Die Hexen im Birnbaum
Eine Coproduktion von Herta und mir.Wir hoffen, ihr werdet beim Lesen so viel Spaß haben, wie wir beim Schreiben
Griseldis Kreuzkümmel saß entnervt in ihrer Küche. Das ständige Gepolter ihres Türklopfers war heute beinah noch unerträglicher, als sonst. Eigentlich hatte sie ihm einen starken Beruhigungstee aufbrühen wollen, aber ihr kleiner Wasserkessel litt wieder an einer Depression und verweigerte seinen Dienst. Und so klopfte und polterte der Türklopfer munter weiter.
Mit einem Mal klopfte es aber nicht nur an der alten, verwitterten Tür ihres kleinen, schiefen Häuschens, sondern es pochte auch am Fenster.
Griseldis schrak auf.
„Griseldis Kreuzkümmel, wenn du mir jetzt nicht endlich die Türe öffnest, kannst du aber was erleben! Mich zur Teestunde so lange im Regen stehen zu lassen! Kruzifix, du bist mir eine feine Freundin!“
„Kreuzkrötenschleim! Dich hab ich glatt vergessen. Entschuldige, meine Liebe, aber mein Türklopfer hat heute wieder einen hyperaktiven Schub und klopft schon seit dem Morgengrauen.“
„Du solltest deinem Klopfer einmal eine ordentliche Therapie verpassen“, antwortete Camelia Zuckerbrot und lächelte sauer. Das Wasser tropfte über die breite Hutkrempe, in dem sich bereits ein kleiner See gebildet hatte auf dem eine Ente lustige Runden drehte. Zornig verscheuchte sie das Federvieh und wartete, dass Griseldis endlich die Tür öffnete.
„Wurde aber auch Zeit“, brummte sie und schüttelte sich sogleich, dass das Wasser nur so spritzte. Mit einer Handbewegung und einem leisen Murmeln war sie trocken, dann erst trat sie ein.
Es würde mehr als einen guten Tee brauchen, um sie zu besänftigen. Da kam sie extra den weiten Weg von Fröhlichhausen hierher und dann musste sie stundenlang im Regen warten. Sie schälte sich aus zahlreichen Mänteln und Schals und zum Vorschein kam eine kleine, drahtige Person, die sich sogleich auf dem besten Platz des Hauses niederließ, die Füße dem Kamin entgegenstreckte und zufrieden schnaubte.
„Was für ein Ärgernis, dein Klopfer. Soll ich ihn therapieren?“ Sogleich zückte sie ihren Zauberstab und winkte energisch damit.
„Camelia, lass das bitte! Er ist doch so sensibel. Das mag er gar nicht. Ich hab das auch schon versucht. Danach hat er den Postboten in die Finger gebissen, als der die Hand zum Briefschlitz streckte.“
Griseldis Kreuzkümmel zog ihre dünnen Augenbrauen zusammen. Sie mochte es nicht, wenn Camelia sich in ihre Angelegenheiten mischte. Und sie mochte es auch nicht, wenn Camelia so klein und zierlich aussah. Daneben kam sie sich immer vor, wie ein ausgemachter Trampel, mit ihren großen Füßen, die immer in Männerschuhen steckten.
Griseldis schaute unauffällig an sich herab. Leider hatte sie den Besuch völlig vergessen und trug deshalb ihr heiß geliebtes, pinkes Blümchenkleid. Sie wusste, dass es zu den dicken Herrenpantoffeln absolut unmöglich aussah. Ihre karottenrot gefärbten Haare standen ihr wirr um den Kopf, denn sie hatte über den Ärger mit dem Türklopfer vergessen, sich zu frisieren und dass Camelia sie in diesem Aufzug erwischte, war ihr ein wenig peinlich.
Mit einem kleinen Seufzer nahm sie neben Camelia auf dem Sofa Platz.
„Meine liebe Camelia, leider kann ich dir gar nichts anbieten. Mein Kühlschrank hat eine kleine Magenverstimmung und nun sind die Lebensmittel alle verdorben.“
Ein laut vernehmlicher Rülpser der aus der Ecke kam, in der ein wahrliches Monstrum von Kühlschrank stand, bekräftigte ihre Aussage.
‚Ach herrje’, dachte Camelia und strich sich das weiße Haar zurück, das sich widerspenstig einen Weg in die Stirn gesucht hatte. Es wallte um ihren Kopf, als hätte es ein Eigenleben. Wahrscheinlich hatte es das auch, denn es war genug davon vorhanden, um Verstand zu bilden. Sie musterte Griseldis eingehend, seufzte noch einmal und sagte schließlich, sich tapfer in ihr Schicksal fügend: „Es macht doch nichts. Aber du hast doch hoffentlich noch etwas von der Medizin, die ich dir letzten Monat überlassen habe? Du weißt schon, die Flasche Selbstgebrannten von Herrn Freudlos, die er mir geschenkt hat, nachdem ich seine Kuh besprochen habe.“ Ihre Hoffnung war es, wenigstens einen guten Schluck, oder zwei bis mehrere oder viele, zu ergattern und sich so den Magen zu wärmen, wenn er schon sonst nichts bekommen würde. Sie kannte ja ihren Magen und Griseldis sonderbaren Hausstand. Woher sie nur immer diese eigenwilligen Stücke nahm? Bei Camelia genügte meistens ein Blick und die Dinge blieben dort wo sie hingehörten und zeigten auch das entsprechende Verhalten. „Ein Kühlschrank mit Magenverstimmung! Na, so etwas. Hast du ihm zuviel hineingestopft und nicht auf die Haltbarkeit der Lebensmittel geachtet?“, fragte sie mit einem scharfen Blick aus ihren blassblauen Augen und schüttelte mitfühlend den Kopf. Ob sich ihre Anteilnahme auf den Kühlschrank oder Griseldis bezog, ließ sie dabei offen.
„Ach, Camelia, das Blöde ist, dass ich die Medizin auch in den Kühlschrank gestellt habe. Es ist alles hin, was drin ist. Und er macht nicht mehr auf. Jetzt muss ich warten, bis er alles fertig verdaut hat. Aber weshalb ich eigentlich mit dir sprechen wollte ist etwas ganz Anderes. Camelia, ich habe ein Problem und brauche deine Hilfe! Du weißt doch, dass ich eine Nichte habe. Amelie-Isis Salpeter. Ja, du kennst sie. Sie war damals die Kleine, die versehentlich deine Haare angezündet hat, als sie mit meinem Zauberstab spielte. Nimm es ihr nicht mehr übel, sie war ja noch ein kleines Kind. Amelie-Isis hat ein gutes Potential, eine wirklich große Hexe zu werden. Aber Prinz Pumpernickel aus dem Felsenkönigreich hat ein Auge auf sie geworfen. Und ehrlich gesagt, er sieht jetzt, mit nur noch einem Auge, noch scheußlicher aus, als bisher. Amelie-Isis mochte ihn schon vorher nicht. Sie hat es ihm auch sehr deutlich gesagt. Und nun hat Prinz Pumpernickel sie in einen Turm gesperrt, der von einem Drachen bewacht wird.“
Was Griseldis ihrer Freundin verschwieg war, dass sie das Auge des Prinzen in Verwahrung genommen hatte. Es lag inzwischen in einem kleinen Kästchen aus Ebenholz auf ihrem Nachtschränkchen. Den Deckel des Kästchens hielt sie gut verschlossen, weil sie das Gefühl hatte, das Auge starre sie an.
Griseldis’ Plan zur Befreiung ihrer Nichte war so einfach, wie einfallslos:
1. Mit Camelia zum Turm reisen.
2. Den Drachen außer Gefecht setzen.
3. Das Mädchen schnappen.
4. Schleunigst wieder weg.
Über die Details hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, denn erstens kommt immer alles anders, als man zweitens denkt und das Denken wollte sie in weiten Teilen sowieso Camelia überlassen, nicht nur, weil diese über einen messerscharfen Verstand verfügte, sondern auch, weil sie dann jemandem die Schuld geben konnte, falls etwas schief laufen sollte.
Leider war Punkt 1 ihres Planes auch schon das erste Problem. Sie konnte nicht fliegen. Nicht, dass sie nicht hätte fliegen können, schließlich war sie ja eine Hexe. Aber ihr Besen war in der Mauser und in seinem zerfledderten Zustand war an Fliegen überhaupt nicht zu denken. Zu Fuß jedoch hätte die Reise mehrere Monate in Anspruch genommen, falls sie überhaupt je ankommen würden, da der Weg über die Eismesserklippen des Felsengebirges führte, die, wie ja jedermann weiß, unüberwindbar waren. Die einzige vernünftige Alternative war also, per Birnbaum zu reisen. Aber Griseldis wusste, welche Aversion Camelia dagegen hatte, sich in sprechende Bäume zu quetschen.
Als Camelia von dem Vorschlag hörte, einen Birnbaum als Transportmittel zu nutzen, war ihre erste Reaktion, ihrer Freundin den Vogel zu zeigen gewesen. Aus ihrem unerschöpflichen Fundus zog sie sogleich einen kreischenden Lämmergeier, den mit dem nackten Schädel wohlgemerkt, und hielt ihn Griseldis vor den Kopf, der ein paar Mal fest dagegen hämmerte, dann nahm sie ihn wieder weg. Während der Vogel seiner Tätigkeit nachging, hatte sie Zeit über das alles nachzudenken, das ging bei ihr immer relativ schnell, weil die Haare eben mitdachten. Schließlich kam sie grummelnd zu dem Schluss, dass es keinen anderen Weg gab. Aber diese dumme Person wollte sie eigentlich nicht retten. Jemand, der anderen Leuten, wenn auch unabsichtlich, das Haar anzündete, hatte es nicht verdient auf noble Weise gerettet zu werden. Aber sie mochte den Prinzen Pumpernickel ebenso wenig und ihm eins auszuwischen, das gefiel ihr doch.
Auf ihrem gescheiten Kopf bildete sich nun ein Kringel – was heißt hier einer, er war voll davon, dann breitete sich in ihrem Gesicht ein breites Grinsen aus und sie nickte einige Male bedächtig, bevor sie sagte: „Na gut. Aber ich suche die Birne, verstanden?“
Damit war Griseldis einverstanden und sie wunderte sich, warum ihre Freundin so rasch einverstanden gewesen war.
Diese blöden Berge waren keineswegs unüberwindlich, so wie alle Welt meinte. Camelia hatte sie schon einige Male umflogen, überflogen und war auch schon einmal unten durchgeklettert, als sie keinen anderen Weg gefunden hatte. Aber mit dem Birnbaum würde es einfacher werden. Zur Not konnte man ihn wenigstens verheizen und hatte warme und trockene Füße.
„Morgen früh. Ich muss erst noch gründlich nachdenken. Was ist übrigens mit seinem Auge geschehen? Pumpernickel ist wirklich ein Vollidiot, wenn du mich fragst. Ich mochte seinen Alten, äh seinen Vater nicht leiden und ihn mag ich noch weniger, dieses fette Pickelgesicht“, schimpfte sie. „Jetzt mach uns aber mal Tee und komm mir ja nicht damit, dass dein Teekessel seine Tage oder so etwas hat, das lasse ich heute nicht gelten!“
Leise und zärtlich flötete Griseldis auf den Wasserkessel ein. Zunächst war er noch ein bisschen bockig, aber nach einer Weile kochte das Wasser doch fröhlich vor sich hin und er ließ sein verlockendes Pfeifen ertönen, das dem Duft frisch aufgebrühten Kümmeltees stets vorangeht. Im untersten Fach des Küchenschrankes fanden sich dann auch noch ein paar Dauerkekse, die zwar ein wenig angestaubt waren, aber das gab sich wieder, wenn man sie in den Tee stippte.
Griseldis’ Stimmung begann sich merklich zu heben und Reiselust machte sich in ihr breit. Sie packte ihre Reisetasche, in die weit mehr hineinging, als man ihr auf den ersten Blick ansah und ging dann früh zu Bett. Für Camelia hatte sie ein gemütliches Plätzchen auf dem Sofa bereitet und hoffte, dass dessen Sprungfedern nicht wieder mitten in der Nacht anfangen würden, ständig lautstark die Plätze zu tauschen, wie beim letzten Mal, als Camelia hier übernachtet hatte. Camelia neigte morgens ohnehin schon zu einem leichten Kommandoton und wenn sie unausgeschlafen war, war sie unausstehlich.
Nach dem Tee, der übrigens genauso schrecklich schmeckte wie beim letzten Mal, es fehlte eindeutig die notwendige Würze, versuchte Camelia zu schlafen. Das war auch so etwas, das bei Griseldis nicht so einfach ging. Das Sofa entwickelte nachts ein Eigenleben und versuchte den Schläfer an seiner Bedürfnisbefriedigung zu hindern. Meistens gelang es Camelia mit einem energischen Plumpsen ihres doch eher mageren Hinterteils dem Treiben Einhalt zu gebieten.
Doch diese Nacht war alles etwas anders. Camelia legte sich erst gar nicht hin. Sie begann zu grübeln. Und wenn Camelia grübelte, dann war das eine Sache für sich. Sie dachte nicht stumm nach, wie die meisten Menschen oder auch Hexen, nein, sie grummelte und brummte, führte Gespräche mit ihrem Haar und kam irgendwann zu der Erkenntnis, dass es nichts schaden konnte, doch eine Stunde oder zwei zu schlafen.
Endlich wurde es morgen. Nach einem kargen Frühstück, das dem des Tees am Vorabend in nichts nachstand, wurde der Birnbaum ausgewählt. Die Freundinnen marschierten in den Garten und fachmännisch umrundete Camelia einige Bäume. An jedem hatte sie etwas auszusetzen. Der eine war zu knorrig, der andere zu dünn, der dritte blühte gerade – beim vierten Baum endlich konnte sie keinen Makel finden, außer vielleicht dem, dass er nicht aus der Erde wollte.
Camelia, schon etwas ärgerlich wegen der vergeudeten Schlafzeit und des mickrigen Frühstücks, fauchte jetzt zornig: „Wenn du nicht sofort aus der Erde hüpfst, du dämlicher Holzstock, dann spicke ich dich mit Holzwürmern und sehe zu, wie sie dich auffressen. Und jetzt ZACKIG!“
Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte den Baum zornig an. Er raschelte zaghaft mit den Blättern und begann dann einen vorsichtigen Schritt aus dem Erdreich zu machen. „Na, wird’s bald!“
„Etwas freundlicher, meine Dame“, knurrte der Baum. Er befreite seine Wurzeln von der überschüssigen Erde und verneigte sich vor Griseldis. „Sei gegrüßt, meine Dame. Wo darf denn die Reise hingehen?“ Camelia übersah er geflissentlich und lächelte ein holzisches Lächeln.
Doch bevor Griseldis etwas sagen konnte, knurrte schon Camelia: „Ins Felsenkönigreich.“
„WAS? Ihr spinnt doch!“ Der Baum war nicht mehr so geneigt, auch Griseldis seine Hilfe anzubieten.
„Stell dich nicht so an, du untypischer Wuchs. Du fliegst uns hin, setzt uns ab und kehrst hierher zurück. Hat jemand was gesagt, dass du dort bleiben sollst?“
Zornig versuchte sie ihr Haar zu bändigen, das gerade wieder seinen Scheitel änderte und nun steil nach oben weg stand. Sie sah aus wie ein Stachelschwein, nur mit mehr und längeren Stacheln.
„Griseldis, erklär es ihm, der ist zu dämlich, da hat der Holzwurm an der Intelligenz genagt“, brummte sie und kehrte dem raschelnden Baum den Rücken. Sie kramte in ihrem Beutel und holte eine lange, schmale Pfeife hervor. Damit ging sie zur Veranda, hockte sich auf den bequemsten Stuhl und begann zu rauchen. Sie hatte Zeit, auf Amelie-Isis war sie nicht besonders neugierig, Drachen stanken und der Prinz war eben, das pickelige – weiter dachte sie nicht, denn das wäre unanständig gewesen. Camelia konnte man viel nachsagen, aber unanständig war sie nicht.
„Mein lieber Birnbaum“, gurrte Griseldis, „nimm es ihr nicht übel, dass sie so unfreundlich ist. Sie meint es nicht so. Sei doch bitte so freundlich und bring uns über die Eismesserklippen. Im nächsten Winter bekommst du von mir dann auch wieder einen ganz frischen Schnitt, so dass deine Früchte wieder prächtig wachsen.“
Ja, Bäumen um den Flechtenbart gehen, das konnte Griseldis gut. Es war sozusagen eine ihrer Spezialitäten. Und so ließ sich der alte Birnbaum doch noch beknien, den beiden Freundinnen als Reisegefährt zu dienen.
Es gab noch das eine oder andere Wort, als sie versuchten, sich in den Baum zu quetschen. Camelia gelang es recht gut, aber Griseldis blieb mit ihrem ausladenden Hintern stecken und trat dann auch noch versehentlich auf Camelias Haar, das sie daraufhin energisch anfauchte. Doch irgendwann hatten sie es geschafft und die Reise konnte beginnen.
Hoch hinauf erhob sich der Birnbaum, umrundete einmal das windschiefe Haus, raschelte mit den Blättern, winkte mit den Wurzeln und hob die Spitze in den Himmel, dass die Hexen kreischten und ihre Hüte festhalten mussten.
Camelia gab mit ihrem Besen, der sich freute, auch einmal getragen zu werden, die Richtung vor. Der Birnbaum flog hoch, höher als sie mit dem Besen je geflogen war und sie war froh über den zusätzlichen Wollschlüpfer, den sie sich am Morgen angezogen hatte. Ob Griseldis ihrem Rat gefolgt war, wusste sie nicht. Es war ihr auch egal, wenn sie eine Blasenentzündung besuchte, würde sie ihr bestimmt nicht Leid tun. Nein, wer sich in luftigen Höhen nicht ordentlich anzieht, ist selber schuld, wenn sich der Unterleib einen Schnupfen holt und dauernd tropft.
Immer wieder tauchten sie in Wolkengebirge ein und klitschnass wieder daraus hervor, bis Camelia diesem wilden Flug ein Ende setzte.
„Wenn du eine Pause brauchst, dann sag es, aber tauch uns nicht in noch eine Wolke“, knurrte sie. Der Baum wandte die Wurzeln dem Erdboden zu und setzte zu einem rasanten Sturzflug an. Heck voraus kam der Boden näher und die Hexen mussten sich in der Rinde festkrallen, um nicht zu hinauszuplumpsen. Zumindest Camelia musste sich festhalten, denn Griseldis wurde vom Baum gehalten.
Sie waren steif, durchgefroren und müde, als sie am Boden ankamen. Birni, wie er sich selbst nannte, begrüßte die Erde mit einem wohligen Seufzen und begann sofort, sich in die Erde zu graben und zu trinken.
„Mmmmir ist kkkkalt!“ stammelte Griseldis. Aber dafür handelte sie sich von Camelia nur einen bösen Blick ein. „Sag nur, du hast wieder dieses närrische Blümchenkleid angezogen, statt der wollenen Hosen, die ich dir empfohlen habe. Eitles Weib!“ Griseldis blieb daraufhin lieber still und kramte hektisch in ihrer Reisetasche. Heraus zog sie eine lange, wollene Unterhose, in die sie mit angewidertem Gesicht hineinschlüpfte. ‚Warum muss Camelia auch immer Recht haben!’ brummelte sie vor sich hin. Aber da die Reise noch weiter gehen würde, zog sie sich lieber doch etwas Warmes an.
Als Birni ausgeruht war, ging es weiter. Durch schwindelnde Höhen und eisigen Wind brausten sie hinweg über die Eismesserklippen, die sie gelegentlich unter sich durch die Wolken ausmachen konnten.