Gedanken einer Zeitreise
animiert durch die Herrin des Gladiators Zeitreise
Wenn wir könnten wie wir wollten, würden wir es wirklich tun? Wie oft hört man jemanden sagen: „ich würde so gern die Zeit zurückdrehen…“
Ok, ich kenn den Satz auch, aus meinem eigenen Mund ist er schon oft entfleucht. Doch, jetzt mal ganz nüchtern beleuchtet:
Wenn es nun jeder täte? Jeder hätte die Möglichkeit, in die Vergangenheit, vielleicht sogar Zukunft zu reisen, gäbe es denn dann überhaupt noch eine Gegenwart? Sie würde sich doch sekündlich ändern, denn in der Vergangenheit geänderte Dinge, hätten vielleicht gar keine Zukunft.
Viele von uns, die im Jetzt leben, gäbe es dann gar nicht. Es ist so herrlich verwirrend, darüber nachzudenken. Wenn ich jetzt mit Freunden zusammen bin, könnte sich das in der nächsten Sekunde bereits wieder ändern. Den, den man eben noch 40 Jahre kannte, gibt es nicht mehr, gab es vielleicht nie? Wie soll sich das aus der jetzigen Erinnerung löschen lassen? Oder war diese Erinnerung nie vorhanden?
Wie unstet und chaotisch wäre das Jetzt. Man könnte es gar nicht als Gegenwart bezeichnen, denn es wäre eine sich ständig entwickelnde und sich verändernde Zukunft.
Die Vergangenheit wäre dann auch keine Vergangenheit, sie wäre nie vergangen, sondern noch immer lebendig und beweglich. Es würde keine Bücher geben, über irgendwelche Ereignisse, da diese ja alle nicht unbedingt stattgefunden haben müssen. Was würden die Kinder dann eigentlich in der Schule noch lernen, besonders im Fach Geschichte? Einsteigen in die Zeitmaschine und Albert Einstein persönlich zur Relativitätstheorie befragen? Klasse, eigentlich.
Es gäbe da auch für mich einige Persönlichkeiten, die ich nach unserem derzeitigen Wissenstand gern kennengelernt hätte, oder darf ich sagen, kennenlernen würde? Im Alten Ägypten, z.B. würde ich liebend gern endlich erfahren, wie die Pyramiden wirklich gebaut wurden und wie prunkvoll die Pharaonen in ihren Tempeln lebten. Oder ob die vorhandenen Beschreibungen nur aus unserer Zeit in die Vergangenheit interpretiert wurden.
Gab es das Trojanische Pferd, oder die restlichen Sieben Weltwunder wirklich?
Was gäbe es in der verbrannten Bibliothek von Alexandria alles zu entdecken?
Freud hätte ich auch so einiges zu erklären. Aber von Berühmtheiten mal ganz abgesehen, das wäre dann ja nichts Besonderes mehr, diese zu besuchen, und vor allem wenn man dann Nummern ziehen müsste und sich in eine Warteschlange einreihen müsste. Ich könnte dann all meine lang verstorbenen Verwandten besuchen, oder sie mich. Viele wären bei meiner Geburt vielleicht dabei gewesen? Gäbe es eigentlich noch Friedhöfe?
Wären Zeit und Raum getrennt? Oder könnte es passieren, dass es plötzlich „Plopp“ macht und mein UrUrUrgroßvater mütterlicherseits mit strafendem Zeigefinger kopfschüttelnd neben mir steht und meinen Geschlechtsakt mit ‚Schweinkram und Teufelswerk’ kommentiert?
Weiter zurück, ein Kindheitstraum: Dinosaurier. Die abstrakten Knochenfunde, mögen sie noch so interessant sein, doch das lebende Objekt zu sehen – das wär was.
Wie weit zurück könnte man denn überhaupt gehen? Bis zum Urknall? Oder noch weiter zurück, bis zum Anfang der Zeit? Bis zu deren Ende in die Zukunft?
Naja, dann gibt es da noch so einige Typen, deren Eltern ich am liebsten heimlich ein Kondom übergezogen hätte. Davon gibt es eigentlich in jedem Jahrhundert genug. Doch wenn ich die Geburt eines solchen Diktators, Tyrannen oder Massenmörders verhindern würde, käme dann nicht einer (vielleicht derjenige selbst) und würde wieder dafür sorgen, dass seine Zeugung/Geburt doch stattfindet, oder gab es denn in der Zukunft dann diese Monster gar nicht, so dass man sich an sie überhaupt nicht erinnern könnte?
Das finde ich immer ziemlich verwirrend, bei so einigen Filmen. Wie kann man denn eigentlich in die Vergangenheit reisen, um ein Ereignis zu verändern, wenn doch schon jemand da war um es ungeschehen zu machen? (dachte da grad an Terminator – mal ganz simpel).
Und was wäre, wenn jemand aus der Vergangenheit in die Zukunft reisen würde, und der dort seinen zukünftigen Vernichter vernichten würde? Woher auch immer er dies wissen sollte…
Die Grenzen verwischen, bei den Gedanken einer Zeitreise. Selbst wenn es in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten erst möglich sein sollte, eine Zeitreise zu unternehmen, wäre die jetzt vergangene Vergangenheit keine Vergangenheit mehr.
Es sei denn, der Zeitreisende würde sich daran halten, die Vergangenheit oder Zukunft nur als stiller Beobachter zu besuchen. Doch ob sich der Mensch nicht doch der Verlockung hingeben würde, ein winzigkleines Bisschen zu verändern? Eben grade deshalb, weil jeder so einiges in seiner Vergangenheit erlebt hat, das er am liebsten ändern oder auslöschen würde, was jedoch in die Gegenwart/Zukunft wirken würde, und dieses Ereignis ja dann wiederum gar nicht stattfinden konnte.
Daher ist es wohl gut so, dass wir es nicht können. Wir sind jeden Tag gefangen in unserer Zeit, die gleichzeitig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist. Wir haben somit doch eigentlich genug in unserer Hand, die Zeit zu verändern.
Ein wenig können wir doch eine winzige Zeitreise machen: in unserer Erinnerung können wir immer an jeden Ort, in jede Zeit zurückkehren.