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Wahre Episoden aus einer unbegreiflichen Realität

@christian
Also da siehst du die Welt jetzt schwärzer als sie ist (ich sie erfahren habe)

Diebe ist in Anführungszeichen, weil die Kinder noch ein anderes Unrechtsbewusstsein haben als Erwachsene.
Und sie haben außer der Rückgabe keine Konsequenz erlebt (zumindest in der Geschichte). Konsequenz müssen sie aber auch noch erleben durch die Eerziehungsberechtigten, Eltern und Lehrer. Ich hätte als Mutter eines solchen Diebes gerne die Möglichkeit, mein Kind zu Rückgabe, Entschuldigung und EINSICHT zu bringen. Und als Lehrerin gäbe es eine Stunde zum Thema Besitz und Diebstahl.

So ist es doch bloß der noch "Stärkere" (ein wütender Erwachsener), der siegt. Wo ist da Einsicht?
Ganz zu schweigen, dass die Kleine vielleicht noch gehänselt und weiter gemobbt wird, weil ihre Mutter so direkt agiert hat. Da kann man doch auf den nächsten Fall geradezu warten.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Hm, da ist teilweise was dran.

Meine Abers:
weil die Kinder noch ein anderes Unrechtsbewusstsein haben als Erwachsene
Und sie müssen eines lernen, mit dem sie mit anderen Menschen zusammenleben können, ohne sie zu beklauen.

Und sie haben außer der Rückgabe keine Konsequenz erlebt
Sie haben erlebt, dass Schwächere beklauen und lügen andere (evtl stärkere) verärgert. Vielleicht verstehen sie ja auch, dass sie gegen eine Regel des Miteinanders verstoßen haben. Die Reaktion der eigenen Eltern muss natürlich auch noch kommen. Andererseits (Mutmaßung): wenn sie, wie das meistens ist, älter waren als das Mädchen, ist ihre Erziehung in diesem einen Punkt ja schon gescheitert (liest sich jetzt dramatisch, ich weiß), sonst hätten sie das ja gar nicht erst getan.

Ende der Abers.

Das mit dem Mobben und hänseln … hmm, weiß nicht, kann sein, kann aber auch nicht sein. Von Seiten der drei wird sowas nur dann weiterhin kommen, wenn deren Eltern ihnen nicht nachdrücklich klarmachen, dass sowas nicht geht.

Dass du "als Mutter eines solchen Diebes gerne die Möglichkeit, mein Kind zu Rückgabe, Entschuldigung und EINSICHT zu bringen" hättest, ehrt dich. Es sind aber nicht alle so und Einsicht zu vermitteln wäre den Eltern auch danach noch möglich.

Es ist immer mehr an so einer Situation, als man aus einer Erzählung erkennen kann. Vor Allem das Alter der vier Kinder wäre interessant. Bei schlecht erzogenen Rotzgören war das genau richtig, bei umgänglichen Kindern, die nur über die Stränge geschlagen haben, sollte es so ablaufen, wie du sagst.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Nur mal so:

die unerträglichsten Kinder mit dem penetrantesten Benehmen, die ich kennenlernen "durfte", das waren immer die, deren Eltern lautstark und stolz verkündeten: "Meine Kinder dürfen alles."

Für mich ist so eine Einstellung zur Erziehung gleichzusetzen mit Verantwortungslosigkeit und absichtlicher Schadenzufügung am Kinde.

Ich treffe solche Kinder im Moment auf fast täglicher Basis, da ich selbst ein Kleinkind habe.

Ich freue mich schon auf meine ersten Begegnungen mit "Pädagogen". *ggg*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
@ tangocleo
Tango ist etwas Ursprüngliches und Archaisches, so wie ich diesen Tanz und dieses Spiel empfinde.

Ebenso ursprünglich und archaisch ist es, wenn einer Mutter (oder ein Vater) genau so reagiert wie diese Mutter. Ich hätte vermutlich ähnlich gehandelt, wenn mein Sohn bitterlich weinend aus der Schule kommt.

Und keiner kann mit erzählen, dass Achtjährige nicht wissen, dass es falsch ist, anderen einfach etwas wegzunehmen. Bei allem gebotenen Respekt - das nehme ich Dir nicht ab, liebe Cleo, das mit dem fehlenden Unrechtsbewusstsein. Das wissen auch Fünfjährige schon, was Klauen ist. Und somit sind sie Diebe, wenn sie anderen etwas wegnehmen und für sich behalten wollen.

Ich hab oft genug erlebt, damals, als mein Sohn in diesem Alter und ich sein allein erziehender Vater war, dass die Kids ganz genau wissen, was Klauen und Stehlen ist. Und dass sie sich halbtot über alle Erwachsenen lachen, die sie dann auch noch in Schutz nehmen oder verteidigen oder kluge Reden darüber schwingen - und dann denken: Na prima, dann mal los!

Die erinnern mich immer an diese beiden Sozialpädagogen, die aus einer Kneipe kommen und einen schwer verletzten Mann in seinem eigenen Blut liegen sehen, der offenbar brutal zusammengeschlagen wirde. Und einer der beiden sagt zum anderen: "Verdammt, dem müssen wir unbedingt dringend helfen, der das getan hat. Komm, wir suchen ihn!"

*

Die Geschichte von Dir, lieber @ Ghostface, finde ich so typisch für diese Art von Eltern. Und die Reaktion dieser Frau (nicht der Mutter!) finde ich einfach nur geil!

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich muss
Christian zustimmen. Und Cleo... mit Respekt... wenn wir unseren Kindern nicht als Kinder schon Werte und Normen beibringen, wann sollen sie es denn lernen und von wem? Von "Pädagogen" die nicht einmal im STande sind ihre eigene Brut in den Griff zu bekommen?

Aus meiner erst kürzlich live und in Farbe erlebten Realität.
Eine vom Chef gedungene Kollegin wurde in den Betriebsrat geschmuggelt um ihn gezielt zu unterminieren. Tatsache ist: Es hat funktioniert. Durch gezielte Desinformation, durch Lüge, durch verrat und nachhaltiges Verleugnen der Fakten. Es würde zu weit führen, hier alles auiszubreiten, aber gegen die Dame läuft eine Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede.
Letzte Woche bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft. Abgewiesen, kein öffentliches Interesse bekundet.
Der Grund: Die Dame hat alle Vorwürfe bestritten. Boing!

Das reicht. "War ich nicht" reicht. Super.
Dann der Prozess. Ein Richter, der VOR dem amtlichen Kammertermin bereits im Vorfelde schriftlich einen Vergleich anheim gelegt hat. Ich höre jetzt auf, ich echauffiere mich zu sehr....

Die Brut, die jetzt aufgrund der "political correctness" herangezüchtet wird, ist das Schuhwerk nicht wert, auf dem sie laufen.
Und liebe Cleo, das ist beileibe keine SChwarzseherei, das sind brutale Fakten. Fakten, die ich jeden Tag aufs Neue erlebe. Ob im Arbeitgeberverband, in der Finanzwelt, in den Chefetagen oder der Politik...... Schlappaffen und Gummiknochen, die selbst so wenig wie möglich in Erscheinung treten und mit dem Finger grundsätzlich auf andere zeigen. Nee.....

Tom, der jetzt viel Kaffee braucht und möchte, dass die Waffengesetze gelockert werden *zwinker*
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
@Anthagar
weißt du, ich sehr selten sprachlos im Leben, aber da wusste ich vor lachen nicht was ich sagen soll. Ich habe ihr beim rausgehen einfach nur auf die Schulter geklopft

Tom
Na ...
... das ist ja mal wieder eine interessante Diskussion hier.

Zu Ghostface´Geschichte und auch zu deiner, lieber Antaghar (der wo die Mutter direkt zu den kleinen Dieben spricht) ist mir sofort eingefallen, dass ich immer mit den Kindern selbst spreche, wenn was gemacht wird, das mir nicht gefällt.

Ich fahre öfter S-Bahn und da kann man so allerhand erleben. Und ich stelle immer wieder fest: Auch Zweijährige verstehen was man von ihnen will, wenn man ihnen sagt, dass ihr Schienbeintreten - ob nun gewollt oder unbewusst - einem selbst weh tut und dass man sie deshalb bittet, das sein zu lassen. Warum sollte ich mit der danebensitzenden Mutter reden? Das Kind hat was getan, nicht die Mutter. Die war allenfalls unaufmerksam und wenn sie wirklich blöd ist, alles mitkriegt aber nichts unternimmt, so ist es doch das Kind, das etwas tut, das mir nicht gefällt.

Gerade bei Kindern zwischen 5 und 12 finde ich es ganz wichtig, dass sie direkt gesagt kriegen, dass sie Mist bauen. Und auch selbst dafür verantwortlich gemacht werden können. Nicht nur die Mutter, die bei der Erziehung vielleicht was versäumt hat.

Meine Mädels haben mal die Ohren lang gezogen bekommen, weil sie zu einer alten Frau ziemlich hässlich waren. Ich stand in der Nähe, hab´s nicht gleich mitbekommen, nur noch das Ohrenziehen. Als die Frau erklärte was war und die beiden sagten, ja das wäre so gewesen, fand ich´s in Ordnung. So hat der Tat die Strafe direkt folgen können. Nicht erst über den Umweg Mutter. Außerdem hätten sie von mir das gleich erhalten: Lange Ohren!

Und überhaupt scheinen viele Schwierigkeiten die Taten der Kinder mit den selben Attributen zu versehen wie sie es bei Erwachsenen sofort tun würden. Kinder können doch auch Diebstahl begehen, oder? Nur nennt sie dann kaum mal jemand Diebe. Dann wird oft abgewiegelt. Warum eigentlich???

*schweig* Darf man das nicht ansprechen, nur weil sie Kinder sind? Und ab wann sind sie es nicht mehr? Mit 14 noch kein Dieb, mit 15 aber sehr wohl???

*gruebel* von Grudrune
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Gud_rune
im Grundtenor stimme ich ja grundsätzlich zu....jetzt kommt der Komma aber Satz:

Bei allem, was meine Kinder falsch gemacht haben, machen und noch machen werden.... wenn es irgend jemand auf diesem Planeten wagen sollte, Hand an meine kinder zu legen, lege ich diese Person um!

ANSPRECHEN... okay. AUch laut, unmutig und vielleicht ungehalten oder wütend, je nach "Schwere"... aber niemand, N I E M A N D hat das Recht, meine Kinder zu maßregeln, zu bestrafen oder körperlich zu züchtigen. Niemand. Und wenn es jemand wagen sollte, dann hat diese Person einen Tiger am Hals, nämlich mich. Und bei der Verteidigung meiner Lieben kenne ich keine Kompromisse.

Tom

PS.: Ich denke gerade noch einen SChritt weiter. Wenn ich deine Kinder kennen würde und ich käme dazu, wenn eine olle Schachtel, die offensichtlich nichts mit den Kindern zu tun hat, diese an den Ohren zieht, dann, Respekt vorm Alter hin oder her, hat die mich auch am Hals. DAS GEHT EINFACH NICHT! Auch wenn die Kinder hässlich zu der Frau waren...SO hässlich kanns nicht gewesen sein

PSS.: Ansprechen klar. Wie geschrieben. Und Dieb auch schon mit 5. Wie man dem Kind als ERZIEHUNGSBERECHTIGTER ( und Verpflichteter) eben die Ansage macht....
Andere Realitäten
gibt's gottseidank auch noch,
Doch es gibt so große Schluchten
zwischen den Realitäten,
so heute noch Sklaven und Gesellschaften,
die sich welche halten.

lg
Julius
Ghostface
Nun, das sehe ich alles ein wenig anders.

Natürlich darf niemand meine Kinder verprügeln.

Aber sie sollen lernen, sich mit anderen auseinanderzusetzen. Und dieses ganze ausschließlich verbale Auseinandersetzen empfinde ich als unnatürlich. Das ist eine Erfindung der Neuzeit, die uns suggeriert, wir wären alle superbewusste Menschen, die alles, aber auch alles durch WORTE geregelt bekommen.

Nicht einmal Kinder dürfen sich heute mehr raufen - ist dir das mal aufgefallen? Kräftemessen, Körperkontakt - alles unerwünscht. Und am schlimmsten finde ich, wenn dann die Mutti hinter der 10 Jährigen steht und alles regelt, was diese immer noch nicht begriffen hat - weil man es sie selbst nie begreifen lässt. Diese überbehüteten Kinder sind dann später die ängstlichen, unselbständigen und sozial inkompetenten Erwachsenen, denen man so oft begegnet. Und die Folge davon ist zum Beispiel auch, dass ein wirklich herzliches Umarmen kaum noch drin ist, weil kaum noch gelernt wird, Körperkontakt als Form des emotionalen Ausdrucks zu üben.

Emotionen zeigen, auch mit Vehemenz, Zorn zeigen - auch mit am Arm packen - was ist daran so schlimm? Gestorben ist da noch keiner dran, aber merken könnten die Kinder dadurch ganz direkt, wie sehr sie in diesem Falle andere geärgert haben. Sicher, von Fall zu Fall muss man differenzieren. Aber grundsätzlich zu sagen: Meine Kinder fasst niemand an, maßregelt niemand - da dürfte ja dann nicht mal die Oma oder die großen Geschwister oder andere Verwandte was tun.

Vielleicht ist das auch ein typisch städtisches Phänomen. Da fällt im weiteren Sinne auch hinein, was oben schon genannt wurde - den Körper zu zeigen im Kindergarten. In ländlicheren Gebieten, wo Kinder noch viel draußen sind, sich auch mal raufen und mit blauen Flecken nach Hause kommen wird nie so ein Geschrei gemacht.

Bevor ich falsch verstanden werde: Ich bin nicht für Prügelstrafe, auch nicht dafür, dass große Kinder kleine verprügeln. Aber ich bin auch gegen dieses immer alles Ausdiskutieren der Eltern an Stelle der eigentlich betroffenen Kinder.

Als Mutter möchte ich, dass meine Kinder lernen, mitten im Leben zu stehen und sich selbst zu helfen und nicht immer drauf zu warten, dass die Eltern das schon regeln. So lange sie kleiner waren stand ich oft beobachtend daneben, bisher ist nie was Schlimmes passiert, aber sie haben eine ganze Menge gelernt.

Dass du meine Kinder im obengenannten Beispiel »beschützt« hättest, find ich ja nett, aber ich glaube nicht, dass sie es selbst so gewollt hätten. Und ich selber auch nicht - wozu sollte sich noch ein weiterer Erwachsener in etwas einmischen, was schon zwei Kinder und zwei Erwachsene gerade zu klären versuchen?
Wir hatten dann hinterher, als sich die Wogen geglättet hatten, mit der alten Frau ein sehr aufschlussreiches Gespräch - alle zusammen. Es hatte ja jeder seinen Anteil an der Geschichte, die Kinder genauso wie die alte Dame. Ich war auch bei diesem Gespräch nur Randfigur. Die Mädels konnten nämlich wunderbar für sich selbst sprechen - weil sie es gelernt hatten.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich persönlich finde das recht bedenkenswert, was Gud_Rune da schreibt!

Und ich möchte hinzufügen, dass ich immer wieder mal beobachten konnte, was dabei rauskommt, wenn diese überbeschützten und weichgespülten Kinder auf Kinder aus anderen Kulturen treffen, in denen man sich nicht verbal auseinandersetzt, sondern sich einfach mal prügelt.

Oder wie diese Kinder, häufig aus eher östlichen Ländern, sich halbtot lachen über Lehrer und andere Erwachsene, die mit ihnen freundlich und höflich reden wollen. Ich selbst hab mal die Nerven verloren, als jemand mutwillig meinem Sohn sein Fahrrad zerstört hat: Ich hab ihn am Kragen gepackt, hoch gehoben und an die Wand gedrückt. Und er hat sich in die Hose gepinkelt. Danach hab ich mich gefragt, was in mich gefahren ist, aber es geschah etwas Merkwürdiges: Er hat meinem Sohn niemals wieder etwas getan, hat ihn auf einmal respektiert, mich immer freundlich gegrüsst und mich sogar oft gefragt, ob er mir was tragen helfen soll etc.! Ich war also alles andere als stolz auf das, was ich da getan habe, aber es war wohl genau die Sprache, die man mit diesem Jungen aus der Türkei sprechen musste.

Etwas später wurde ich als einziger Deutscher zu einer riesigen Hochzeit dieser Familie eingeladen - und der Vater des Jungen (der mittlerweile der beste Freund meines Sohnes geworden war) hat mir extra dazu gesagt, ich sei der erste Deutsche, den er als Mann ernstnehmen und respektieren könne, alle anderen wären doch nur Weicheier. Ich dagegen hätte kapiert, wie man mit einem Kind wie seinem Sohn umgehen muss.

Man mag von all dem halten, was man will. Aber ich hab damals über all das lange nachdenken müssen. Und hab mich erinnert, dass mir seltsamerweise die Lehrer, die mir auch mal die Ohren lang gezogen haben, aber gerecht waren und mich auch mal kumpelhaft in den Arm genommen haben, wesentlich lieber waren als die anderen.

Und diese herrliche Episode, die uns Ghostface da erzählt hat, spricht doch letztlich die gleiche Sprache. Würde die lächerliche Mutter dem Kind da nicht was anderes einreden, könnte es daraus wirklich etwas fürs Leben lernen!

Wie sehr Ihr das denn? Wie habt Ihr das erlebt? Wie denkt Ihr darüber?

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Ich frage mich auch oft, was wir unseren Kindern antun, mit unserem Bestreben nach Harmonie und Konsens.

Kinder brauchen Grenzen und sie verlangen danach, nur so können sie lernen, wo die eigenen Wünsche und Bedürfnisse mit denen anderer kollidieren.
Aber sie brauchen deswegen nicht in Watte verpackt zu werden, wie ich in meiner Nachbarschaft gut beobachten kann. Unser Sohn (6) darf sich in der Siedlung frei bewegen – er weiß, sollte ihn ein Auto überfahren, weil er nicht zur Seite geht – dann versohle ich ihm den Hintern – ich weiß, schlechtes Beispiel, aber er bleibt am Straßenrand und hat weniger das Bedürfnis „ausbüxen“ zu müssen, wie zB. das Mädel von nebenan, die nichts alleine machen darf, deren Mutter beim kleinsten Streit zwischen den beiden – manchmal sind auch noch andere Kinder beteiligt – dabeisteht und zu schlichten versucht. Die Kinder können das gut alleine regeln. Wer bin ich, dass ich mich da einmische. Wenn ich nicht dabei bin, kann ich mir kein Urteil bilden. Ehrlich – wenn sich die Kinder streiten und sich nicht gerade die Köpfe dabei einschlagen, interessiert es mich nicht. Fünf Minuten später sind sie wieder die besten Freunde und der Erwachsene der Dämlack.

Gerade im Frühling und Sommer ist bei uns der Garten und das Haus voller Kinder – weiß der Kuckuck warum sich alle immer hier aufhalten wollen. Letztens habe ich aber ein älteres Mädchen beinahe des Hauses verwiesen. Wir haben drei Tabuzimmer, das sind das Büro, das Schlaf- und das Gästezimmer – da hat kein Kind etwas verloren und auch nicht bei meinem Laptop. Wer denkt, sich darüber hinwegsetzen zu können, der hat Pech gehabt. Ich habe ihr gesagt, wenn sie nochmals ins Schlafzimmer geht, dann gibt’s Ärger. Sie hat mich angelächelt und kurze Zeit später habe ich sie erwischt, wie sie in Tonis Büro marschiert ist. Ich redete sie abermals darauf an und sie sagte: „Was willst du tun? Ich bin ein Kind.“
„Nichts werde ich machen. Du gehst jetzt nachhause und wenn du weißt, was Nein heißt, dann darfst du vielleicht wieder kommen.“ Ich nahm sie etwas fester an der Hand und zeigte ihr die Haustür.

Das ist vielleicht kein so drastisches Beispiel, wie das von Antaghar, aber es zeigt doch deutlich, welche Meinung Kinder von Erwachsenen haben können.

Sie war wieder bei uns und sie hält sich an die Verbote – klappt gut und sie grüßt.

Da fällt mir noch etwas ein. Aber es passt eigentlich nicht ganz hierher, zeigt aber, was Kinder von ihren Eltern aufnehmen.

Ein anderes Nachbarskind, etwas jünger als unser Sohn, fragte mich, als ich mit ihnen auf der Straße Nachlaufen spielte, warum mein Sohn manchmal vom Sterben spricht. Ich war erstaunt über ihren ängstlichen Tonfall. Sie meinte weiter, dass ihre Mama gesagt hätte, das wäre nicht normal. Ich muss gestehen, ich lachte. Was vielleicht nicht ganz nett ist. Aber bitte, was ist denn am Sterben nicht normal? *gruebel*
Ich erklärte ihr dann, der Tod gehört einfach zum Leben dazu und man kann ihn nicht ausklammern.
Das ist auch eines der Kinder, bei denen die Mutter sofort nachschauen kommt, wenn es einen Schrei loslässt.

Liebe Grüße
Herta
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Diese Ideale der Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit kommen ja nicht von ungefähr. Sie kommen aus unserer Geschichte (und ich meine nicht nur die 12 Jahre Nazi-Barbarei!). Dauernde Gewalt von Feudalherren, Bauern gegen Knechte, Pranger, Prügelstrafe, etc haben zu einem guten und folgerichtigen Gegenkonzept geführt. Jetzt sehen wir, wie das Pendel in die andere Richtung schwingt, weil diese Konzepte ins Extreme getrieben werden/wurden.
So traurig das für unsere Ideale ist, glaube ich doch, dass man etwas handgreiflicher sein muss.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir zu einem guten Teil noch Tiere sind, besonders in jungen Jahren. Es läuft nicht so viel über den Verstand wie wir es gerne hätten. Wenn das so wäre, müßte es auf der Welt besser aussehen.

Ich habe dazu auch ein etwas erschreckendes Beispiel:
Es ist viele Jahre her, da haben Verwandte ihren Sohn (etwas jünger als ich) meiner Aufsicht überlassen, während sie etwas erledigen wollten. Der Kleine war Papas Lieblingskind, verwöhnt bis zum Geht-nicht-mehr, und suchte ständig nach Grenzen (die sein Vater ihm nicht setzte). Bis heute ist er ein Getriebener, so ein "Hans-Dampf"-Typ, der ständig beeindrucken und übertrumpfen muss.

Er sprang also wie ein Kasper im Haus herum und suchte nach etwas, womit er meine Aufmerksamkeit erzwingen konnte. Wir hatten einen sehr großen und schweren Kater damals, ein richtiges Monster (wie hab' ich den geliebt), vor dem er Respekt hatte. Der saß auf seinem Lieblingsplatz, einem Brett, das mein Vater über der Tür angebracht hatte, von wo aus er das ganze Zimmer überblicken konnte.

Wie das so ist als Jugendlicher, hat man seine Musik, die einem heilig ist, das hat er gemerkt und ständig den Cassettenrecorder ausgemacht. Ich sagte ihm, wenn du die Cassette kaputtmachst, setz' ich dich zu meinem Kater auf das Brett.

Eine Weile war Ruhe, aber dann fing er schon wieder an und löschte sogar ein Stück auf der Cassette – kurz darauf saß er auf dem Brett, mein Kater fauchte und zog ihm die Haut in Streifen ab und er jammerte, weil er sich nicht traute, die fast 2m zu springen.

Jahre später sagte ich bei einer ähnlichen Situation sowas wie wenn du das nochmal machst, fliegst du raus – und er flog.

Das hört sich brutal an, aber vielleicht kennt ihr solche Menschen, die einen binnen kürzester Frist auf die Palme bringen, und er ist immer noch so.

So extrem würde ich heute nicht mehr reagieren, aber damals fand ich das angemessen. Vor Allem, weil ich ihm explizit gesagt habe, was passieren würde.
Bis heute sucht er auf jeder Familienfeier meine Nähe.

… bei denen die Mutter sofort nachschauen kommt, wenn es einen Schrei loslässt.

Nachschauen würde ich schon, schließlich sind 50% der DNS, die da rumtoben, von mir, aber halt nicht gleich mit dem Verbandskasten unterm Arm.
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Das
mit dem Kater ist gut, was sag ich denn: köstlich! -breitgrins-
Eine schöne Diskussion!
Ich möchte es allerdings noch etwas differenzierter.
Denn für mich geht es da nicht um die Extreme Weichei oder Prügler.

Zu der Frage des Einmischens:
Ich mische mich ein, ob eigene Kinder oder Fremde, bekannte oder unbekannte Erwachsene, wenn ich das Gefühl habe, dass die Situation außer Kontrolle gerät.
Das ist, wenn Willen durch unverhältnissmäßige Macht, sowohl körperlich wie auch geistig durchgesetzt wird. Dann bekommt nämlich nur der Stärkere Recht.
Ob sich ein Mitglied meiner Gruppe oder mein Kind daneben benimmt, geht mich als Mitglied einer Gruppe sehr wohl was an. Da bin ich verantwortlich. Als Vater, als Freund, als Mensch. Im Fall des Mädchens hätte ich auch erst abgewartet, ob sich die Frau wehren Kann oder traut. Wenn ich den Eindruck gewonnen hätte, dass die Oma dies nicht kann, hätte ich mein Kind konfrontiert in dem ich sein Verhalten unterbunden hätte, konsequent und es so lange nicht in Ruhe gelassen, bis es mir mitgeteilt hätte, was es damit bezweckt und wie es das offen gelegte Bedürfniss anderweitig ausdrücken kann.
Die Frau hätte ich gefragt,wie sie sich dabei fühlt und warum sie sie sich das gefallen lässt.
Gewalt fängt im Gegensatz zu Gefühlsausdruck für mich erst an, wenn einer der Beteiligten die Kontrolle verliert.
Und um, auch körperlich, eine Situation zu entschärfen und damit auch ein Lernen zu verbinden, braucht es keine Schläge, kein grobes Zupacken, sondern meist nur Mut und Konsequenz.
Dass Kinder solche Phasen haben, auch die "wohlerzogenen" ist normal. ( Sogar gesund!) Da ist authentisches Grenzenaufzeigen gefragt.
Authentisch heißt dabei für mich, dass ich die Regeln und den Respekt, den ich verlange auch selbst aufbringe - also vorlebe.
Schon deshalb bin ich als Vater gefragt.
Kinder sind Seismographen für unsere Selbstlügen und versteckten Aggressionen. Je weniger Ausdrucks- und Lösungsmöglichkeiten sie bei ihren Bezugspersonen erkennen und damit einüben können, desto unfähiger sind sie, Impulse im eigenen und Gruppeninteresse sinnvoll zu dosieren.
Ich habe schon mit Kindern eines sogenannten sozialen Brennpunktes gearbeitet. Kinder, die täglich Erwachsene erleben, die nahezu keine Emotion kontrollieren können, die Schlagen, Saufen, nur Negativaufmerksamkeit für Partner und Kinder zeigen.
Seltsamerweise finde ich sie echter, als so manches "gut erzogene " Abziehbildchen der angepassten Eltern.
Sie testen gnadenlos, doch wenn sie erkennen, dass Du gerecht bist, sie ernstnimmst, auch ihre Stärken siehst, dann würden sie für Dich durchs Feuer gehen - ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohlergehen.
Das Einzige, was dazu nötig ist, ist Offenheit. auch und gerade sich selbst, den eigenen Schwächen gegenüber.
Und außer Kontrolle geratene Erwachsene sind auch wie solche Kinder.
Sie reagieren nicht auf das, was aus unseren schlauen Mündern kommt, sondern auf das was sie drunter/dahinter wahrnehmen.
Wie zum Beispiel Hunde. Ich kenne Menschen, die brauchen nicht die Stimme zu heben, nicht einmal böse schauen und die Hunde folgen.
Andere wiederum schreien, schlagen, sperren ein und der Hund horcht nicht nur nicht, sondern ist trotz deutlicher "Erziehung" unberechenbar.
Das zeigt mir, dass Verhaltensrezepte nicht das Ausschlaggebende sein können. Eher wohl Authentizität.
(Eigentlich nicht) Seltsamerweise konnte ich eskalierende Situationen bisher immer gut entschärfen, indem ich offen meine Schwäche zugab,
z. B dem besoffenen Schläger erklärte, dass ich mich nicht mit ihm messen könne, weil er sowieso stärker sei, und dass zum Beispiel die Jugendlichen vor ihm eigentlich keine Gegner für ihn wären. Die Jugendlichen haben zuerst mich für verrückt erklärt. " Ich könne doch nicht...." Doch eine halbe Stunde später hat der gleiche Typ seine eigenen besoffenen Kumpels von unserer Veranstaltung entfernt, ohne dass ich eingreifen musste.
Gewaltlos heißt nicht wehrlos.
Konsequent nicht unbedingt Gewalt.
Konflikte durch Sprache (Körpersprache inbegriffen) lösen nicht unbedingt Weichei sein.
Wenn wir, ob argumentativ oder emotional nur die Wahl zwischen den Extremen haben, wird Kontrollverlust eher die Regel, denn die Ausnahme.
Wenn ich es schaffe mein Gegenüber auf die von mir gewünschte Ebene zu ziehen, indem ich die dazu nötigen Fähigkeiten (Stärken) bei ihm anspreche, sie ihm ernsthaft zutraue, übe ich auch Macht aus.
Mehr und sinnvollere, nachhaltiger als bei einem Kontroll"sieg" auf gleicher Ebene.
Das Gleiche gilt für mich, merke ich gerade, auch bei inneren Konflikten.
Emotionen, Impulse die nicht beachtet werden, zurückgewiesen, kehren irgendwann als Feinde wieder. Sie zu beachten, heißt aber noch lange nicht, ihnen immer nachzugeben. Eher das Bedürfniss hinter ihnen zu respektieren und nach einer verträglichen Möglichkeit zu suchen, wie dieses befriedigt werden kann.
Nur dann ist Ruhe und wir können uns ein neues Problem suchen....*haumichwech*

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu weit gefasst. Irgendwie war mir beim momentanen Stand der Diskussion noch nicht wohl...
Ich habe den Spruch: "Mir haben die Prügel ja auch nicht geschadet..."
schon zu oft gehört und höre ihn im Heim fast täglich.
Allerdings von Menschen, die nicht euren Hintergrund haben und aus euren Argumenten beifallklatschend ihre Berechtigung ziehen würden, genau auf dem Stand zu bleiben, auf dem sie irgendwann mal Halt gemacht haben.
Nämlich Ohnmacht mit Brutalität zu überdecken.

Es gibt zwischen Schwarz und Weiß unendlich viele Farben!
Vielen Dank für diesen Beitrag.
******are Frau
505 Beiträge
Noch mehr ----

VIELEN DANK für diese Beiträge

ich finde, jederman hat immer einen "Erziehungsauftrag" ... egal ob es sich um eingene oder Nachbars- oder völlig fremde Kinder handelt.

Und wenn sich ein fremder, vermeindlich Erwachsener "daneben benimmt", dann hat man diesen Auftrag auch
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Grauzonen....
well, es stimmt schon. Unenedliche Vielfalt in unendlichen Variationen, wie die Vulkanier sagen. Das Problem bei den grauzonen ist, dass sie nie wirklich definiert sind. Wenn Weiß absolut Richtig und SChwarz total Falsch ist, dann ist JEDE Grauzone weder Richtig noch Falsch?
Schade, dass ihr meinen AUsbildungs- Werdegang nicht kennt. Aber egal.
Ich wohne hier in einem Viertel, in dem es jede Menge Leute gibt. Alte und Junge, Eingeborene und Ausländer. Also Mitbewohner mit nicht- Deutschem Migrationshintergrund und teilweise sogar maximaler Pigmentierung. (allein wenn ich die Politiker über diesen Schwachsinn salbadern höre, kriege ich Plaque! Mein Onkel aus Amilandien hat schwarze Haut. Ist also ein SChwarzer. Sagt er auch.... komisch was? Im Gegenzug bin ich nicht stinkig, wenn einer Weißer zu mir sagt)
Es gibt Buddhisten, Moslems und Christen. Wären wir in Berlin, könnte man sagen: Sozuiler Brennpunkt. Aber hier nicht.
Hinter unserem Haus ist ein Bolzplatz, das heißt bei Sonne: Kinderlärm den ganzen Tag. Geil. Vielleicht ist das hier ein Brennpunkt, aber solange die Kinder aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen miteinander spielen und sich, das kann ich extrem gut beobachten, auch bis hin zur BrustanBrust- Situation auseinander setzen ist doch alles gut? Einschreiten musste ich erst, als die Kinder einmal letzten Sommer spielen wollten und sich dort eine Bande Jugendlicher breit gemacht hatte. Die hatten die Kinder fortgejagt. Warum? Die waren extrem frustriert weil sie ständig versuchten, ihre Löffel anzuzünden und das schien nicht zu klappen. Ich bin dann runter und habe denen geholfen. Die brauchen jetzt keine Löffel mehr.....

Ein paar der Jungens wurde irgendwann, wer kannt das nicht aus seiner Jugend, übermütig. Ich war gerade dabei, ein paar Kratzer aus meinem Lack zu polieren und drei türkische Bengels, ca 8 Jahre alt, fhren auf ihren Rädchen vorbei und proboerten ihre neu erworbenen deutschen SChimpfworte aus. Meistens begannen sie mit Arsch..... und wurden ideenreich mit Körperteilen und Phantasieworten kombiniert. Ich erschreckte sie ein paar Mal, gegröhle und so weiter, aber es war nie ernst. Bis dann kam: "Ey isch f ick deine Mutter, ey"
Ob ihr es glaubt oder nicht, aber die Jungens wussten beim reden schon, dass es SCheiße war. Ich wurde dann ernst und rief sie heran, aber da kam dann urplötzlich der Schisskatze- Blues durch.
Ich also hinterher und die Jungens waren wie die geölten Blitze in ihren Häusern verschwunden. Lustig. Die türkische Familie zerrte den Sohn hervor und er musste sich entschuldigen. Das aber wollte ich gar nicht. Ich wollte ihm nur sagen, das es Grenzen des Olovschen Respektes ( Danke) gibt, die man nicht überschreitet. Wenn er zu mir Dinge sagt, die nicht in Ordnung sind und ich lache, dann ist das hier okay. Das heißt aber nicht, dass du, (er) anderswo nicht augenblicklich die Hucke voll bekommst. War ein längeres Gespräch, aber der kleine kommt heute noch vorbei und grüßt nett.
Der andere Bengel, ich hatte ihn für einen Türken gehalten, war überraschenderweise aber Serbe. Bei seinen Eltern klingelte ich auch. Hinter verschlossener Tür wurde mir entgegen gebrüllt, dass die Polizei schon angerufen wurde und gleich da sei. Wow... die kamen dann auch gleich. Nach Schikderung der Lage baten sie mich, zu gehen, offensichtlich habe reden keinen SInn. Schade eigentlich. Und mit ner Panzerfaust zurück zu kommen, schien mir leicht überspitzt.

Wie ich an anderer Stelle schon beschrieb, geschah es vor nicht allzu langer Zeit, dass einer der Nachbarn die Kinder mit einem Schrotgewehr bedrohte, und da war dann SChluss. Das Gewehr ( und noch ein paar andere) sind weg und die Eltern der Kinder kamen vorbei, um sich zu bedanken. Auch die Serben, schau an schau an.

Was will ich damit sagen? Erstens: Die Situationen hier hätten anderswo in anderer Nachbarschaft und Stimmung schwer ins Auge gehen können. Zweitens. Massregeln oder die Jungens an den Ohren ziehen war ist und wird immer falsch sein. Drittens. Zuerst reden, dann an die herantreten die den wirklichen Erziehungsauftrag haben: die Eltern! Viertens, Dem Gewehrschwinger gegenüber habe ich alles, aber keinen Erziehungsauftrag. Ich sehe das vielmehr so, als dass ich einen Schutzauftrag für die Kinder habe. Für den alten Sack nebenan hätte ich einen Bestrafungsauftrag.... aber ich bin nicht die Exekutive. Leider. Jedenfalls nicht offiziell.

Der Gewehrtyp ist sicherlich extrem. Extrem furchtsam, extrem blöd oder extrem nazifiziert. Aber ich stelle mir vor, wie er einen der Jungens geschnappt und auch nur festgehalten hätte. Ohne Scheiß, der hätte n neuen Zahnarzt gebraucht.
Leute ich werde mich immer einmischen, ein paar von euch kennen mich ja. Aber ich kann doch nicht sofort draufkloppen. De- Eskalation heißt in Extremsituationen das Zauberwort.
Wenn ich körperliche Übergriffe mitbekomme, greife ich ein, ohne nachzufragen. Aber ich stelle mich dann immer zunächst auf die Seite, die unterlegen ist. Und dann muss die Situation aufgelöst werden, das ist der Punkt. Man stelle ich vor, 3 Jugendliche verfolgen einen Dieb und stellen ihn. Wollen Omas geklaute Rente aus ihm rausholen, der Nachbar kommt und kloppt alle 3 platt, weil die Situation eindeutig scheint. 3 Jugendliche haben "Beef" mit einem Vierten und verprügeln ihn. Wundervoll..... Rente weg, Oma pleite und 3 aufrechte Jungens im Krankenhaus.

Ich finde, der Grat zwischen richtig und falsch ist extrem dünn. Wenn mein Kind Scheiße baut, dann sorge ich dafür, dass er dafür gerade stehen muss. Wenn ein Freund, Nachbar, Verwandter, Bekannter dafür sorgt, dass ich meinen Auftrag ernst nehmen kann, wunderbar. Auch Fremde dürfen und vielleicht müssen sie das, keine AHnung, sich daran beteiligen, damit die Welt besser wird. Aber züchtigen oder massregeln, Hand anlegen auf keinen Fall. Dann schlägt das Pendel zurück.
Und das muss so sein. Man darf nicht in ANgst leben. Man muss sich den Problemen stellen. AUch wenn einem permanent der Wind ins Gesicht weht. Aufrichtigkeit, Mut und Wahrheit sind heute wichtiger denn je. Gell, Herr Köhler?

Tom
Punkt!
Pech gehabt, Ghosty. Nur der Richling zu Hause... *haumichwech*

*top*laf
eyes002
******ace Mann
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Ha?
meinst du Riesling? Bääääh.....
Oder meinst du Speichel-Matthias? Und wenn, warum?

Tom der gerade bissi aufm Schlauch steht
Zweiteren
Zweiteres. Der Matte Riecher - der kann den Präser so gut nachmachen.
Hör mal "Carsten Rether, Liebe 3"
Der Typ nimmt allet aufs Korn, gnadenlos gut! ( hab ich von meinen gut erzogenen Söhnen ;-)) gebrannt bekommen, das hat mann nun davon... )
*****har Paar
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@ Olove
Dein längerer Beitrag hat Anerkennung und Respekt verdient, lieber Olaf. Und er findet selbstverständlich in den Grundzügen meine Zustimmung

Ich will ihn aber aus meiner Sicht ein wenig ergänzen - u. a. auch, damit ich hier nicht falsch verstanden werde. Ich bin alles andere als einer, der Prügelpädagogik gut findet, ich bin nicht nur leidenschaftlicher Kriegdienstverweigerer gewesen, sondern bis heute auch sonst gegen jegliche körperliche Gewalt (weshalb ich ja immer wieder mal mit Menschen aus dem Bereich des BDSM im Clinch liege, die sich ja über gelegentliche körperliche Strafen freuen ...).

Aber das Reden, das Verstehen, das immer nur Ausgleichende und Sanftmütige hat in manchen Situationen, wie ich meine, seine Grenzen. Und das besonders, wenn es auf Menschen trifft, die damit noch gar nicht umzugehen gelernt haben, sich das erst erarbeiten müssen. Was dann?

*

Mein Sohn wurde einst in der Schule von einer Nazi-Gang übel gemobbt und brutal gequält. Ich Idiot hab ihm trotzdem immer wieder eingeschärft, bloß nicht mit Gewalt zu reagieren und immer alles mit Reden zu klären zu versuchen. Und ich hab ihn an die Lehrer verwiesen, die sich allesamt als Schlappschwänze erwiesen haben - sie sind ebenso gescheitert wie mein Sohn. Als er irgendwann von diesen Nazi-Idioten in einen Kreis von etwas mehr als zehn Leuten getrieben wurde, die angespuckt, beschimpft, geschlagen und getreten haben - während die Lehrer (aus Angst!) nur zugeguckt haben, hat mein eigener Sohn mich mit Tränen in den Augen beschimpft: "Da siehst du nun, wohin dein friedliches Getue mich geführt hat!" Und ich hab ihn endlich verstanden, als die Schule nicht im Traum daran dachte, den Nazis Einhalt zu gebieten oder sie mit Konsequenzen zu bedenken. Das zeige ohnehin keine Wirkung, wurde mir beschieden.

Und so hab ich mich selbst per Kripo etc. um die Sache gekümmert - und meinem Sohn grünes Licht gegeben, sich auch mit den Fäusten wehren zu dürfen. Und siehe da - entgegen meinem kompletten Welt- und Menschenbild verschaffte er sich damit binnen kürzerster Zeit Respekt bei anderen und wurde nicht mehr gemobbt etc.! Er hatte seine Ruhe.

Übrigens hat mein Sohn seinerzeit auch ein Mädchen, das ihn lange Zeit immer wieder genervt, an den Haaren gezogen etc. hatte, einfach wutentbrannt eine geknallt - woraufhin die sich unsterblich in ihn verliebt hat und ihm noch monatelang hinterher lief. Und ich hatte auf einmal Probleme, meinem Sohn zu erklären, dass körperliche Gewalt immer schlecht ist und nur Gegengewalt nach sich zieht (und musste akzpetieren, dass Mädchen manchmal wohl schon etwas seltsam sind ...).

Dafür hatte er jetzt immer wieder Ärger am Hals mit den Lehrern, denn da wurden alle böse, die vorher bei den Nazis (die ja nicht nur meinen Sohn drangsalierten) das Maul nicht aufgekriegt und nichts unternommen haben. Aber bei den Schulkameraden war er auf einmal respektiert, geachtet und beliebt.

*

Ich glaube, lieber Olaf, mein Junge hätte noch jahrelang mit denen reden können, die hätten nix kapiert. Jeder einzelne für sich genommen war ohnehin ein Feigling, aber in der Clique fühlten sie sich wohl unverwundbar und furchtbar stark.

Und so meine ich, dass es schwer ist, jemandem achtsam und respektvoll zu begegnen, der es nicht gelernt hat zu reden, der es nur gewohnt ist, verprügelt zu werden. Fang an, mit ihm zu reden - und es könnte sein, dass Du scheiterst.

Da komme ich zu der umstrittenen, aber meiner Meinung nach sehr heilsamen Festhaltetherapie von Frau Dr. Prekop, die große Erfolge damit erzielt, dass Betroffen einfach mit Gewalt so lange festgehalten werden, bis sie ihre Kräfte verlieren und sich nicht mehr wehren können - und all ihr Leid aus ihnen herausbricht ... Und heilsam wirkt. Und dieses Festgehaltenwerden würden viele sicher auch als "Gewalt" bezeichnen.

So schließe ich mich also Ghostface an: Der Grat ist sehr, sehr schmal. Und es muss erlaubt sein, auch mal die Seite vorurteilsfrei zu beleuchten, die sich nicht an dem heutzutage üblichen "Eideidei" beteiligt und nicht immer für alles und jeden Verständnis hat, sondern auch mal etwas energischer klare Grenzen setzt und Konsequenz zeigt. Manchmal ist zu viel Verständnis alles andere als Liebe - und es kann auch Liebe sein, klare Grenzen zu setzen und dadurch Halt und Sicherheit zu bieten.

(Der Antaghar)
Cool
****isc Mann
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Verdammt gut
gesprochen, Anthagar!
Ja!
Dem habe ich ja nicht widersprochen.
Vielmehr war ich selbst immer wieder in der Lage, in der dein Sohn war.
Da ich einerseits von einer aus Verzweiflung grundlos prügelnden Mutter das Prügeln/ Wehen auf körperlicher Basis paradoxerweise ausgetrieben bekam und mir damit Lösungen dieser Art unmöglich waren (auch weil ich nict genauso werden wollte!) musste ich lernen in solchen Situationen auf andere Art und Weise die Kontrolle zu bekommen. So lernte ich schnell, hinter Fassaden zu blicken, in gefährlichen Situationen ( Bei Einem gegen Fünf kann die von Euch genannte bewährte Methode selbst mit schwarzem Gürtel ganz schön in die Hose gehen!) nach dem zu suchen, was die Menschen/ Wesen in einen anderen Film bringt. Einen, der sie das gesicht wahren lässt und bei dem ich oder der Schutzbedürftige auch heil bleiben.
Heute arbeite ich in einem Obdachlosenheim und bin täglich gezwungen (wegen meiner Überzeugung, dass es besser geht!) mit längst aufgegebene Prozessen und Menschen, die in Kreisläufen von Gewalt, Resignation, Projektion, Alkohol, Strafe und Trotz festhängen nach neuen Lösungen zu suchen.
Da hilft nicht nur Reden. Da braucht es als Voraussetzung Ehrlichkeit und Mut. Auch zu konsequenten Antworten, die von Ihnen sehr wohl als Strafe gesehen werden und in dem Entwicklungsstand, in dem sie sich befinden, auch von ihnen ruhig so gesehen werden dürfen.
Strafe kann in solchem Kontext, sofern ich die Autorität dazu habe, auch befreiung von Schuld sein. Ich denke, dass das im Kontext von "guten SM Beziehungen" auch sehr heilsam sein kann.
Doch ich habe immer auch den teil meines gegenübers im Blick, den er nicht leben darf oder kann und versuche ihm mit meinem Glauben an die Stärke und die Fähigkeit zur Wandlung an zu triggern.
Bezeichne es von mir aus als Bonus. Für mich ist es der teil, der mich weitermachen lässt. Weiterglauben und immer wieder staunen, was menschen für eine Entwicklung machen können!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
@ olove
Richtig, lieber Olaf!

Ich wollte Dir ja auch nicht widersprechen, sondern Dich ergänzen.

Und dass Menschen sich unglaublich entwickeln können, weiß ich nur allzu gut - deshalb rege ich mich ja auch immer wieder mal über die auf, die sich eben nicht entwickeln und für alle Zeit so bleiben wollen, wie sie nun mal sind, und alles Bestehende festmauern, verteidigen, jede kritische Anmerkung an ihrem "status quo" gleich als Angriff sehen und jeden höflichen Hinweis sogleich zur Abwertung "abwerten" ...

*g*

(Der Antaghar)
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