Die verfluchte Erbschaft.....
Das Haus war verkauft, beim Nota ralles geregelt, der Scheck lag auf dem Tisch. Wie verabredet kümmerte sich einer der drei Geschwister um Einlösen, Kontoeinrichtung, die Armut hatte ein Ende....Wieso nur konnte ich mich nicht darüber freuen? Komisch, dabei war die Vorfreude, welche einherging mit der Trauer um den letzten Elternteil, doch groß gewesen. Endlich ruhig schlafen können, keine Sorgenmehr mit unbezahlten Rechnungen, den Kindern unter die Arme greifen, den Enkelkindern etwas schenken können, ohne jeden Cent zehnmal umzudrehen, ganz hintenan, sich satt essen können. Diese Euphorie war wie weggewischt nachdem der Scheck nun da lag. Der gehörte uns, ein Teil gehörte mir!
Entscheidungen treffen.... nein das wollte ich nicht, also beschlossen wir gemeinsam dass sich einer der drei um alles Finanzielle kümmern sollte, das Geld erstmal auf ein gemeinsames Konto einzahlen. Abrechnungen von den vorfinanzierten Renovierungen, genaues Aufteilen der Restsumme, wir, nein ich, war reich!Wer jetzt denkt in solch einem Augenblick in Freudentaumel auszubrechen, den muss ich leider enttäuschen, mit diesem Geld schlug die Erkenntnis wie eine Bombe ein.
Das ist Dein Lohn für fast ein halbes Jahrhundert Deines Lebens! Hä, soviel ist es wert? Nein richtig soll es heissen: so wenig ist es wert für all das was man Dir genommen hat, für all diese Jahre des Leidens und jetzt soll alles gut sein, soll alles vergessen werden? Die lieblose Kinder- und Jugendzeit? Das lieblose Elternhaus? Die ungelebten Träume, die Zwangsverheiratung, die liebesleere Ehe, die Gewalt all der Jahre, die Wunden, die verheilten äusserlichen, innerliche die nie verheilten? Die Gesichter der zu sättigenden Kinder, die Schande mit den Gerichtsvollziehern, der Verlust und die Trauer um den geliebten Lebensgefährten, all das sollte mit dieser Summe abgedeckt sein?
Endlich die angehäuften Rechnungen bezahlen, Kinder, Enkel und Freunde beschenken, das tat gut. Neue Einrichtung, endlich genug zum essen, genug zum anziehen, reisen, die Familie im Ausland besuchen, all das war kein Traum mehr, konnte endlich umgesetzt werden! Ungewohnt bei Gesprächen mit Freunden beim thema Urlaub mitreden zu können. Die „treuen“ Gefährten der Vergangenheit zu „belohnen“, auch das gelang mir auf unterschiedlichste Weisen. Genau der richtige Zeitpunkt, das berufliche Einkommen geht verloren, Krankheit, Kampf um Rente, alles kein Problem, um Geld musste ich mich nicht sorgen, es war genug da!
Irgendwann fing es an, das Schrumpfen der Summe auf den Kontoauszügen. Doch komisch, da machte sich auch Erleichterung breit. Erleichterung, es bald geschafft zu haben dieses verfluchte, zu teuer verdientes Geld, wieder unter die Leute zu bringen....
Die Geschwister horten Ihren Anteil wie Ihren Augapfel, Anlagen in Wertdepots, Absicherung des Alters, war ich verrückt geworden oder Sie?
Gemeinsame Eltern, war alles was wir an Gemeinsamkeiten hatten, unterschiedlicher hätte Erlebtes von Geschwistern nicht sein können als bei uns. Andere Erziehung, liebevolle Kinder- und Jugendzeit, freie Berufswahl, freie Entscheidungen fürs Leben, all das hatten sie erfahren dürfen. Ich denke dass es von enormer Wichtigkeit war dass ich der Grund für die „Muss-Ehe“ war und da dies gewollt war, hatte ich dann den „Zweck“ bei Erblicken des „Lichts der Welt „, erfüllt. Ich war da, musste alles können, machte keinem was recht. Mochte ich schwarz, waren alle anderen für weiss. War mir kalt, war es allen anderen garantiert zu warm, so zog sich das weiter durch den Tag, durch die Jahre, Aussenseiter der eignen Familie. Wessen Schuld alles war? Natürlich meine eigene, wie sollte es auch anders sein....
Und jetzt sollte es mir endlich bessergehen? NEIN! Denn die Armut und Krankheit der Seele lässt sich nicht mit Geld kurieren und heilen.....
Alles weg! Gottseidank! Mein Kampf um das gewohnte, tägliche Überleben hat mich wieder, die Ausflüge in dieses andere, ungewohnte Leben, sind vorbei.... ENDLICH!
Die „treuen“ Weggefährten sind auch weg, wieso?