Nachbemerkungen
Nachdem die Diskussion versiegt zu sein scheint, hier noch ein paar ergänzende Anmerkungen:
Ich habe mit der Anthropologin lange telefoniert (somit ist klar, dass ich eine reale Begebenheit ist eine Story verpackt habe). Dabei hab ich auch erzählt, dass ich aus unserem Gespräch eine kleine Story gemacht und in ein Internetforum gestellt habe.
Sie findet das gut und befürwortet, dass wir von diesem Volk und seinen Traditionen und Gebräuchen erfahren. Sie vergleicht es etwas mit den Erlebenissen dieses christlichen Missionars, der zu einem ähnlichen Volk reiste, um es zu missionieren - und dort stattdessen gelernt hat, seine Religion erheblich in Zweifel zu ziehen und sich eher von den Eingeborenen (auch in Südamerika) belehren zu lassen. Er hat darüber ein bemerkenswertes Buch geschrieben, das uns allen zu denken geben könnte.
So wird auch sie mir ihr Material übergeben. Ich darf es sichten und gegebenefalls ein Buch daraus machen, aber auch ich werde nicht erfahren, wo dieses Volk genau lebt.
Sie wird übirgens wirklich zurückkehren zu diesem Volk, aber nicht, um es weiterhin zu beobachten, sondern um für immer dort zu leben. Und dazu war sie von diesen Menschen eingeladen worden.
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Desweiteren kam es in der Debatte zu einigen Mißverständnissen, die für mich nur schwer nachvollziehbar sind:
Es geht in dem geschilderten Volk wahrlich nicht darum, dass jeder mit jedem vögeln sollte. Es werden gute und stabile Zweierbeziehungen gelebt, in welchen jedoch allgemeine Zufriedenheit herrscht. Die Menschen erscheinen erstaunlich friedlich und ausgeglichen, und sie selbst führen es auf die etwa zehn Mal pro Jahr stattfindenden "Orgien" zurück. Ansonsten, also außerhalb dieser rituellen Feste sind die Partner sich weitgehend treu, auch sexuell. Nur ist es kein Drama, kein Weltuntergang und kein Grund zur Trennung, wenn sexuelle Treue nicht eingehalten wird.
Verblüffenderweise kennt die Sprache dieses Volkes nicht einmal Wörter wie Eifersucht oder Neid. Und ich gebe zu, das berührt mich.
Die Frauen sind alles andere als allzeit bereite Sexmaschinen, wie sie es z. B. in "Die Geschichte der O" auf Schloß Roissy sein müssen. Aber sie haben nicht die bei uns üblichen Spiele der Erwachsenen entwickelt, mit denen einerseits unser Alltag (bin hinein in die Werbung) viel zu sehr erotisiert wird, andererseits aber in vielen Bereichen erhebliche sexuelle Verklemmungen und Nöte produziert werden. Und wenn eine der Frauen dort Lust hat, muss diese nicht in gesellschaftlich kanalisierte und erlaubte bzw. geregelte Bahnen gelenkt werden, sondern wird gezeigt, gelebt und erfüllt. Und es wird dort auch nicht von morgens bis abends nur gerammelt, außerdem ist Sex dort keineswegs beliebig. Notfalls wird gewartet,
Der Umgang mit Sexualität ist dort, wenn ich all den Schilderungen glauben darf, ungezwungen und spielerisch, frei und wild. Und das finde ich durchaus beneidens- und wünschenswert.
Vielen Dank für all Eure Beiträge!
(Der Antaghar)