahrzeug, meine Damen. – Einsteigen!“
Feodora schob den Senator auf den Rücksitz und setzte sich dann neben ihn. Auf der anderen Seite rückte Philomena an ihn. Ihm wurde unwohl zumute und er öffnete den oberen Kragenknopf. „Schön, dass wir uns getroffen haben“, sagte jetzt der große Mann am Steuer und schaute grinsend nach hinten.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte der Senator, der nun doch langsam ängstlich wurde.
„Das ist ganz einfach, mein Herr“, antwortete Philomena. „Wir wollen den Chef und Sie werden uns dabei helfen.“ Ihm wich alle Farbe aus dem Gesicht und er sank in sich zusammen. „Nein. Dann bin ich auch geliefert. Ihr wisst nicht, worauf ihr euch da einlasst. Das ist eine Nummer zu groß für euch.“
„Nun, wir werden sehen, du Kotzbrocken“, fuhr ihn Feodora brutal an. „Du weißt, wo er ist und wie er bewacht wird. Wir wollen ihn haben, sonst kannst du dir die Erde von unten ansehen.“
„Dann haben die anderen recht und ihr seid tatsächlich Terroristen, ihr verdammtes Pack.“
„Ich bring dich um“, zischte sie noch einmal und fasste mit ihrer rechten Hand um seinen Hals. Ihre Finger waren wie Schraubzwängen und drückten langsam aber stetig zu. Ernst schaute sie ihm ins Gesicht, das rot wurde. Sie beobachtete, wie er verzweifelt nach Luft rang und sich von ihrem Griff zu befreien versuchte.
„Nein, so nicht, Senator. Ich möchte meine Antworten haben und ich habe nicht so viele Skrupel wie Jackie.“ Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen als sie weiterdrückte.
„Lass ihn los“, meinte Philomena. „Er soll ja noch antworten können.“ Feodora zuckte die Schultern und lockerte ihren Griff etwas. Gierig sog der Senator die Luft ein.
„Wir hätten dich genauso abliefern sollen, wie MacGregor. Ich wollte es nicht glauben, aber es stimmt, ihr seid Verbrecher. Wenn sie euch erwischen, dann braucht ihr nicht auf einen schnellen Tod zu hoffen.“
„Halts Maul. Du sollst nur meine Fragen beantworten“, herrschte ihn Feodora an und drückte erneut gegen seine Luftröhre. Als er knapp davor stand, das Bewusstsein zu verlieren, ließ sie ihn wieder atmen. Halb betäubt lag er auf der Rückbank und fragte sich noch immer, warum solchen Sachen ständig ihm passierten.
Sie fuhren in der Innenstadt herum, mieden alle Kontrollpunkte und näherten sich nun dem Hauptquartier der Gedankenpolizei. Seit Jahrhunderten prangten die Worte: „Die Gedanken sind frei“ über dem Portal. Diese Worte waren es, die einen Vorfahren von Roger Landmann dazu gebracht hatte, sein Land zu verraten und zu desertieren. Dessen erinnerte er sich plötzlich. Oder wurde ihm diese von außen eingegeben? Er schüttelte sich und versuchte von dem Bild loszukommen.
„Er war mutig“, flüsterte Philomena. „Erik Landmann wollte Eumeria einen neuen Weg zeigen. Ihr Landmanns solltet ihn in gutem Andenken behalten und euch nicht seiner schämen.“
„Was weißt denn du von meiner Familie?“
„Genug, Herr Senator, um mir eine eigene Meinung zu bilden, schließlich war die Gefährtin unseres Chefs eine Landmann, auch wenn sie einen anderen Namen führte. Ich weiß, was ich wissen muss. Die Zeiten gehen zurück an den Anfang. So als hätte jemand die Reset-Taste gedrückt. Ich fühle es in jeder meiner Zellen. Es ist nicht gut, Herr Senator. Krieg ist in Vorbereitung, ein Krieg, der die Welt dem Untergang preisgeben wird.“
„Philomena hat recht, Senator“, Josh wendete kurz den Kopf nach hinten. „Wir sind nicht der Feind. Der wirkliche Feind sitzt ganz woanders. Ich würde ihn unter Ihresgleichen suchen, Sir. Wollen Sie die Bilder sehen, die unsere letzten Agenten aus Afria, genauer gesagt aus Neu-Kishasa mitgebracht haben? Ich kann Ihnen gerne meine Erinnerungen zur Verfügung stellen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, gab Josh während der Fahrt seine Gedanken frei und projizierte sie in den Mann auf der Rückbank.



Jack musste drei Tage lang stehen. Als sie seine Arme von der Halterung lösten, dachte er die Schultergelenke würden brechen. Abermals wurde ihm ein Textil über den Kopf gestülpt und er musste auf allen Vieren an der Leine kriechen. Er wusste es nicht, aber ein Aufnahmegerät zeichnete alles auf.


„Halt an“, schrie Philomena plötzlich. Erschrocken hielt Josh auf einem freien Parkplatz und zog seine Erinnerungen wieder zurück. Sie schauten auf, denn auf sämtlichen Werbeprojektionsfeldern war plötzlich das Bild des Polizeigebäudes zu sehen. Dann gab es eine Innenansicht mit strammem Wachpersonal und zackigen Polizisten in grauen Uniformen mit goldenen Abzeichen. Die Kamera entführte die Zuschauer nun in den Gefangenenbereich. Es wurde kurz dunkel und dann sahen sie ihn.
„Nein“, flüsterte Philomena und presste die Hände auf den Mund. Tränen sammelten sich in den Augen aller drei. „Wie könnt ihr nur“, zischte Samwald, als er seinen Chef, dessen langjähriger Assistent er gewesen war in dieser entwürdigenden Position erkannte. Heftig drehte er sich nun um und packte den Senator grob am Kragen. Er zog ihn ganz nah zu sich heran und spuckte ihm mitten ins Gesicht bevor er ihn mit einem kräftigen Stoß wieder zurück auf die Rückbank beförderte.
„Ich werde ihn da herausholen und wenn es das Letzte ist, was ich tue“, murmelte er und hieb mit den Fäusten auf das Armaturenbrett ein. „Selbst wenn er ein Verbrecher wäre, hätte er diese Behandlung nicht verdient!“
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Auch der Senator war erschüttert über diese Aufnahmen. Er hatte nicht gewusst, wie sehr die Menschen in ihrer Würde verletzt wurden. Es hatte ihn schlichtweg nicht gekümmert. Er wischte sich den Speichel aus dem Gesicht und schaute die drei Freunde bekümmert an. Jack hatte sich sehr stark verändert. Er sah mager aus, so als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
„Was wollt ihr von ihm? Er hat euch doch nichts getan, außer seine und eure Macht beschnitten. Das hat doch keinem Weh getan“, ereiferte sich nun Philomena, die endlich die Sprache wiedergefunden hatte.
„Warum seid ihr so sehr auf seiner Seite?“, fragte nun seinerseits der Senator. Er war neugierig geworden, was es mit dieser fast an Bewunderung grenzenden Treue auf sich hatte.
„Er hat mich in sein Team geholt, obwohl ich aus einer armen Familie stamme und eine sogenannte wilde Telepathin bin. Das ist wohl Grund genug, dass ich ihm dankbar bin. Sie wissen, dass bei dem kleinsten Fehlverhalten in einer Fabrik, wo ich gelandet wäre, meine Zentren gelöscht und ich eingesperrt worden wäre. Er hat mich gelehrt, damit umzugehen und mich und meine Fähigkeiten nützlich einzusetzen.“ Philomena funkelte den alten Mann in rechtschaffenem Zorn an. Er nickte nur und brummte zustimmend. Das konnte er verstehen.
„Was ist mir dir, junger Mann? Du kommst doch aus einer alten Familie, dein Weg hätte ein anderer sein können.“
Josh blickte ihn nicht an, sondern starrte geradeaus und murmelte vor sich hin. „Ich will dazu nichts sagen, das sind private Gründe.“
„Josh! Nein, was für ein Dilemma“, entfuhr es Philomena noch bevor sie Zeit hatte, nachzudenken.
„Lass gut sein“, sagte er ruhig, wandte den Blick aber nicht von der Straße.
„Und du, was ist mit dir? Ich hatte ja den Eindruck, dass du ihn nicht leiden kannst.“ Der Senator schaute Feodora direkt an. Diese grinste überlegen zurück und antwortete: „Zwischen nicht leiden können und so etwas, was ich gerade gesehen habe, ist ein gewaltiger Unterschied. Ich werde es nicht zulassen, dass Menschen, ganz gleich wer, dermaßen gequält und gedemütigt werden. Das ist Grund genug, ihm zu helfen, schließlich hat er vor rund siebzig Jahren damit aufgeräumt und ihr kommt daher und beginnt wieder von vorne. Ihr solltet euch schämen!“
Der Senator schaute nachdenklich geradeaus und rieb sich das Kinn. Das was er gehört hatte, erstaunte ihn. Nie hätte er geglaubt, dass es jemanden geben würde, der diesen gefährlichen und unnatürlichen Mann mögen würde und sich auch für ihn einsetzte.
„Er hat es sich nicht ausgesucht, genetisch so verändert zu werden, dass er nicht altert“, beantwortete Josh den Gedanken des Senators.
„Schon gut, euch kann nichts davon überzeugen, dass er ein Scheusal ist.“ Er schaute sie noch einmal der Reihe nach an und fuhr dann leise fort: „Vielleicht ist er das auch nicht und es wird uns nur eingeredet, weil jemand etwas zu verbergen hat.“ Tief in Gedanken versunken saß er da und rieb sich das Nasenbein, dann die Hände und schließlich seufzte er einmal auf bevor er sich mit einem Ruck aufsetzte. Wieder schaute er sie an und schien ihre Entschlossenheit zu prüfen. „Na schön, dann sind wir jetzt zu Viert.“
„Was?“, riefen sie gleichzeitig und der blanke Unglaube schwang in ihren Stimmen mit.
„Lest meine Gedanken, dann seht ihr, dass ich euch nicht belüge.“
Feodora war die erste, die von dem Angebot gebrauch machte. Sie konnte keine Unwahrheit erkennen, wenn auch Skepsis, aber das war nur natürlich. Dann folgten Philomena und Josh, der schließlich als erster das lange Schweige brach: „Na schön, dann sind wir jetzt vier statt drei. Wie bringt uns das jetzt weiter?“
„Zuerst fahren wir in eine meiner anderen Wohnungen. Es ist fast dunkel und ich möchte nicht erwischt werden, die Fragen der Polizei könnten unter Umständen mehr als peinlich werden. Dann sehen wir zu, was wir an Informationen bekommen können.“ Er gab Josh die neue Adresse und sie fuhren los.

Das Haus lag genau am Grüngürtel, es stand für sich alleine und hatte deshalb zwei Zugänge und eine Fahrzeughalle etwas zurück versetzt neben dem Haus. Josh steuerte den Wagen in die Einfahrt und sofort öffnete sich das Tor zur Halle. Sie bemerkten zahlreiche andere Modelle, die den Anschein erweckten, noch nie gefahren worden zu sein.

Der Senator führte sie einen überdachten Weg entlang zum Hintereingang des großen Hauses. An der Tür blieb er stehen und lauschte angespannt mit seinen Sinnen hinaus. Es war nichts zu erspüren. Noch war er über jeden Zweifel erhaben. Schnell führte er die drei ungleichen Freunde in sein Haus und schloss ab. Er versiegelte das Haus telepathisch und dann waren sie fürs Erste in Sicherheit.

Roger Landmann ging alle seine Unterlagen durch und auch die Familiengeschichte. Er war sich nun ziemlich sicher, dass jemand mit viel zu viel Macht und Einfluss außerhalb des Regierungsbereichs, seine Finger im Spiel hatte.
Jacks gesamtes Vermögen, das weniger ausgemacht hatte, als sie gehofft hatten, war konfisziert und dem Staat einverleibt worden. Darüber machte sich Roger eben Gedanken. Er war müde von seiner Stadtwohnung hierher gefahren, um mit seinen neuen Freunden zu sprechen. „Es tut mir leid, dass es so lange dauert. Aber ich kann die Nachforschungen nicht beschleunigen, ohne uns alle in große Gefahr zu bringen. Was hat er nur mit seinem ganzen Vermögen gemacht? Die Familie hatte zahlreiche Fabriken, warum hat er sie schließen lassen? Das ist es, was vielen im Senat jetzt Kopfschmerzen bereitet.“
„Er wollte diese Genfabriken nicht“, antwortete Feodora, strich sich müde das Haar aus der Stirn und gähnte. Diese Warterei machte sie alle nervös. Sie konnten das Haus nicht verlassen und die Nachrichten, die sie erreichten, klangen alles andere als gut. Der Kampf gegen die Wirtschaftsterroristen wurde ausgeweitet, denn angeblich wurde in Neu-Kishasa ein Hotel von Umweltaktivisten gesprengt. Alle Vier waren sich einige, dass es sich bei dem Anschlag um ein fingiertes Schauspiel handelte, denn das besagte Hotel war schon mehrere hundert Jahre alt und abbruchreif gewesen.
„Er hat alle Fabriken den Mitarbeitern überschrieben“, bestätigte jetzt Josh. „Er wollte nichts mehr damit zu tun haben. Es kam ihm immer widernatürlich vor, dass die Menschen mit ihrem Erbmaterial herumpfuschen.“ Er hielt kurz inne und schluckte heftig. „Ich rede so, als ob er tot wäre. Jack meint, er selbst ist schon genug gestraft mit dieser Erblast, es sollen nicht noch mehr Menschen darunter leiden müssen. Die ehemaligen Mitarbeiter haben sich darauf geeinigt, nur mehr normale Befruchtungsvorgänge zu machen. Vor einem halben Jahr etwa, haben wir so eine Fabrik besucht. Jack war neugierig, was aus seinem Erbe geworden ist und er freute sich darüber.“
„Deshalb gibt es auch keinerlei Aufzeichnungen. Er hat das klammheimlich gemacht. Gibt es gültige Papiere? Nicht, dass der Staat noch auf dumme Ideen kommt und den Leuten ihr Eigentum wegnimmt.“
„Ja, es ist alles vorhanden und liegt bei mehreren Notaren in Original und Kopien auf. Jack hat sich mehrfach abgesichert.“ Josh stand auf und ging durch den Raum. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und unbewusst eine Haltung eingenommen, die an Jack erinnerte, wenn er über etwas nachdachte. „Wann können wir endlich etwas unternehmen? Wir werden hier alle verrückt. Es gibt nichts als schlechte Nachrichten. Ab und zu, zeigen sie ein Schreckensbild von Jack auf allen Kanälen und fordern die Leute auf, ihre Nachbarn zu denunzieren. Es ist die Hölle!“
Der Senator stand nun ebenfalls auf und ging zu ihm. Behutsam berührte er ihn nur mit den Fingerspitzen und übermittelte ihm eine Botschaft. Josh nickte und ballte in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten. Wieder berührte ihn der Senator federleicht. Dann verabschiedete er sich, denn er musste den Schein wahren und die Nächte in seinem Hauptwohnsitz verbringen.
„In zwei Tagen kann ich wieder hier sein. Ich denke, bis dahin habe ich alle Informationen beisammen. Hoffen wir es.“ Damit war er wieder weg und die drei ungleichen Freunde sahen sich unschlüssig an.

Es vergingen keine zwei Tage bis sie Nachricht vom Senator erhielten, es waren fünf. Feodora wurde immer reizbarer. Sie war es nicht gewohnt mit anderen zusammen zu arbeiten und warten zu müssen, war ihr verhasst.
Um sich die Zeit zu vertreiben hatten sie sich ihre Lebensgeschichten erzählt, sie schliefen oft auch tagsüber und schauten nachts in die Remise. Besonders Philomena fand die verschiedenen Wagen interessant. Die südliche Außenwand des Gebäudes war als Solarkraftwerk konzipiert. Diese Anlage versorgte das gesamte Haus mit Strom und lieferte auch die nötige Energie für die Batterien der Solarkraftwagen. Philomena interessierte sich sehr für die Funktionsweise dieses Minikraftwerks und studierte es genau.

Die Nachrichten aus aller Welt wurden unterdessen immer schlechter. Neu-Kishasa wurde abgeriegelt und es gab keine Luftverbindung mehr nach Afrasien. Alle Raumflüge zur Marsstation wurden gecancelt, denn auch dort lagen Kampfhandlungen in der Luft.
Aber das kümmerte die Freunde nur am Rande.

Feodora lag gelangweilt auf einem geblümten Sofa und starrte auf den Bildschirm. Wieder wurde Jack vorgeführt. Sie hasste es, diese Berichte zu sehen und dennoch schaute sie, wie die anderen hin. Ein dicker Kloß schien jedes Mal in ihrem Hals zu stecken. Sie hatte Angst um ihn. Er war mager geworden und nur mehr ein Schatten seiner selbst. Diese Vorführungen wurden zur Untermauerung der ständig wachsenden Überwachungsmaßnahmen hergenommen. Die zuständigen Behörden ließen verlautbaren, dass sich noch verschiedene Terrorzellen im Land befanden und Befehle von Jack erhielten. Sie brachten das so geschickt verpackt, dass Feodora es beinahe selbst glaubte.
„Es wird Zeit, dass wir handeln“, meinte Josh eines Abends. Roger war schon länger nicht mehr mit Neuigkeiten vom Senat hier gewesen und sie wurden unruhig.
„Das sagst du nur, weil du in ihn verliebt bist“, entgegnete Feodora unwirsch. Josh wurde bleich vor Zorn. Er sprang auf und stürzte auf sie zu, packte sie am Ausschnitt ihres Pullovers und zog sie von der Bank hoch. „Sag das noch mal, du …!“ Ihr Lachanfall hinderte ihn am Weiterreden und er schubste sie einfach wieder zurück. „Es macht ja nichts“, meinte sie jetzt versöhnlich. „Aber er wird nie jemand anderen lieben, als seine tote Gefährtin und nicht einmal sie hat ihn besonders gern gehabt. Also, mach dir keine Hoffnungen.“
Josh drehte sich kommentarlos um. Er stand starr wie eine Statue und blickte auf den Bildschirm, der gerade zeigte, wie notwendig bestimme Bekleidungsstücke waren, um sein Seelenheil zu finden. „Ich hasse diese verdammte Reklame“, beschwerte sich Philomena und schloss den Kanal. „Aber ich würde jetzt auch gerne etwas unternehmen. Hier herumzuhängen ist nicht gerade gut für unsere Moral.“
„Das stimmt, Phil. Ich hoffe, dieser Senator kommt bald, sonst drehe ich durch.“
„Ich dreh schon am Rad. Dauernd höre ich eure Gedanken, weil ich mich vor lauter Langeweile auf nichts mehr konzentrieren kann.“ Feodora war es auch Leid, nichts tun zu können. Sie überlegten gerade, welche Alternativen sie hatten, da öffnete sich die Tür und der Senator stand bleich im Rahmen.

Jack war mittlerweile mehrere Wochen in Gewahrsam aber es kam ihm wie Jahre vor. Die meiste Zeit wurde er in eine käfigähnliche Zelle gesperrt und allein gelassen. Er hatte sogar Kleidung bekommen und die Möglichkeit erhalten, sich einmal am Tag zu waschen. Reden durfte er nicht und es wurde auch nicht mit ihm geredet. Es gab keinerlei Ablenkung. Alles was er machen konnte, war nachdenken und zuhören, was rund um ihn geschah. Die Geräusche waren manchmal schreckenerregend. Wenn er Schreie hörte, setzte er sich kerzengerade auf und wartete, bis sie verstummten. Dann erst legte er sich wieder hin. Einmal hatte er versucht, sich in seiner kleinen Zelle körperlich zu betätigen. Diese zehn Liegestütze hatten mehrere Tage Stehen mit Schlafentzug zur Folge. Ihm war es nur gestattet zu existieren und die Befehle der Wachen entgegen zu nehmen.
Einmal in der Woche durfte er an die Luft. Wenige Minuten waren für ihn reserviert. Dafür wurde ein immenser Aufwand betrieben. EZTV hatte ihn einmal begleitet, wie er nur mit einer weiten weißen Hose bekleidet und in schwerem Eisen in den Hof geführt wurde. Diese Aufzeichnung wurde auf allen Kanälen gezeigt und kommentiert, wie der ehemals mächtige und steinreiche Jack MacGregor, Terrorführer der AntiEumeriaPartei, sich Bewegung an der frischen Luft verschaffen durfte.
Dort konnte er ganze fünfzehn Minuten gehen. Ein Wachmann stand in der Mitte des Hofes und hielt eine Leine in der Hand, die mit dem Metallband um seinen Hals verbunden war. Manchmal verhöhnten sie ihn und ließen ihn auf allen Vieren durch den Staub kriechen oder sie rannten so schnell, dass er über die schweren Eisenfesseln stolperte und der Länge nach hinfiel. Das alles konnte er ertragen, seit er die Gewissheit hatte, dass es keine Möglichkeit auf ein Entkommen gab. Er versuchte so gut es ging seinen Körper zu schonen und ihm Gelegenheit zur Regeneration zu geben, damit er seine geistigen Barrieren aufrecht halten konnte. Soviel er wusste, und das war wenig genug, bereitete die Regierung einen Präventivschlag gegen Kishasa und die dortige Übergangsregierung von Lord Mboto vor. Anthony Mboto hatte aufgrund des Embargos den Koalitionsvertrag mit Eumeria einseitig gekündigt und sich als Alleinherrscher über den Bezirk Kishasa ausrufen lassen. Krieg drohte an allen Ecken und Enden.

Nach den fünfzehn Minuten im Hof wurde er gründlich desinfiziert und wieder in die Zelle gesperrt. Schuhschachtel nannten sie die Käfige, denn sie waren gerade einmal zwei Meter mal einhundertfünfzig Zentimeter groß. Er konnte auch nur gebückt stehen, weil die Gitterstäbe so niedrig angebracht waren.
Wenn das Licht zum Schlafen gedämmt wurde, konnte er über sich die Wachen laufen hören. Sie gingen nicht nur neben den Zellen, sondern liefen auch oben.
Jack bekam jedes Mal einen Panikanfall, wenn einer genau über ihm stehen blieb. Einmal hatte einer der Wachen einfach auf ihn uriniert. Er hatte es zu spät bemerkt und die volle Ladung ins Gesicht bekommen. Jetzt machten sie sich häufig einen Spaß daraus und ließen lauwarmes Wasser in die Zelle tröpfeln. Unter lautem Gelächter von oben sprang Jack jedes Mal auf und wagte nicht mehr, sich hinzulegen und zu schlafen.

Soviel er wusste, waren noch zwei weitere Menschen in diesen Schuhkartons eingesperrt, aber zu sehen bekam er sie nie.
Langsam gewöhnte er sich an diesen eintönigen Ablauf. Morgens wecken, dann wurde eine Mahlzeit bestehend aus einem teeähnlichen Getränk, einem Stück Zwieback und einer handvoll Vitaminpillen, in die Zelle geschoben. Nach spätestens einer halben Stunde wurde das Tablett wieder abgeholt und er durfte die Zelle für weitere fünfzehn Minuten verlassen, die er für seine tägliche Hygiene aufwendete. Für ihn war es nicht annähernd genug Zeit, aber sie reichte für das Nötigste. Eine Dusche gab es nicht und das Wasser aus dem Hahn war eiskalt. Jack vermutete, dass es irgendwo hier temperiertes Wasser geben musste, nur nicht im Schwerverbrechertrakt. Seife hatte er auch keine. Er fand sich damit ab. Aber die Morgentoilette erfrischte ihn und verschaffte ihm etwas Bewegung. Hier hatte er die Möglichkeit seine Muskeln und Sehnen unauffällig zu dehnen und zu strecken, sodass er nicht vollständig die Beweglichkeit verlor. Danach wurde er zurück getrieben und eingeschlossen. Bis zur zweiten Mahlzeit des Tages, die kurz vor der Lichtdämmung verabreicht wurde, gab es keinerlei Beschäftigung oder Ablenkung. Nach dem Abendessen, das zumeist aus einer Art Suppe, Zwieback und den Vitaminpillen bestand, wurde das Licht reduziert. Für ihn gab es jeden Morgen einen halben Liter Wasser als Tagesration. Das musste er sich gut einteilen und aufpassen, dass nichts verschüttet wurde.

Jack durfte kein Geräusch von sich geben, das hatte stundenlanges Stehen zur Folge. Er hatte die Lektionen gut gelernt und fügte sich. Nur manchmal war der Wunsch, sich zu wehren stärker als die Absicht, sich nicht einer Folter durch die Wachleute auszusetzen.
Bitte weiter -----------------

ich möchte, dass dieses grausame Spiel aufhört -----------

wer kann das denn ertragen ?


grauenhaftmeintev
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Es ist grauenvoll und entspricht leider den Tatsachen. Das sind gängige Befragungsmethoden und so werden in vielen Gefängnissen Menschen behandelt.

Ich habe auf zahlreichen Homepages diverser Menschenrechtsorganisationen (UNO ausgenommen) nachgeforscht - Folter ist nicht nur in bestimmten Staaten (zB China) gängig, sondern weltweit. Europa darf sich da nicht ausnehmen. Auch bewusste Demütigung eines Gefangenen ist Folter.

Traurig ist nur, dass viele Menschen nicht wissen, dass es Folter gibt. Was sieht man denn in den Medien? Das ganze Leid, das jemand nach einem Schlafentzug oder tagelangem Stehen durchmacht, oder in der Kälte- oder Hitzekammer - das merkt man diesen gefolterten Menschen nicht an.

Schläge machen sich dagegen noch eher harmlos aus.

Mal sehen, was ich in dieser Geschichte politisch noch anrichten werde *zwinker*

Danke fürs Lesen *blume*
und es wird weitergehen - wenn ich mich selber etwas erholt habe.


Herta
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Frau Herta,

ich hab doch keine Zeit!

Jetzt ist der leidige Besuch (*ggg*) endlich weg und ich muss die Wohnung wieder auf Vordermann bringen, arbeiten gehen, die Zwerge bespaßen, Waschen, Bügeln, Einkaufen, Kochen. Nebenbei würd ich eigentlich selbst gern mal was schreiben. Aber nein, Frau Herta muss ja unbedingt ihre Megastory schreiben. Kruzines'n!

UND DU BIST SCHULD, WENNS HIER AUSSIEHT, WIE BEI HEMPELS UNTERM SOFA!

Mannomann, Frau!

Hab Dich auch lieb, du rücksichtsloses Weib!

Wann lässt Du mir eigentlich mal Zeit, mir ein Liebesleben anzueignen?
Na?
DU bist schuld, wenn ich als vertrocknete alte Jungfer ende!
Geh, schamst di goar net?

*knuddel*
Rhabia
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