Das Zimmer in Roanne
© Nisham 2010Ich in dem Zimmer. In Roanne. Ich wache auf. Nein, nicht plötzlich, nicht hoch geschreckt – wie sonst immer. Sondern ganz langsam, als würde ich aus dem Tiefschlaf gemächlich auftauchen.
Es ist hell. Tag. Langsam öffne ich die Augen.
Und da sitzen sie. Fünf an der Zahl. Im Halbkreis um mein Bett. Nein, ich erschrecke nicht. Hab ich auf sie gewartet? Geahnt, dass sie kommen werden?
Fünf Augenpaare schauen mich direkt an. Geduldig. Mit hängenden Zungen. Jetzt höre ich deren Atem. Dieses Geräusch muss mich wohl sachte aus meinem Schlaf geholt haben.
Dabei hatte ich doch die Tür gut verschlossen. Wie jedes Mal, wenn ich mich in dieses Zimmer in Roanne zurückziehe.
Ich weiß. Es ist gleich so weit. Und nein, ich habe keine Angst.
Ich schaue jedem Einzelnen in die Augen. Lange. Ohne zu blinzeln.
Es ist sehr still. Nur der hechelnde Atem ist zu hören. Mein Herz schlägt ruhig. Ohne Aufregung.
Ich will die Decke noch ein wenig höher ziehen. Etwas Wärme noch einmal genießen.
Doch da springen zwei auf, packen die Decke und zerren sie weg. Ich lasse es geschehen.
Nun liege ich da. Ausgeliefert. Ich weiß, gleich ist es so weit. Es ist unausweichlich. Ich wusste schon lange, dass es so kommen würde.
Noch einmal schaue ich in die Runde. Von einem Augenpaar zum Anderen.
Nein, ich schließe die Augen nicht, als ich mich entscheide und zum letzten Mal spreche: „Komm!“