Havarie mit Zwischenwand und Krokodil
• Teil 1 -Kürzlich sollte ich mit meinem versoffenen Partner in den vier Wänden von Bekannten eine Zwischenwand einziehen. Nichts leichter als das! Es war so abgesprochen, dass wir für die Zeit des Umbaus ein freies Zimmer in deren (noch) schöner, großer Wohnung beziehen. Nach den entsprechenden Vorarbeiten zogen wir diese Wand also voller Tatendurst und ohne große Probleme in kürzester Zeit hoch. Diese Wand? Nun, bei besagter "Wand" handelte es sich um ein fragiles, weißes Etwas, das auch lediglich ca. 40 cm von der Decke hing, uns aber trotz dieses Umstands stolz machte wie Harry. Noch innerhalb der ersten 10 Sekunden bröselte der Vorhang – bedauerlicherweise - auch schon wieder von der Decke.
Da wir ja noch so etwas Handwerkerehre hatten (und sich alles noch innerhalb der Garantiezeit wieder auflöste) gingen wir - nicht minder energievoll - ans zweite Werk: Diesmal wollten wir es besser machen und spannten von einem Zimmerende zum anderen, eben dort, wo die Wand stehen sollte, ca. 10 cm unter der Decke eine Bahn Tesafilm. An diese Bahn klebten wir senkrecht dazu im Abstand von grob einer Elle weitere Tesafilmbahnen, die ungefähr 50 cm nach unten hingen. Jetzt fingen wir an, um dieses Tesafilmkonstrukt in einer Art Webverfahren Gipsrollen aus der Apotheke zu wickeln und dann musste nur noch abgewartet werden, bis das Ganze wieder trocknet. Klingt unlogisch? War aber so!!
Während der Gips trocknete, strichen wir unser vereinbartes Honorar ein (2.500 DM!) und mein Kollege zog erst einmal los, um sich tüchtig zu besaufen, während ich mich um das Krokodil zu kümmern hatte, welches ich seinerzeit heimlich aus Bolivien nach Deutschland geschmuggelt hatte. Ja, damals war es noch richtig niedlich gewesen, doch mittlerweile maß es etwas über einen Meter zwanzig, und so langsam wusste ich nicht mehr recht, wohin damit. Dass es auch dabei ist, hatte ich unseren Auftraggebern wohlweislich verschwiegen.
Wenn ich alleine in der Wohnung war, pflegte ich aus Möbelstücken einen Gang zu bauen, der von der Kiste unter meinem Bett, in der sich das Krokodil für gewöhnlich aufhielt, durch den Flur ins Bad und dort direkt in die kleine Sitzbadewanne führte. Die ersten Male dachte ich beim Öffnen der Kiste, mir bleibt das Herz stehen vor Angst, ich malte mir aus, wie es um sich schlagen, nach mir schnappen, mich zerfetzen würde, aber mit jedem Mal, da ich es freiließ, schien seine Angriffslust mehr und mehr der Vorfreude auf das Wannenbad zu weichen. Mittlerweile hatten sich sowohl das Tier als auch ich uns schon an diese Badestunden gewöhnt. Da hockte es nun in seinem Wannenbad und drehte die kalten Augen Richtung Wasseroberfläche, um auch hier immer den Überblick zu behalten und auf der Hut zu sein.
Doch heute war alles anders: Noch während das Krokodil ins Bad schnellte, hörte ich einen Rumms und wusste sofort Bescheid: Die Wand! Ich stürzte ins Nebenzimmer und da sah ich auch schon unser zweites prächtiges Werk zerschellt am Boden liegen. Verdammt …. Die ganze schöne Arbeit futsch. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Doch die Zeit, sie ziehen zu lassen, blieb mir nicht, denn ich hörte ein weiteres verdächtiges Geräusch, dem nun meine volle Konzentration galt: Das Krokodil hatte – zum Glück schon innerhalb des Bades – seinen Gang verlassen und hockte nun in einem kleinen roten Plastikkinderbadewännchen hinterm Badeofen. Kann mir einer sagen, wie ich das Ding jemals da heil wieder hervorbringen soll? Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass mit „heil“ natürlich gemeint ist, dass ich heil bleibe …
Fortsetzung folgt