Eine schöne Diskussion!
Ich möchte es allerdings noch etwas differenzierter.
Denn für mich geht es da nicht um die Extreme Weichei oder Prügler.
Zu der Frage des Einmischens:
Ich mische mich ein, ob eigene Kinder oder Fremde, bekannte oder unbekannte Erwachsene, wenn ich das Gefühl habe, dass die Situation außer Kontrolle gerät.
Das ist, wenn Willen durch unverhältnissmäßige Macht, sowohl körperlich wie auch geistig durchgesetzt wird. Dann bekommt nämlich nur der Stärkere Recht.
Ob sich ein Mitglied meiner Gruppe oder mein Kind daneben benimmt, geht mich als Mitglied einer Gruppe sehr wohl was an. Da bin ich verantwortlich. Als Vater, als Freund, als Mensch. Im Fall des Mädchens hätte ich auch erst abgewartet, ob sich die Frau wehren Kann oder traut. Wenn ich den Eindruck gewonnen hätte, dass die Oma dies nicht kann, hätte ich mein Kind konfrontiert in dem ich sein Verhalten unterbunden hätte, konsequent und es so lange nicht in Ruhe gelassen, bis es mir mitgeteilt hätte, was es damit bezweckt und wie es das offen gelegte Bedürfniss anderweitig ausdrücken kann.
Die Frau hätte ich gefragt,wie sie sich dabei fühlt und warum sie sie sich das gefallen lässt.
Gewalt fängt im Gegensatz zu Gefühlsausdruck für mich erst an, wenn einer der Beteiligten die Kontrolle verliert.
Und um, auch körperlich, eine Situation zu entschärfen und damit auch ein Lernen zu verbinden, braucht es keine Schläge, kein grobes Zupacken, sondern meist nur Mut und Konsequenz.
Dass Kinder solche Phasen haben, auch die "wohlerzogenen" ist normal. ( Sogar gesund!) Da ist authentisches Grenzenaufzeigen gefragt.
Authentisch heißt dabei für mich, dass ich die Regeln und den Respekt, den ich verlange auch selbst aufbringe - also vorlebe.
Schon deshalb bin ich als Vater gefragt.
Kinder sind Seismographen für unsere Selbstlügen und versteckten Aggressionen. Je weniger Ausdrucks- und Lösungsmöglichkeiten sie bei ihren Bezugspersonen erkennen und damit einüben können, desto unfähiger sind sie, Impulse im eigenen und Gruppeninteresse sinnvoll zu dosieren.
Ich habe schon mit Kindern eines sogenannten sozialen Brennpunktes gearbeitet. Kinder, die täglich Erwachsene erleben, die nahezu keine Emotion kontrollieren können, die Schlagen, Saufen, nur Negativaufmerksamkeit für Partner und Kinder zeigen.
Seltsamerweise finde ich sie echter, als so manches "gut erzogene " Abziehbildchen der angepassten Eltern.
Sie testen gnadenlos, doch wenn sie erkennen, dass Du gerecht bist, sie ernstnimmst, auch ihre Stärken siehst, dann würden sie für Dich durchs Feuer gehen - ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohlergehen.
Das Einzige, was dazu nötig ist, ist Offenheit. auch und gerade sich selbst, den eigenen Schwächen gegenüber.
Und außer Kontrolle geratene Erwachsene sind auch wie solche Kinder.
Sie reagieren nicht auf das, was aus unseren schlauen Mündern kommt, sondern auf das was sie drunter/dahinter wahrnehmen.
Wie zum Beispiel Hunde. Ich kenne Menschen, die brauchen nicht die Stimme zu heben, nicht einmal böse schauen und die Hunde folgen.
Andere wiederum schreien, schlagen, sperren ein und der Hund horcht nicht nur nicht, sondern ist trotz deutlicher "Erziehung" unberechenbar.
Das zeigt mir, dass Verhaltensrezepte nicht das Ausschlaggebende sein können. Eher wohl Authentizität.
(Eigentlich nicht) Seltsamerweise konnte ich eskalierende Situationen bisher immer gut entschärfen, indem ich offen meine Schwäche zugab,
z. B dem besoffenen Schläger erklärte, dass ich mich nicht mit ihm messen könne, weil er sowieso stärker sei, und dass zum Beispiel die Jugendlichen vor ihm eigentlich keine Gegner für ihn wären. Die Jugendlichen haben zuerst mich für verrückt erklärt. " Ich könne doch nicht...." Doch eine halbe Stunde später hat der gleiche Typ seine eigenen besoffenen Kumpels von unserer Veranstaltung entfernt, ohne dass ich eingreifen musste.
Gewaltlos heißt nicht wehrlos.
Konsequent nicht unbedingt Gewalt.
Konflikte durch Sprache (Körpersprache inbegriffen) lösen nicht unbedingt Weichei sein.
Wenn wir, ob argumentativ oder emotional nur die Wahl zwischen den Extremen haben, wird Kontrollverlust eher die Regel, denn die Ausnahme.
Wenn ich es schaffe mein Gegenüber auf die von mir gewünschte Ebene zu ziehen, indem ich die dazu nötigen Fähigkeiten (Stärken) bei ihm anspreche, sie ihm ernsthaft zutraue, übe ich auch Macht aus.
Mehr und sinnvollere, nachhaltiger als bei einem Kontroll"sieg" auf gleicher Ebene.
Das Gleiche gilt für mich, merke ich gerade, auch bei inneren Konflikten.
Emotionen, Impulse die nicht beachtet werden, zurückgewiesen, kehren irgendwann als Feinde wieder. Sie zu beachten, heißt aber noch lange nicht, ihnen immer nachzugeben. Eher das Bedürfniss hinter ihnen zu respektieren und nach einer verträglichen Möglichkeit zu suchen, wie dieses befriedigt werden kann.
Nur dann ist Ruhe und wir können uns ein neues Problem suchen....
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu weit gefasst. Irgendwie war mir beim momentanen Stand der Diskussion noch nicht wohl...
Ich habe den Spruch: "Mir haben die Prügel ja auch nicht geschadet..."
schon zu oft gehört und höre ihn im Heim fast täglich.
Allerdings von Menschen, die nicht euren Hintergrund haben und aus euren Argumenten beifallklatschend ihre Berechtigung ziehen würden, genau auf dem Stand zu bleiben, auf dem sie irgendwann mal Halt gemacht haben.
Nämlich Ohnmacht mit Brutalität zu überdecken.
Es gibt zwischen Schwarz und Weiß unendlich viele Farben!