[RF] Triptychon beginnender Wollust
Die Leichtigkeit der DuchesseDie Düfte der Casserole
Die Farben des Malers
Während sich die Duchesse de Carcasonne das fliederfarbene Mieder schnüren ließ, lief der mächtige Hirsch noch durch die tiefen Wälder am langsamen Lauf der Loire. Der Maler hingegen mischte einem Tropfen Karminrot in das Indigoblau, um den Duft des frischerblühten Lavendels einfangen zu können.
Die Duchesse ließ sich von ihrer Zofe das Haar mit Talkum weißen, während die Magd den Korb mit Wurzelgemüse für das heutige Mahl entgegennahm. Dies entging dem Maler, als er darüber sinnierte, ob sich die Reihen des beobachteten Lavendels am Horizont verlieren sollten, oder ob er einen Abschluss durch nahe Wälder bevorzugt.
Ein paar Tropfen Patschuli verliehen dem Wildrosenduft des Parfums eine gewisse schwere, tiefe Note, die der Duchesse eine geheimnisvolle Aura verleihen sollte. Indes wurden Möhren und Schwarzwurzeln geschält und zu einem rot-weißen Bouquet auf einem braunen Holzbrett zusammengelegt; darauf wartend in der großen Casserole zu verschwinden. Ein graues Blau legt zwischenzeitlich einen Dunstschleier über den Horizont, an dem sich die Linien der Lavendelpflanzungen im endlosen Nichts unter den langgezogenen Pinselstrichen verlieren.
Als die Duchesse ihren Kutscher rief, schmorte der Koch die Zwiebel in Entenschmalz und etwas braunem Rohrzucker an, bis dass sie karamellisierten. Dann bedeckte er die Schwarzwurzeln und Möhren mit der zartbraunen Masse und legte den rosafarbenen Hirschbraten auf dieses warme Bett aus Wurzelgemüse.
Die Gedanken der Mademoiselle la Duchesse flogen ihrer Kutsche voraus, während fein gewürfelte, kräftiggelbe Kartoffelwürfel die Casserole zentimeterweise füllten, bis dass der Hirschbraten zu verschwinden drohte. ‚Kräftiggelb‘, denkt der Maler, ‚nehme ich für den Weg. Überdeckt mit einem Ocker.‘
Der heiße, gusseiserne Deckel der Casserole wurde abgenommen, als oben an der nie verschlossenen Haustüre eine strahlendschöne Duchesse Einlass begehrte und zugleich der Maler seine Palette aus der Hand legte.
Gemeinsam setzte man sich nach gegenseitig ausgetauschten Begrüßungsfloskeln zu Tisch: Die Duchesse mit ihrem Lächeln, die Casserole, gefüllt mit deftigem Düften und der Maler mit buntbeklecksten Händen, die kein Malerkittel verdeckte.
Der Rest ist schnell erzählt: Dem Maler steht der Pinsel, der Duchesse die Röte im Gesicht und die Kasserolle unbeachtet auf dem Tisch herum.