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Der Liebescode

Der Liebescode
Wie machen wir das mit der Liebe?
Wie gehen wir mit ihr um, damit sie entstehen, aufblühen und bestehen kann?
Mir fiel dazu ein Buch in die Hände (Niklas Luhmann: Liebe als Passion, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1982) und das hat mich zu folgenden Erkenntnissen gebracht, die natürlich in weiteren Fragen münden. *g*

Die Liebe ist kein Gefühl an sich, sondern eine Art Überschrift, unter der wir Gefühle sammeln, abwägen, bewerten etc, sogar leugnen können.
Zuerst haben wir diese Gefühle, sie machen das Fehlen eines Objekts= Partners spürbar, dann beginnt die Suche nach ihm und einer Kommunikationsmöglichkeit.
Wir entwickeln einen Liebescode. Ein Medium, das die Botschaften der Liebe übermittelt. Das ist die einzige Möglichkeit, dieses flüchtige und schwer zu fassende Phänomen zu fassen.
Luhmann: ...dass der Mensch unter modernen Lebensbedingungen ein spontanes Bedürfnis nach persönlichen Beziehungen und intimer Kommunikation hat. S.70

Wie wird Liebe kommuniziert?

Hat man ein Objekt gefunden, zeigt man sich ihm. Man stellt sich als Person dar (das ist immer nur nur in Ausschnitten möglich, ob bewusst und gewollt oder nicht).
Man öffnet seine persönliche Welt für den anderen, macht ihn zu einem Teil davon, und signalisiert Interesse an der persönlichen Welt des anderen, zu der man gehören will. Erwidert der andere dieses Interesse, ensteht eine gemeinsame Welt, in der die Liebe stattfinden kann.

Liebe wird entweder durch Worte oder in Handlungen kommuniziert.
Ob ein gefühlvolles Gedicht oder eine voll erblühte Rose – der Liebende liest die gleiche Botschaft in beidem.
Der Austausch solcher Botschaften trägt und nährt das Gefühl. Es entstehen Kommunikationsrituale, die beide genießen und pflegen. Dieser Austausch kann schmal gehalten werden, quasi am Existenzminimum, oder exzessive Formen annehmen, die in einem Nichts-als-Liebe gipfeln.
Es ist ein Kampf zwischen Ratio und Passion, manchmal bewusst wahrgenommen und als Spiel begriffen, manchmal außer Kontrolle geratend – je nach Temperament der Beteiligten.
Luhmann: Liebe kann jetzt als eine Art Superpassion dargestellt werden, die alle anderen in ihren Dienst nimmt; oder als Quintessenz der Passion schlechthin. S.75

Wie wird Liebe entfacht und am Leben erhalten?

Zur Liebe gehört auf jeden Fall Vergnügen. Die Kommunikation muss beiden Spaß machen, in einem sehr weiten Sinne ist sie ein Gesellschaftsspiel.
Luhmann: Die Liebe endet, wenn sie kein plaisir mehr bereitet. S. 114

Auch Hindernisse können die Liebe beflügeln. Zum Beispiel die Abwesenheit des Geliebten: bleibt sie in einem zeitlich begrenzten Rahmen, wirkt sie liebessteigernd, wird sie dauerhaft, wird das Liebesfeuer erlöschen.

Zur Intimität der Liebe gehört Sexualität (als Unterscheidung zur Zuneigung in Freundschaft). Es besteht der Wunsch nach körperlicher Nähe und sexueller Begegnung.
Luhmann: ... als gemeinsame Grundlage der Miteinbeziehung des Körperlichen aber bleibt das Ziel, in höheren Formen der Liebe das Heil zu finden. Geschlechtliche Liebe wird durch geistige Liebe überformt. S. 58
Dieser Bereich der wortlosen Kommunikation wurde deswegen auch über viele Jahrhunderte mit Liebe gleichgesetzt, auch wenn der sexuelle Akt durchaus ohne die Überschrift Liebe vollzogen werden kann.
Findet Sexualität aber unter der Prämisse Liebe statt, vermittelt er die Möglichkeit, auch da eine Welt zu schaffen, in der das eigene
Erleben optimalerweise auch das des Partners ist.
Luhmann: Dies liegt nicht zuletzt an der Reflexivität des wechselseitigen Begehrens. Im körperlichen Zusammenspiel erfährt man, dass man über das eigene Begehren hinaus auch das Begehren des anderen begehrt..., S.33

Warum ist Liebe auf Dauer instabil?

Liebe ist ein Paradox: Aus der emotionalen Wucht von Momenten versucht sie Dauer zu destillieren, aus durchschnittlichen Menschen macht sie idealisierte Helden, aus Bagatellen werden einzigartige Besonderheiten, aus Schwierigkeiten und Leid macht sie Genuss – sie ist eine Illusion, die paradoxerweise Realitätsanspruch fordert.
Luhmann: ...dass die Codierung von sexuell basierter Intimität erst außerhalb aller etablierten Ordnung begonnen wurde... vor allem mit dem Eingeständnis der Unvernünftigkeit, der Wahnhaftigkeit, der Instabilität. .... Die auf Liebe begründete Ehe ist das Resultat einer stabilisierenden Systembildung, und der Ausbau von Scheidungsmöglichkeiten das Korrektiv dazu. Es bleibt der Ehe damit selbst überlassen, ob sie halten will oder nicht. S.39

Setzt man die Liebe also in einen geregelten, konditionierten Rahmen, beschränkt man sie. Die romantische Liebe verträgt sich nicht mit Institutionalisierung.
Lumann: Die Liebe beginnt erst, wenn man das, was verlangt werden kann, überschreitet, und ein Recht auf Liebe verhindert, dass sie überhaupt zustande kommen kann. S.84

Verspricht die Liebe zuviel?

Luhmann: Dazu kommt, das sich im bezug auf die Liebe und das Verhalten des Liebenden enttäuschungsanfällige Erwartungshaltungen bilden. S.46
Wir stehen also in dem ständigen und unlösbaren Konflikt, von der Liebe alles, auch das Unmögliche zu erwarten, Grenzen sprengen zu wollen, um uns selbst und den anderen immer wieder zu überraschen – doch unsere Mittel scheinen beschränkt, ebenso wie unser Energiepotential.
Selbst- und Partnerüberforderung ist die Folge.
Luhmann: Die typische Antwort bringt zeitliche Begrenzung ins Spiel: Die Liebe höre zwangsläufig auf und müsse durch gemäßigtere Formen und Verhaltensanpassung ersetzt werden. S.46

Wie ihr lesen könnt, können kluge Bücher uns das Phänomen zwar analysieren helfen, doch ein Patentrezept haben sie auch nicht
Die einzige Antwort scheint also ein mehr oder weniger häufiger Partnerwechsel zu sein, mit dem wir dasselbe Spiel immer wieder und besser zu spielen versuchen.

Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare. *g*

©tangocleo 2010

.
Ein schlaues Buch!
Doch zum Glück ist das, was Liebesgefühle auslöst schlauer!
Oder nicht schlau genug. Denn das einzige, was mir mein steigendes und
das Wissen aus dem Buch bringt, ist, dass ich etwas besser meine enttäuschungsfähigen Erwartungen herunter schrauben kann. Und leider irgendwie auch meine Sinne damit abstumpfe, die dem Liebessamen in mir erlauben, zu keimen und zu wachsen.
Der häufigere Partnerwechsel war da keine Lösung im positiven Sinn, denn die vermehrten Enttäuschungen (die Sehnsucht nach Ankommen lauert ja doch im Untergrund) haben mich eher verschlossener denn offener gemacht.

nachdenklich *frage* laf
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das ist mir eine zu intellektuelle Betrachtung eines an sich unlogischen Gefühls, das mit Logik niemals wirklich zu erfassen sein wird.

Emotionen können nun mal nicht immer intellektuell zerlegt und erfasst und erklärt werden, das liegt wohl in der Natur der Sache.

Und wie ich niemals müde werde zu betonen: DIE LIEBE an sich gibt es ohnehin nicht. Wir können lieben, wir können geliebt werde, das alles ja. Aber die Liebe als etwas von mir Unabhängiges habe ich noch spazieren gehen sehen - genau so wenig wie die Angst oder den Hass oder die Freude ... ich kann mich ängstigen, ich kann hassen oder mich freuen, aber all diese Emotionen sind innere Prozesse und keine Dinge. Deshalb würde ich sie auch niemlas als verdinglicht betrachten.

(Der Antaghar)
@*****har
dein Argumentation ist richtig, und auch dein Widerwille gegen eine so intellektuelle Betrachtung, wenn man die Liebe als EIN Gefühl betrachtet.
Ich finde es spannend und hilfreich, die Liebe als sammelnde Klammer von Gefühlen zu sehen - einzelne, wechselnde Gefühle kann ich besser wahrnehmen und benennen als das unfassbare Phänomen Liebe.

@***ve
ja, der reine Partnerwechsel hat bei meinen "Liebesuntersuchungen" auch nicht viel gebracht - eher schon die Fragestellung, welche Lernprozesse durch die nächste Beziehung angeregt werden, was ich lernen darf und muss - nur das bringt einem weiter.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ tangocleo
Sehr richtig, liebe Cleo! Das sehe ich auch so.

Nur gilt auch dann: Gefühle, welche auch immer, sind niemals unabhängig von uns existierende Wesenheiten. Sie sind nicht irgendwo, sondern sie werden von uns gefühlt, es sind aktive Lebensäußerungen von uns. Entweder haben wir Gefühle - oder (im leider nicht so erfreulichen Fall) haben die Gefühle uns.

Und diesen Punkt hat der werte Herr Luhmann (vermutlich ein Soziologe oder Philosoph, im "schlimmsten" Fall beides) meines Erachtens nicht ausreichend gewürdigt. Er scheint Emotionen als etwas zu sehen, das außerhalb von uns existiert und uns gelegentlich über den Weg läuft - wobei ich einräumen muss, das besagte Werk nicht zu kennen.

*

Zum Lernen aus Partnerschaften: Wir werden meistens den immer gleichen Problemem bzw. Aufgaben so oft begegnen, und sei es in Form neuer Beziehungen, bis wir sie endlich erkannt und gelöst haben. UNd bei einer Trennung nehmen wir diese Aufgaben mit, das wir ja auch uns mitnehmen in die neue Partnerschaft. Und das ist keine Lösung, sondern eine Verschiebung bzw. ein Aufschub. Am Beginn einer neuen Beziehung wirkt das dann oft so auf uns, als sei etwas überwunden ... bis es uns wieder einholt.

(Der Antaghar)
zu Gefühlen:
Da hat der Soziologe Luhmann natürlich ein anderes Thema - wie ich auch:
es geht nicht um Gefühlsanalyse, sondern um das, was aus den Gefühlen als Folge entsteht. Welche Konstrukte an Handlungen, oft sogar sehr schematisierten, dem Gefühlsausbruch folgen: Von Werbungsverhalten, Koketterie, Verführungsattacken, Bindungssystemen bis Eheschließung und Kinderzeugung, auf der Negativseite Sehnsucht, Leid, Krankheit bis zum Selbstmord.
Da darf man schon mal Lupe und Reagenzglas nehmen, um diese Phänomene zu betrachten. *g*

Und wenn man sich der Mechanismen, vor allem der sich wiederholenden, bewusst wird, steigt doch die Chance, nach einem Wechsel auch einmal etwas besser zu machen. Zum Beispiel, wie wichtig die richtige Kommunikation ist und deren Pflege.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ tangocleo
Das ist wohl wahr. Und ich hab auch nicht das Recht, da etwas dagegen zu haben, man darf das selbstverständlich (und ich mach das manchmal selbst nur allzu gern).

Nur ich mag es in diesem Fall nicht, mir ist es etwas zu abgehoben bzw. intellektuell. Aber das ist immer auch Geschmacks- und Ansichtssache. Und ich finde es trotzdem sehr wertvoll, dass Du uns daran teilhaben lässt!

Ist aber logisch, dass es wohl kontroverse Reaktionen darauf geben dürfte ...

*g*

(Der Antaghar)
Möglicherweise ein interessanter Beitrag: deutschlandfunk, gleich um halb fünf:

Forschung aktuell

Wissenschaft im Brennpunkt
Auslese
Naturwissenschaftliche Fach- und Sachbücher
Denken, fühlen, handeln
Neurophysiologen entschlüsseln die Funktionsweise des Gehirns
Gesprächsteilnehmer: Dagmar Röhrlich, Michael Lange
Moderation: Ralf Krauter
Das menschliche Denkorgan leistet Bemerkenswertes. Dabei ist das 1,5 Kilogramm schwere Gehirn eines Erwachsenen alles andere als eine effiziente Rechenmaschine. Aktuelle Einsichten der Forschung deuten darauf hin, dass unser Hirn eine Behelfslösung ist: ein Konglomerat evolutionärer Überbleibsel, das komplexe Aufgaben oft richtig löst, aber keineswegs immer effizient. Wie nehmen wir unsere Umgebung wahr? Wozu träumen wir? Warum sehnen wir uns nach langfristigen Liebesbeziehungen? Und wodurch entsteht das Gefühl von menschlicher Individualität und die Sehnsucht nach Gott? Mit trickreichen Experimenten und ausgefeilter Methodik haben Hirnforscher in den vergangenen Jahren faszinierende Einblicke in die Funktionsweise unserer grauen Zellen gewonnen. In neuen Sachbüchern versuchen führende Wissenschaftler die überraschenden Erkenntnisse anschaulich zu erklären und einem breiten Publikum verständlich zu machen. Mit welchem Erfolg? Das Sachbuch-Trio des Deutschlandfunks verrät die Antwort in der Sendung "Auslese".
@Tangocleo
Danke für Deine Themenwahl.
Vor Jahren war ich ein großer Luhmann-Fan, hab gleich das Buch rausgezückt, und dazu noch das Glossar (GLU, suhrkamp), das eine gute Landkarte im Luhmann-Universum darstellt. (eine knappe selbstverweisende Systematik seiner Systemtheorie).

Doch, ehrlich gesagt, obwohl ich gerne wieder in den Stoff ginge... mir liegt im Moment eher andere Lektüre; ich nehme an, Du wolltest auch nicht das Buch, sondern die Inspiration daraus nutzen.

Codes; der zentrale Begriff...
Am Ende wird man eher wissen, also auch mit Distanz wissen, was Codes alles sind und bewirken können; Liebe in der Gesellschaft, die Liebe in der Individualität prägt.
Ein Abriss der in unterschiedlichen Epochen geltenden Übereinkünfte; sehr interessant.

Wohl ist es so, dass die Codes - entgegen aller Gegenrede - noch ebenso wirksam, oder so sinnstiftend, oder so destruierend sind wie schon immer.
Im Einzelfall stehen wir vor der Frage, wie das Verhalten des Geliebten zu deuten sei; da sehe ich die meisten Hindernisse; die Ratgeber-Literatur tut auch nichts anderes, als die bestehenden Codes zu verschütteln oder für tot zu erklären.

"Warum schreibt er keine SMS, wo ich doch dauernd schreiben würde?
Warum ruft er nicht an, wenn er merkt, dass...
Warum reagiert er nicht, wenn er doch sieht, dass
Warum,
Warum";
in meinem Sozialraum am Arbeitsplatz sitzen die Mädels mit dem Handy vor sich und stellen sich die immergleichen Fragen...

Erwartungen; irrige Annahmen, meist nicht mal mit einem schuldigen Stifter dahinter, einfach so im Laufe des Erwachsenwerdens aufgeschnappte angebliche "man müsste"-Schleifen; Eigenlogik der Fremdlogik aufgestülpt.

Ich meine schon, dass es sich um ein Konglomerat aus tradierten, gar nicht so verblichenen, zum großen Teil romantischen Grundannahmen handelt. Das uns bestimmt, auch wenn wir fleißig Luhman lasen und sogar verstanden.

Liebe ist instabil...
weil alles instabil ist.
Wie sollte Liebe anders sein; ein Produkt, eine Emanation eines sich permanent wandelnden Wesens, abhängig von Jahreszeiten, Lebenszeiten, Tageszeiten.

Andererseits ist Liebe vielleicht nicht instabil, sondern ihre Zuordnungen; wir verlangen, dass ihr Ausdruck, ihre Manifestation die immer gleiche ist.

"früher hast Du...";

Wir halten fest.
Und die Liebe entgleitet, weil sie vermutlich flüchtiger ist, weil sie Flügel hat, und der Verstand sie nicht in Ketten legen kann.

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mr in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

(RM Rilke: Engellieder)
toller Beitrag, liebe Maerzmond!
und darauf gleich noch einen Rilke,
die folgenden Worte aus den „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“:

Sieh dir die Liebenden an,
wenn erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen.


*g*
ja, den kenn ich auch...
Danke, Tangocleo


Ist es Lüge, wenn es was anderes geworden ist?

Und ab wann, wenn das Anders-Geworden-Sein anhält und beginnt weh zu tun, ist es nicht mehr Liebe?

Und weh tun: tut es, weil es wirklich mich "verletzt", oder weil es mein Selbstverständnis, meinen Stolz, meine Ansprüche verletzt?
(Code)

Und darüber hinaus: gibt es noch mein Bedürfnis, mein ganz eigenes, Gefühle wie Sehnsucht, die weniger erworben sind, eher existieren, weil sie schon oft ungestillt blieben.

der Andere soll sie erraten, angemessen beantworten, stillen.
Er soll tiefer reichen, als die bislang trockenen Brunnen; erlösen.

Kein leichtes Spiel.
Der Lügencode als Unterpunkt im Liebescode wäre auch einer Untersuchung wert.
Wie sehr bauschen wir Gefühle auf (die wir nur gerne hätten, aber gar nicht haben)? ( Romantisierung z.B.)
Wie oft tun wir "aus Liebe" Dinge, die wir eigentlich gar nicht wollen?
(er schreibt ihr bloß eine sms, weil er weiß, dass sie darauf wartet)

auch in der Liebe authentisch zu bleiben, die Balance zwischen Ich-Bedürfnis und Wir-Kompromiss - eine immense Aufgabe, aber auch eine spannende Herausforderung... immer wieder! *g*
@interzone
falls du es gehört hast, wäre es toll, du würdest Passendes zu dieser Diskussion mit uns teilen. *g*
Wie oft tun wir "aus Liebe" Dinge, die wir eigentlich gar nicht wollen?
(er schreibt ihr bloß eine sms, weil er weiß, dass sie darauf wartet)

Und so geht es dann oft dahin, weil der eine nicht aus reinem Pflichtgefühl schreiben, der andere so nicht erhalten will;

Und auf das Müssen-Gefühl folgt bald das Mag-aber-nicht-Gefühl.

Und: wenn "ich" authentisch bin... muss das noch lange nicht gut sein für das Wir.

Und bin ich´s nicht: auch nicht, und für mich erst recht nicht.

Seufz.
Ich wünschte mir da auch einen Gedanken von einem Mann; sonst geraten wir in die Logik der weiblichen Codes... *zwinker*
… falls du es gehört hast …

Ich habs gehört, aber es war enttäuschend wenig an Inhalt. Der Tenor ist unterm Strich eine radikalkonstruktivistische Struktur der Wahrnehmung; Ich, d.h. mein Nervensystem, macht, was ich sehe und fühle, im Grunde selbst. Allerdings: Das Zentralnervensystem ist eine schlecht ausgestattete Küche, in der nach schlechten Rezepten gekocht wird. Was Luhmann betrifft passt dies zu den sozialen Systemen, mit denen er alles fassen will. Sie erzeugen und erhalten sich selbst.

Für Luhmann gibt es gewissermaßen nur Kommunikationen. Die „Liebe“ interessiert ihn eigentlich nicht. Täte sie das, käme er um ein paar Sätze zu Plato oder Freud nicht herum, und die beiden kommen gar nicht vor. Die Passion der Liebe ist für ihn zwar eine Tatsache, die sich in den Menschen abspielt, aber er interessiert sich nur für das, was sie, die Menschen, damit anfangen, mit welchen Bedeutungssystemen, also codes, diese Gefühle umgesetzt werden in etwas, das man tatsächlich sehen und hören kann; Verhalten und Sprache.

Damit sind wir hier, an dieser Stelle und in dieser Zeit, mit den uns eigenen Formen der Transformation angesprochen. Wir haben als entwickelte Industriegesellschaft ein Konglomerat aus teilweise sehr alten, aber auch recht neuen Ideen verinnerlicht, mit denen wir „Liebe“ fassen und kommunizieren. Darin gehen wir alle unter anderem von Plato über Freud bis zu Jennifer Aniston. Zum Beispiel.

Du, tangocleo, bist mit den letzten Texten in ein Studium eingetreten, in dem du einigen Dingen auf den Grund gehen willst. So scheint es mir jedenfalls. Daß du jetzt ausgerechnet Luhmann bringst, nötigt mir Respekt ab. Ich habe von Natur aus sehr gute Zähne, denen ich schon allerhand zugemutet habe. Die Lücken, die sich heute zeigen, hab ich mir an Luhmanns Sozialen Systemen geholt, aber es hat sich mehr als gelohnt.
Danke für den Respekt... allerdings kam mir der Luhmann so "unter" - gesehen im Schaufenster der Bahnhofsbuchhandlung - und er passte eben zu meinen liebestheoretischen Gedanken. Besser als ein weiterer Liebes-Schmacht-Roman! *g*

Ja, ich will was drüber wissen, erstens, weil ich doch im "hohen Liebesalter" aus ein paar Dauerfehlerschleifen rauskommen will - die Hoffnung habe ich noch!
Zweitens weil ich auch mit Liebesanfängern (meine Kinder und deren Freunden) viel über die Liebe rede - und da eben die Codes entdecke, auch Codes, die ich als anachronistisch empfinde. Teilweise geht es zu wie in Liebesromanen der 18.Jahrhunderts...lach
Teilweise geht es zu wie in Liebesromanen der 18.Jahrhunderts

Das ist übrigens eine brandaktuelle Erkenntnis; die mediale Überschwemmung mit Sexthemen sowie die vordergründige Suche nach noch möglichen Tabubrüchen führt nicht, wie man meinen könnte, zu einer völligen Auflösung traditioneller Verhaltensweisen bei Jugendlichen, die dann entweder enthemmt oder verunsichert sind. Es gibt, zumindest zur Zeit, eine deutliche Tendenz zur traditionellen, stabilen Zweierkiste. Die jungen Leuten lassen all den Sexhype an sich vorbeiziehen und leben eine unaufgeregte, gesittete Paarbeziehung.
*****e_M Frau
8.518 Beiträge
@Cleo
Zu Deinem Eingangstext....

Auch ich habe versucht mich über die wissenschaftliche Schiene diesem Thema zu nähern. Sicherlich ganz interessant und man findet sich dann auch in dem einen oder anderen Gedankengebäude wieder.

Zielführend ist dieser Weg allerdings für mich nicht. Ich kann Liebe nicht definieren weil es eben für mich nicht die eine wahre gibt, an der man festhält und sich einrichtet, denn Liebe ist immer neu. Deshalb passt sie nicht in Kategorien und lässt sich m.E. nicht systematisieren.

Auch sehe ich verschiedene Lieben, selbst nach dem vermeintlichen Scheitern, nicht als Warteschleifen an. Ich empfinde sie als Geschenk.

Das Vorhaben, jetzt endlich mal wieder umfassend zu lieben erscheint mir gefährlich, denn diese rationale Planung läuft ev. durch einen sich immer mehr steigernden Erfolgsdruck ins Leere.

LG, Odette
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Liebe Cleo,
Deine Texte und Betrachtungsweisen lese ich immer gerne.
Aber hier ist ein Text, in dem es eigentlich um Liebe und Gefühle gehen sollte - so dachte ich jedenfalls - so vergeistigt, dass er sich dem Kern unglaublich weit entfernt.
Klar, er ist gut geschrieben. Und erweckt das Gefühl, fundiert zu sein.
Aber genausogut könnte ich versuchen, mathematische Formeln für Liebe aufzustellen. Es würde mir nie gelingen...
Nee, so will ich Liebe nie sehen, nie analysieren wollen.
LG
Rhabia
Zwei Seelen
wohnen ach in meiner Brust....

Das schöne Gefühl ist auch mir so heilig, dass ich die Heinzelmännchen die mir dazu verhelfen, nicht durch das all zu grelle Licht von Logik und Analyse vertreiben möchte.
Doch wenn zum wiederholten Male das Kind in den Brunnen gefallen ist, sehe ich schon einen Sinn darin, etwas Abstand zu nehmen und die Gewohnheiten und Gefühle, die mir oder meinem Partner Leid zufügen auch mit diesen mir geschenkten Fähigkeiten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Denn im Endeffekt müssen Emotionen und Logik sich nicht zwangsläufig widersprechen.
Ganz provokativ würde ich sogar behaupten, dass es nichts logischeres als Gefühle gibt!
Es ist ja nicht nur eine Fehleranalyse - es ist ja auch ein Versuch, dem schönen Wahnsinn ein wenig auf die Schliche zu kommen. Habt ihr nicht schon manchmal über euch gelacht, wenn ihr der Liebe wegen total irre Sachen gemacht habt? Und euch gefragt, warum ihr das tut?

...und heulen über das Scheitern kann hier doch auch jeder ziemlich gut - dann mal das Hirn einzuschalten, halte ich nicht für "zerreden"!
*g*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Nein, nicht zerreden. Aber zu sehr analysieren. Statt es einfach geschehen zu lassen. Liebe ist nicht logisch. Sie folgt keinem Gesetz. Sie ist einfach. Auch wenn sie nicht immer einfach ist. Klingt unlogisch? Jep! Ist es! Und das ist das Phantastische, das Wunderschöne, das Schmerzhafte und das Aussergewöhnliche an ihr. *g*
Der Text behandelt nicht die zugrunde liegenden Gefühle - sondern das, was wir daraus machen.
Keiner kann behaupten, er hätte nicht die Wahl!
Aber bequemer ist es schon zu sagen: was kann ich dafür, es geschieht eben!
Ich für meinen Teil möchte nicht nur Spielball meiner Gefühle sein.
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Fragen von einem, der die Liebe nicht kennt:
Was ist das nur für ein pudelnärrisches Ding, diese Liebe?
Sie macht euch so… ja so irgendwie…
Sie macht euch unberechenbar.
Ich kann das nicht nachvollziehen.
Was fühlt ihr da, wenn ihr liebt?
Und warum liebt ihr?
Woran ermesst ihr Liebe?
Ist es der Pulsschlag? Der Blutdruck? Der Herzrhythmus? Der Hormonspiegel?
Was macht euch reich, wenn ihr liebt?
Warum ist euch Liebe so wichtig?
Wann habt ihr genug Liebe?
Wann hört ihr auf, nach noch mehr Liebe zu suchen?
Macht sie euch nie zufrieden, diese Liebe?
Wollt ihr nur immer mehr davon?
Ist sie eine Droge?
Macht sie nicht irgendwann abhängig?
Nein, ich kann euch nicht verstehen…
Ihr sucht die Liebe und endet in Leid und Unglück!
und wo kriegt man jetzt die Antworten her, ohne zu analysieren? ...lach
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