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Die verfluchte Erbschaft.....

********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
Die verfluchte Erbschaft.....
Das Haus war verkauft, beim Nota ralles geregelt, der Scheck lag auf dem Tisch. Wie verabredet kümmerte sich einer der drei Geschwister um Einlösen, Kontoeinrichtung, die Armut hatte ein Ende....

Wieso nur konnte ich mich nicht darüber freuen? Komisch, dabei war die Vorfreude, welche einherging mit der Trauer um den letzten Elternteil, doch groß gewesen. Endlich ruhig schlafen können, keine Sorgenmehr mit unbezahlten Rechnungen, den Kindern unter die Arme greifen, den Enkelkindern etwas schenken können, ohne jeden Cent zehnmal umzudrehen, ganz hintenan, sich satt essen können. Diese Euphorie war wie weggewischt nachdem der Scheck nun da lag. Der gehörte uns, ein Teil gehörte mir!

Entscheidungen treffen.... nein das wollte ich nicht, also beschlossen wir gemeinsam dass sich einer der drei um alles Finanzielle kümmern sollte, das Geld erstmal auf ein gemeinsames Konto einzahlen. Abrechnungen von den vorfinanzierten Renovierungen, genaues Aufteilen der Restsumme, wir, nein ich, war reich!Wer jetzt denkt in solch einem Augenblick in Freudentaumel auszubrechen, den muss ich leider enttäuschen, mit diesem Geld schlug die Erkenntnis wie eine Bombe ein.

Das ist Dein Lohn für fast ein halbes Jahrhundert Deines Lebens! Hä, soviel ist es wert? Nein richtig soll es heissen: so wenig ist es wert für all das was man Dir genommen hat, für all diese Jahre des Leidens und jetzt soll alles gut sein, soll alles vergessen werden? Die lieblose Kinder- und Jugendzeit? Das lieblose Elternhaus? Die ungelebten Träume, die Zwangsverheiratung, die liebesleere Ehe, die Gewalt all der Jahre, die Wunden, die verheilten äusserlichen, innerliche die nie verheilten? Die Gesichter der zu sättigenden Kinder, die Schande mit den Gerichtsvollziehern, der Verlust und die Trauer um den geliebten Lebensgefährten, all das sollte mit dieser Summe abgedeckt sein?

Endlich die angehäuften Rechnungen bezahlen, Kinder, Enkel und Freunde beschenken, das tat gut. Neue Einrichtung, endlich genug zum essen, genug zum anziehen, reisen, die Familie im Ausland besuchen, all das war kein Traum mehr, konnte endlich umgesetzt werden! Ungewohnt bei Gesprächen mit Freunden beim thema Urlaub mitreden zu können. Die „treuen“ Gefährten der Vergangenheit zu „belohnen“, auch das gelang mir auf unterschiedlichste Weisen. Genau der richtige Zeitpunkt, das berufliche Einkommen geht verloren, Krankheit, Kampf um Rente, alles kein Problem, um Geld musste ich mich nicht sorgen, es war genug da!

Irgendwann fing es an, das Schrumpfen der Summe auf den Kontoauszügen. Doch komisch, da machte sich auch Erleichterung breit. Erleichterung, es bald geschafft zu haben dieses verfluchte, zu teuer verdientes Geld, wieder unter die Leute zu bringen....

Die Geschwister horten Ihren Anteil wie Ihren Augapfel, Anlagen in Wertdepots, Absicherung des Alters, war ich verrückt geworden oder Sie?

Gemeinsame Eltern, war alles was wir an Gemeinsamkeiten hatten, unterschiedlicher hätte Erlebtes von Geschwistern nicht sein können als bei uns. Andere Erziehung, liebevolle Kinder- und Jugendzeit, freie Berufswahl, freie Entscheidungen fürs Leben, all das hatten sie erfahren dürfen. Ich denke dass es von enormer Wichtigkeit war dass ich der Grund für die „Muss-Ehe“ war und da dies gewollt war, hatte ich dann den „Zweck“ bei Erblicken des „Lichts der Welt „, erfüllt. Ich war da, musste alles können, machte keinem was recht. Mochte ich schwarz, waren alle anderen für weiss. War mir kalt, war es allen anderen garantiert zu warm, so zog sich das weiter durch den Tag, durch die Jahre, Aussenseiter der eignen Familie. Wessen Schuld alles war? Natürlich meine eigene, wie sollte es auch anders sein....

Und jetzt sollte es mir endlich bessergehen? NEIN! Denn die Armut und Krankheit der Seele lässt sich nicht mit Geld kurieren und heilen.....

Alles weg! Gottseidank! Mein Kampf um das gewohnte, tägliche Überleben hat mich wieder, die Ausflüge in dieses andere, ungewohnte Leben, sind vorbei.... ENDLICH!

Die „treuen“ Weggefährten sind auch weg, wieso?
Daß "der Kampf um das … tägliche Überleben" Glück bedeutet, kann ich nicht nachvollziehen.
********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
von "Glück" steht da nichts. Nachvollziehen wird wohl keiner das Ganze, der nicht ähnliches erlebt hat!
Das ist korrekt; von Glück steht da nichts.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Es war schmutziges Geld. Beschmutzt, weil unschöne Erinnerungen daran klebten. Deswegen hat der Besitz dieses Geldes keine Freude gemacht und die Protagonistin war froh, es wieder los zu sein. Wie einen Virus.

Authentische Armut wird als wohltuender empfunden als Reichtum mit Geld von Menschen, die einen unglücklich gemacht haben.

Zudem kommt der Aspekt dazu, dass das ungeliebte Kapitel im Leben erst abgeschlossen werden kann, wenn auch das Geld weg ist. Das Geld ist wie das letzte Wort, das die Eltern auch über den Tod hinaus behalten mussten. Es ist, als wären sie durch das Geld immer noch präsent.

Deswegen wird es als Erleichterung empfunden, wenn die Kohle endlich weg ist. Dann haben die lieben Seelen endlich Ruh'.

So habe ich es zumindest verstanden.
********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
@SinasTraum
Du hast es verstanden...... Danke
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich kann das gut nachvollziehen...

Es ist mir noch nicht passiert, denn ich habe keine reiche Verwandtschaft *g*

Aber ich kann nachvollziehen, dass man das Geld eher sieht wie... naja, irgendwo ist es Geld und Geld HILFT halt. So wie Du es beschrieben hast. Es zahlt Rechnungen, es hilft, satt zu werden. Und wer jemals am Minimum gelebt hat, der weiß wie gut es tun kann, wenn einem finanzielle Sorgen nach Jahren endlich genommen werden. Existenzangst ist schrecklich.

Und trotzdem wird man es auch nicht verdrängen können, von wem das Geld kommt und an was es einen erinnert...

Und darum sind die Gefühle sehr ambivalent. Man ist erleichtert weil es eben Geld ist, das weiterhilft. Und man ist irgendwie auch abgestoßen davon und dann letztlich froh, wenn man es wieder los ist.

So als hätte man dann endlich abgeschlossen mit dem Thema.
********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
alles richtig..... nur das Thema abschliessen..... für mich unmöglich!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Lass mich raten: der Text ist autobiografisch...

Dann lass Dir sagen: es ist völlig normal, das Thema nicht abschließen zu können. Die eigenen Eltern trägt man immer überall mit sich herum. Sie fließen einem in den Adern, ob man das nun will oder nicht und egal, ob sie nun tot sind oder nicht.

Das ist so.
Das hab ich inhaltlich verstanden. Nur, wie ist es einzusehen, daß nach Missbrauch, Ausbeutung, Verweigerung von Liebe oder wie man es auch nennen und empfinden mag, keine Bereitschaft da ist, durch das finanzielle Erbe wenigstens den energiefressenden Kampf ums Überleben zu beenden? Gekämpft und gelitten hat die Protagonistin doch genug. Daß sie sich dadurch quasi das Recht erkämpft haben soll, auf Erleichterung des Alltags zu verzichten, leuchtet mir mich ein.

Es wäre für mich lediglich das finanzielle Erbe, nicht das emotionale. Daß es weiterhin nicht möglich ist, „mit dem Thema abzuschließen“, zeigt für mich, daß beides nichts miteinander zu tun haben muss. Die Mittel können doch ebensogut, wenn nicht als Wiedergutmachung, so als späte Genugtuung für erlittenes Leid stehen.

Ich bin auch der Meinung, daß man „Die eigenen Eltern … immer überall mit sich herum(trägt). Sie fließen einem in den Adern, ob man das nun will oder nicht und egal, ob sie nun tot sind oder nicht.“ Ich denke aber auch, daß man mit ihnen abschließen kann.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Absolut, @******one.

Man kann gedanklichen und gefühlsmäßigen Abstand bekommen, man kann seinen inneren Frieden machen, wie es so schön heißt.

Aber dazu gehört eine Form von Aufarbeitung. Wer ein Leben lang diese Dinge zudeckelt, der wird diesen Abstand nie gewinnen.

Auch zu einer Sichtweise zu diesem Geld, wie Du sie für mich nachvollziehbar erklärst, gehört eine Form von innerer Aufarbeitung, ein inneres Gerademachen, eine innere Hand, die die eigene, aktuell existierende Persönlichkeit von dem als Kind oder junger Mensch erlittenen Trauma trennt. Das Bewusstsein, trotzdem etwas wert zu sein, das gehört dazu.
********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
Ihr habt sicher beide Recht. Das "Trauma" dauerte 34 Jahre lang, Folgen davon sind auch heute noch aktuell, irgendwie ist die Vergangenheit immer auch Gegenwart.....verlorene Zeit lässt sich nicht aufholen!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Nein, wiedergeben kann Dir diese Zeit niemand. Aber jemand kann dafür sorgen, dass Deine Zukunft eine schönere ist. DU!

Hast Du mal den Versuch gemacht, diese Dinge ins Reine zu bringen für Dich? Vielleicht in Gesprächen, evtl. in einer Therapie?

Schreiben ist gut, es kann auch eine Art Therapie sein. Das wäre ein Anfang. Aber ob das reicht?
********t_sl Frau
839 Beiträge
Themenersteller 
Ich habe vieles versucht, zu Lebzeiten der Eltern habe ich ein Gespräch geführt mit beiden Elternteilen, meine Mutter war einsichtig genug um viele Fehler zu erkennen, mein Vater hingegen hat nur noch draufgesetzt, manches an den Haaren herbeigezogen, wobei er dann auch von meiner Mutter unterbrochen wurde. Das Ganze artete in einen handfesten Familienstreit aus, den ich nicht beabsichtigt hatte, der dann auch von der Krankheit meines Vaters, einem Krebsleiden. Die Möglichkeit noch einmal über alles zu reden war nicht mehr gegeben, trotzdem habe ich ihn begleitet bis zum Schluss, seine Hand gehalten, ihn ein letztes Mal gewaschen und angezogen....

Danach versuchte ich ein Gespräch mit meiner Mutter zu führen, welche die Urheberin der Heirat war. Auch das verlief ergebnislos, musste abgebrochen werden, sie litt an Alzheimer im Anfangsstadium, ich konnte nicht mehr durchdringen.....

Dann kamen die Therapien, Gespräche mit Psychologen und einem Psychiater, es ging mir immer schlechter dabei..... seitens der Therapeuten wurde nach endlosen und vor allem fruchtlosen Gesprächen abgebrochen, es ging mir gesundheitlich noch nie so schlecht wie zu der Zeit.....

Im gesunden, sozialen Umfeld wurde auch oft diskutiert, die Einzigen die sich nicht daran beteiligen wollten, wohl auch nicht konnten, waren meine Geschwister, sie hatten ja ganz andere Erfahrungen mit genau den gleichen Eltern gemacht, sie haben das ganze Dilemma nicht mitbekommen, jedenfalls war ich für sie ja immer die Böse, die Aufmüppfige....

Es ist beileibe auch nicht so dass ich jeden Tag da sitze und über alles nachdenke, nur ab und zu kommt eben alles hoch und zieht mich furchtbar runter. Auslöser können Hunderttausend Dinge sein. Was ich nie wollte und bis heute nicht vertrage, ist Mitleid! Ich möchte dass man(nahes Umfeld) versteht was da passiert ist, ob man es gut heißt oder nicht, spielt keine Rolle....
Mitleid kann sehr herablassend sein. Aber es gibt auch Mitgefühl, und das hat eher mit Nähe zu tun, also mit Menschen, denen man zutraut, daß man sich ihnen anvertrauen kann.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Weißt Du, @******ust... ich denke, es gibt nicht DEN Weg, um mit solchen Erfahrungen fertig zu werden.

Ich finde Dich sehr mutig, dass Du all die klassischen Wege schon beschritten hast. Du hast die Verursacher konfrontiert (Deine Eltern), Du hast Dich selbst konfrontiert (in Therapien), Du hast das Gespräch mit Freunden gesucht.

Ich glaube, aus meiner ganz, ganz fernen Sicht natürlich, dass nun vielleicht auch ein Loslassen, ein ganz bewusstes Gehenlassen die richtige Wahl wäre.

Ich habe auch jahrelang Therapien gemacht um mit meinem Elternhaus fertig zu werden. Auch ich kenne diesen Punkt, an dem man ganz allein merkt, dass all das Reden nichts mehr bringt, dass man sich im Kreise dreht und dass außer dem Gefühl, immer wieder alte Wunden aufzureißen, nichts mehr dabei herumkommt.

Nach vorne blicken, zu sich selbst finden, sich selbst ganz bewusst in Abstand zu den alten Dingen bringen, sich selbst etwas Gutes tun, Dinge genießen die man mag und liebt... diese Einflüsse sind mindestens genau so wichtig, ab einem gewissen Punkt sogar wichtiger als beständige Rückschau.

Es ist wichtig, das Vergangene anzuschauen, um sich selbst zu verstehen. Aber: es ist auch genau so wichtig, das Vergangene irgendwann vergangen sein zu lassen, es gehen zu lassen.

Manche Antworten bekommt man nicht mehr, manche Geste, die man sich so sehr gewünscht hat, bekommt man nie... das tut weh, aber irgendwann kann man es akzeptieren.

Die Dinge für sich akzeptieren, die man nicht mehr ändern kann. Das ist der Schlüssel.
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