Du gehst
Da gehst du hin. Nein, es ist kein Gehen, es ist Hüpfen und Springen. Mit einem stillen Lachen auf dem Gesicht, machst du dich davon. Die straffen Zöpfe wippen im Takt, beinah, als wollten sie noch mal zum Abschied winken.Ich bleibe zurück und sehe dir ein wenig belämmert hinterher.
So ist das also, wenn man los lässt.
Stolz bin ich auf dich. Aber es tut auch ein wenig weh, dieses Gefühl, nicht mehr wirklich gebraucht zu werden.
Gerne hätte ich dir hinterhergewinkt. Aber die Geste wäre vergeblich gewesen, denn du drehst dich nicht um, strebst dem Leben entgegen, das dich magisch anzieht.
In meinen Gedanken sehe ich dich noch einmal so, wie vor neun Jahren, als ich dich zum ersten Mal in die Arme nehmen durfte. Du warst so klein, so zerbrechlich und schutzbedürftig. Neun Jahre lang war ich für dich da, wurde von dir gebraucht. Und heute hüpfst du davon.
Und ich drehe mich lächelnd um und freue mich an deiner Freude und deinem Lebensmut. Übermorgen wirst du nach Hause kommen und mir begeistert all die Geschichten erzählen, die du auf deiner Klassenfahrt erlebt hast.